Letzte Woche Samstag fand ein Zusammentreffen aller Hogare statt. Es ist wohl ein Highlight für viele der Kinder und Jugendlichen, da sie an diesem Tag all ihre Freunde wiedersehen konnten, welche in andere Unterkünfte versetzt wurden. Der Tag begann mit einer gesangsreichen Messe. Darauf folgten zahlreiche, teils sehr eindrucksvolle Tanzeinlagen, mit welchen sich die verschiedenen Hogare repräsentierten. Am frühen Nachmittag fand dann ein Basar statt, bei dem auch ich eingeteilt war. Dort konnten sich die Kinder mit durch Spiele erworbenen Tickets Spielzeuge wie Barbies, Plüschtiere, Spielzeugautos usw. kaufen. Anfangs war das Durcheinanderschreien der Kinder sehr überfordernd für mich und mein verbesserungsfähiges Spanisch, irgendwann fand ich mich aber doch zurecht. Später aßen wir zuhause Egg Fried Rice, bevor wir mit einigen der Educadores noch in eine ausgingen um den Tag ausklingen zu lassen.
Die drei darauf folgenden Tage war ich erst einmal krank. Glücklicherweise werden wir Voluntäre kostenlos von den Hogarärzten behandelt, weshalb ich schnell mit Medikamenten versorgt wurde. Zusätzlich ernährte ich mich von selbstgekochter Suppe und gönnte mir Ruhe um schnell wieder gesund zu werden. Zeitgleich versanken meine deutschen Mitvoluntäre in ihrer Reisevorbereitung und verabschiedeten sich schließlich in ihren wohlverdienten Urlaub. Als sie weg waren unterhielt ich mich häufig auf Bastelspanisch mit der ebenfalls kranken Lorena über Gott und die Welt. Es war schön, nicht alleine zu sein. Mit den verbliebenen Voluntären schaute ich öfter Filme, wir aßen zusammen und auch sonst wussten wir uns zu beschäftigen.
Am Mittwoch fühlte ich mich endlich wieder gesund genug um zu arbeiten. Da die Ferien nun vorbei waren, half ich den Kindern nun bei ihren Hausaufgaben. Während die Jüngeren sich mit Schreibübungen beschäftigten, plagten sich die Älteren mit Rechenaufgaben. Ich muss ehrlich zugeben, dass die meisten Kinder hier eine hübschere Handschrift haben, als ich in deren Alter hatte. Für diejenigen, die schon eher fertig waren, zeichnete ich wieder Bilder zum Ausmalen vor. Nach den Hausaufgaben spielten wir ein wenig und ein paar Kinder posierten für ein Dankesfoto für Spender aus Saalfeld. Später beteten wir noch ein Rosenkranzgebet, welches sich nach meinem Zeitgefühl endlos in die Länge zog. Darauf folgte das Abendessen und schließlich war es Zeit für die Kinder schlafen zu gehen. Ich erhielt den Auftrag aufzupassen, dass die Kinder im Bett blieben, was durch meinen geringen Autoritätsstatus nur semigut funktionierte.
Am Donnerstag ging ich zur deutschen Botschaft in Santa Cruz um einige organisatorische Dinge zu klären. Auf dem Weg dahin, den ich zu Fuß zurücklegte, stellte ich fest, wie dreckig die Luft in Santa Cruz ist. Unwillkürlich stellte ich mir vor, wie es den vielen Straßenkindern ergehen musste, die diesem Großstadtdunst Tag und Nacht ausgesetzt waren. Dieser Gedanke bewegte mich den ganzen Tag lang. Trotz der Sentimentalität beschloss ich mit Maria am Samstag zum Karneval zu gehen, da dies hier in Bolivien wie in vielen anderen südamerikanischen Ländern ein Highlight ist. Deshalb tauschte ich meinen zweiten freien Tag für diese Woche von Freitag auf Samstag, weil ich mir dieses einmalige Erlebnis nicht entgehen lassen wollte.
Der Freitag begann mit strömenden Reagen, welcher die Luft reinigte und die langsam verdorrenden Pflanzen wieder zum Leben erweckte. Die Arbeit gestaltete sich recht deckungsgleich zum Mittwoch, abgesehen davon, dass mir die Mädchen beim Waschen ihrer Kleidung stolz ihre Seifenblasenkünste zeigten, was sehr süß mit anzusehen war. Abends kochte Marco für uns verbleibende Voluntäre ein leckeres, typisch equadorianisches Gericht.
Nun kam endlich der lang ersehnte Samstag – Tag des Karnevals. Zusammen mit Maria fuhr ich am frühen Abend in einen Außenbezirk der Stadt, dort sollte nämlich die Parade stattfinden. Langsam füllte sich der Platz mehr und mehr mit Menschen. Wir holten uns etwas zu essen und ein paar Biere, dann begann auch schon der Festzug. Tausende bunt gekleidete Tänzer und Tänzerinnen füllten die Straße, es wurde viel gejubelt und das Publikum besprühte sich gegenseitig mit Seifenschaum. Einige Stunden sahen wir diesem regen Spektakel zu, bis wir irgendwann beschlossen mit Marco und einem seiner Freunde noch weiterzuziehen. Nach einiger Zeit des Suchens entschieden wir uns für einen Club im Stadzentrum, wo wir uns die Seele aus dem Leib tanzten und alle Lieder die wir kannten lautstark mitsangen. Für uns endete der Karneval erst in den frühen Morgenstunden.
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