Jetzt sind es schon bald zwei Wochen, die ich hier bin und so langsam bekomme ich auch das Gefühl, anzukommen.

Als allererstes wollte ich mich aber nochmal von Herzen bei euch allen bedanken, die ihr mich jetzt und auch schon seit fast einem Jahr (seit ich den Entschluss gefasst habe, einen FWD zu machen) begleitet. Danke für eure Spenden, viel mehr aber auch für eure lieben Grüße und Segenswünsche. Dass ihr an mich denkt und interessiert an meinem FWD seid, ist für mich wie ein tragendes Netz, dass mich immer wieder auffängt. DANKE dafür!

Zurück zum Erlebten:

Es ist einfach schon so viel passiert und ich versuche mal, all die kleinen schönen Momente irgendwie in einem großen Paket für euch zusammenzufassen.

Ulaanbaatar

In unserer eigenen chaotischen Art und Weise haben wir begonnen uns hier irgendwie einzuleben. Wir versuchen, möglichst viel zu schlafen, da die ungewohnt trockene Luft und die Höhe, auf der wir uns befinden (1.350m), doch etwas an der Energie zerren. Wir haben schon einen kleinen Ausflug ins Stadtzentrum unternommen, welches mit gläsernen Hochhäusern und bunten Werbebildschirmen neben riesigen Regierungsgebäuden extrem bunt und modern wirkt. Gleichzeitig aber auch massig und imposant. Ganz anders wirken da die sogn. „Ger-Bezirke“ (Jurtenviertel), in denen hunderte von Menschen ohne ausreichende Infrastruktur und Hygiene, meist in einfachen Blechhütten oder Jurten leben. Oder die Landschaft, die uns außerhalb der Stadt in den Bergen begegnet: alles ist bedeckt mit Wäldern aus Bäumen, deren Blätter sich bereits orange-gelb gefärbt haben. Überall kreuzen freilaufende Kühe und Pferde den Weg. Sowohl auf dem Land, als auch in der Stadt entdeckt man immer wieder die weißen Spitzen der Jurten, die von der Bevölkerung immer noch viel genutzt werden.

Zusammenleben mit den Salesianern

Rahel und ich wohnen im gleichen Haus mit vier Salesianern, mit denen wir bisher auch die meiste Zeit zusammen verbracht haben; einfach, weil man sich bei den gemeinsamen Gebetszeiten (morgens und abends) und Mahlzeiten nicht aus dem Weg gehen kann. Die Brüder haben uns direkt total herzlich in ihrer Gemeinschaft aufgenommen. In diesem Haus wird viel gelacht, am liebsten übereinander. Ob es Rahel ist, die als Vegetarierin angeblich das gleiche „Rabbit food“ (Hasenfutter) braucht, wie die Kaninchen, die Br. Andrew hält. Oder der indonesische Br. Werun, der chinesisches Sesamöl gekauft hatte. Als Br. Paul aus Hongkong nämlich die Inhaltsstoffe übersetzt hat, stellte sich heraus, dass es in Wirklichkeit nur herkömmliches Bratöl ist, das nur Sesamaroma besitzt.

Ansonsten teilen sich noch drei Schildkröten und zwei Hunde mit uns das Haus und den kleinen Garten davor. Und zahlreiche Zimmerpflanzen. Wie viele das sind, haben wir direkt in der zweiten Woche festgestellt, als wir – motiviert, wie wir waren – Br. Andrew nach Arbeit gefragt haben. Wir durften daraufhin nämlich die Erde aller Pflanzen im Haus (zwei Etagen!) austauschen und die Äste zu trimmen. Der Hibiskus in meinem Zimmer Zuhause überlebt eigentlich nur, weil meine Mutter sich darum kümmert, aber bisher ist noch keine Pflanze eingegangen…

Die Sprache

Nachdem wir dann bewiesen haben, dass wir mit Lebewesen umgehen können, durften wir auch mal die Kinder aus dem Heim (Caring Center) kennenlernen; – SPAAß! Dass wir immer noch nicht wirklich angefangen haben, mit den Kindern zu arbeiten, liegt daran, dass die Brüder erstmal einen Arbeitsplan für uns erstellen wollen und schauen, wo wir überall gebraucht werden. Und dann ist da noch das „kleine“ Problem mit der Sprache. Ich wusste ja, dass wir Mongolisch lernen müssen, aber war nicht ganz darauf vorbereitet, dass man ohne die Sprache wirklich GAR nicht weit kommt. Denn Englisch können hier die wenigsten. Und im Alltag reicht Zeichensprache leider irgendwann nicht mehr aus. Zum Glück wurde uns ganz schnell ein Mongolisch-Sprachkurs vermittelt und seit einer Woche haben wir jetzt jeden Tag 90 Minuten Onlineunterricht. Den haben wir auf jeden Fall nötig, denn unsere Sprachkenntnisse stehen noch ganz am Anfang. Aber es ist auch eine verdammt schwere Sprache, die uns schon so einiges Stöhnen gekostet hat. Vor allem im Zusammenhang mit der kyrillischen Schriftsprache, die wir auch neu lernen müssen. Aber im Ernst jetzt: warum gibt es einen Buchstaben für ein stummes „i“?

Die Sprache hat uns aber auch schon ziemlich zum Lachen gebracht. Zum Beispiel als wir vor einigen Tagen mit den Jungs aus dem Heim den Geburtstag von Br. Paul gefeiert haben. Den Anlass haben nämlich die Erzieher vom Heim genutzt, um uns offiziell mit einem Blumenstrauß und einer lieben Begrüßungskarte willkommen zu heißen. Als ich daraufhin auf mongolisch „danke“ (bayirla) sagen wollte, sagte ich stattdessen „bayartai“, was so viel heißt, wie „tschüss“.

Ich meine…passiert, oder?

Unsere Aufgaben

Gearbeitet haben wir bisher wie gesagt wenig und bis auf den täglichen Mongolischunterricht gibt es auch noch nicht wirklich eine Struktur in unserem Alltag. Trotzdem haben wir schon ein bisschen Zeit mit den Jungs vom Heim verbringen können, z.B. haben wir schon gemeinsam Kartoffeln geerntet, Karten für die Lehrer gebastelt (für den im ganzen Land zelebrierten „Teachers Day“ (Lehrertag)) oder beim Sportunterricht zugesehen, bei dem ein einzelner Student aus der Umgebung versucht, 20 aufgedrehten Jungs Cricket beizubringen. Auch wenn wir uns gegenseitig gar nicht verstehen, funktioniert es trotzdem irgendwie, miteinander zu kommunizieren und die Jungs geben sich auch echt Mühe und versuchen immer wieder, uns zu zeigen, was wir machen sollen. Trotzdem freue ich mich darauf, wenn ich die Sprache doch irgendwann besser beherrsche und wir uns besser verstehen können.

In Zukunft sollen wir in der angrenzenden Berufsschule auch ab und zu im Englischunterricht assistieren. Jetzt warten wir aber erstmal auf einen Arbeitsplan und dass der erste Schnee bald fällt.