Der erste Monat meines Jahres ist nun schon vorbei. Seit meinem letzten Blogeintrag habe ich angefangen zu arbeiten und bin mehr oder weniger in den Alltag gekommen. Gleichzeitig gab es aber noch viele verschiedene Ereignisse, die gar nicht alltäglich für mich waren.
Man muss nämlich wissen, dass der September hier ein Feiermonat ist, da die Stadt Santa Cruz am 24. September ihren Nationalfeiertag hat. Meine Mitvolontärin Jana und ich waren an diesem Tag in der Stadt und waren sehr verwundert über den Aufmarsch an Polizisten und anderen uniformierten Einheiten, die auf dem Plaza 24 de Septiembre standen und sich Reden anhörten, da wir den Tag fast vergessen hätten. Denn schon Wochen im Voraus wurden Tänze im Mercado (Markt) nebenan eingeübt und allgemein herrscht in dem Monat eine fröhliche Stimmung. Auch waren meine andere Mitvolontärin Bärbel und ich überrascht, als wir beim Supermarkt waren und uns über den langsam kriechenden Verkehr wunderten, bei dem wir zu Fuß schneller waren. Dazu muss man wissen, dass der Verkehr hier lange nicht so chaotisch ist, wie beispielsweise in Indien, allerdings wesentlich rücksichtsloser. Natürlich ist auch hier die Hupe wesentlich öfter im Gebrauch als in Deutschland. Man könnte vermuten, dass die Devise lautet: Wer bremst, verliert. Obwohl fast alle an Ampeln halten und nie wirklich jemand überfahren wird. Allerdings sollte man als Fußgänger trotzdem lieber aufpassen.
Nun zurück zum Thema: An diesem Nachmittag jedenfalls hätten wir uns problemlos durch die fahrenden Autos schlängeln können und sahen kurz darauf auch den Grund: Eine Polizeiparade, die eine komplette Straßenseite mit ihrem Marsch blockierte. Scheinbar ist dies aber nicht sehr ungewöhnlich, denn niemand traute sich zu hupen oder gar zu überholen.
Natürlich wurde auch im Hogar viel gefeiert. Da gab es den „Dia de estudiante“ einen Tag für Schüler, an dem die Kinder, ähnlich wie bei uns am Tag der Arbeit, gar nicht zur Schule mussten oder nur eine kleine Fete in der Schule veranstaltet wurde.
Außerdem wurde eine Lehrerin verabschiedet, für die viele Kinder Lieder oder Tänze geprobt hatten. Für mich kam das ganze eher überraschend, ich setzte mich aber gerne mit in das Theater des Hogars, um bei der fröhlichen Verabschiedung dabei zu sein.
Ein trauriges Ereignis war der Tod einer langjährigen Voluntärin, die mit 92 Jahren friedlich gestorben war. Ich kannte sie nicht, es war jedoch bewegend zu hören, dass, wie in Bolivien üblich, neun Tage lang, jeden Abend eine Andacht für sie gehalten wurde und auch in der Messe oder den Tischgebeten wurde für sie gebetet.
Jeden September findet außerdem die Feria Expocruz statt, die größte Verbraucher-Messe Boliviens. Dort gibt es viele Autos und Handyanbieter zu sehen, aber auch Pferde, Kühe, viele Süßigkeitenstände und natürlich Coca Cola Company überall. Es gab sogar einen Stand des Barrio Juvenils, dem Projekt von Don Bosco, in denen Jungen zu Bäckern, Schreinern oder Köchen ausgebildet werden. Sie verkauften dort ihre Produkte.
Wir durften die Feria zusammen mit allen Kindern aus dem Hogar besuchen. Das war für die Kinder ein ziemlicher großer Ausflug, nicht nur, weil es viele interessante Dinge zu sehen gab, sondern auch, weil sie zur Feier des Tages jeder 20 Bolivianos, umgerechnet knapp 3 Euro, bekommen haben, die sie dort ausgeben durften.
Die kleineren Jungs wurden in Gruppen von ungefähr 12 Kindern eingeteilt und schon ging es los, mit der Erkundung. Natürlich nahmen sie alles mit, was ging. Von Sparschweinen, über Bonbons, bis hin zu einfachen Werbeflyern war alles sehr gefragt. Außerdem wurde das Geld in Dinge wie einen Strandball, der leuchtet, eine kleine Steinschleuder oder Cola und Süßigkeiten investiert. Die Jungs in meiner Gruppe ließen sich nur allzu gerne mit den sehr hübschen, etwas überschminkten Frauen der Autoaussteller ablichten. Diese fanden die Jungs immer ganz entzückend und niedlich.
Da die Feria erst Nachmittags begann, machten wir uns erst um 21:15 Uhrwieder auf den Rückweg. Als wir gegen 21:40 Uhr wieder im Hogar ankamen, waren nicht nur die Jungs total kaputt. Ich war einfach nur noch müde, da ich eigentlich morgens arbeite, aber dadurch, dass mich die Feria auch interessiert hat letztendlich 12 1/2 statt 7 Stunden gearbeitet hab. Es hat sich aber wirklich gelohnt und gerade mit einer kleinen Gruppe Spaß gemacht, da jeder etwas gucken konnte und wir die Übersicht behalten haben.
Da wir Freitag immer alle gemeinsam frei haben, waren wir einen Tag bei den Espejillos, in Richtung El Torno. Dort gibt es Wasserfälle, in denen es möglich ist zu schwimmen. Zusammen mit Jana, Bärbel und Naomi, der Holländerin, haben wir das auch sehr getan und hatten dort einen schönen Tag mit schwimmen, einem Picknick und leider etwas Regen. Das hat der Freude aber keinen Abbruch getan.
Mal schauen, was es hier noch an besonderen Aktivitäten geben wird, denn so, wie ich Bolivien bisher kennengelernt habe, wird hier kein Grund zum Feiern und Spaß haben ausgelassen.
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