Marie-Luise in Benin

Ein "weltwärts"-Freiwilligendienst mit Don Bosco Volunteers

Le Bénin est beau! – Benin ist schön!

31. Dezember 2017: Nach vier Monaten Arbeit darf ich Euch ehrlich sagen, dass ich mich auf einige Tage Urlaub freute. Sehr vertraut war mir doch noch der bayrische Schulferienrhythmus. Ich habe sehr viel Spaß an meiner Arbeit, dennoch lockte die Aussicht auf eine Rundreise durch Benin. Diese bereitete mir schon Wochen vorher viel Vorfreude.

Von unseren Vorgängervolontärinnen bekamen Barbara, Gina und ich Euloge, einen Touristenguide, zur Reise durch Benin empfohlen. Am 31. Dezember starteten wir dann in das Programm aus 11 Tagen abwechslungsreichem Urlaub. Bepackt mit unseren Reiserucksäcken machten wir uns auf zur Erkundungsreise in einem Land, in dem wir schon vier Monate lebten. Bisher kannte ich Cotonou und dank der monatlichen Ausflüge des Maison du Soleils (Arbeitsstelle) einige Sehenswürdigkeiten im Süden. Über den Norden hörte ich verschiedene Meinungen von den Beninern. Beispielsweise warnten mich alle meine Arbeitskollegen vor der Kälte im Norden. Dort sei der Harmattan (Saharawind) stärker und ich solle unbedingt einen Pullover mitnehmen. Noch lachte ich und fühlte mich als Mitteleuropäerin gut gegen die Kälte Afrikas geschützt.

Erstmal war ich nun gespannt auf unser Silvesterfest. In Cotonou scheint der 31.Dezemberabend wohl ähnlich wie in Deutschland abzulaufen. Auch hier ist es ein Fest mit Feuerwerkskörpern mit Freunden zusammen gefeiert.

An diesem Silvesterabend beobachteten wir zusammen den Sonnenuntergang 200 km entfernt von Cotonou in Dassa. Wir wurden spontan bei Freunden von Euloge (Guide) zum Igname Pillé kochen und essen eingeladen. Das Gericht zählt als Nationalgericht Benins und wird zubereitet aus gestampfter Yams-Wurzel, Erdnusssoße und Schafsfleisch. Es schmeckt sehr lecker, am besten ohne Besteck mit den Händen gegessen. Danach waren wir haben viel getanzt. 0:00 Uhr: Das ereignisreiche Jahr 2017 ging zu Ende. Es wurde geprägt durch die Vorbereitung auf den Freiwilligendienst mit Seminaren in Benediktbeuern und dem Praktikum bei den Don Bosco Schwestern in Stams. Es war das Jahr meines Abiturs, meiner Abkrönung als Iphöfer Weinprinzessin, meiner Abreise nach Benin,… Um nur einige Ereignisse zu nennen, die das Jahr bereicherten. Nun hörte ich aus der Ferne ein paar Feuerwerkskörper, wir tauschten unsere Neujahrswünsche aus und feierten gemeinsam das neue Jahr in dem wir mehr Zeit in Benin als in Deutschland verbringen werden. Wie startet man in so ein außergewöhnliches Jahr? – Mit

Jumpshot an der Grenze von Burkina Faso

einem Sprung in den Pool.-Richtig! Nach diesem erfrischenden Start in das Jahr 2018 folgte ein Urlaub voller unterschiedlicher interessanter und wunderschöner Erlebnisse. Wir bereisten Benin von unten im Süden angefangen in den Osten, in den Norden bis nach Burkina-Faso und in den Westen bis an die Grenze Togos.

 

Nun erzähle ich gerne anhand einiger häufig gestellten Fragen einige Eindrücke von meiner Reise aus Benin:

Hast du Elefanten, Löwen & Co gesehen?

Viele wilde Tiere, die ich vorher wenn überhaupt aus dem Zoo kannte, konnte ich während der Reise besonders auf unsrer zwei tägigen Safari im Pendjari Nationalpark in freier Natur sehen. Mit vielen Tierliedern luden wir schon auf dem Weg in den Park viele Tiere ein sich zu zeigen. Ein tolles Gefühl war es dann erst kurze Zeit auf das Dach des Safariautos geklettert die erste Elefantenfamilie zu sehen. Die Elefanten haben sich uns während der Safari sehr gerne gezeigt. Wir konnten eine Elefantengruppe beim Trinken beobachten, hatten eine große Elefantenherde etwa 40m von unserem Auto entfernt.. Insgesamt haben wir an die 100 wildlebende Elefanten gesehen haben. Mindestens doppelt so hoch ist die Anzahl der Antilopen, die wir entdeckten. Am ersten Tag hielten wir noch für Fotos von einzelnen Antilopen an. Am zweiten Tag sahen wir Antilopengruppen dann vor allem als vermeintliches Anzeichen auf einen Löwen in der Umgebung. Den König der Tiere, den wir doch so unbedingt sehen wollten,

Termitenhügel

bekamen wir aber lange nicht zu Gesicht. Wir entdeckten Krokodile, Affen, Warzenschweine, Nilpferde, wunderschöne Vögel…und glücklicherweise am 2. Tag auch einen Löwen. Ganz entspannt lag er im Schatten eines Baumes in etwa 70m Entfernung. Als er uns entdeckte beobachtete er uns wie wir sprachlos auf dem Autodach standen. Er erhob sich und verschwand langsam gehend hinter den Büschen. Sehr glücklich mit der Ausbeute unserer gesehenen Tiere verließen wir komplett eingestaubt mit rotem Sand den Pendjari Nationalpark.

Wie kann man sich die Dörfer Benins vorstellen?

Bei der Animation im Dorf

Unser Reiseführer machte es uns möglich gute Einblicke in die Abläufe und in das Leben in zwei Dörfern im Norden Benins zu bekommen. Durch das Dorf Tanéka Béri bekamen wir von einem Einheimischen eine Führung. Dort veranstalteten wir genauso wie in einem zweiten Dorf eine Animation für die dort lebenden Kinder mit Gruppenspielen, die zum Spektakel für das ganze Dorf wurden.

Die Dorfführung war eines meiner Highlights der Reise. Ganz offen und herzlich zeigte uns einer der wenigen französisch sprechenden Bewohner seinen Heimatort. Ein Dorf ohne fließendes Wasser und ohne Elektrizität. Die Familien, die aus einem meist polygam lebenden Mann mit seinen Frauen und vielen Kindern bestehen, wohnen in runden Lehmhütten. Dort schlafen sie mit Matten auf dem Boden. Wir besuchten Tanéka Béri zur Trockenzeit in der nicht geerntet wird, deshalb trafen wir im Dorf hauptsächlich alte Menschen und Kinder an. Vor allem die erwachsenen Männer verlassen zu dieser Zeit das Dorf um in den umliegenden Städten zu arbeiten. Aufgefallen ist mir das Alter einiger Dorfbewohner. In Cotonou sieht man sehr wenige alte Menschen, weil aufgrund der Luftverschmutzung und knapper und eintöniger Nahrung die Lebenserwartung in Cotonou bei ca. 55 Jahren liegt. (Der Altersdurchschnitt wird aber auch durch die Kindersterblichkeit gesenkt) Einige Kilometer nördlich von Cotonou merkte ich selbst, dass die Luft viel sauberer war. Sicherlich ist auch die Ernährung der Dorfbewohner ausgewogener bei Gemüse wie Yamswurzel und Kartoffeln  aus der eigenen „Bio“-Landwirtschaft, Fleisch von „Freilandtieren“ und Obst wie Mangos oder Papayas direkt vom Baum. Jedes Gesicht der Senioren wurde geprägt von Lachfalten an Augen und Mund. Woher die kamen erklärte sich schnell, denn von jedem wurden wir mit einem strahlenden Lachen begrüßt. Mindestens genauso herzlich begrüßten uns die Kinder. In der Stammessprache grüßte Person 1 mit „Inango“ worauf Person 2 mit „Äääh“ antwortet. Dieses „Äääh“ wurde dann von beiden noch ca. 5-Mal wiederholt während sich beider voreinander verbeugten. Ganz tief verbeugte ich mich als ich einen der vier Könige des Dorfes persönlich kennenlernen durfte. Mit Barbara und Gina hat ich die Ehre den großen, gut gekleideten, etwas korpulenten Royal in

Im Audienzsaal beim König

seiner Audienzhütte zu treffen. Durch die Übersetzungshilfe eines französisch sprechenden Bewohners konnte uns der König von seinem Zuständigkeitsbereich (Dorfverwaltung), seiner Familie (2 Ehefrauen, 10 Kinder) und von seinen Problemen und Aufgaben für das neue Jahr erzählen.

Wie sieht die Landschaft aus? Wüste?

Der Beginn der Savanne im Pendjari Nationalpark

Benin ist ein wunderschönes Land! Landschaftlich hat es einiges zu bieten. Auf unserer Reise konnten wir soweit es der Harmattan (Saharawind, der Staub und kühle Nächte mit sich bringt) zuließ viele beeindruckende Aussichten genießen. Wir passierten rote Sandstraßen,

liefen durch tropische Wälder, im Pendjari Nationalpark durchquerten wir verschiedene Savannenarten und beendeten unsere Reise mit einem Lagerfeuer am Strand. Ein traumhaftes Landschaftsbild waren zwei Wasserfälle in denen wir sogar gebadet haben. Die meiste Strecke legten wir auf geteerten Straßen, die allerdings einige Schlaglöcher hatten, zurück.

 

Das Klima variierte  während unserer Reise. In Cotonou liegt die Luftfeuchtigkeit bei über 80% während in Natitingou, einer von uns bereisten Stadt, die Rate bei 20% liegt. Das hat man auch wirklich gespürt. Tagsüber war es egal wo wir waren heiß. Einige Mal musste man sich bei solchen Temperaturen daran erinnern, dass gerade Anfang Januar ist. Nachts dachte ich aber wieder zurück an die Vorwarnungen meiner Arbeitskollegen, da hab ich tatsächlich mal die gestrickten Socken meiner Oma angezogen. 😃

Schulkinder auf dem Heimweg der Straße entlang

In den Dörfern gab es immer mindestens einen Brunnen. Dort trafen sich Frauen und Kinder. Der Dorfmittelpunkt für die Männer war meistens ein großer, schattenspendender Baum. Der Straße entlang waren durch das ganze Land hinweg Verkaufsstände für Früchte, Mais, Kohle, Getränke,… Zwischen den Orten sah man viele Menschen am Straßenrand entlang gehen ob Schulkinder in Schuluniform, Frauen mit Schüsseln mit Yamswurzeln auf dem Kopf und Baby auch dem Rücken, Hirten mit ihrer Rinderherde,… Fahrend auf den Straßen waren einige Fahrräder unterwegs, mit vielen Personen besetzte Motorräder, LKWs häufig beladen mit beninischer Baumwolle und natürlich auch Autos. Einige Male fuhren wir an Pannenautos vorbei und auch wir hatten drei kleinere Pannenbei. Bei diesen war immer Eigeninitiative gefragt.

 

Wie war die Mentalität der Einheimischen während der Reise?

Wohin wir auf unsrer Reise kamen wurden wir herzlich empfangen. Häufig wurden wir zum Tanzen eingeladen. Wenn wir der Aufforderung nachkamen wurde das Lächeln der Beniner noch größer. Interessant war es, dass jede Gegend des Landes ihren Tanzstil hat. Seit einigen Monaten haben wir in Cotonou gelernt mit den Armen und Schultern zu tanzen. Allgemein kann man für den Norden sagen, dass die Füße tanzen. So haben wir wieder viele neue Tanzschritte dazu gelernt. Ob auf Trommelrhythmen oder auf  beninische Chartmusik tanzten wir täglich im Auto, mit den Einheimischen, auf dem Safariauto-Dach… Das schöne am Tanzen ist es versteht sich jeder. Mit Worten konnten wir uns auf der Reise nicht immer verständigen, da einige Einheimische kein französisch. Sie sprachen ausschließlich ihre eigenen Stammessprachen.  Sodass sich selbst unser beninischer Reiseführer Euloge manchmal nur mit den Händen verständigen konnte.

Armes und doch so reiches Benin

In den bis dahin vergangenen vier Monaten bekam ich schon einen guten Einblick in die Kultur Benins. Während der Reise bekam ich aber nochmal einen besseren Überblick über das ganze Land. Nun kann ich nur noch überzeugter sagen:“Le Bénin est beau!“ (Benin ist schön!). Die Armut einiger Einwohner gerade in den Dörfern zeigt sich in der teilweise durchlöcherten Kleidung, in den sehr einfachen Unterkünften und am Bildungsniveau. In den Dörfern lebten viele in Lehmhütten mit Strohmatten auf dem Boden, die als Bett dienten. Bei einer Animation mit den Kindern eines Dorfes meldeten sich von ca. 60 Kindern gerade sieben Kinder, die die Schule besuchen.

Vor allem lernte ich aber noch einmal mehr den Reichtum des Landes zu schätzen. Reich ist Benin an seiner Natur. Wunderschöne und abwechslungsreiche Aussichten durften wir jeden Tag genießen genauso wie wir auch das reiche Angebot an Früchten genossen von dem auch die Einwohner profitieren. So gibt es ein großes Angebot an einheimischem Obst wie Papaya, Kokosnuss und Ananas und Früchten wie der Baobab-Frucht. Gerade in den nördlicheren Dörfern geben Regen- und Trockenzeit die Möglichkeit Landwirtschaft zu betreiben. Ein großer Reichtum des Landes ist die Kultur, die sich mir bisher vor allem durch viele traditionelle Feste gezeigt hat. Das besondere in Benin ist die Menge an unterschiedlichen Religionen, die friedlich neben- und miteinander leben. So begegnen sich ob Christen, Muslime oder Anhänger von Naturreligionen alle mit viel Lebensfreude und Offenheit. Auf der Reise haben wir einiges über Naturreligionen, besonders über den Voodoo-Glauben, gelernt. Ich bin sehr dankbar Benin für ein Jahr kennen zu lernen und habe mich sehr gefreut im Urlaub einen Überblick über das ganze Land bekommen zu haben.

 

Ich hoffe mein Bericht und die Fotos konnten euch wie versprochen etwas neidisch machen. Mittlerweile bin ich wieder komplett im Arbeitsalltag angekommen. Was meine Arbeitsstelle betrifft gab es eine große Veränderung. Von den Erlebnissen und Erfahrungen in meinen alten Arbeitsstellen, dem Maison du Soleil und der Baraque SOS, erzähle ich euch in meinem nächsten Blogeintrag.

Herzliche Grüße

Marie-Luise

 

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  1. Gudrun Wolbert

    Liebe Marie-Luise, zu Deinem heutigen Geburtstag gratuliere ich Dir herzlich und wünsche Dir für das kommende Lebensjahr, vor allem aber für Deine weiteren Monate in Benin Gottes reichen Segen und dass Du Deine Arbeit dort mit Seinem Geist erfüllt ausführen und somit tiefe innere Freude erleben kannst!!
    Herzliche Grüße aus Unterfranken
    Gudrun und die Jungs

  2. Ina Häufglöckner

    Hallo liebe Marie-Luise, von deiner Mutter habe ich diese Blog-Adresse bekommen – und bin von deinen Berichten beeindruckt. Auch wenn wir uns nicht persönlich kennen, freu ich mich für dich, dass du so eine tolle Chance in deinem Leben wahrnehmen kannst. Pass gut auf dich auf, damit Iphofen dich wieder gesund und munter zurück bekommt. Viele liebe Grüße und noch eine wunderbare Zeit in Benin.
    Ina Häufglöckner

  3. Brigitte Servatius

    Hallo liebe Marie – Luise
    Wie schön , dass Du Dein Gastland bereisen könntest und die vielen Eindrücke hier teilst !
    Dein Aufenthalt nähert sich ja gaaanz langsam dem Ende zu und ich weiß , dass Du lieben Besuch hattest und bald wieder bekommen wirst .
    In Deutschland hat natürlich der Sommer auch Einzug gehalten. Hier in B. machen die Frösche einen Höllenlärm weil sie sich bei diesen Temperaturen “ sauwohl“ fühlen, die Kinder genießen die Sonne und sind am liebsten draußen , ich glaube das verbindet alle Kids auf der Welt 😉 .
    Für Deine restliche Zeit wünsche ich Dir noch viel Freude bei „Deinen“ Kindern und ich bin sicher , dass Du soviel Wärme und Zuwendung von ihnen zurück bekommst wie Du selbst ausgestrahlst
    Ganz liebe Grüße !
    Gitte

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