So ein paar Gedanken über die Weihnachtszeit habe ich mir ja schon vor meiner Ausreise gemacht. In meinen Vorstellungen saß ich nämlich an Weihnachten unter Palmen mit kurzen Shorts 🌴 Ganz so war es dann eben doch nicht! KLAR alles, was ich aus Deutschland kannte – die Kälte, der Duft von Zimt & Tannennadeln, die stillen Abende mit Kerzenlicht – wurde hier durch tropische Wärme, ein Meer aus bunten Lichtern & eine fasst greifbare Lebensfreude ersetzt ✨️
Die kolumbianische Weihnachtszeit ist nämlich alles andere als eine besinnliche Zeit, wie wir es kennen. Hier wird den ganzen Dezember ordentlich gefeiert, getanzt & getrunken 💃🥂 Ganz nach dem Motto: Mehr ist mehr
Um diesen Monat der Feier-& Partyzeit einzuläuten, veranstalten die Kolumbianer jedes Jahr in der Nacht vom 31. November auf den 1.Dezember ( „La Alborada“) riesen Feuerwerke 🎆 Im Prinzip feiern die Kolumbianer „Silvester“ also zweimal. Schon hier konnten wir die Partylaune der Kolumbianer kennenlernen 🙊
Am 2. Dezember begangen die langersehnten Schulferien. Damit bezog sich auch mein Aufgabenbereich auf die Freizeitgestaltung der Internados. Passend zur Weihnachtszeit haben wir Volontäre uns weihnachtliche Aktivitäten überlegt. Es war also Zeit für Plätzchen backen, Weihnachtssterne basteln, Origami, partidos de voleybal & baloncesto und vieles mehr 🎅🎄


So richtig begang für mich die Weihnachtszeit am 5. Dezember. An diesem Tag wurden wir Volontäre mit zur „Misa de Accion de Gracias“ eingeladen, einem Gottesdienst bei der alle Mitarbeitenden der Salesianerfamilie der Ciudad Don Bosco Medellín zusammenkamen, um Gott für seine Gaben in diesem Jahr zu danken. Am 6.Dezember fand eine große „Fiesta de la Gratitud“ für alle Mitarbeiter statt, bei der es wie immer viel zu viel Essen gab & ordentlich gefeiert wurde💃
Am 7. Dezember wurde mir dann so richtig klar, dass Weihnachten in Kolumbien keine leise & besinnliche Zeit ist, sondern ein Fest voller Gemeinschaft, Musik und Traditionen. In Kolumbien beginnt die Weihnachtszeit offiziell mit der „Noche de las Velitas“🕯 (Nacht der Kerzen) am 7.Dezember. Traditionell des katholischen Glaubens nach stellen Familien Kerzen und bunte Laternen (farolitos) vor ihre Häuser, in Gärten oder entlang der Straßen, um die Unbefleckte Empfängnis der Jungfrau Maria zu feiern.
Das Fest geht auf das Jahr 1854 zurück, als Papst Pius IX. die Unbefleckte Empfängnis Mariens offiziell verkündete. Um dieses Ereignis zu würdigen, entzündeten Gläubige Kerzen und Laternen – eine Geste, die sich in Kolumbien zu einem festlichen Ritual entwickelt hat. Die Kerzen stehen dabei symbolisch für das Licht, das Maria in die Welt bringt sowie für die Hoffnung auf Frieden und Glück. Auch bei uns der Ciudad gab es am Abend des 7.Dezembers eine kleine Aktivität mit den Internados, bei der wir „Velitas“ aufgestellt haben & danach gesungen und getanzt wurde. Für viele Jungs war dieser Abend ziemlich emotional, da sie eben lieber mit ihren Familien gefeiert hätten. Für mich war es übrigens auch einer der ersten Momente in denen ich etwas „Heimweh“ bekommen habe

In der darauffolgenden Zeit wird in Kolumbien traditionell die „Novena de Aguinaldos“ gefeiert.
Diese findet vom 16. bis 24. Dezember statt & symbolisiert die neuntägige Reise von Maria & Josef nach Bethlehem. Dabei werden jeden Tag über neun Tage hinweg eine Reihe von Andachten gehalten, die die Gläubigen auf die Geburt Jesu vorbereiten. Dieser Brauch wurde im 18. Jahrhundert von Fray Fernando de Jesús Larrea, einem Priester aus Ecuador, eingeführt und später von Madre María Ignacia, einer kolumbianischen Nonne, angepasst und populär gemacht.
Bei uns in der Ciudad gab es anlässlich der Novena jeden Nachmittag eine Andacht, Zeit zum gemeinsam Villancicos (Weihnachtslieder) singen & anschließend themenspezifische Aktivitäten mit den Internados. So war an einem Nachmittag das Thema „Amor“ (Liebe) an der Reihe, bei dem wir auf ausgeschnittende Herzen eine liebe Botschaft an eine uns lieb gewonnene Person geschrieben haben. Die absoluten Banger unter den kolumbianischen Weihnachtslieder, die wir rauf & runter sangen bis es nicht mehr ging, waren „Mi burrito Sabanero“ , „Campana Sobre Campana“ & „Los Peces en el Rio“

In vielen Städten Kolumbiens, besonders in Medellín, sind die „Alumbrados Navideños“ (Weihnachtslichter) ein großes Highlight der Weihnachtszeit. Diese millionen Lichterdekorationen verwandeln Straßen, Parks und Gebäude in leuchtende Kunstwerke, die in Form von Figuren & Szenen jedes Jahr neue Themen repräsentieren. In der gesamten Stadt verteilt gab es außerdem viele Weihnachtsmärkte, auf denen lokale Handwerkskunst, kolumbianische Spezialitäten angeboten wurden und Veranstaltungen zum „Festival de Navidad“ stattfanden.


Highlights aus dem
„Parque de Río“

Nochebuena bis Silvester – von Buñuelos & Bauchweh
An Heiligabend (Nochebuena) wurden wir mittags von den Padres zum Essen eingeladen. Wie zu erwarten wurde uns übertrieben viel Auswahl kolumbianischer Weihnachtsspezialitäten aufgetischt. Von verschiedenen Fleischsorten, Salaten und Reiz, gabs zum Abschluss zu einer Tasse stark aromatisierten Kaffee alle vorstellbaren Süßspeisen – absolutes Food-Paradise
Ach ja, nicht zu vergessen, gabs pünktlich 13Uhr auch das erste Bierchen, zumindest für die Padres 🙂
Gegen Abend fand für die Jungs der Ciudad ein etwas längeren Gottesdienst statt. Die Jungs konnten es kaum abwarten im Anschluss endlich ihre Geschenke zu bekommen.
Fußbälle, Trikots, Musikboxen oder Schuhe waren super beliebt – Jungskram eben
Nach dem ganzen Trubel haben wir Volontäre uns in unserem Volohaus etwas gemütlich gemacht. Einen Tag zuvor hatten wir auf der Straßen ein kleines Plastikbäumchen gefunden, welches der Idee eines echten Weihnachtsbäumchen schon sehr nah kam. Versammelt saßen wir dann an Heiligabend in Decken gekuschelt um dieses Bäumchen, haben Weihnachtslieder gesungen und abschließend unsere Wichtelgeschenke ausgepackt.


Unser Silvester haben wir Volontäre ganz gemütlich in unserem Zuhause gefeiert. Am späten Nachmittag gab es im Colesio (Sporthalle) eine kleine Aktivitäten mit den Internados bei der es Hot Dogs gab und bei Musik einfach Zeit miteinander verbracht werden konnte.
Nachdem uns alle Erzieher davon abgeraten hatten in die Innenstadt zu fahren, einfach wegen den Menschenmassen, haben wir beschlossen in der Ciudad zu bleiben.
Als es dann endlich kurz vor Mittagnacht war sind wir Volontäre zu dem Mirador auf dem Ciudad Gelände gelaufen.Von dort aus konnten wir uns dann das „Funkenballet im Miniaturformat“ ansehen. Es war erstaunlicherweise sehr bescheiden.
In Kolumbien ist es Tradition zum Jahresende „Muñeco Año Viejo“ (Puppen) zu verbrennen. Diese werden bereits einige Tage vor Silvester vor die Häuser, in Gärten oder auf die Straßen platziert. Sie symbolisieren das Abschiednehmen vom alten Jahr sowie den Neuanfang. Bei einem Spaziergang durch unser Barrio bin ich so einigem begegnet 😂


Danke dir fürs Lesen und liebe Grüße 🫶
Hasta luego!
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