Um 4:20 ging der grauenvollste Wecker den ich je ertragen musste los: Ein Oldschool-Teil mit zwei Glocken aus Metall zwischen denen ein kleiner Metallhammer pausenlos hin und her ballert. Kurz geduscht und gefrühstückt, und schon wurden wir um 5:30 von Emanuelle zur Abfahrstation des Busses, für welche wir die Tickets gekauft hatten, gefahren. Dort angekommen, mussten wir noch etwa eine Stunde warten, bis alles an Gepäck und Menschen versammelt und eingeräumt war. Der Bus war ein ausrangierter, deutscher Reisebus, welcher bis auf eine Reifenpanne, was jedoch nicht am Bus, sondern viel mehr an der Straße lag, ordentliche Arbeit leistete und uns gut ans Ziel gebracht hat.
Die Straßen waren größtenteils mit Schlaglöchern übersehen – Made in China. Der Bus fuhr also gegen 7 Uhr ab – am Ziel angekommen sind wir um ca. 14:30. Bei sämtlichen Pausen welche wir gemacht haben, kamen umgehend zahlreiche Händlerinnen mit ihren Körben auf dem Kopf in welchen sich von Muzen bis Cola, Fisch und Bananen alles befand was das Herz so begehrt. Diese verkauften ihre Ware dann entweder durch die Fenster am Bus oder eben vor der Türe, je nachdem wo man sich befand. Auf dem letzten Streckenabschnitt einer langen Straße, welche bergauf ging, kam ich mir vor wie bei dieser ntv Dokureihe „Die gefährlichsten Strassen der Welt“ Man fährt also diese lange „Bergstraße“ hoch: auf dieser habe ich einen LKW gesehen welcher eine Böschung heruntergestürzt war, und zwei welche umgekippt im Graben lagen. Kein Wunder: Die LKW fahren völlig überladen (man macht aus einem 40-Tonner einfach einen gefühlten 80-Tonner), wenn diese dann einen Berg runter fahren, sind sie natürlich am Dauerbremsen, die Fahrbahn war leicht nass, in der Kurve ein paar KMH zu schnell und man findet sich im Graben wieder. Trotz alledem machte unser Busfahrer auch vor einer Überholaktion einer Lkw-Kolonne bestehend aus 5 LKW, und unübersichtlicher Straße mit Kurven keinen Halt. Da wurde es mir schon ein bisschen mulmig im Bauch. Am Ziel angekommen, haben Benedict, Christian und Ich uns dann ein Taxi zum Centre Don Bosco genommen. Hier werde ich das nächste Jahr verbringen. Jedoch waren sämtliche Verantwortliche der Kommunität hier noch außer Haus, und sollten erst Dienstag Nachmittag zurückkehren. Wir haben die Gelegenheit also wahrgenommen, und sind nach telefonischer Absprache mit einem der sich im Projekt-befindenden Pickups durch Kara gefahren.
Kara an sich ist viel ländlicher als Lomé es war. Lomé war mit seinen 1-Millionen Einwohnern ja schon eine Großstadt. Kara ist eher wie ein großes Dorf, man kennt sich hier. Das „Foyer des Enfants“ ist in der Mitte der Stadt, wohingegen das „Centre Don Bosco“ in welchem ich schlafe und esse ein wenig außerhalb ist – knapp 10 Minuten Fahrzeit.
Ich muss also regelmäßig pendeln. Momentan fahren wir noch immer mit dem Pickup durch die Gegend. Ich durfte auch selber schon fahren. Langfristig gesehen wäre dies jedoch viel zu spritschluckend, so werde ich also ein eigenes Moto bekommen, mit welchem ich durch die Gegend düsen darf. Sehr angenehm.
Das mit dem Internet ist hier auf dem Lande auch etwas anders. Hier im „Centre Don Bosco“ befindet sich kein W-Lan-Anschluss. Ich musste mir also einen UMTS-Stick zulegen, welcher hier nicht ganz billig ist. Eine Datenflatrate gibt es nicht, ich kann also nicht unbegrenzt im Internet surfen, da jede Minute bares Geld kostet. Das ist aber auch nicht weiter tragisch, denn ich habe hier sowieso nicht mehr so viel Zeit wie ich sie noch vor ein paar Tagen hatte. Während ich im Ausbildungszentrum in Lomé noch mit ungefähr 40 Leuten zusammenlebte, sind wir hier in Kara (abzüglich Benedict und Christian) nur zu sechst. Alles ist also viel ruhiger und das Essen, welches von einem Koch angefertigt wird ist grandios.
Nachdem ich die ersten beiden Nächte im Gästezimmer untergekommen war, durfte ich gestern mein neues Zimmer beziehen. Es ist viel geräumiger als das Gästezimmer, generell aber sehr rustikal und einfach eingerichtet. Zwei Betten, ein Schrank ein Tisch und ein Stuhl. Dazu ein kleines Bad mit Dusche, WC und Waschbecken. Absolut ausreichend.
Heute Abend gehen wir (Die im „Centre Don Bosco“ lebenden) in Kara ein Bierchen trinken, Christian hat nämlich heute Geburtstag. An dieser Stelle auch nochmal: Alles Gute zum Geburtstag Christian.
Ich hoffe bald die Zeit zu finden euch genauere Infos über meinen Alltag geben zu können, bis dahin, ich denke an euch.
Dominic
Nicole
Ja, die Straßen sind schon heftig. Der Reisebus hatte sicher auch eine „polnische Klimaanlage“.
Da kommt man gut durchgeschüttelt, im eigenen Saft geschmort an 😉
Ansonsten bist Du ja gut angekommen.
Viel Spaß mit den Kindern!
Schöne Grüße auch von Jörg.
Andreas G-K
Toll und spannen zu lesen. Also wer mich zum lesen bring der muss schon was zu erzählen haben. Nochmal Super Ding was du da durchziehst. Schreib fleißig weiter ich Lese es bestimmt und noch viele mehr. Gruß aus der Heimat
Irene
Hallo Dominic,
schön wieder was neues von Dir lesen zu dürfen. Es ist total spannend und ich finde es super, wie Du es schaffst, alle Leser mit Deinen Zeilen zu fesseln. Mach weiter so!
Ich kann es kaum erwarten, wie Deine Entwicklung weiter geht.
gglg Irene