Seit meinem letzten Blog ist einige Zeit vergangen und somit ist auch tatsächlich einiges passiert, wovon ich jetzt berichten kann. Dazu zählt vor allem ein atemberaubender Ausflug nach Samaipata.
Erlebnisse auf der Arbeit
Meine Arbeit bot in den letzten Wochen nur wenige Abwechslungen. Die Chefin und zwei der Educadoras hatten Geburtstag, was jeweils mit einer etwas extravaganteren Merienda gefeiert wurde, meist mit Kuchen. Auch bastelte ich für diese Anlässe mit den Kindern Geburtstagskarten, was manchmal ziemlich chaotisch war. An einem der weniger geregelten Tage hatte ich Zeit mit den Kindern zu tanzen, dabei hatte ich sehr viel Spaß. Auch die wöchentlichen Schwimmbadbesuche waren bisher immer eine schöne Abwechslung zum altgewohnten Arbeitstrott. Für eine Aktion, welche auf den Wert des Wassers für den Menschen aufmerksam machte, bastelte ich zusammen mit Lorena Wassertropfenkostüme für einige der Kinder. Eine etwas unangenehmere Abwechslung war das allmonatliche auskämmen der Läuse der Mädchen, vor allem weil die Anzahl dieser Tiere bei manchen Mädchen enorme Ausmaße annahm. Ich will mir gar nicht vorstellen wie sehr sie darunter gelitten haben. Da gestern das Schwimmbad durch eine Volkszählung, bei der niemand das Haus verlassen durfte, ausfiel, flochten Anna und ich mit den Kindern zusammen Armbänder. Dabei lernte ich mehr von den mädchen als sie von mir.
Die Sache mit dem Visum…
Auch den Kampf um mein Visum führte ich in den letzten Wochen eisern weiter. So beantragte ich für viel zu viel Geld ein neues Führungszeugnis bei Interpol. Nach einem weiteren Fehlschlag, welcher durch ein falsches Datum auf einem meiner Dokumente zustande kam, hielt ich das Visum endlich in meinen Händen. Jetzt fehlt nur noch der bolivianische Ausweis, welchen ich mit meinen Mitvolontären nächsten Dienstag beantragen werde.
Was im Voluntärshaus und Umgebung so passiert ist
Zwischenzeitlich nahmen wir zwei Babykatzen bei uns im Voluntärshaus auf und wir kümmerten uns meines Erachtens nach wirklich gut um sie. Trotzdem verließen sie uns leider schnell wieder. In einem englischsprachigen Kino schauten wir uns zusammen den Film Dune an. Ich war sehr froh darüber einmal einen Film auf Originalsprache im Kino zu sehen, vor allem weil es ein so guter Film war. Mit Anna ging ich an einem meiner freien Tage zu einem Bazar, der vom Hogar Don Bosco veranstaltet wurde. Dort wurden wir beide fündig und stockten großzügig unsere Gaderobe auf. Letzte Woche kam Annas Bruder zusammen mit seiner Freundin zu Besuch, nachdem beide mit Anna Urlaub in Peru gemacht haben. Allerdings blieben sie nur für kurze Zeit bei uns. Seit der Vorletzten Woche habe ich damit angefangen regelmäßig vor der Arbeit zu trainieren, teils mit und teils ohne meine Mitmenschen, um meine Freizeit etwas sinnvoller zu verbringen als bisher.
Neue Orte in meiner inneren Stadtkarte
Mi der Hilfe von Max entdeckte ich neulich einen großen Markt, der den Namen Mercado Abasto trägt. Dort gibt es innerhalb der teils verwinkelten Gassen wirklich alles zu kaufen was man braucht und das sogar günstiger als bei „unserem“ Markt, wo wir uns normalerweise verpflegen. Auch besuchte ich zwei mir neue Stadtparks, welche eine wirkliche Erholung vom dauerhaft gleichen Stadtbild waren. Beide Parks benutze ich als Orte zum Zeichnen und Lesen, wenn ich Zeit dazu finde. Auch meine Kunstleidenschaft weiß ich hier mittlerweile zu befriedigen. Im Stadtzentrum fand ich eine sehr hübsche Galerie, welche ausschließlich Bilder von südamerikanischen Künstlern ausstellt. Etwas weiter am Stadtrand gibt es auch das Café ,,Ateneo de Campo“, eine Kombination aus Kunstgalerie und Café. Die dort ausgestellten Bilder waren allesamt wunderschön. Dort werden auch Kunstkurse angeboten, welche mir aber leider zu teuer sind.
Exkursion nach Samaipata
Letzte Woche machten wir einen Ausflug nach Samaipata. Das ist ein sehr schönes Dorf, welches relativ in der Nähe von Santa Cruz liegt. Als wir dort ankamen regnete es in Strömen, weshalb wir uns vorerst in ein Restaurant setzten und uns später wegen der Kälte Alpakawollpullis kauften. Später war das Wetter mehr auf unserer Seite, wodurch wir die Chance hatten das Dorf ein wenig zu erkunden. An einigen Häusern waren hübsche Wandgemälde, die Straßen waren sauber und egal in welche Richtung man sah war der Horizont geschmückt von grün bewachsenen Bergen. Nach einiger Zeit gingen wir in unsere Herrberge, deren Eigentümer witzigerweise aus Deutschland kam. Dieser gab uns einige Empfehlungen, was man in Samaipata alles unternehmen kann. Später machte ich einen Spaziergang in Richtung der nächstgelegenen Berge. Einen davon bestieg ich indem ich einem Trampelpfad nach oben folgte und als dieser sich verlor querfeldein lief. Der atemberaubende Ausblick war jede Anstrengung wert. Nach dem Abstieg ging ich noch ein wenig weiter durch die Natur und durch Teile des Dorfes. Am Abend gingen wir zusammen zu einem Mexikanischen Restaurant, wo sogar Lifemusik für uns gespielt wurde, die uns den heiteren Abend noch mehr versüßte.
Tags darauf genossen wir zuerst ein sehr reichhaltiges Frühstück, bevor wir unsere Zimmer räumten und uns dann ins Dorfzentrum begaben. Von dort aus fuhren wir mit Motorradtaxis zu der Inkaruine El Fuerte. Bei der Fahrt hatte man einen wunderbaren Ausblick auf die umliegenden Berge und die größtenteils von Menschen unberührten Wälder. Allerdings war mir das Fahren ohne Schutzhelm an manchen Stellen doch etwas suspekt, vor allem als mein Fahrer mit einem anderen eine Art Wettlauf veranstaltete. Die recht überschaubaren Ruinen bestanden aus einem rituell behauenen Felsen und einigen Grundrissen von kolonialzeitlichen Häusern. Den Rückweg von El fuerte legten wir zu Fuß zurück und dabei flog ein Schwarm grüner Papageien direkt über unsere Köpfe. Es war allgemein eine schöne Wanderung, die den Sonnenbrand wert war, der uns alle später ein wenig quälte.
Schreibe einen Kommentar