Ja ich weiß, eigentlich macht man einen Jahresrückblick erst am Ende eines Jahres. Jedoch habe ich es diesen Monat noch gar nicht wirklich geschafft, euch von meinem Erlebten hier, ausgenommen vom Marktbrand, zu erzählen. Deswegen möchte ich euch einen Rückblick auf die bisherigen Ereignisse dieses Jahres verschaffen, denn:
Nach dem bisher ereignisreichstem Jahr meines Lebens, 2012, fängt das Jahr 2013 auch sehr vielversprechend an.
Tischkickerturnier mit dem neuen Tischkicker
Das erste erwähnenswerte Ereignis war das Tischkickerturnier, welches wir am letzten Tag der Weihnachtsferien gestaltet haben. Es wurden Zweier-Teams ausgelost. Als große Überraschung konnte ich Pater Cisco für das Turnier gewinnen. Dieser ist großer Fußballfan und war dementsprechend leicht zu überzeugen. Das Turnier dauerte knapp zwei Stunden und wurde von typisch afrikanischer Musik aus den Boxen begleitet.
Die Sahara merkt man auch hier!
Zwar haben wir die Trockenzeit hier schon seit Dezember, jedoch ist es mit dem Sand im Januar ganz schlimm. Da wo vorher noch ein Stück grüne Wiese war, – ja, dass gibt es auch in Afrika! – da ist jetzt ein Sandkasten, jedoch ohne Kasten. Der Sand ist so allgegenwärtig, wie die Kreisverkehre in Neunkirchen. Es gibt Tage, an denen sieht man die Berge nicht weil die Luft voller Sand ist. Denjenigen denen Desertifikation ein Begriff ist, die sollten wissen wieso dem so ist – für die Anderen: googlen!
Nachtrag: Da Benin und Togo direkte Nachbarn sind, hier eine gute Erklärung zu dem was ich mit wenigen Worten erklären wollte – Klima in Benin (Togo)
Die Marktbrände
Von dem Marktbrand in Kara habe ich euch ja schon ausführlich berichtet. Die Brandursache war anscheinend Brandstiftung. Exakt 48 Stunden nach dem Markt in Kara, musste auch der in Lomé dran glauben. Lomé ist die Hauptstadt von Togo. Des weiteren wurde in einer anderen Stadt ein weiterer Brandanschlag vereitelt – vom Nachtwächter des Marktes.
Es scheint ein Netz zu sein, welches gegen die Regierung protestiert. Da sie jedoch keine Plattform dafür haben, nutzen sie eben die altbewährten Mittel. Die Marktpreise sind seitdem spürbar angestiegen. Es gibt einige neue Straßenkinder. Ob es zusammenhängt kann ich nicht zu 100% sagen. Naheliegend ist es allemal.
Kleinere Aufstände – die Ruhe vor dem Sturm?
Zugegeben, der Titel ist dramatischer als die Realität. Jedoch gab es hier in der letzten Zeit immer mal wieder kleine Protestmärsche. Zwar friedlich, genehmigt und von der Polizei begleitet, aber so etwas kann ja auch ganz schnell um schwingen. Für den 10.-12. Februar sind jedenfalls im ganzen Land Aufstände angekündigt und in der Kommunität wurde ich diesbezüglich schon darauf hingewiesen, an diesen Tagen vorsichtig, wenn nicht sogar ganz in der Kommunität zu bleiben! Diese angekündigten Aufstände und auch die Marktbrände geben mir den Eindruck, als sei eine gewisse Bevölkerungsgruppe mit der Regierung nicht ganz zufrieden. Auch dies wieder reine Spekulation meinerseits. Sorgen um meine Sicherheit mache ich mir jedenfalls noch keine.
Damien im Krankenhaus
Seit letztem Dienstag ist der 8-jährige Damien im Krankenhaus. Es fing letzte Woche Freitag an, worauf wir erst mal beim Arzt waren. Dieser verschrieb einige Tabletten und versprach, Damien könne Montag wieder in die Schule gehen. Pustekuchen! Dienstag hat sich sein Fieber dann so verschlimmert, man hätte einen Topf auf seinen Bauch stellen und problemlos Spaghetti kochen können! Ich habe ihn mir geschnappt und bin umgehend ins Krankenhaus gefahren. Okay, zum Spaghetti kochen hätte es wohl nicht gereicht, trotzdem waren 40,4°C meiner Ansicht nach zu gefährlich, um ihn hier im Foyer zu behalten. Die Nacht habe ich dann gleich mit im Krankenhaus verbracht, wenn ich doch schon mal da bin. Am folgenden Mittwoch bin ich gegen 11:30 Uhr in die Kommunität gefahren um mich zu duschen und etwas zu essen, um dann von 14 Uhr bis 20 Uhr wieder bei Damien zu sein. Seit dem war ich jeden Tag bis zu drei Mal bei ihm im Krankenhaus, um ihm Beistand zu leisten. Das erinnert mich irgendwie an die Zeit, als mein !Achtung Slang! Bro Daniel im Krankenhaus war. Kein schönes Déjà-vu.
Nach anfänglicher Vermutung auf Meningitis, welche glücklicherweise falsch war, gibt es leider immer noch keine Diagnose. Die Symptome aufzuzählen, abgesehen von dem Fieber, würde bis Morgen dauern. Das möchte ich mir ersparen. Das alles ist ziemlich anstrengend und so bin ich die ganze Woche über müde und erschöpft.
Vorbereitungen für das Don Bosco Fest
Neben dem Krankenhausaufenthalt gilt es das am 31. Januar anstehende Don Bosco Fest zu feiern. Wer am 31. Januar noch nichts vor hat, feiert einfach das Don Bosco Fest. Wir, also die Mitarbeiter der Baracke, feiern am 31. in der Baracke. Am Tag darauf, also am Freitag, feiern wir im Foyer. Dafür ist schon ein Fußballturnier geplant, eine Art Quizshow, Tanzbattle und lauter andere verrückte Sachen. Don Bosco ist echt eine gute Sache!
Ich bekomme Verstärkung
Seit der ersten Januarwoche bin ich nicht mehr einziger Don-Bosco-Volontär in Kara. Ich habe Verstärkung von Anna bekommen. Anna war in ihrem Projekt in einem Dorf bei Lomé nicht glücklich und so kam es letztendlich zu einem Projektwechsel. Bedauerlicherweise musste ihre Begleiterin Cara aus gesundheitlichen Gründen zurück nach Deutschland und kann nicht in den Genuss kommen, in Kara zu leben. Alles Gute Cara.
Anna wird unter der Woche im Erstempfang und in der Baracke eingesetzt. Am Wochenende ist sie im Mädchenfoyer. Viel Erfolg!
Das Zwischenseminar
Am 21. Februar geht es von Accra aus mit dem Flugzeug in Richtung Nairobi. Bis zum 28. Februar ist Seminar. Bis zum 3.3. bleibe ich dann noch mit Tobi, einem Volontär an der Elfenbeinküste, in Kenia um das Land ein bisschen kennen zu lernen. Viel Zeit ist das nicht, jedoch sind ab dem 4. März Wahlen und die Erfahrungen der letzten Wahlen geben mir genug Gründe, um nicht länger im Land zu bleiben. Danach reisen wir vermutlich noch 5 Tage in Ghana, bevor es wieder zum Arbeitsalltag über geht. Mein erster richtiger Urlaub – ich freue mich auf dich!
Kommen wir zum sportlichen Teil:
Guardiola wird Bayerntrainer
Das hat wohl die ganze Fußballwelt überrascht… bis auf meinen Chef. In Hellseher-Manier hat er mir vor ca. einem halben Jahr vorausgesagt, dass Guardiola ab dem 1. Juli 2013 bei Bayern auf der Bank sitzt. „Unmöglich, zu schön wäre es“, das habe ich damals gedacht. Jetzt habe ich die Wette verloren und werde ihn also zu einem Championsleague-Spiel der Bayern einladen. Herzlichen Glückwunsch, darauf freue ich mich!
Real Madrid Foundation
Ich weiß nicht, ob ich das in einem andern Blogeintrag schon erwähnt habe: Im Centre Don Bosco, gibt es eine von Real Madrid unterstützte Sportmannschaft. Diese beinhaltet neben mehreren Fußballmannschaften auch einige Basketballmannschaften. Beides für Jungen UND Mädchen. Samstags um 8:30 Uhr trainieren immer die Fußballer im Alter von 18 und älter. Gestern habe ich das erste Mal bei ihnen mittrainiert und werde auch die nächsten Samstage, falls es mein Terminkalender hergibt, mittrainieren. Bei der Hitze allerdings ist das ganz schön anstrengend.
Barcelona setzt sich gegen Malaga durch
Nach einem spannenden Rückspiel im Coupe d’Espagne setzt sich der FC Barcelona mit einem starken 4:2 Sieg gegen Malaga durch. Das Spiel habe ich zusammen mit Pater Cisco in einem „Videoclub“ geguckt. Das ist im Prinzip eine Wellblechhütte in welcher drei alte Fernseher drinstehen. Dazu Bänke und schon gibt es einen Videoclub. Man zahlt umgerechnet 15 Cent Eintritt und guckt mit ganz vielen anderen zusammen Fußball. Es war auf jeden Fall ein schöner Abend.
CAN 2013
Ähnlich wie bei uns die Europameisterschaft, gibt es hier in Afrika den Afrika Cup of Nations. Dieser hat am 19. Januar angefangen.
Nach dem in letzter Minute hergegebenen Punkt gegen die Elfenbeinküste, haben die Togoer im zweiten Gruppenspiel gegen Algerien mit 2:0 gewonnen. Dieses Spiel haben wir natürlich gemeinsam im Fernsehraum verfolgt und bei den Toren von Togo war die Freude so groß, als würde man die Weltmeisterschaft gewinnen. Nun hängt alles vom letzten Gruppenspiel gegen Tunesien ab. Gewinnt man das, so ist man für die K.O.-Spiele qualifiziert. Die Euphorie in solch einem kleinen, aber unglaublich verrückten Fußball-Land, mit ihrem Helden Adebayor, ist nach einem Sieg natürlich nicht zu bremsen. Es wurde bis tief in die Nacht gefeiert.
Mal schauen was die Zukunft bringt, und vielleicht kann man ja sogar ein bisschen davon Träumen, den CAN zu gewinnen. Jedenfalls musste ich dazu lernen, dass es auch hier Auto-Corso gibt!
Soviel zu meinem Jahresrückblick 2013.
Noch ein schönes Jahr!
Benedict Steilmann
Großartiger Eintrag, mein Bester! Grüße an Anna, leider unbekannterweise. Aber das ändert sich vielleicht demnächst.
Benedict