Buenaas, ich bin’s mal wieder aus Kolumbien 🎅🌟


Für diesen und ich schätze mal den letzten Blogeintrag für das Jahr 2024 habe ich mir überlegt, etwas über unsere Ausflüge in und rundum Medellín zu schreiben, da wir definitiv spannende & wunderschöne Orte besucht haben, von denen du höchstwahrscheinlich noch nie gehört hast, denen ich aber sehr gern etwas Ausmerksamkeit schenken möchte😉 Und für alle die Lust etwas über den Tellerrand hinauszuschauen, in eine doch sehr weit entfernte Kultur & Geschichte ohne dabei eigenständig rechieren zu müssen, kann dieser Eintrag spannend sein!

Wusstest du das Medellín einst als gefährlichste Stadt der Welt galt, sich aber in den letzten Jahrzehnten zu einem globalen Vorbild für Innovation & Stadtentwicklung gewandelt hat?!
Gegründet wurde Medellín 1616 als kleines Dorf namens San Lorenzo de Aburrá im Aburrá-Tal, einer Region, die ursprünglich von den indigenen „Nutabe“ bewohnt wurde. Im Laufe des 17. und 18. Jahrhunderts entwickelte sich die Stadt zu einem regionalen Handelszentrum, begünstigt durch ihre Lage in den Anden. Der Anbau und Handel von Kaffee sowie später Goldabbau trugen maßgeblich zum wirtschaftlichen Aufstieg der Region bei. Im 19. Jahrhundert wurde Medellín zum industriellen Zentrum Kolumbiens. Es entstanden Textilfabriken, Banken und Handelsunternehmen, die der Stadt den Spitznamen „La Tacita de Plata“ (die kleine Silberstadt) einbrachten. Die Industrialisierung zog Menschen aus ländlichen Gebieten an, was zu einem raschen Bevölkerungswachstum führte. Medellín wurde zu einem Symbol für Fortschritt und Modernisierung in Kolumbien.

In den 1980er und 1990er erlebte die Stadt eine der dunkelsten Phasen ihrer Geschichte. Medellín wurde zum Epizentrum des internationalen Drogenhandels, dominiert vom berüchtigten Medellín-Kartell unter der Führung von Pablo Escobar. Gewalt, Korruption und soziale Ungleichheit erreichten ihren Höhepunkt, und die Stadt galt als eine der gefährlichsten der Welt. Nach dem Tod Escobars 1993 begann ein langsamer, aber tiefgreifender Wandel. Die Stadtregierung setzte auf innovative Ansätze, um die soziale Ungleichheit zu bekämpfen und die Lebensqualität zu verbessern. Große Investitionen in Bildung, Infrastruktur und Kultur – wie der Bau von Metrocable-Seilbahnen, Bibliotheken in benachteiligten Vierteln und öffentlichen Parks – trugen dazu bei, die Stadt neu zu definieren. Medellín wurde zu einem Vorreiter für urbane Innovation und gewann internationale Anerkennung, darunter den Titel „Innovativste Stadt der Welt“ im Jahr 2013.

Heute ist Medellín eine dynamische Metropole, die Tradition und Moderne verbindet. Sie ist bekannt für ihre „Feria de las Flores“, das Festival Internacional de Tango und die lebendige Kunst- und Kulturszene. Trotz anhaltender Herausforderungen in Bezug auf soziale Ungleichheit und Sicherheit ist Medellín ein inspirierendes Beispiel dafür, wie eine Stadt sich von einer Vergangenheit der Gewalt zu einem Symbol für Hoffnung und Transformation entwickeln kann.

Jetzt aber mal zu meinen persönliche Reisezielhighlight in & rundum Medellín

1. Die „Comuna 13“

Eines der ersten Orte, die wir in Medellín besucht haben, war die „Comuna 13“  (öffentliche Bezeichnung San Javier) eine der 16 Comunas (= Stadtteile). Die Comuna 13 ist ein eindrucksvolles Beispiel für den Wandel eines Viertels, das einst für extreme Gewalt und Kriminalität bekannt war, hin zu einem Ort der Hoffnung, Kunst und Gemeinschaft.

Die Comuna 13 galt jahrzehntelang als eines der gefährlichsten Viertel weltweit. Zwischen 1980/90 er verzeichnete Medellín mit knapp 400 Morden auf 100 000 Einwohner die angeblich höchste Mordrate der Welt. Aufgrund ihrer geografischen Lage – an den steilen Hängen der Stadt und als Verbindungskorridor zu ländlichen Gebieten – wurde sie zu einem strategischen Punkt für illegale Aktivitäten. Das Medellín-Kartell unter Pablo Escobar nutzte die Gegend als Basis für den Drogenhandel, während Guerillagruppen wie die FARC und ELN sowie rechte paramilitärische Einheiten um die Kontrolle kämpften. Die Bewohner gerieten zwischen die Fronten dieser bewaffneten Gruppen, was zu einer extrem hohen Mordrate und ständiger Unsicherheit führte.
Die staatliche Präsenz war in dieser Zeit schwach, und viele Menschen lebten in extremer Armut. Die Gewalt und die fehlende Infrastruktur machten die Lebensbedingungen unerträglich. Die hohe Arbeitslosenquote machte es den Kartellen einfach junge Männer “anzuwerben” für das dreckige Geschäft. Sie arbeiteten dann als Drogendealer, Spitzel oder sogar Auftragskiller.
Es war eine Zeit, in der das Viertel für viele als hoffnungslos galt.
Ein Wendepunkt in der Geschichte der Comuna 13 war die „Operación Orión“ im Oktober 2002. Die kolumbianische Regierung unter Präsident Álvaro Uribe führte eine groß angelegte Militäroperation durch, um die Kontrolle über das Viertel zurückzugewinnen und die bewaffneten Gruppen zu vertreiben. Auch diese Operation war mehr als brutal & ging einher mit zahlreichen Toten, darunter Zivilisten, und viele Menschen verschwanden spurlos.
Nach der Operation begann Medellín mit einer umfassenden Transformation der Comuna 13. Die Stadt investierte in soziale Programme und Infrastrukturprojekte, um die Lebensqualität zu verbessern. Eines der bekanntesten Projekte waren die Freiluft-Rolltreppen, die 2011 installiert wurden. Diese erleichterten den Zugang zu den steilen Hügeln des Viertels und symbolisierten den Beginn einer neuen Ära. Weitere Maßnahmen umfassten den Bau von Schulen, Gemeinschaftszentren und die Verbesserung der öffentlichen Sicherheit.

Besonders wichtig für den Wandel war die Rolle von Kunst und Kultur. Die Straßen der Comuna 13 wurden zu einer Leinwand für beeindruckende Graffiti, die die Geschichte, den Schmerz und die Hoffnung der Gemeinschaft darstellen. Hip-Hop-Kultur, Tanz und Musik wurden zu Ausdrucksformen, die den Jugendlichen eine Alternative zur Gewalt boten und die Gemeinschaft stärkten. Künstlerkollektive und lokale Führer organisierten Touren und Workshops, um die Geschichte des Viertels zu teilen und eine positive Identität aufzubauen.

2. Jardín Botánico

Mein Lieblingsort in Medellín ist der Botanische Garten, den ich hier schon mindestens einmal Aufmerksamkeit geschenkt habe. Dieser Garten ist eine grüne Oase im Herzen der Stadt und ein wahres Paradies für Natur- und Pflanzenliebhaber. Mit einer Fläche von etwa 14 Hektar bietet der Garten eine beeindruckende Sammlung von über 1.000 Pflanzenarten, die die Vielfalt der kolumbianischen Flora widerspiegeln. Ein Highlght des Botanischen Gartens ist das Orquideario, ein Pavillon, der einer der größten Orchideensammlungen Kolumbiens beherbergt. Hier lassen sich mehr als 200 verschiedene Orchideenarten bewundern, die die bunte und faszinierende Pflanzenwelt des Landes repräsentieren. Der Garten ist jedoch nicht nur ein Ort für Orchideen, sondern auch für viele andere Pflanzenarten, darunter Kakteen, Palmen und anderen tropischen Gewächsen.
Mein absolutes Highlight des Gartens ist der „Flughafensee“, ein kleiner künstlicher See, der von üppiger Vegetation umgeben ist und eine friedliche Atmosphäre schafft. Rund um den See befinden sich ruhige Spazierwege, die uns schon einige Male zum Entspannen und Beobachten der Natur eingeladen haben.

3. Wochenendtrip nach Guatapé

Mein absoluter Favorit unser Wochenendtrips ist Guatapé, ein malerisches Städtchen, welches etwa zwei Stunden von Medellín entfernt liegt. Es ist bekannt für seine farbenfrohen Fassaden, die beeindruckende Landschaft und die ikonische Felsformation El Peñol.

El Peñol de Guatapé

Die Stadt selbst ist super kunstvoll gestaltet. Ihre Häuser sind mit Zócalos (=bunte Fassaden), bunten Reliefs an den Fassaden, verziert, die Szenen aus dem Alltagsleben, Naturmotive oder abstrakte Designs darstellen. Jeder Zócalo erzählt eine Geschichte, oft inspiriert von der Kultur, der Geschichte oder den Bewohnern des Hauses. Beim Spaziergang durch die kopfsteingepflasterten Straßen habe ich mich fast schon wie in einem einem lebendigen Gemälde gefühlt.
Der zentrale Platz, der Plaza de Zócalos, ist das Herzstück der Stadt. Hier finden sich Cafés, Restaurants und kleine Geschäfte, die lokale Produkte und Kunsthandwerk anbieten. Die Atmosphäre war so  entspannt, und Besucher können die Schönheit der Umgebung bei einer Tasse kolumbianischen Kaffees genießen.
Nur wenige Kilometer Stadtzentrum von Guatapé entfernt liegt der berühmte El Peñol de Guatapé, eine riesige Granitfelsformation, die fast 200 Meter hoch ist.
Für uns ging es die 708 Stufen hoch hinauf, die entlang der Seite des Felsens gebaut wurden. Oben angekommen, erwartet uns eine Aussichtsplattform, von der aus man das beeindruckende Netzwerk von Hügeln, Stauseen mit ihrem tiefblauen Wasser und Inseln des Embalse Peñol-Guatapé, eines der größten Wasserkraftwerke Kolumbiens, sehen könnte. Der Anblick war atemberaubend und mein absolutes Highlight bisher hier in meiner Zeit in Kolumbien.

4. Wochenendtrip nach Santa Fé

An einem weiteren Wochenende ging es für uns nach Santa Fé de Antioquia, etwa 80Kilometer nordwestlich von Medellín gelegen. Dieses Örtchen wird oft als „Wiege der Paisa-Kultur“ bezeichnet & ist eine der ältesten und historisch bedeutendsten Städte in der Region Antioquia.

Plaza Mayor

Gegründet 1541, war sie bis 1826 die Hauptstadt der Region und ist heute ein beliebter Ort um für die koloniale Architektur, das warme Klima und die reiche Geschichte der Stadt zu genießen.
Die Stadt ist geprägt von engen Kopfsteinpflasterstraßen, weißen Häusern mit roten Ziegeldächern und großen Holztüren. Zahlreiche Kirchen und koloniale Gebäude, darunter die Kathedrale Nuestra Señora de Chiquinquirá, zeugen von der langen Geschichte der Stadt.
Desweiteren ist die Brücke des Westens („Puente de Occidente), ein Ingenieurswunder des 19. Jahrhunderts, eines der bekanntesten Wahrzeichen der Region. Die Hängebrücke über den Fluss Cauca wurde 1895 fertiggestellt und war einst die längste Hängebrücke Südamerikas.

5. Wochenendtrip nach Jardín

Vor knapp zwei Wochen gings für Julika & mich über das Wochenende nach Jardín, eine malerische Kleinstadt, die sich etwa 130 Kilometer südwestlich von Medellín befindet. Sie liegt inmitten einer beeindruckenden Berglandschaft und ist bekannt für ihre gut erhaltene koloniale Architektur, die farbenfrohen Häuser und ihre entspannte, authentische Atmosphäre.

Der zentrale „Plaza Principal“ ist das Herzstück der Stadt, der von vielen kleinen süßen bunten Cafés und Restaurants umgeben ist. Da wir in der Vorweihnachtszeit zu Besuch waren, war besonders dieser Platz super schön weihnachtlich dekoriert und einige kleine Stände sorgten für ein Weihnachtsmarktfeeling 🎅🌟 Besonders hat mich die Basilika „La Inmaculada Concepción“, eine neugotische Kirche, die mit ihrer imposanten Fassade und den hohen Türmen das Stadtbild prägt, beeindruckt.

Jardín wurde 1863 gegründet und spielte eine wichtige Rolle in der landwirtschaftlichen Entwicklung der Region Antioquia. Die Stadt war ursprünglich ein Zentrum für den Anbau von Kaffee, Zuckerrohr und Bananen, was bis heute einen großen Teil der lokalen Wirtschaft ausmacht. Der Name „Jardín“ (Garten) spiegelt die üppige Vegetation und die natürliche Schönheit der Umgebung wider. Zum einen haben wir eine Wanderung durch grüne Hügel und Kaffeefarmen zu einem Mirador mit einem süßen Café gemacht. Außerdem konnten wir auf einer weiteren Wanderung einen ganz netten Wasserfall „Cascada del Amor“ (hat uns ehrlich nicht vom Hocker gerissen) bestaunen und bei einer großen Tasse Kaffee die Aussicht auf die umliegenden Bananenplantagen genießen. Mein Highlight dieses Trips war unser abschließende Besuch des „Reserva Natural Jardín de Rocas“. Dort konnten wir eine besondere Vogelart, die „Gallitos de las rocas“ (Andenfelshähne) beobachten 🦅

Abschließend wünsche dir fröhliche restliche Weihnachtstage und einen guten Rutsch ins neue Jahr 2025!✨️

Tschüsschen mit Küsschen

Deine Johanna