Das ist wohl die Frage, die mir im Moment am häufigsten aus Deutschland gestellt wird. Wie aber soll man das in einer einfachen Whats-App Nachricht, einer E-Mail oder in einem Telefonat erklären oder beschreiben. Kurz könnte man es wohl mit: „Es gibt sehr viele Unterschiede, aber auch einige Gemeinsamkeiten.“ zusammenfassen. Diese Antwort würde wohl den meisten nicht reichen, deshalb möchte ich diesen Blogeintrag nutzen um meine ersten Eindrücke aus Cotonou, so gut ich kann, zu beschreiben.
Kommen wir also nun zu dem was euch liebe Blogleserinnen und-leser wohl am meisten interessiert: Und wie ist ES?
Und wie ist die Stadt?
Überwältigend – atemberaubend – mit ganz viele Gesichter – ganz anders als ich sie mir vorstellen konnte
Die Stadt Cotonou hat ungefähr 700.000 Einwohner. In Deutschland würde das ganz grob der Einwohnerzahl von Frankfurt am Main gleichen. Ich sollte es mir nicht wie eine Großstadt in Deutschland vorstellen, so wurde es mir vorher schon gesagt. Totzdem hörte ich während meiner Vorbereitung vor allem von den ehemaligen Freiwilligen so widersprüchliches über Cotonou. Dass es eben genau so widersprüchlich sein wird, hatte ich nicht in Betracht gezogen. Direkt neben einer für deutsche Verhältnisse ganz normalen Apotheke oder einem Supermarkt ist eine Tankstelle. Diese Tankstellen sind hier kleine Hütten bei denen aus alten Glasflaschen Treibstoff aufgefüllt werden kann, als Preisanzeige dienen Kanister, die an den Straßen stehen. Direkt von der geteerten großen Straße geht es in die Sandwege an denen die Menschen in noch nicht fertig gebauten Häusern wohnen. Bei einer 15-minütigen Zemfahrt kann man hier durch Wohnviertel kommen in denen viele Tiere wie Hühner, Ziegen oder sogar Schweine auf den Wegen aus Sand herumrumlaufen und es große Müllberge gibt, aber dann gleichzeitig auch an den großen Gebäuden mit gepflegten Gartenanlagen in den reicheren Vierteln. Wie hätte ich mir das also auch vorstellen können. Aber jetzt wo ich es jeden Tag sehe, kann ich es euch beschreiben: Es gibt wenige geteerte Straßenabschnitte, die großen Straßen sind gepflastert alle kleineren Straßen sind Wege aus Sand. Im Verkehr wird mit annähernd einer einzigen Regel gefahren: Wer hupt hat Vorrang! So fahren auf den Straßen wenige meist ältere Autos, sehr viele Motorroller und viele Zems (Motorrollertaxis) hupend, rechts überholend, reich bepackt an vielen Menschen oder an viel Gepäck, einfädelnd über die Gegenspur, Löcher umfahrend, durch die Straßen Cotonous. Die Zems (sichtbar durch die gelben Hemden) werden als eine Art öffentliches Verkehrsmittel genutzt um sich in der Stadt zu bewegen.
Ansonsten säumen die größeren Straßen viele unterschiedliche Geschäfte wie Handygeschäfte oder Schreibwarenläden, daneben gibt es einige Essensstände und dazwischen immer Verkäufer, die Waren wie Kleidung, Obst oder Schmuck herumlaufend von ihrem Kopf herunter verkaufen.
Und wie ist das Wetter?
Gerade ist hier in Benin die kleine Regenzeit, die große steht uns im Frühjahr bevor. Hin und wieder fallen deshalb Sätze, die man wohl so nicht erwartet hätte: „Heute ist‘s aber recht frisch.“ „Also ich habe meine Regenjacke eingepackt.“
Aufgrund der Lage direkt am Meer weht durchgängig ein leichter Wind. Die Temperaturen sind momentan zwischen 25 und 30 Grad Celsius bei einer hohen Luftfeuchtigkeit. Hin und wieder treten kurze aber starke Schauer auf. Auch einen richtigen Regentag hatten wir schon. Wenn die Sonne dann aber hinter den vielen Wolken hervor kommt ist es richtig heiß.
Und wie ist die Wohnung?
Gemeinsam mit meinen Mitvolontärinnen wohne ich hier im Viertel Zogbo auf dem großen Gelände der Don Bosco Schwestern. Ebenfalls auf dem Gelände sind eine weiterführende Schule, das Mädchenheim, Büros für die Angestellten, wie Sozialarbeiter, und das Haus der Schwestern. In dem Haus wohnen die Schwestern der Gemeinschaft, mit Speisesaal und ihren Büros, daran angeschlossen ist auch eine Kapelle für ihre Gebete. In einem Teil des Obergeschosses wohnen Gina, Barbara und ich in einer WG. Wir haben eine schöne Wohnung mit noch 3 weiteren Betten, die im Moment nicht belegt sind. Jede Nacht schlafen wir in einem Himmelbett, also eigentlich einem Bett mit Moskitonetz gegen die malariaübertragenden Mücken.
Und wie ist das Essen?
Das ist ein bisschen eine Glückssache was man erwischt, so sind mal überraschend leckere Gerichte dabei und eben auch Andere. 😉 Sodass ich für die Mahlzeiten schon gewisse Tricks entwickelt habe z.B. von allem immer nur ein bisschen zum Probieren auf den Teller zu nehmen und immer einen Teil Reis unbedeckt von der Soße zu lassen, wenn ich die Schärfe unterschätzt habe.Frühs essen wir bedingt durch den französischen Einfluss Baguette und Marmelade gemeinsam mit den Schwestern. Unter der Woche werden wir von den Küchenazubis aus dem Maison de l’Espérance, dem Ausbildungszentrum, mit europäischen und beninischen Gerichten bekocht. Samstags und sonntags essen wir zu Mittag bei den Schwestern. Meistens gibt es Hühnchen oder Fisch mit Reis und Nudeln. Auch italienische Gerichte gibt es häufiger, was besonders die drei italienischen Schwestern freut. Am Abend essen wir bei den Schwestern, in unserer Wohnung oder bei den Foyer-Mädchen immer warme Gerichte. Häufig gibt es Früchte wie Avocado, Papaya, Ananas oder Wassermelone dazu.
Und wie ist die Kommunikation?
Die Amtssprache Benins ist Französisch. Ein großer Teil der Bevölkerung spricht sie jedoch aufgrund fehlender Schulbildung überhaupt nicht. Deshalb verständigen sie sich in ihrer eigentlichen „Muttersprache“ Fongbe. Momentan bin ich noch dabei mich an das Französisch mit beninischem Akzent zu gewöhnen. Wichtig ist aber auch das Fongbe Lernen, da vieler der Kinder mit denen ich zusammenarbeite kein Französisch verstehen. So lernt man Wort für Wort angefangen mit Begrüßungsformeln und häufig vorkommenden Wörtern eine Sprache, die uns mit ihrer Melodie ein bisschen an Chinesisch erinnert.
Und wie ist die Mentalität?
Von den Menschen hier in Benin bin ich sehr begeistert. Sie sind hilfsbereit, freundlich und sehr offen. Vor allem strahlen die Beniner eine wunderbare Lebensfreude aus und leben in ihrem eigenen Lebenslied. Jeder hier kann tanzen und hat Rhythmusgefühl.
Als „Yovo“, also Weißer, fällt man hier sehr auf. Beim Laufen durch kleine Straßen zwischen den Wohnhäusern fühlt man sich als kleiner Star, da viele Menschen auf uns aufmerksam werden. Dann freut sich jeder von ihnen, besonders die Kinder, über eine freundliche Begrüßung, ein Winken oder ein Lächeln.
So konnte ich jetzt hoffentlich mit meinen Eindrücken einen guten Einblick geben, wie es ist.
Meine Eindrücke sammelte ich jetzt in meinen ersten beiden Wochen hier in Cotonou. Es kann also gut sein, dass sich Manche später noch als oberflächlich herausstellen. Die Eindrücke durfte ich in der ersten Woche bei verschiedenen Führungen durch die Projekte und in meiner ersten Arbeitswoche sammeln.
Mir geht es hier sehr gut und ich fühle mich wohl. Gerade bin ich wirklich schon dabei mich langsam ein zu leben. Zu meinem nächsten Arbeitstag nehme ich meine Fotokamera mit um euch meinen Tagesablauf bildlich zu zeigen. Natürlich dann auch mit Erklärungen dazu. Seid gespannt!
Bis bald,
Marie-Luise
Jutta-Eva Mama 😊
Hallo Mary Lou 😗ich werde deinen Blog mit Freude verfolgen und schicke dir liebe Grüße aus der Heimat