Marie-Luise in Benin

Ein "weltwärts"-Freiwilligendienst mit Don Bosco Volunteers

Fröhliche Vorweihnachtszeit überall!

Liebe Blog-Leser,

hier mal einige Sinneseindrücke, die meine Vorweihnachtszeit prägen:

warme Sonnenstrahlen, hohe Luftfeuchtigkeit, ein lauer Wind, der ein paar Sandkörner und Staub mit sich trägt,Gerüche nach Treibstoff, frischen Früchten wie Orangen, Urin, frischem Fisch und etwas Meerluft,Lärm von den vielen Fahrzeugen, lautes Hupen, Trommelrhythmen, lachende und singende Menschen, französische Wörter, fremde Worte auf der Stammessprache Fongbe,viele bunte Stoffe, Farb- und Musterkombinationen sind dabei keine Grenzen gesetzt.

So fühlt es sich an mitten in Cotonou am 12.Dezember an. Ein frischer Wind weht mir um die Nase. Der Harmattan ist angekommen. Das ist ein Saharawind, der Sand und viel Staub mit sich bringt. Was vor aber allem für die Beniner das gravierende ist: Der Wind Bringt „Kälte“ mit sich. Tatsächlich trage auch ich am Morgen für die Fahrt mit dem Mototaxi gerne eine Strickjacke. Bei Temperaturen von 28° C sind Pullover, Winterjacken oder Strickmützen wie sie hier nun einige Einheimische tragen meiner Ansicht nach trotzdem etwas übertrieben.

In allen Einrichtungen werden seit einigen Wochen fleißig die Vorbereitungen für Weihnachten getroffen. Dabei bin auch ich fest integriert. Mit weihnachtlichen Girlanden in bunten Farben dekorieren wir zum Beispiel gerade die Baracke.

 

Leise rieselt der Schnee

Trotz all den Vorbereitungen und Planungen kann ich es gar nicht richtig glauben, dass Weihnachten kurz bevorsteht. Während ich Fotos von verschneiten Landschaften aus Deutschland geschickt bekomme, sind es bei mir trotz Harmattan sommerliche Temperaturen. Die vertrauten Gerüche rundum Weihnachten fehlen. Kein Glühweinduft, kein Tannenzweigenduft, kein Plätzchenduft, denn Weihnachtsplätzchen gibt es hier überhaupt nicht. Dafür kommen ganz viele neue Eindrücke dazu. Da ich selbst Weihnachten auch noch nie in Benin gefeiert habe, habe ich meine Infos aus Erzählungen von Einheimischen: Von Euloge dem Türsteher unseres Geländes, von Oudette* einem Mädchen aus dem Mädchenheim, Anna* einer jungen Mutter aus dem Maison du Soleil, Tata Claudine eine Erzieherin aus der Baraque SOS, Clement einem Fischer aus einem Fischerort und noch vielen anderen Menschen. Das Fragen hat wirklich Spaß gemacht, denn wenn von „la fête“ also dem Fest gesprochen wird funkeln die Augen wirklich bei jedem. So war eine meiner ersten Fragen immer welche Temperaturen es an Weihnachten hat. Eine genaue Zahl konnte mir da bisher noch niemand nennen, aber jeder sagte: „Es wird kalt sein“. Ich bin mir aber sehr sicher, dass Beniner davon eine etwas andere Vorstellung haben als ich. Bei diesen äquatorialen Klimabedingungen muss die Frage nach weißer Weihnacht nicht gestellt werden und so kann sich wirklich auf Weihnachten konzentriert werden. Allerdings gehört auch hier der Konsum zu Weihnachten. Vermehren sich die letzten Tage doch die Verkaufsstände für Kinderspielsachen und vor allem an den Stoffständen ist deutlich mehr los als normalerweise. Jeder möchte sich noch neu einkleiden auf das Weihnachtsfest.

Oh Tannenbaum

Fichte oder Tanne? – Welcher Baum wird hier dekoriert. In den letzten Tagen säumen sich die die Straßen mit Verkaufsständen für Plastikweihnachtsbäume. Zugegeben sehr kitschig mit glitzerndem Kunstschnee und mit Girlanden in vielen bunten Farben geschmückt. Anna*, eine Mutter aus dem Maison du Soleil, erzählte mir, dass es bei ihr zuhause einen echten Baum als Christbaum gibt mit Blättern und Blüten. Das fand ich schon eine viel schönere Vorstellung, denn warum muss es denn unbedingt ein Nadelbaum sein.

Unter einen Christbaum gehört auch eine Krippe, doch welche Hautfarbe haben die Figuren? Auf allen Bildern die man hier von Maria und Jesus sieht, sind sie als Weiße abgebildet. Die Mädchen aus dem Mädchenheim haben mir auch selbst versichert, dass für sie die heilige Familie weiß ist. Einige konnten das sogar so begründen, dass die Leute dort wo Jesus herkommt auch hellhäutig sind.

Tannenzweige gehören in Deutschland schon zur Vorbereitung auf Weihnachten zum Beispiel im Adventskranz. Einen Adventskranz gibt es hier nicht. Auch in der Kirche wird am Adventssonntag keine Kerze angezündet. Genauso gibt es für mich selbstverständliche Adventsrituale hier nicht. Am 6. Dezember war ich zum Beispiel sehr verwundert als der Nikolaus nicht zu den beninischen Kindern kam. Auch von einem Adventskalender hat hier noch nie jemand etwas gehört. Die Vorstellung von so einem Kalender mit täglich Schokolade oder kleinen weihnachtlichen Geschenken hat aber jedem sehr gefallen als ich davon erzählte.

Oh du Fröhliche

Der 24. Dezember wird in den christlichen Familien hauptsächlich vom Kirchgang bestimmt. Darauf freuen sich auch schon alle. Auf dem Weg in die Kirche wird schon gesungen und getanzt und dann ungefähr 3 Stunden bis in die Nacht Christmette gefeiert. Geschenke sind hier etwas was die Kinder bekommen. Diese werden schon in den Tagen vor Weihnachten in den Kindergärten und Schulen von „Père Noel“ also dem Weihnachtsmann verteilt. Wichtig war es allen mir zu sagen, dass es auch viele Kinder gibt, die aufgrund der Armut ihrer Familien keine Geschenke bekommen. Auf die Frage ob auch Erwachsene Geschenke bekommen, antworteten die Beniner vorwurfsvoll: “Weihnachten ist doch ein Fest für die Kinder“. Den Erwachsenen reicht durch ihren tiefen Glauben hier der Gedanke an Jesu Geburt um kräftig zu feiern. Am 24.Dezember sowie an den Weihnachtsfeiertagen danach gibt es in den beninischen Familien ein feines Gericht, das allen schmeckt. Allerdings variiert das von Familie zu Familie. Häufig gibt es beispielsweise Fisch mit Reis.

Ihr Kinderlein kommet

Bei mir wird Weihnachten so ablaufen, dass ich schon in der Woche vor Weihnachten im Weihnachtsfeierfieber sein werde. Jedes Projekt gestaltet für die Kinder und Jugendlichen ein Weihnachtsfest. Gestartet wird am 3.Adventssonntag mit einer Feier aller Angestellten der Projekte der Don Bosco Schwestern.

Außerdem werde ich gemeinsam mit meinen Mitvolontärinnen Barbara und Gina am Weihnachtsfest der Baraque SOS mithelfen. Seit Wochen wird ein Krippenspiel und ein Tanz eingeübt. Vor der Aufführung vor 300 Gästen, mit Marktverkäufern, Politikern, Spendern und vielen mehr sind alle schon sehr aufgeregt. Hier gibt es einen einheitlichen Stoff, den das Personal der Baracke zur Feier trägt. Auch ich werde mir aus diesem Stoff ein Kleid nähen lassen.

Weiter geht es mit einer Weihnachtsfeier im Mädchenheim. Auch hier erwartet uns ein einstudiertes Krippenspiel und Tänze. Mit meinen Mitvolontärinnen bin ich dafür schon am Einüben von deutschen Weihnachtsliedern, da auch wir etwas aufführen sollen.

Natürlich macht auch das Maison du Soleil, meine Vormittagsarbeitsstelle, eine Weihnachtsfeier. Wir feiern mit den Babys und ihren Müttern zusammen mit den Jugendlichen des dazugehörigen Ausbildungszentrums. Für alle Weihnachtsfeiern ist eines jetzt schon sicher: Sie werden von viel Gesang, Trommelrhythmen und Tanz begleitet werden.

Über Weihnachten sind die Projekte der Don Bosco Schwestern geschlossen, sodass auch ich Urlaub habe. An Heiligabend werde ich gemeinsam mit den Mädels aus dem Mädchenheim in die Messe gehen. Gemeinsam mit Gina und Barbara wird es eine Bescherung in unsrer weihnachtlich geschmückten Wohnung unterm kleinen Plastikweihnachtsbaum geben. Zusammen mit einigen Schwestern und den Präaspirantinnen feiern wir mit einem festlichen Essen und einer kleinen Bescherung.

Das waren nun alle Informationen, die ich bisher zusammen getragen habe, nach Weihnachten folgt selbstverständlich ein neuer Eintrag zu Weihnachten in Benin, wenn ich es dann auch wirklich erlebt habe.

Viele vorweihnachtliche Grüße aus Benin! Ich wünsche allen eine ruhige und besinnliche Adventszeit und ein fröhliches Weihnachtfest.

Marie-Luise

Uns geht es sehr gut!-Das 1.Adventswochenende haben wir am Strand in Grand-Popo genossen

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  1. Uta Döbrich

    Liebe Marie Luise, am Montag habe ich im adventlich geschmückten Innenhof der Bäckerei deines Bruders viel Interessantes über Dich u. Deine Arbeit in Benin erfahren. Ganz begeistert klang dein Bericht. Jetzt wünsche ich dir weiterhin soviel Engagement,,ein schönes, wenn auch anderes Weihnachtsfest mit Deinen Mädels.Ganz liebe Grüße mit den besten Wünschen Uta Döbrich

  2. Eva

    Liebe Marie-Luise,

    ich lese immer wieder begeistert deine Blogeinträge und fühle mich um 12 Jahre zurückversetzt in meine Zeit damals in Südafrika.
    Dein Empfinden der fehlenden Weihnachtsgerüche und der „gewöhnungsbedürftigen“ Temperatur zu Weihnachten kann ich nur allzugut nachvollziehen! 😀
    Ich wünsche dir noch weiterhin eine tolle und unvergessliche Zeit, mit vielen schönen Begegnungen!
    Genieß das Weihnachtsfest und lass es dir gut gehen mit deinen Mädels!
    Liebe Grüße,
    Eva

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