Offiziell arbeite ich seit dem 13. September, habe langsam den Ablauf der Woche durchblickt und versuche mich sinnvoll einzubringen.
Ich arbeite montags bis donnerstags und am Sonntag von 7:00 bis 14:00 Uhr und am Samstag von 14:00 bis 21:00 Uhr. Freitags haben wir alle unseren freien Tag, deshalb können wir gut etwas unternehmen.
Wenn ich morgens ins Hogar komme, sitzen die Kinder noch vor den Dormitorios (Schlafräumen), haben sich jedoch schon angezogen und gewaschen. Zuerst sagen die Erzieher in einer kurzen Ansprache etwas, meist geht es um die Wäsche, die Schlafsäle oder Ähnliches, dann gibt es Frühstück.
Zum Frühstück gibt es immer zwei kleine Brötchen: Eins trocken und eins entweder mit Butter, Honig oder Marmelade. Dazu gibt es ein warmes Getränk, das immer sehr stark gesüßt ist. Vor und nach jeder Mahlzeit wird außerdem gebetet. Morgens und mittags machen das die Erzieher, abends bestimmen die Hermano Mayores, die älteren Jungs, die den Erziehern helfen, jemanden, der ein kurzes Gebet halten muss.
Nach dem Essen haben fast alle Kinder Oficios, also Aufgaben wie den Hof fegen, Mülleimer ausleeren oder den Flur wischen. Währenddessen ist meine Aufgabe, den jüngsten Bewohner des Hogars für die Schule fertig zu machen. Alle anderen Kinder gehen nachmittags zur Schule, aber da der Junge erst fünf Jahre alt ist, geht er vormittags auf eine Art Grundschule und macht nachmittags Aufgaben mit Bärbel. Ich bringe den Jungen zur Schule und hole ihn dort auch wieder ab.
In der Zeit, in der er in der Schule ist, verteile ich mit einer Erzieherin zusammen die Uniformen für die anderen Jungs auf ihren Betten. Das war am Anfang etwas kompliziert für mich, da ich zum einen nicht wusste, wo welcher Junge wohnt, da es fünf Schlafräume gibt und zum anderen bekommt nicht jeder eine Uniform. Es gibt sieben Jungen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht nachmittags in die Schule gehen und außerdem gibt es weitere neun Jungen, die kleiner sind als die anderen und sich in einem anderen Raum mit einer Erzieherin umziehen, da sie alleine wahrscheinlich nicht pünktlich fertig wären.
Mittlerweile kann ich die Kleidung aber schon gut zuordnen und weiß auch, wer keine bekommt.
Zwischendurch sind immer wieder Pausen, in denen ich die Kinder beim Brennball oder Fußball beaufsichtige und mit dem einen oder anderen Kind, das keine Lust auf Sport hat, rede oder etwas anderes spiele.
Nachdem ich den kleinen Jungen von der Schule abgeholt habe, muss er sich wieder umziehen. Währenddessen haben die anderen Pause.
Um 12:30 Uhr gibt es Mittagessen. Es gibt immer zwei Gänge. Der erste ist
eine Suppe, meist mit Kartoffeln und Quinoa oder Reis und einem dicken Knochen mit etwas Fleisch, den alle außer mir gerne haben wollen.
Nach der Suppe gibt es dann Reis mit einer Beilage. Oft besteht diese aus Kartoffeln und Fleisch, manchmal aber auch aus Kartoffelsalat mit Tomaten und Würstchen. Insgesamt ist das Essen jedes Mal sehr sättigend. Obwohl ich eigentlich nicht wenig esse – wie die meisten von euch wissen – habe ich hier oft mit am wenigsten auf dem Teller und würde mich trotzdem am liebsten, wie viele Kinder, mit dem Oberkörper und dem Kopf auf den Tisch legen und bis alle fertig sind, vor mich hin dösen.
Eine Regel, die mich im Hogar sehr erfreut, wenn sie auch manchmal nicht so schön ist, lautet, dass das gesamte Essen aufgegessen werden muss. Dementsprechend wird so verteilt, dass nichts über bleibt. Das ist bei Essen, das alle mögen, auch sehr einfach, bei Essen, welches nicht so beliebt ist, führt es allerdings durchaus zu unmutigem Grummeln, wenn die Reste verteilt werden. Trotzdem ist am Ende immer alles weg.
Nach dem Essen gehen sich alle Jungen, die in die Schule gehen, umziehen. Die ersten Tage war ich bei den Schlafräumen, dort hatte ich aber nichts zu tun, sodass ich mal nach den kleineren Jungs geguckt habe. Seitdem helfe ich dort mit, sieben Jungs die Füße zu waschen und sie zum Umziehen und Zähneputzen zu bewegen. Wahnsinn, wie viel Zeit man mit Umziehen vertrödeln kann, da die Jungs sich gegenseitig super ablenken können, sei es mit Fantasykämpfen, einem Spielzeug oder einem simplen Papierflieger.
Der schwierigste Part ist aber das Zähneputzen. Ich erinnere mich, dass ich als Kind nie ein Fan davon war, mir die Zähne zu putzen und genauso geht es einigen Jungs. Einige versuchen, sich zu verstecken, andere laufen kichernd durch die Gegend und wieder andere klopfen die Zahnpasta einfach von der Zahnbürste. Allerdings gibt es andersrum auch Jungs, die zum Zähneputzen rennen und danach minutenlang gurgeln oder mit Wangen voller Wasser durch die Gegend rennen.
Trotzdem sind wir bis jetzt immer noch pünktlich fertig geworden. Selbst die letzten drei Male, in denen ich die Kinder ohne die Erzieherin, dafür mit zwei Hermano Mayores, umziehen musste, da die Erzieherin krank ist.
Kurz darauf treffen sich alle am Tor zur Schule, die nicht auf dem Gelände von Don Bosco ist. Dieses wird für sie aufgeschlossen und um 14:00 Uhr beginnt für sie der Unterricht. Damit endet mein Arbeitstag.
Samstage und Sonntage laufen anders ab, denn die Kinder haben keine Schule am Wochenende, aber darüber werde ich an anderer Stelle berichten.
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