Hallooo,

ein bisschen ist es jetzt schon her, seitdem ich meinen letzten Blog veröffentlicht habe. Daher habe ich einiges zu erzählen, ich versuche mich aber im Folgenden kurzzufassen (was leider noch nie zu meinen Stärken gehört hat, haha)

Ich knüpfe jetzt einfach mal an meinen letzten Blog an. In unserer zweiten Woche (9.09 – 15.09) an der „Don Bosco School of Excellence“ (DBSCE) haben Mila und ich das erste Mal Unterrichtsstunden übernommen. Das stellte sich jedoch als deutlich schwieriger heraus, als wir dachten: 30 – 40 Schülerinnen unter Kontrolle zu bekommen ist – selbst zu zweit – gar nicht so einfach. Die Hälfte der Zeit haben wir wahrscheinlich damit verbracht, den Schülerinnen zu sagen, dass sie sich bitte wieder auf ihre Plätze setzen, leise sein und sich nicht gegenseitig schlagen sollen, *seufz*.

singen darf ofc nicht fehlen

Interessant ist vielleicht auch, dass Mila und ich keinen festen Stundenplan haben, sondern Vertretungsstunden übernehmen, in denen wir die Schülerinnen in „Spoken English“ unterrichten. Ziel ist, dass sie sich daran gewöhnen, frei Englisch zu sprechen und ihre Aussprache sowie Grammatik verbessern. Obwohl der Unterricht an dieser Schule auf Englisch gehalten wird (DBSCE ist CBSE-Schule, die einen Lehrplan mit englischem Unterricht vorgibt, damit die Schülerinnen später bessere Berufschancen haben), fällt es ihnen oft schwer, frei auf Englisch zu sprechen oder sie trauen sich nicht. Sie verstehen zwar Englisch gut, aber da der Unterricht meist nur frontal erfolgt, haben sie selten die Möglichkeit, ihre Sprachfähigkeiten praktisch zu festigen.

Nach drei Tagen Unterricht war ich fast schon froh, als die Fathers uns sagten, dass wir an diesem Donnerstag (12. September) keinen Unterricht hätten, sondern mit ihnen nach Ramanathapuram fahren würden, um unsere Registrierung zu erledigen. (Kurze Hintergrundinfo: Die Registrierung benötigen wir als Bestätigung, dass wir hier sein dürfen. Dazu muss man Unmengen an Dokumenten und Formularen online einreichen. Normalerweise erhält man die Bestätigung innerhalb von 14 Tagen, aber bei uns kam es zu Komplikationen. Deshalb fuhren wir nach Ramanathapuram zum Polizeipräsidium.)

Dort sprachen die Fathers mit einem Police Officer, aber anscheinend verlief das Gespräch nicht so erfolgreich (?), denn wir fuhren weiter zu einer anderen Polizeistation. Auch dort mussten wir warten, bis wir mit dem Polizisten sprechen konnten, der viele Fragen stellte. Da das Gespräch wieder auf Tamil stattfand, kann ich nicht genau sagen, was er wissen wollte. Allerdings fragte er uns auf Englisch, ob wir nach Indien gekommen seien, um zu predigen (Bei weißen Menschen wird oft vermutet, dass sie in Indien sind, um die Bevölkerung zum christlichen Glauben zu konvertieren.) Als wir schließlich das Polizeipräsidium verließen, versicherten uns die Fathers, dass jetzt alles mit der Registrierung klappen sollte.

Kleiner Spoiler: Es hat nicht geklappt. Ihr werdet in diesem Blog also noch öfter von unserem Registrierungsprozess hören.

Am Wochenende fuhren Mila und ich zum ersten Mal alleine mit dem Bus nach Thootukudi, wo wir uns mit zwei Lehrerinnen trafen, um ein bisschen einkaufen zu gehen. Obwohl wir uns anfangs nicht ganz sicher waren, ob wir überhaupt im richtigen Bus saßen, verlief die Busfahrt ganz gut. Vor Ort wurden wir von den beiden Lehrerinnen in Empfang genommen, und nach einem erfolgreichem Einkauf (inklusive indischer Kleidung und Snacks) überraschten sie uns mit einem Besuch in einem Pasta- und Pizzaladen, nachdem wir ihnen ein paar Tage zuvor von unserer Liebe zu Pasta erzählt hatten. Nach zwei Wochen indischer Küche war das Pasta-Essen eine willkommene Abwechslung, und das Essen war wirklich lecker. (Das Restaurant hat sogar extra westliche Musik für uns angemacht, haha.)

Der Rückweg nach Sayalgudi war dann wieder ein kleines Abenteuer für sich: Da viele Menschen mit dem Bus fahren wollten, war es äußerst schwierig, einen Platz zu bekommen. Denn die Leute sprangen teilweise in den noch fahrenden Bus oder schmissen ihr Gepäck durch das offene Fenster, um sich einen Platz im Bus zu sichern. Zum Glück kam abends der Vater einer der Lehrerinnen und half uns dabei. Dank seiner Hilfe bekamen Mila und ich wie durch ein Wunder sogar einen Sitzplatz. Damit endete unser erster kleiner Ausflug erfolgreich.

In der dritten Woche (16.09 – 22.09) war am Dienstag ein Feiertag, und wir nutzten die Gelegenheit, mit den Lehrerinnen und unserer Köchin das erste Mal so richtig an den Strand zu gehen. Das Wasser war sehr warm und der Strand wunderschön. Hätten wir gewusst, was in den nächsten Wochen auf uns zukommen würde, hätten wir diesen Tag sicher noch mehr genossen. Denn so viel kann ich schonmal verraten: Wir konnten seit diesem Tag das Schulgelände – bis heute –  nicht mehr verlassen

In den folgenden zwei Wochen (23.09 – 29.09) gab es für Mila und mich kaum etwas zu tun. Da die Schüler*innen in der ersten Woche Exams schrieben und die zweite Woche Ferien hatten, verbrachten wir die Zeit mit Stempeln und Lochen von Exam Papers. Das war nicht sonderlich spannend.

Zwischendurch übernahmen wir mal hin und wieder die Unterrichtsstunden, in denen die Schüler jedoch eigenständig lernen sollten – dies klingt allerdings entspannter, als es dann tatsächlich war. Vor allem die 3. Klasse, die wir sechs Stunden lang betreuen mussten, waren, – das muss ich an der Stelle nun mal leider so sagen – ein absoluter Albtraum. Die Klasse bestand aus ca. 40 Kindern und der Lärmpegel war dementsprechend enorm. Denn die Kinder hatten natürlich keine Lust, den ganzen Tag selbstständig zu lernen.  Viel lieber liefen sie im Klassenzimmer herum, warfen Papierkügelchen, verpetzten sich gegenseitig, redeten miteinander und malten ihre Zunge an – kein Witz, ein Mädchen kam wirklich zu mir und sagte „Ms […] painted her tongue…“. Am Ende des Tages waren Mila und ich einfach nur froh, wenn die Kinder auf ihren Plätzen saßen – egal, was sie dabei machten. (Ihre Wahl fiel auf das Malen von Bildern, die sie uns am Ende dann alle mitgaben. Eins davon hängt momentan sogar an unserer Zimmertür XD.)

Da Mila und ich in diesen zwei Wochen weiterhin keine Registrierung erhalten haben, durften wir das Campusgelände nicht verlassen. Ohne Unterricht und ohne Schüler*innen fiel uns schnell die Decke auf den Kopf, und es wurde zunehmend schwerer, die Zeit irgendwie zu überbrücken. Zum Glück hatten wir unseren kleinen Hundewelpen „Milo“ (diesen Namen haben Mila und ich ihn gegeben & er wurde auch von allen ausnahmslos übernommen), der uns in dieser Zeit ein bisschen unterhalten konnten.

Am Wochenende (28.-29. September) passierte dann vergleichsweise einiges auf einmal. (kleiner Sidefact: Mila und ich waren an dem Wochenende alleine zu Hause, da die Fathers nicht da waren.)

  • Ameisen haben meinen Laptop befallen und krabbelten durch die kleinsten Löcher. (Anscheinend essen sie gerne die Elektronik von Computern auf.)
  • Über 100 Leute kamen spontan zum Abendessen.
  • Es regnete zum ersten Mal so richtig, wodurch Strom und Internet ausfielen.
  • Ein Polizist kam vorbei, um uns weitere Fragen wegen unserer Registrierung zu stellen, konnte aber kein Englisch und da wir kein Tamil sprechen und die Fathers nicht da waren, sind an dem Abend beide Seiten nicht unbedingt schlauer aus der Sache rausgegangen. (Der Polizist war dann aber nochmal da, als auch die Fathers da waren und konnte dann mit diesen seine Fragen klären)
  • Unsere Toilette brach plötzlich aus der Wand. Damit war unser Badezimmer endgültig nicht mehr funktionsfähig, da wir davor schon mit einem tropfenden Wasserhahn und einer kaputten Dusche ausgestattet waren.  (Die Dusche wurde übrigens gestern, nach 6 Wochen, endlich repariert).

Am Montag, dem 07. Oktober, begann dann endlich wieder die Schule (ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde), und wir konnten wieder unterrichten. Der Unterricht lief mal besser, mal schlechter, aber es war auf jeden Fall eine willkommene Abwechslung nach den ereignislosen Wochen zuvor.

Leider haben wir auch in dieser Woche unsere Registrierung nicht erhalten. Stattdessen wurden erneut zusätzliche Dokumente für Mila und mich angefordert. Das hat dann auch unsere Hoffnung zerschlagen, am Wochenende etwas unternehmen zu können, denn Freitag, Samstag und Sonntag waren wieder Feiertage. Zu unserem Leidwesen hatten wir das ganze Wochenende über dann auch noch weder WLAN noch Strom. (Das mag vielleicht übertrieben klingen, aber wenn man vier Wochen lang das Haus nicht verlassen kann, wird ein nicht funktionierendes WLAN irgendwann zu einem echten Problem.)

Heute (13.10) feierten wir dann noch Ayudha Puja nach. Dabei wird der Segen für Werkzeuge erbeten, die für den Lebensunterhalt unerlässlich sind und Erfolg & Produktivität im kommenden Jahr sichern sollen. Dieser wurde eigentlich schon am 11.09 gefeiert, aber da unsere Fathers am Wochenende nicht da waren, haben wir es heute gemeinsam nachgefeiert.

Unsere Registrierung haben wir bis heute nicht, ABER es gibt trotzdem einen Lichtblick: Am Dienstag machen einige Schülerinnen einen Ausflug nach Thanjavur. 1906 war dies der Ort, an dem die Salesianer das erste Mal in Indien ankamen. Ein Father hat uns gefragt, ob wir die Schüler*innen begleiten wollen, und obwohl es um halb 4 Uhr morgens losgeht, freuen Mila und ich uns total auf den Ausflug. Vielleicht bekommen wir sogar die Gelegenheit, einen der wunderschönen Tempel dort zu sehen.

Das war’s fürs Erste, jetzt ist es doch wieder länger geworden als angedacht, aber wenn man einmal anfängt zu schreiben, fällt einem immer mehr ein, was man erzählen kann. Falls ihr es bis hierher geschafft habt, dann vielen Dank fürs Lesen!!

Bleibt gesund und bis zum nächsten Mal 🙂