Felix in Keela Eral

Meine Erlebnisse in Indien

Weihnachts-„Stress“

Ich hoffe ihr hattet alle eine schöne Vorweihnachtszeit und freut euch auf die kommenden Feiertage. Hier ist die stressige Vorweihnachtszeit auch vorbei und bis Anfang Januar genieße ich dann die Holidays.

sdr

Die Krippe wird leider erst nach der Messe vollständig sein, deshalb gibts davon ein Foto nächstes Mal

 

Da aber im Dezember so viel passiert ist und sich die indische Vorweihnachtszeit neben dem Wetter noch in anderen Dingen zur deutschen unterscheidet, möchte ich euch das nicht vorenthalten.

sdr

Die Jungs beim kochen

Am 6. Dezember starb die Chief Ministerin Jayalalithaa, des Bundestaates Tamil Nadu, in dem ich ja derzeit lebe. Da sie schon sehr lange im Amt und recht früh als Schauspielerin berühmt war, löste der Tod eine tiefe Trauer bei ihren Anhängern aus, obwohl sie schon seit zwei Monaten im Krankenhaus war und sich der Zustand seitdem nicht wirklich verbessert hatte. Aber wie bei jeder politischen Person gibt es neben den Anhängern natürlich auch viele Gegner, weshalb man in den darauffolgenden Tagen besonders in großen Städten von Unruhen ausging. Wir bekamen sogar vom Auswärtigen Amt eine Mail, das wir uns von großen Menschenansammlungen fernhalten sollten. Glücklicherweise passierte aber in den 3 Trauertagen, an dem sämtliche Schulen in Tamil Nadu geschlossen hatten und den folgenden Tagen, nichts.

Den spontanen Urlaub nutzten einige Jungs vom Hostel um zu ihren Familien nach Hause zu fahren, der Rest blieb im Hostel und genoss die freie Zeit, da es direkt nach den ganzen Exams im November nichts zu lernen gab. Stattdessen kochten die Boys einmal für sich selbst und jeder Jahrgang war für sich selbst verantwortlich. Als nicht direkt Beteiligter, hatte ich Glück und konnte mich bei allen einmal durchprobieren und man muss schon sagen, dass die Jungs richtig gut kochen können. Bei dem Mittagessen gab es dann reichlich Tomato Reis, der von dem Koch der Kantine zubereitet wurde, und verschiedene Chicken-Gerichte (Fried und gekochtes Chicken). Stefan und ich durften auch zuschlagen, jedoch kochten die Jungs deutlich schärfer als unsere Köchin, weshalb es dann nicht ganz so viel wurde.

sdr

Posieren vor dem Lieblings Action-Song: Banana Song

Obwohl alle Schulen während den Trauertagen geschlossen hatten, ging unser Spoken English Kurs weiter. Allerdings ging unser dritter und letzter Kurs für dieses Jahr dann auch schon nach dem Wochenende zu Ende. Um dann die Woche vor Weihnachten noch sinnvoll zu nutzen, gingen wir noch für die Zeit in eine Grundschule ca. 45 Minuten mit dem Bus entfernt, um dort den Kindern Action Songs und dadurch auch ein bisschen Englisch beizubringen.

bdr

Die Kinder der Evening Study aus Keela Eral waren auch in Vilathikulam

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traditionelle Tänze

Am 10.12 ging es zu unseren benachbarten Volunteers nach Vilathikulam, da dort eine große Dance Competition stattfand, an der auch Kinder aus Keela Eral mitmachten uns sogar den 4. Platz belegten. Die Veranstaltung begann schon um 3 Uhr nachmittags und ging bis um 10 Uhr abends. Die ganze Zeit über waren zahlreiche Bewohner der kleinen Stadt vor der Bühne versammelt und genossen die Unterhaltung. Richtung Abend traten dann ältere Gruppen auf und die Tänze und Verkleidungen wurden immer aufwendiger und professioneller.  Um 10 Uhr war dann allerdings Schluss und nachdem jeder gegessen hatte, halfen wir noch ein bisschen beim Aufräumen, was dank vieler Helfer allerdings sehr zügig ging. Somit ging es dann spät und vollkommen erschöpft ins Bett, da 7 Stunden sehr laute Musik auch an den Kräften zehrt, obwohl man nur zuschaut.

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nicht jeder war so froh über den Besuch vom Christmas Tata

In der nächsten Woche stand dann eine Art Weihnachtsumzug und Segnung der Familien in Keela Eral an. Mit Musik, Licht und dem Christmas Tata (tamil: Großvater) ging es dann mit ein paar Brothern und Boys vom Hostel von Haus zu Haus. Für die Eltern und Kinder gab es kleine Schokoladenbonbons. Der Abend war wirklich sehr schön, da wir auch sehr viele Kinder von unserer Evening Study Gruppe trafen und sie uns ihr Dorf und Haus zeigten.

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viele verschiedene und kreative Aufführungen

Die erste richtige Weihnachtsfeier fand am Sonntag, den 18. Dezember statt und begann mit den Jüngsten. Neun Evening Study Centers aus unserer Gemeinde trafen sich nach dem Gottesdienst in der Kirche, die dann zu Veranstaltungshalle mit Bühne umfunktioniert wurde. Insgesamt ca. 250 Kinder saßen vor der Bühne und schauten dem Programm zu. Jedes Study Center hatte eine Vorführung und es gab Tänze und Theateraufführungen. In den Wochen davor durften wir schon die Proben unserer Evening Study begutachten und waren gespannt auf die Aufführungen. Unsere Meinung nach vollkommen gerechtfertigt belegte unser Study Center den ersten Platz (Stark subjektive Meinung 😉 ). Für alle Kinder und Leiter der Nachhilfezentren gab es am Ende noch Geschenke und ein von Stefan und mir gesponsertes Essen mit Kuchen. Die Kinder verdrückten insgesamt 4o kg Chicken (was sie aufgrund der zum Teil sehr ärmlichen und ländlichen Verhältnisse kaum zu Essen bekommen) und wir versäumten es natürlich auch nicht uns von der sehr guten Qualität der Mahlzeit zu überzeugen.sdr

Am 22. Dezember fand dann die Weihnachtsfeier vom Hostel statt. Zu Beginn wurde allen zum Geburtstag gratuliert, die im Dezember ein Jahr älter geworden sind und sie durften den Kuchen anschneiden, von dem jeder dann ein Stück bekam, dazu gab es noch Eis. Danach wurden beim Gift sharing Geschenke, begleitet von einem netten Satz über den Beschenkten, verteilt, die sich die Boys untereinander schenkten, dabei war jeder für eine andere Person zuständig. Neben dem Dance und einem Christmas Song gab es dann noch T-Shirts für die Boys vom Hostel. Bei den T-Shirts hatte ich die vordere Hälfte und ein Father die Rückseite gestaltet, zudem sind diese auch von Stefan und mir gesponsert. Für ständige Lacher sorgte das Christmas Tata Kostüm, das immer wieder den Besitzer wechselte und Stimmung machte. Am Ende tanzten noch einmal alle zusammen, wo wir dann auch unsere bis jetzt abgekupferten Dance-Skills unter Beweis stellen durften. Bei dem Lob, das wir dafür bekamen, weiß ich nicht ganz genau, ob es sich dabei eher um Mitleid handelt, oder ernst gemeint ist. Ich gehe mal von Letzterem aus ;).

Die letzten drei von insgesamt sechs Weihnachtsfeiern, standen dann am 23. an. Zuerst waren die ganzen College Schüler dran, die mit ein paar Musikeinlagen für die Weihnachtsstimmung sorgten. Neben einer Aufführung der Lehrer und einem Dance, wurden noch allen Schülern erholsame Ferien gewünscht und es ging nach Hause, auch für die Boys vom Hostel. Wir schauten aber noch schnell bei der Feier der Grundschule der Salesian Sisters vorbei, da sie uns am Vortag dazu eingeladen hatten. Direkt im Anschluss ging es dann noch zur Feier der ganzen Mitarbeiter des Colleges und des Projektes. Auch hier wurden nochmal Geschenke verteilt und es gab wieder sehr leckeres und vielfältiges Essen.

Somit begann für uns auch endgültig unser Urlaub bis Anfang Januar.

Vielleicht denkt man am Fest der Liebe mal nicht nur an die Teile der Bevölkerung, denen es nicht so gut geht, sondern unterstützt diese, unabhängig von Religion, Kultur und Aussehen. Sei es eine kleine Geld- oder Sachspende oder ein Vorsatz, sich im neuen Jahr in einer Flüchtlingsunterkunft zu engagieren und mit einer fremden Kultur ins Gespräch zu kommen. Was im Moment in Deutschland meiner Meinung nach teilweise zu kurz kommt, wenn man mal die Nachrichten anschaut oder liest.

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ein bisschen Weihnachtsstimmung, trotz der etwas anderen Temperaturen

 

 

Hier noch ein längst überfälliger Nachtrag zu dem Don Bosco Care Home in Salem, das sich um HIV-Infizierte P1000539Kinder und Jugendliche kümmert, welches wir Anfang November besucht hatten. Es ist eine besonders traurige Erfahrung, die ich für mein Leben lang im Kopf behalten werde.

Am Abend vor Allerseelen, wurden wir gefragt ob wir für den morgigen Gottesdienst verstorbene Verwandte oder Freunde auf einen Zettel schreiben wollen, damit diese dann vorgelesen werden und für sie dann besonders gebetet wird. Jeder von uns vier Volos schrieb einen oder zwei Namen auf und gaben sie einem Brother vor der Messe.
Als dann die Namen, die wir aufgeschrieben hatten und die, die Boys aufgeschrieben hatten vorgelesen wurden, fühlte ich mich total unwohl und war schlichtweg traurig. Bei fast jedem Namen der Jungs stand mindestens ein Elternteil auf der Liste, das heißt, dass fast jeder der Jungen entweder Halbwaise oder Vollwaise ist. In diesem Moment fühlte ich mich extrem unwohl, da das einfach unfair ist, man aber irgendwie total machtlos dagegen ist.
Umso mehr bewundere ich die Stärke und die Lebensfreude der Jungs, mit der sie ihr Leben meistern, trotz der großen Schwierigkeiten, die sie ein Leben lang begleiten werden.

 

 

Ich wünsche euch allen frohe Weihnachten und einen guten Rutsch in das Jahr 2017!!

 

Im nächsten Eintrag werde ich euch dann etwas mehr über die Arbeit in der Grundschule erzählen, in der wir dann regelmäßig unterrichten werden.

 

 

Bis Dann,

Felix

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2 Kommentare

  1. Familie Kappert

    Lieber Felix, mit grosser Freude haben wir Deinen letzen Blog gelesen. Es ist interessant Deine Sicht der Dinge zu erfahren. Viele Eindrücke, die auch für den Aussenstehenden sehr interessant sind. Teilweise nachdenklich machend, teilweise lustig und manchmal traurig.

    Wir freuen uns auf Deine Erlebnisse im neuen Jahr.

  2. Familie Eich

    Lieber Felix,
    wir wünschen Dir ein schönes Fest und ein wunderbares neues Jahr mit weiterhin vielen tollen Eindrücken. Wir verfolgen mit Freude deinen Blog und schmunzeln das eine oder andere Mal… Tja im Ausland ist es halt anders- auch uns ist es öfters mal zu scharf…. und wie lehrreich ist es mal selbst ein Ausländer zu sein.
    Ganz viel Grüße von den 4 Eich aus Mexiko und Vaterstetten

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