Feliz año neuvo und frohes Neues! Weiter geht die Wilde Fahrt auch im neuen Jahr, vielen Dank für eure Geduld. Ich hatte leider weder letzten noch diesen Sonntag wirklich Zeit zum schreiben, die Erklärung dafür lässt sich mit „Bus“ ziemlich gut kurzfassen. Aber von Vorne:
Im letzten Blog 2024 hab ich ja geschrieben das ich hoffe das 2025 genauso „verrückt, schön, angsteinflößend, durchgedreht, aufregend und erlebenswert ist“. Die ersten Zwei Wochen des neuen Jahrs waren das auf jeden Fall schonmal. Relativ kurz nachdem ich den letzten Blog geschrieben hab sind wir runter ins Hogar und haben die Kinder eingepackt um uns auf dem Weg ins Mädchenheim San Jose zu machen wo die Kinder alle zusammen Silvester verbringen. Oder das war zumindest der Plan.
Die erste Überraschung war das sich alle Mitarbeiter so ne viertelstunde bevor wir loswollten verabschiedet haben, und nur noch Claudia (le big Boss) mit den Kindern und uns dier Deutschen da war. Andi war nämlich leider krank und musste zuhause bleiben. Zur Errinnerung, Anna und Rebekka waren zu dem Zeitpunkt bei uns zu Besuch. Wir haben noch einen großen Kochtopf voller Joghurt ( der SCHEIßE SCHWER WAR) und ein bischen anderes Essen eingepackt und uns dann vor die Administración gestellt wo wir mit den Kindern auf Claudia mit dem Auto gewartet haben.
Das Auto das vom Hogar in 95% der Fälle verwendet wird wenn Kinder transportiert werden müssen ist ein alter 4×4 Nissan Patrol der hinten zwei extra Sitzbänke für Kinder im Kofferraum hat die längs zum Auto eingebaut sind, nicht quer wie normale Sitzreihen. Insgesamt ist das Auto für ca. 10 Personen ausgelegt. Selbstverständlich ohne Sicherheitsgurte. Außerdem hat es kein Abs. Oder funktionierendes Tachometer. Oder Servolenkung. Oder…. Ihr seht wo das hingeht. Andi und ich haben schon mehrfach gewitzelt das jeder Tüvmitarbeiter wahrscheinlich einen Herzinfakt bekommt wenn er das Auto von Innen sieht. Aber generell funktioniert es und bringt die Kinder in einem Stück vom A nach B und das seit inzwischen über 30 Jahren.
Wo war ich ? Ach ja. Wir haben also zu dritt mit den Kindern vor der Administracion darauf gewartet das Claudia mit dem Auto kommt. Leider hat sich rausgestellt das der Schlüssel nicht aufzufinden ist. Hm. Schade. Aber kein Problem, Claudia hat WARUM AUCH IMMER noch einen anderen Schlüssel irgendwo rumliegen gehabt der zufällig auch passt. Aha… Naja, nachdem das geklärt war haben wir die Kinder und das Essen eingeladen und uns auch noch selbst ins Auto gequetscht das jetzt umgefähr mit 20 Personen beladen war. Ich sach mal so, es war schön kuschelig. Und ich hatte noch Glück, ich durfte vorne sitzen weil ich auf zwei Jungs aufpassen musste von denen einer weinte und einer versucht hat wegzurennen. Aber hey. Mehr platz für mich.
Während der Fahrt haben wir uns dann gewundert warum Claudia so langsam fährt und ich hab mal nachgefragt. Woraufhin sie mir erklärte das die Bremsen nur so halb funktionieren und sie deshalb langsam fährt damit nichts passiert. Achso. Ergibt Sinn. Irgendwo.
Wir sind trotzdem gut angekommen und haben erstmal alle zusammen gegessen und dann gabs bis Mitternacht Freizeit. Umgefähr eine Minute vor Mitternacht haben Claudia und Flor ( Die Direktorin von San José) angefangen Gläser mit alkoholfreiem Sekt zu befüllen. Ich hab in guter deutscher Manier ab zehn Sekunden vor Mitternacht angefangen Runterzuzählen, wurde aber nach 5 Sekunden mit einem „Halt, halt, die Gläser sind noch nicht voll“ unterbrochen. Kurzerhand wurde Neujahr also eine Minute nach hinten verlegt damit auch alle anstoßen können. Warum auch nicht.
Dann gabs ganz viele Umarmungen und gute Wünsche und wir haben uns mit den Kindern auf eine Feuerleiter gestellt um das bischen illegale Feuerwerk zu verfolgen das es zu sehen gab. Feuerwerk ist in Villa Regina nämlich aus Tierschutzgründen verboten. Ich will ja gar nicht bestreiten das ich das Silvesterfeuerwerk in Deutschland auch schön finde aber da könnten wir uns mal ne Scheibe abschneiden finde ich.
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Wir sind dann noch ein bischen nach Mitternacht geblieben und mir wurden dabei unter anderem die Haare geflochten ( sämtliche Fotos davon habe ich vorsorglich vernichtet). Danach gabs das große tschüß und wir haben uns wieder is Auto gesetzt uns sind mit rasanten 20 km/h ( geschätzt, wie gesagt Tachometer ist am Arsch) wieder richtung Hogar gefahren. Oder das dachten wir zumindestens, Claudia hab nämlich noch nen Abstecher durchs Zentrum gemacht und ein paar Runden gefahren. Wir wissen immer noch nicht ganz warum, unsere Theorie ist aber um die Kinder müde zu machen ( ursprünglich wollte ich einschläfern schreiben, das schien mir aber etwas doppeldeutig) .
Wir haben dann noch geholfen die Kinder ins Bett zu bringen und sind danach wieder nach oben in den Salon gegangen wo wir noch ein bischen gequatscht haben und dann alle irgendwann ins Bett sind ( Anna und ich haben einen leichten Schock bekommen als wir auf die Uhr geschaut haben und es schon fünf Uhr morgens war). Zum Glück war der erste Frei und so konnten wir alle ausschlafen und Andi und Rebecka sich von ihren jeweilien Krankheiten erholen.
Anna und Rebekka hatten am 31. schon darum gebeten noch bis zum zweiten ( also einen Tag länger als geplant) zu bleiben damit Becka sich auskurieren konnte. Ich hab Nelson gefragt und damit gabs zum Glück kein Problem. Jetzt hatten sich die Beiden am ersten zusammengesetzt um die Weiterreise zu planen und leider nur nen Bus gefunden der am vierten fährt. Hm. Also ich wieder an Nelson geschrieben: “ Heyyyyy, sag mal können die zwei noch bis zum Vierten bleiben? Sorrryyyy“ [ Anmerkung des Autors: Text leicht verändert]. Da kam zum Glück wieder ein „No hay Problema“ ( kein Problem) zurück.
Die nächsten Paar Tage hatten wir also noch Gesellschaft von Anna und Rebecka, was mir um ehrlich zu sein sehr recht war. Es hat doch sehr gut getan sich auch mal mit anderen Freiwilligen austauschen zu können und über die guten und schlechten Sachen zu reden die man hier so alle erlebt. Ich kann zwar immer mit meinen Freunden oder meiner Familie reden, aber es ist dann doch noch mal was anderes. Erstens ist Telefonieren immer noch mal was anderes und zweitens ist es dann doch noch mal irgendwie beruhigend mit jemandem zu reden der ähnliche Sachen erlebt und macht. Die auch Heimweh, Sprachprobleme, und die Probleme mit den Kindern erlebt. Die nachvollziehen kann warum du manchmal einfach nicht mehr kannst und die teilweise das gleiche fühlt. Ich will jetzt definitiv nicht sagen das alle Freiwillige die gleichen Probleme/ Gefühle haben, weil wir ja nicht nur andere Typen sind sondern auch teilweise ganz unterschiedliche Einsatzstellen haben. Und ich will auch gar nicht sagen das nicht Freunde/ Familie in ihrem Leben nicht auch schon ähnliche/gleiche Sachen erleben / erlebt haben. Aber für mich hatte es dann doch was befreiendes Face to Face mit jemandem in ner ähnlichen Situation zu reden.
Und an der Stelle will ich auch noch mal kurz ansprechen wies mir geht, so gefühlstechnisch. Zwar sag ich immer wieder das es mir hier Spaß macht und ich gerne hier bin, und das stimmt auch, aber trotzdem fühl ich mich manchmal einfach nicht gut.
Teilweise komm ich nach Hause und denk mir “ was mach ich hier eigentlich?“ Ich frag mich ob ich ein „guter Freiwilliger“ bin? Ob ich die richtige Entscheidung getroffen hab mein Leben in Deutschland zu „pausieren“? Ob ich nicht mit meinen vorkentnissen in Spanisch und der arbeit mit Kindern eigentlich alles wesentlich besser können sollte? Ob meine Vorgänger nicht viel besser waren als ich? Mögen mich die Kinder eigentlich?
Ich fühle mich schuldig das ich noch Fanfiktions auf Deutsch lese. Das ich noch die deutschen und nicht die argentinischen Nachrichten lese. Das ich bis jetzt relativ wenige eigne Ideen hatte was man mit den Kindern machen kann. Das ich so wenig arbeite. Das ich zu viel arbeite. Das ich zu viel am Handy bin. Das ich meinen Blog nicht jede Woche schreibe. Das ich heute meinen Sport noch nicht gemacht habe weil ich nicht ganz gesund bin. Das ich trotzdem am Computer bin.
Ich fühle mich wegen all der sachen teilweise einfach fertig, kann nicht so geduldig mit den Kindern sein wie sie es vielleicht verdienen und will manchmal einfach nur nach Hause in Deutschland und mich mit einem guten Buch in meine Lieblingsecke in meinem Zimmer setzen und danach mit Oma und Opa Eis essen gehen.Ich will zurück in die Schule und mit meinen Freunden auf dem Schulhof quatschen. Ich will zurück zu dem Freiwilligendienst den ich in deutschland gemacht hab. Ich will meine Schwester von Freunden abholen und mir dabei von ihr erzählen lassen was sie zusammen für nen Scheiß gemacht haben. Ich will mit meiner Familie Dominion spielen und mit Freunden im Volkspark in Mainz Wizard spielen. Ich will mit Freunden Dungeons and Dragons spielen und den Kopf schütteln wenn sie als Party von der von mir ausgedachten Story abweichen und stattdessen Dachse im Wald jagen gehen. Kurz gesagt: Ich will alles das was ich hier nicht hab.
Und ich glaub das ist normal. Ich denke das sich jeder Freiwillige irgendwann in seinem Freiwilligendienst nicht gut genug fühlt, Heimweh hat und sich fragt ob der Freiwilligendienst die richtige Entscheidung war. Und natürlich weiß ich das ganz viele von den Sachen die ich mich Frage und wegen denen ich mich schuldig fühle völliger Quatsch sind. Ich weiß das jeder Freiwillige anders ist und ich nicht besser oder schlechter bin als meine Vorgänger, und selbst wenn, das das für mich eigentlich völlig egal ist. Ich muss nicht sein wie meine Vorgänger. Ich muss auch nicht 538 Ideen haben was ich morgen mit den Kindern machen will. Ich muss mich auch nicht schlecht fühlen wenn ich mal am Handy bin und das ich Deutschland und die deutsche Sprache nicht völlig ignoriere.
Ich muss auch gar nicht perfekt sein, ich muss einfach nur ich sein. Ich muss mich nicht mit anderen vergleichen und grob gesagt kann es mir eigentlich scheiß egal sein was andere von mir erwarten. Das ist es zwar nicht, aber es ist ganz gut das im Hinterkopf zu behalten.
Und ich weiß auch das ich mich eigentlich gar nicht schlecht mache. Ich hab Freunde in Argentinien gefunden, die Kinder mögen mich eigentlich auch ganz gerne und ich arbeite definitiv auch nicht zu wenig. Mir wird immer wieder gesagt das die Leute dankbar für mich sind und das meine Sache gut mache. Das ich mir eine Pause nehmen kann wenn ich sie brauche. Das es normal ist wenn es mir mal nicht gut geht. Das ich ein „guter Freiwilliger “ bin.
Ich hab inzwischen akzeptiert das ich, auch wenn ich ein ziemlich extrovertiert und häufig selbstbewusst rüberkomme selbstzweifel immer dabei sein werden und ich wohl auch in naher Zukunft nicht aufhören werde mich mit anderen zu vergleichen. Und das ist dann so. Aber nichtsdestotrotz lasse ich mir davon nicht den Spaß am Freiwilligendienst verderben und die guten sieben Monate die mir noch bleiben davon nicht kaputtmachen. Mir macht das hier nämlich trotz allem Spaß. Und wenn ich drüber nachdenke will ich genau da sein wo ich grad bin.
So. Das musste mal raus. Und ich hab etwas überlegt ob ich das nicht irgendwie lieber in mein Tagebuch schreiben will, oder es nur einer Person erzählen will, aber schlussendlich hab ich mich dafür entschieden es hierrein zu schreiben. Ich will mit diese Blog meinen Freiwilligendienst so vollständig wie möglich abbilden, und bei mir gehört auch das dazu was ich in den letzten Absätzen abgesprochen hab. Wenn jemand findet dass das nicht hierreingehört dann ist das schön für ihn/sie, aber das hier ist mein Blog, vielen Dank.
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Uff. Jetzt aber mal zurück zu dem was hier passiert. Also, wie gesagt Anna und Rebecka waren noch bis zum vierten da, bzw bis zum dritten, weil ihr Bus nach Neuquen am vierten um 8 Uhr morgens abfuhr. Wir waren die Tage immer ein paar Stunden im Hogar ( Andi und ich loischerweise mehr als Becka und Anna, die zwei haben schließlich Urlaub) und haben sonst viel Zeit mit Kartenspielen, Essen und durch die gegend Laufen verbracht. Wir haben auch einen Ausflug zum Fluss mit allen Kindern von uns dúnd dem San José gemacht und sind ins Wasser gehüpft was auch sehr schön war.
Am Samstag hieß es dann morgens Abschied nehmen. Wir haben die zwei zum Bus begleitet und haben uns dann nochmal schlafen gelegt. Den Samstag sind wir dann auch nicht zur Chacra sondern haben uns einfach nur ausgeruht, da der Besuch der zei zwar sehr schön war, wir aber etwas weniger Schlaf als normal bekommen haben. Besonders ich, da ich teilweise bis 5 Uhr zum quatschen wach war. Und die Erholung war wichtig, am Montag gings nämlich los nach Las Grutas.
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WOCHE 2
Wer oder was sind „Las Grutas“ ? Las Grutas ist ein Ferienort an der Atlantikküste Argentiniens der von Villa Regina umgefähr 6 Stunden mit dem Bus entfernt ist wenn man einen Haufen Kinder transportiert die ständig aufs Klo müssen. Wir sind am Montagmorgen um ca. 8:30 am Hogar abgefahren und um halb 3 in der „Casa Nazareth“ angekommen. Das ist eine art Herberge die zu Don Bosco Villa Regina gehört und in der die Kinder der Hogare Niño Jesus und San José ihre Woche Sommerferien verbringen. Also normalerweise. Denn dieses Jahr, and i shit you not, haben sich die Mädels wohl so schlecht benommen das sie kollektiv zuhause gelassen wurden.
Also waren es dieses Jahr nur die Jungs, begleitet von Claudia, Gaspar, José Maria, Cristian, Victor ( der nicht im Hogar arbeitet und hauptsächlich als Koch dabei War), Andi und mir. Cristian, José maria, andi und ich haben und mit jeweils 5 Jungs ein Zimmer geteilt und waren dafür verantwortlich das die alle ins Bett gehen, aufstehen, duschen, etc. Andi und ich haben dabei die neun- bis zwölfjährigen bekommen, die anderen beiden die kleineren. Gaspar hatte die Oberaufsicht über die Zimmer der Casita, also der dreizehn bis achtzehnjährigen.
Nach dem ankommen gabs Essen, dann gings kurz in die Zimmer und dann an den Strand. So ähnlich liefen alle Tage ab. Aufstehen, Frühstück, Strand, Mittagessen, Siesta, Strand, Duschen, Abendessen. Danach gings noch alle zwei Tage in die Fusgängerzone wo die Kinder ihr Taschengeld für dinge ihrer Wahl ausgenen konnten. Bei den Kindern von Andreas und mir war es quasi immer die Arcade-Spielhalle. Die Tage haben sich immer leicht unterschieden, an einem haben wir zum Beispiel einen Ausflug zu Wasserrutschen am Strand gemacht oder sind auf einer „Banana“ die hinter einem Motorboot hergezogen wurde über das Meer geschlittert. Generell war es eine sehr schöne Woche für uns und die Kinder aber natürlich auch anstrengend. Es war zum Beispiel manchmal ein Kampf die Kinder abends ruhig zu bekommen.
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Trotzdem war es eine Schöne Woche und wir sind alle ziemlich fertig am Sonntag wieder in den Bus nach Hause gestiegen und dann auch Heil am Abend wieder im Heim angekommen. Glücklicherweise hat uns Claudia gestern und Heute quasi als verlegtes Wochenende freigegeben um uns zu erholen, Wäsche zu waschen, etc. Und ich bin endlich zum Blogschreiben gekommen. Yay. Letzten Sonntag saß ich ja im Bus nach las Grutas, vorgestern im „Rückbus“. Zwar hab ich bei zwei Gelegenheiten auch schon in Bussen Blog geschrieben, diesmal war das aber aufgrund Kinderablenkung/ Erschöpfung nicht möglich.
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Das wars aber jetzt auch erstmal wieder von mir. Ich hoffe ich hab alles was ich sagen wollte verstänlich und halbwegs lesbar rübergebracht und ihr hattet Spaß beim Lesen. Außerdem hoffe ich das ihr alle einen guten Start in 2025 hattet 🙂
Saludos de Villa Regina
Juan
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