Hellooo,
in diesem Blog geht es wie versprochen um den Monat Dezember, wobei ich wahrscheinlich hauptsächlich auf die Weihnachtszeit eingehen werde.


Anfang Dezember haben Mila & ich fleißig Weihnachtsdekoration für unser Zimmer gebastelt, um wenigstens ein bisschen in Weihnachtsstimmung zu kommen – bei 30 Grad und scheinender Sonne gar nicht so einfach.
Wir haben ganz viele Sterne gebastelt, Lichterketten aufgehängt (eine sogar in Form eines Weihnachtsbaums) und sogar einen (Art) Adventskranz gebastelt. Dabei wurde natürlich auch immer ganz viel Weihnachtsmusik gehört.

Zwischen unseren Weihnachtsvorbereitungen und der Schule durften wir diesen Monat auch das erste Mal endlich in die Nightschools gehen. Die Nightschools sind so Art Abendschulen, zu denen Kinder kommen, um ihre Hausaufgabe zu erledigen und werden dabei von einer Lehrerin unterstützt. Dies ist vor allem für Kinder aus ärmeren Verhältnissen als Unterstützung gedacht. In Sayalgudi gibt es insgesamt 4 Nightschools & in den umher liegenden Dörfern nochmal ca 20.
Wir haben bis jetzt nur die Nightschools in Sayalgudi besucht, da wir diese selbstständig mit dem Rad erreichen können.

Die Fahrer wie sie gleichmal unsere Räder reparieren

Bei den Hausaufgaben können Mila und ich aufgrund unserer fehlenden Tamilkenntnisse natürlich eher nicht so viel helfen. Aber dafür machen wir mit den Kindern meist ein bisschen Englisch reading practice. Die Arbeit in den Nightschools gefällt mir richtig gut, da es ganz anders ist als der Unterricht in der Schule.
Die Atmosphäre ist viel lockerer & wir können uns in Ruhe nur auf ein Kind konzentrieren, anstatt auf 30 oder 40. Das macht die Sache wesentlich einfacher und angenehmer. Manchmal „unterhalten“ wir uns auch mal ein bisschen über unser Lieblingsessen, -film usw.. Das ist immer richtig lustig, man sitzt zwischen lauter Kindern, die dich von allen Seiten mit irgendwelchen Wörtern anschreien.

Apropo schreien, in einer Nightschool gibt es einen Jungen, der, wenn er liest, jedes Wort einfach schreit (lol). Das erste Mal als ich mit ihm reading practice gemacht habe, hat er sogar so laut geschrien, dass er meine Versuche ihn in seiner Aussprache zu verbessern nicht mal gehört hat haha.

In der letzten Dezemberwoche starteten dann schließlich wieder die Exams für die Schüler. Mila & ich dachten eigentlich, dass die Woche relativ entspannt für uns werden würde, aber das lagen wir leider falsch, denn am 22. & 23. Dezember fanden bei uns Weihnachtsfeiern statt & es mussten noch allerlei Vorbereitungen getroffen werden. Unsere Aufgabe dabei war, die Weihnachtsgeschenke für die Schüler & den Staff (also alle Angestellten, wie Lehrer, Fahrer, Care Taker, Nachtwächter, Köchin,..) zu packen, einmal für die Weihnachtsfeier der Nightschools & einmal für die Weihnachtsfeier unserer Schule.

Für die Schüler der Nightschools packten wir insgesamt 480 Tüten mit jeweils 12 items: Tafel, Lineal, Geometrie-Set, Buntstifte, Bleistift, Kuli, Radiergummi, Spitzer, Füller, Wachsmalkreiden, Kuchen und einen Luftballon (den wir, nachdem alle Tüten schon fertig waren,  noch mühevoll in jede Tüte reinpacken durften).
Die Schüler der Schule (+Kindergarten) bekamen 1 Stifte (je nach Klassenstufe verschieden), 1 Kalender (die wir davor auch noch alle zusammenrollen mussten), Kuchen & Luftballon. Davon haben wir dann nochmal 550 Päckchen gepackt. Für alle 50 Angestellten (Nightschool & Staff der Schule) gab es dasselbe: 1 Kalender, 1 Kochtopf & Kuchen.

Das Blöde: Alle Kuchen durften immer erst am jeweiligen Tag der Weihnachtsfeier hineingepackt werden, da sonst die Gefahr für Ameisen zu groß war, das hat zwar durchaus Sinn ergeben, war aber leider für uns doch etwas umständlich.
Insgesamt haben wir die Woche über aufjedenfall über 1000 Tüten gepackt, wir waren also gut beschäftigt.

Nebenbei mussten wir aber immer noch ein paar andere Sachen erledigen, z.B. Prüfungspapiere Stempeln, lochen & zusammenheften Vertretungsstunden übernehmen (an einem Tag sogar Prüfungsaufsicht) helfen die Krippe herzustellen & den Weihnachtsbaum zu schmücken, eine Weihnachtsbotschaft für die Schüler aufnehmen, am Nachmittag reading practice zu machen, zwischendurch mal kurz mit Freundinnen & Familie telefonieren und Weihnachts- & Wichtelgeschenke zu besorgen.

Am Samstag, dem 22. Dezember war dann schließlich das Weihnachtsfest der Nightschools. An dem Tag waren Mila & ich auch voll eingespannt. In der Früh machten wir erstmal den Kuchen in die Tüten. Als die Kinder dann ankamen, halfen wir Kekse & Frootis zu verteilen. Im Anschluss war erstmal ein bisschen Programm,  bei dem Mila & ich ein bisschen entspannen konnten – allerdings nicht im Zuschauerraum, sondern auf Wunsch der Fathers auf der Bühne (in Indien sitzen „wichtige Gäste“ oft vorne in der Mitte).

Danach traten die Schüler der unterschiedlichen Nightschools, in den Kategorien Tanz, Speech & Drama gegeneinander an. Während die Kinder Mittag aßen, war es Milas & meine Aufgabe die Geschenke für die Schüler hinter die Bühne zu tragen (Zum Glück halfen uns ein paar Lehrer, ansonsten wären wir wohl ewig damit beschäftigt gewesen). Nachdem dann noch spontan Preise für die Wettbewerbe verpackt hatten, ging es auf der Bühne auch schon los mit der Siegerehrung & Übergabe der Geschenke (Mila & ich durften auch ein paar übergeben 🙂 ).

Zwischendurch wurde es dann nochmal richtig hektisch, da die Geschenke für die Schüler nicht reichten, sodass wir dann schnell, mit Hilfe ein paar Lehrer, nochmal 30 Tüten packen mussten.
Nachdem die Kinder gegen späten Nachmittag gegangen waren, halfen wir noch Stühle für den nächsten Tag aufstellen & bereiteten noch die letzten Lehrergeschenke vor.

Am 23.12. hieß es dann für Mila & mich früh aufstehen für die Weihnachtsfeier mit der Schule (5:45). Denn an diesem Tag wollten wir das erste Mal einen Sari tragen. Da dies leider eine überaus komplizierte Angelegenheit ist, braucht man dafür durchschnittlich auch sehr lange. Netterweise halfen uns unsere 2 Lehrerinnen beim Wickeln der Saris (es hat glaub ich trotzdem 1,5h gedauert).

Nachdem wir die Schüler am Morgen begrüßt und auch wieder (diesmal mit Hilfe) die Kuchen in die Tüten gepackt hatten, ging das Programm auch schon los. Es wurde wieder getanzt, gesungen, etc. Um die Mittagszeit war das Programm dann beendet und wir verabschiedeten die Schüler. Von einer Schülerin bekamen wir sogar noch ein kleines Weihnachtsgeschenk, einen Einhorn-Schlüsselanhänger, so süß!

Nachmittags war dann noch die Weihnachtsfeier der Staffs (leider auf Tamil), wo die Wichtelgeschenke ausgetauscht und die Geschenke an die Lehrer überreicht  wurden. Danach hat ein Vater noch über jede anwesende Person ein 2-3 Minuten etwas gesagt und dann war die Weihnachtsfeier auch beendet. 

Unser Weihnachten dieses Jahr war ganz anders als alle andere Weihnachten, die ich zuvor erlebt habe. Am frühen Nachmittag begleiteten wir einen Father mit auf eine Beerdigung eines Familienmitglieds, da geplant war, dass wir am Abend den Father in die Weihnachtsmesse begleiten würden & beides in derselben Richtung (ca. 2 Stunden mit dem Auto von Sayalgudi entfernt) lag.

Die Fahrt dorthin war sehr turbulent & ich hab mich schon durch die Windschutzscheibe fliegen sehen (wir hatten nicht mal einen Gurt). Unser Father hatte nämlich für den Tag einen Fahrer gebucht, der mit 120 km/h über die Landstraße gebrettert ist. (Als Vergleich: normalerweise fahren wir ca 40 km/h). Mittlerweile hab ich mich ja eigentlich schon an die indische Fahrweise gewöhnt, aber da hab ich mich gefühlt, wie am ersten Tag, als wir vom Flughafen abgeholt wurden.

Nach der Beerdigung zeigte der Father uns einen Strand in der Nähe von Ramnathapuram. Dass ich Weihnachten mal am Strand sein werde, hätte ich auch nicht gedacht.
Nach dem kurzen Strandbesuch sind wir weiter zur „Pambam bridge“ gefahren. Sie wurde 1914 eröffnet und verbindet Rameswaran und die Pamban Island. Sie war Indiens erste und bis 2010 auch längste Seebrücke.

Da es danach schon ziemlich spät war, gingen wir nur noch schnell essen und fuhren zu der Kirche, in der unser Father Gottesdienst gehalten hat. Während wir auf den Beginn der Messe warteten, wurden wir von ein paar Frauen angesprochen, die wissen wollten, woher wir kommen & uns auch gleich zu sich nachhause einladen wollten. Mila hat höflich, aber bestimmt mit einem einfachen „no“ abgelehnt.

(Das man angesprochen wird oder Leute ein Foto mit einem machen wollen, passiert hier in Indien ziemlich oft, oder man wird zumindest angestarrt, aber das ist ein anderes Thema, auf das ich vielleicht noch ein anderes Mal zurückkommen werde.)

Die Messe startete dann um ca. 11:45 und ging bis ca 1:30. Während der Messe hatte ich stark mit Müdigkeit zu kämpfen – das die Messe auf Tamil war hat nicht gerade dabei geholfen. Nach Ende der Messe dachte ich es wäre vorbei, doch auf einmal drehten sich alle Leute zu uns um & schauten uns an. Wir mussten dann vorne zum Altar gehen und wurden noch mit dem indischen Willkommensritual willkommen geheißen. Das war zwar nett gemeint, aber hat sich total komisch angefühlt, da wir neben unseren Father die einzigen waren, die auf diese Weise „geehrt wurden“. Nach sehr vielen Hände schütteln & Happy Christmas wünschen, haben wir uns dann auch endlich auf den Weg nachhause gemacht und sind dann schließlich um ca. 3:15 in Sayalgudi angekommen.

Die restlichen Weihnachtstage haben wir nicht mehr viel gemacht. Da Mila & ich vom 27.12. – 02.01. gemeinsam mit unseren 2 Mitvolontärinnen Annalena & Marlene Urlaub machen, haben wir noch ein bisschen Wäsche gewaschen, gepackt & einen Plan für den Urlaub entworfen.
Wenn ihr das lest, sind wir hoffentlich schon fleißig am sightseeing. (Stand: 26.12.)


Das wars auch schon wieder. Wie immer, danke fürs Lesen & bis bald!!

(Da der Blog erst jetzt online kommt: Noch ein frohes neues Jahr an alle!!)