Der Übergang mag ein bisschen Makaber sein. Von hungernden Kindern im letzten Artikel zu unserem guten Essen, das wir hier täglich bekommen, in diesem Artikel. Aber so ist nun mal unsere Realität hier.
Essen hat hier in Ruanda eine ganz andere Bedeutung. Das merkt man nicht bei den Mahlzeiten mit den Patern, wie wir sie normalerweise erleben. Das erlebt man beim sonntäglichen Essen mit den Kindern, beim mittäglichen Schüleressen, oder wenn man sonst irgendwo eingeladen ist. Es geht meist nicht darum, das Essen zu genießen, sondern satt zu werden. Gerade „unsere“ Kinder können eben nie wissen, wann es das nächste Mal etwas gibt. Nach dem Essen wird dann nicht gefragt, ob es geschmeckt hast, sondern „Urahazi“? Wörtlich übersetzt heißt das, kennst du den Ort?, was so viel heißen soll wie, bist du satt? Das ist das größte Lob, das es für ein Essen geben kann: „Ndahazi cyane“, also ich bin sehr satt geworden.
Trotzdem genieße ich das Essen hier sehr, was nicht zuletzt an unserer guten Köchin liegt! Ruandisch Spezialitäten sind Bohnen mit Reis, Maisbrei, Maniokbrei oder Kartoffeln. Als Gemüse dazu oft Kohl, Erbsen oder Spinat. Das bekommen auch die Schüler jeden Tag und die Kinder am Sonntag. Wovon der „beste“ Schüler, wenn es drauf ankommt, sogar 5 Teller essen kann, schaffe ich (die ich sonst eigentlich immer weiteressen kann), gerade mal einen halben Teller, weil das Essen so stopft und sättigt.
An Festen gibt es meistens außerdem frittierte Kartoffeln und wenn es richtig was zu feiern gibt: Brouchette. Das sind Fleischspieße, meistens aus Ziegenfleisch. Es gibt aber auch Rind, Schwein und Fisch. An Ostern haben wir dafür sogar unsere eigene Ziege geschlachtet. Also ich habe zugeguckt. Nur ein Huhn habe ich schon selber geschlachtet.
Andere Spezialitäten sind Süßkartoffeln und andere Wurzeln, deren Name ich leider nur in Kinyarwanda kenne. Auch „richtigen“ Salat, Bohnen, Karotten, Tomaten und Kohlsalat gibt es dank des milden Klimas in Ruanda. Als Snacks oder zum Frühstück gibt es kleine Küchlein, gefüllte Blätterteigtaschen (=Sambusa), Chapati (ähnlich wie Pfannkuchen), Amandazis (=frittierte Teigteilchen) oder Erdnüsse.
Was ich in Deutschland am Meisten vermissen werde, sind wohl die Früchte. Von Guaven bis Mangos, über Avocados (die man sich morgens einfach aufs Brot schmiert oder abends in den Reis tut) bis Maracujas, Bananen und Baumtomaten. Manchmal auch Papayas und Wassermelone. Genauso wie Ananas, Orangen und Mandarinen. Und vom Geschmack her natürlich nicht vergleichbar mit denen, die man in deutschen Supermärkten bekommt. All das bekommt man größtenteils sogar in unserem eigenen Garten.
Getrunken wird normalerweise Wasser. Eine sehr hohe kulturelle Bedeutung hat Milch. Meistens aber nicht die flüssige, wie wir sie gewohnt sind, sondern angesäuerte Dickmilch. Zurzeit kommt diese bei uns sogar von unser eigenen Kuh, die jeden Morgen gemolken wird.
An Festtagen gibt es sogar recht gutes Bier und Soda (=Fanta, Sprite, Cola, …). Traditionellerweise wird ansonsten Bananenbier und Bier aus Sorghum getrunken. Das ist sehr billig und dazu noch sättigend. Daher leider auch bei den Straßenkindern sehr beliebt. Oft wird auch sehr gesüßter Tee getrunken. Ruandischer Kaffee ist unglaublich gut und bei uns in der Kommunität sehr beliebt. Der Kommentar von einem teetrinkenden Volontär aus dem Osten Ruandas dazu war, dass man bei diesem Stress bei uns auch gar nicht ohne Kaffee auskommen könnte.
Aber vor dem Essen geht es erstmal ans … Kochen. Das ist nicht vergleichbar mit Deutschland. Und ich habe da seit letzter Woche meine Erfahrungen. „Kochen ist unser Sport“ wird hier oft gesagt. Und so ganz falsch ist das nicht. Gekocht wird nämlich normalerweise mit Feuer. In der Kommunität sind wir noch verwöhnt und haben einen Feuerofen, bei dem der Rauch absteigt. In der Schülerküche sieht das schon anders aus. Da gibt es Feuerstellen. Und der Rauch verteilt sich im ganzen Raum. Meine Augen fangen sofort an zu tränen, wenn ich diesen Raum betrete. Auch sonst wird alles von Hand gemacht. Sowohl die Suppe wird von Hand püriert, als auch das Eiweiß von Hand geschlagen. Da kann man schon mal ganz schön ins Schwitzen kommen. Genauso anstrengend ist es am sehr heißen Herd den Maniokbrei zu kneten. Da bedarf es neben der richtigen Taktik auch an einiger Kraft.
Auch Bohnen verlesen und Kartoffeln schälen gehören zu den wichtigen Aufgaben einer Köchin. Deshalb hat mir nach 2 Tagen die neue Erfahrung auch gereicht. Jeden Tag in einer Küche würde ich es also weder hier noch in Deutschland aushalten.
Auch Valentina und ich haben uns schon an deutschen Spezialitäten versucht. Unsere Weckmänner an Sankt Martin sind wegen der schwer regulierbaren Hitze leider etwas zu hart geworden. Genauso unsere Weihnachtsplätzchen. Unsere Berliner zu Karneval waren dafür perfekt. Anders als die Kässpätzle, die leider nicht wie Spätzle aussahen. Aber zum Glück wusste ja auch keiner außer mir und Valentina, wie sie wirklich hätten aussehen sollen. Dazu gab es Kaiserschmarrn als Nachtisch, der sehr gut ankam!
Und weil die Reihenfolge jetzt schon verdreht ist: Vor dem Essen, kommt das Kochen. Aber vor dem Kochen, das Einkaufen. Das ist nämlich nicht wie in Sambia mal eben in den Supermarkt spaziert. Das heißt auf geht´s zum Markt. Entweder in Rango oder in der Stadt. Und dort empfehle ich dir alle Preise ganz genau zu kennen. Festpreise gibt es nämlich nicht direkt und du musst besonders als Weißer viel handeln. Ansonsten gibt es noch kleine „Tante-Emma“-Läden, die eigentlich alles verkaufen. Auch hier gibt es aber keine Festpreise. Zum Glück müssen wir in unserem Alltag sehr wenig einkaufen, nur für das sonntägliche Essen für die Kinder.
Und weil mir das ruandische Essen in Deutschland bestimmt fehlen wird, freue ich mich jetzt schon riesig darauf, die ruandischen Spezialitäten in Deutschland nachkochen zu können.
Falls auch ihr euch mal daran versuchen wollt, habe ich hier ein ganz einfaches Amandazi Rezept für euch!
In diesem Sinne, Alles Liebe und guten Appetit, eure Lina!
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