Keiner hat daran geglaubt, dass es dieser Blogeintrag noch einmal in die Öffentlichkeit schafft (mit keinen meine ich Anne).

Aber hier ist mein Blogeintrag über das Summercamp und alles, was seit dem passiert ist.

Summercamp war auf jeden Fall eine wilde Sache. Die Kinder haben den ganzen Mai und Anfang Juni aufgrund der Hitze schulfrei. Da nicht alle Kinder in dieser Zeit zu ihren Familien können, gibt es das Summercamp im Chiguru. Das Internat ist das größte Navajeevan Projekt und kann deshalb auch auf entspannti 150 Leute unterbringen. Dazu zählen unter anderem neben den Kindern aus den Projekten auch Kinder aus den umliegenden Slums, die auch am Summercamp teilgenommen haben.

Unser Job war es, die Kinder unter 10 zu betreuen (10 Jahre war da aber irgendwie auch nur ein Richtwert. Die Hälfte war safe älter). Wir haben das gemacht, was wir mittlerweile wie im Schlaf können. English class, Math class und drawing. Da das allerdings leider nicht ausreicht um 40 Kinder 10 Stunden zu bespaßen, wurden sich von uns jeden Abend noch wilde Bastelaktionen und Ähnliches aus dem Arsch gezogen, was meistens in mehr oder weniger großem Chaos endete. Aber wir haben alles durchgezogen, egal ob es die geplante Olympiade war, die wir sechs Mal verschoben haben, oder der Waterfight, der uns verboten wurde, nachdem schon alle Kinder klitschnass waren, oder die Bastelaktionen, die in Farbschlachten auf dem Klo endeten oder das Backen von Pfannkuchen, was tatsächlich erstaunlich gut und reibungslos geklappt hat. Außerdem wurde eine Menge getanzt. Ganz zu meiner Freude. Denn tanzen mach ich ja bekanntlich am liebsten und wenn ich nicht den besten Hüftschwung auf der Welt habe, wer hat ihn dann? Es gab auch noch ne Menge wilde Aktionen und Ausflüge. Ein Tanzlehrer, der mich unbedingt in einem seiner neuen Bewegtbildproduktion haben wollte (allerdings nur bis zu dem Moment an dem er gesehen hat, wie ich tanze), ein Töpferkurs, ein Ausflug in eine Naturheilanstalt und natürlich unser aufwendig geplanter Ausflug in den Freizeitpark. Wir vier können nichts besser als planen und deshalb war dieses Projekt auch an keinem Moment zum Scheitern verurteilt. Aber egal, wir haben es irgendwie gewuppt und alle hatten eine Menge Spaß. Zum Ende des Summercamps gab es dann noch eine Abschlussveranstaltung, zu der in guter indischer Manier jeder noch einen auftanzen durfte. Natürlich auch wir Volontäre. Nachdem wir uns bei allen unseren letzten Tänzen aufs Übelste blamiert hatten, haben wir uns dieses Mal vorgenommen, extra früh mit den Proben anzufangen und einen guten Tanz hinzulegen. Ja was soll ich sagen. Zwei Tage vorher saßen wir zu dritt völlig verzweifelt auf meinem Zimmerboden, ohne Tanz oder Idee, was man an zwei Abenden halbwegs gut noch einstudieren kann. Dazu kommt nämlich noch, dass wir leider alle von Gott weder mit Taktgefühl noch mit Tanztalent gesegnet wurden. Unser Remix aus zwei indischen Liedern und einer kurzen Hardstyle Passage (für die deutsche Kultur oder so) war auf jeden Fall wild und traf zum Teil auf sehr viel Verwirrung. Aber nach aktiver Analyse würde ich sagen, es war trotzdem besser als alles, was wir vorher präsentiert haben.

Dann war das Summercamp auch schon wieder vorbei und nach all dem Schwitzen und dieser ganzen Arbeit brauchten wir erstmal zwei Tage Urlaub in Chennai.

Jetzt sind wir alle wieder in unserem normalen Arbeitsalltag. Unser Plan, endlich mal wieder Ordnung in unsere Arbeit zu bekommen, ist dann aber auch direkt gescheitert, denn Engjell musste ja unbedingt Malaria bekommen (er hat’s überlebt, ihm geht’s gut, wir sind an dem Punkt, an dem wir drüber lachen, zumindest Anne, Barbara und ich). Damit waren unsere wundervollen Zweierteams und die damit herrschende Ordnung wieder im Arsch. Daraus resultierte eine tägliche Diskussion zwischen Anne und mir, ob wir ins Deepa Nivas oder in die Community fahren. Mittlerweile gibt es wieder etwas Ordnung und wir versuchen, das Beste aus den letzten eineinhalb Monaten zu machen und dann ist meine Zeit in Indien auch einfach schon wieder vorbei.

Nach so einer langen Zeit gewöhnt man sich an so einige Dinge und empfindet manche Dinge auch nicht mehr als ganz so schlimm. Dazu zählen zum Beispiel, dass rumgespringe der Kinder auf mir, während mir ein Fluss an Schweiß den Rücken runter läuft (Mama kann eigentlich schon mal nen Termin beim Physiotherapeuten machen, mein Körper ist nämlich völlig hin). Auch die ständige Unpünktlichkeit stört mich nicht mehr. Denn ich bin halt jetzt auch immer zu spät und dann meistens doch vor allem anderen fertig (sorry an meine Freunde in Deutschland, ich glaube nicht, dass das so schnell wieder weg geht). Was mich allerdings nach wie vor stört, ist einkaufen gehen. Alle schreien einen an in der Hoffnung, dass du in ihren Laden kommst und du würdest am liebsten zurück schreien, dass du nur hier bist um einen neuen Schal zu kaufen, weil der alte leider in den Dreck gefallen ist und jetzt mit den anderen tausend ehemals weißen Schals auf dem Friedhof liegt und du wirklich nicht in seinen Laden möchtest. Auch nicht gewöhnen kann ich mich an unseren neuen Mitbewohner. Eine verdammte Ratte rennt abends gerne mal draußen in unserer offenen Wohnung herum. Meine größte Angst ist es, abends beim Wasser holen oder Zähneputzen von diesem fetten Vieh angejumpt zu werden. Aber wir haben da nen Plan um ihr freundlich mitzuteilen, dass sie wieder ausziehen muss.

Sonst machen wir momentan das, was man halt macht, wenn man in zwei Monaten schon wieder nach Hause muss. Wir essen eine Menge Streetfood, nehmen jede Feier und Aktion mit, die noch irgendwo in unseren Zeitplan passt und hab ich schon gesagt das wir echt viel essen. Man muss ja auch irgendwie genießen, dass das Essen hier 40 Cent kostet, bevor man in Deutschland wieder unter 5€ nichts bekommt.

Das wars wieder von mir. Da dieser Blogeintrag jetzt recht pünktlich einen Monat nach dem Ende des Summercamps erschienen ist, kann ich mir mit dem Nächsten dann auch wieder Zeit lassen.