🎶 Leise rieselt der Schnee … 🎶 – Na ja, dieses Weihnachtslied konnte ich dieses Jahr nicht singen, dabei aus dem Fenster gucken und weiße Bäume sehen. Stattdessen sehe ich Palmen und die strahlende Sonne. Und frieren muss ich zum Glück auch nicht, denn es sind täglich um die 30 Grad (hier der Winter 🤪). So viel Weihnachtsstimmung kam unter diesen Umständen nicht auf, trotzdem hatten wir eine schöne Vorweihnachtszeit!

Um Traditionen von zu Hause aufrechtzuerhalten, haben Lea und ich den Fathers und Paati (unsere Köchin) und auch uns beiden einen Adventskalender gemacht. Unseren haben wir an einen Weihnachtsbaum, den wir aus einer Lichterkette an unsere Tür gezaubert haben, gehängt. Von meiner Oma habe ich vor meiner Ausreise schon einen Mini-Adventskranz und eine Mini-Krippe mitbekommen. Die wurden natürlich auch aufgestellt. Zusätzlich haben wir uns noch einen eigenen Adventskranz gebastelt – mit Kokosnussschalen!

10 Tage vor Weihnachten kam Weihnachten auch langsam bei uns im Projekt an. Lea und ich durften Weihnachtswichtel spielen und alle Geschenke für die Kinder der night schools, sowie für die der Schule und für die ganzen Angestellten und Lehrer packen. Insgesamt haben wir um die 1000 Tüten gefüllt. Am Anfang hatten wir viel Spaß, mit der Zeit wurde es aber echt anstrengend. Nebenbei war ja auch noch Schule. Es wurden aber exams geschrieben. In dieser Zeit ist kein normaler Unterricht, sondern die Schüler schreiben vormittags die Tests und nachmittags haben sie Zeit zu lernen. Hier mussten wir auch manchmal aushelfen. Wir waren also gut beschäftigt.

Am 22. Dezember war dann die Weihnachtsfeier der night schools. Ca. 500 Kinder waren an diesem Tag auf dem Schulgelände und es fanden Tanz-, Schauspiel- und Redewettbewerbe statt. Hier waren Lea und ich ziemlich eingespannt. Wir haben z.B. Snacks (Kekse und Süßgetränke) verteilt, Preise für die Wettbewerbe verpackt und Geschenke übergeben. Hier kam trotzdem das erste Mal Weihnachtsstimmung bei mir auf.

Weiter ging’s am 23. Dezember mit der Weihnachtsfeier der Schule. Es wurde getanzt, ein Krippenspiel aufgeführt und Santa Claus hat natürlich auch Geschenke gebracht. Nachdem die Kinder mittags in ihre wohlverdienten Ferien gehen durften, gab es noch eine separate Feier für alle Angestellten, bei der dann die Wichtel-Geschenke übergeben wurden oder wie das hier heißt, die christmas-friend-gifts. Beim Abendessen haben wir dann noch mit unseren Fathers ein bisschen Weihnachten gefeiert. Da haben wir ihnen ein paar Weihnachtslieder gezeigt und wir waren sehr überrascht, dass sie „Last Christmas“ nicht kannten.

Zur Feier des Tages hatten wir an dem Tag auch zum ersten Mal unsere Saris an. Die Lehrerinnen haben uns netterweise in der Früh beim Anziehen geholfen, denn das Wickeln ist sehr komplex. Wir mussten um 5:45 Uhr aufstehen und es hat gut eine Stunde gedauert, bis wir fertig waren. Es hat sich aber total gelohnt. Ich habe  mich nämlich total wohl und richtig schön in meinem Sari gefühlt! 🤭

An Heiligabend selbst hatte ich echt am wenigsten Weihnachtsstimmung in der gesamten Zeit, denn der Tag war sehr anders als meine bisherigen Weihnachten. Zuerst haben wir Father Arokiam auf die Beerdigung von einem seiner Angehörigen begleitet. Wir sind allerdings zu spät gekommen, weswegen wir nur noch das Ende mitbekommen haben. Etwas schade, mich hätte es nämlich interessiert, wie sich eine indische Beerdigung von einer deutschen unterscheidet. Was ich sagen kann, ist, dass auf jeden Fall keine schwarze Kleidung getragen wird, sondern alle bunt gekleidet sind. Sonst glaube ich, dass es relativ gleich wie in Deutschland abläuft, da es eine kirchliche Bestattung war.

Danach sind wir weiter nach Ramanathapuram gefahren. Hier ist ein kleiner Traum von mir in Erfüllung gegangen: Wir waren am Strand und das habe ich mir für Weihnachten gewünscht. Da habe ich mich sehr gefreut! Weiter ging’s dann zur Pamban-Brücke, eine Eisenbahn- und Straßenbrücke, die das indische Festland mit der Pamban Insel verbindet, auf der Rameswaram liegt. Rameswaram ist einer der heiligsten Orte des Hinduismus, da dort ein sehr berühmter Tempel steht. Den konnten wir allerdings nicht besichtigen, da es schon abends war. Das schaffen wir aber bestimmt irgendwann anders nochmal, denn von Sayalgudi aus kann man gut einen Tagesausflug dorthin machen.

Nach dem Abendessen sind wir dann zu einer kleinen Dorfkirche gefahren – der eigentliche Grund, warum wir nach Rameswaram gefahren sind. Unser Father hat dort nämlich den Weihnachtsgottesdienst gehalten. Ich war ziemlich müde, denn er hat erst um halb 12 begonnen, und da er auch noch auf Tamil war und bestimmt 2 Stunden gedauert hat, bin ich fast eingeschlafen. Nach dem Gottesdienst wurde unserem Father noch gedankt, indem ihm ein Tuch umgelegt wurde (das ist eine typische Tradition in Indien). Ich war sehr froh, jetzt endlich nach Hause fahren zu können. Doch dann wurden auf einmal Lea und ich nach vorne gebeten und uns wurden auch Tücher umgelegt. Als wir dann auch noch was sagen sollten, haben wir nicht mehr als „Merry Christmas and thanks for having us.“ rausbekommen. Danach ist gefühlt noch die ganze Gemeinde zu uns gekommen, um uns die Hand zu schütteln und frohe Weihnachten zu wünschen. Tee und Kuchen haben wir dann auch noch bekommen. Irgendwann konnten wir uns aus der Menge befreien und waren schlussendlich um 3 Uhr endlich wieder zurück.

Es war also alles ziemlich anders für mich dieses Jahr, aber ich fand es super schön und habe jetzt auf jeden Fall eine Story zu erzählen!

Und jetzt wünsche ich euch allen frohe Weihnachten und einen guten Rutsch in 2025! ✨