Wow, was habe ich mich erschrocken. Als ich am Sonntagabend im Foyer ankam waren die Haare der Kinder ab. Aber von allen! Das war wirklich ein ungewohnter Anblick und ich musste auch ein bisschen lachen. Wann sieht man schon so viele Kinder auf einmal mit einer Glatze? Aber es war ja nur eine Frage der Zeit bis es dazu kommt, ist die Glatze ja deutlich pflegeleichter. Als mich der dafür Verantwortliche, Frère Samuel, ein Erzieher aus dem Foyer, überreden wollte, mir auch eine zu schneiden, konnte ich nur dankend ablehnen und wir mussten beide lachen.
Von Zeit zu Zeit, verstehe ich das Projekt hier immer besser. Besonders am Montag, wo ich nicht nur im Foyer mit den Kindern war, habe ich einige Zusammenhänge begriffen, die mir vorher noch garnicht bewusst waren.
Auch ansonsten fühle ich mich hier immer „heimischer“, obwohl die Blicke, die einem nachgeworfen werden wenn man beispielsweise die Straße lang fährt, nicht abnehmen. Man ist eben doch der Weiße.
Aber ansonsten kann ich mich schon ziemlich gut kommunizieren, komme alleine im Straßenverkehr zurecht und weiß mir auch sonst zu helfen. Manchmal ertappe ich mich sogar dabei, wie ich französisch denke.
Das Leben hier ist viel öffentlicher als man es sich in Deutschland auch nur vorstellen kann. Man lebt quasi in einer riesigen Gemeinschaft. Das meiste spielt sich vor der eigenen Türe, direkt an der Straße ab. Da sitzen dann die Muttis mit ihren Töpfen und kochen, das Essen wird dann selbst gegessen und auch für kleines Geld an der Straße direkt verkauft. Man sieht Leute an der Straße die Schweißen, oder sonst irgend einer Arbeit nachgehen, aber fast nichts ist hier so hinter verschlossenen Türen wie in Deutschland, wo man vielleicht gar nicht weiß, was der Nachbar macht. Vielleicht ist das aber auch besser so.
Zu meiner Arbeit, kam ich leider nicht wirklich. Montag noch, war ich mit Robert, einem Erzieher, in den Straßen von Kara unterwegs. Dieser hat mir sämtliche Orte gezeigt, wo sich welche Kinder zu welcher Tageszeit aufhalten. Robert arbeitet schon sehr lange in der Baracke und kennt dementsprechend wirklich jede Straße in Kara. Auch viele Kinder kennt er bereits. Es gibt viele Kinder, die ehemalig im Foyer waren, sich jedoch wieder für das freiere Straßendasein entschieden haben. Immerhin hat man im Foyer schon einen Alltag, welcher geregelt ist. Es gibt feste Zeiten, wann die Kinder aufstehen, wann man isst, wann man lernt und wann man spielt, ebenso, wann man schlafen geht. Das alles gibt es auf der Straße nicht. Dort ist man wirklich „frei“. Gerade das macht es so schwierig, die Kinder ins Foyer zu holen. Denn die meisten leben nur den Tag und genießen ihr Dasein. An die Zukunft aber, daran denken die Kinder auf der Straße nicht.
Jetzt gerade im Moment sitze ich wieder in Lomé. Seit Mittwoch bin ich hier. Dienstagmorgen ist mir ein Zahn abgebrochen und ich lasse eine zahnärztliche Behandlung, in der Hauptstadt, über mich ergehen, was ich eigentlich unbedingt vermeiden wollte. Ich hoffe, dass alles schnell und gut verläuft und ich so schnell wie möglich wieder ins Projekt komme, um meiner Arbeit nachzugehen. Wie lange ich hier noch bleibe, dass kann ich leider nicht sagen.
Bis dahin…
Dominic
Jonathan
Gute Besserung, ich hoffe, deine Behandlung läuft gut und denk daran, bei den Anderen verläuft auch nicht alles nach Plan 🙂
Nicole
Oje, ich hoffe es ist nicht der ganze Zahn und die Versorgung ist gut.
Wo läuft denn schon alles nach Plan.
Immerhin hast Du die Möglichkeit, den Kindern den Weg zu einem Lebensplan zu vermitteln. Ob sie das Angebot wahrnehmen oder nicht liegt nicht in Deiner Macht. Bleib einfach beharrlich und geduldig, Ausdauer zahlt sich bei so einem Projekt immer aus 🙂
Gute Besserung. Und wenn der Zahnarzt Dich zu viel ärgert, einfach mal auf die Finger beißen ;-D
Sandra Schlösser
Life is what happens to you while you are busy making other plans. (John Lennon)
Max
Hey Dominic,
das klingt doch so, als wäre dein Projekt prinzipiell klasse.
Hatte einen von diesen unangenehmen Aufenhalten wegen medizinischen Gründen auch hinter mir. Das wird schon gut gehen und danach gehts dir direkt besser, also Kopf hoch.
Und Jonathan hat absolut recht, bei mir läuft wenig nach Plan und man lernt trotzdem sehr viel. Optimistisch bleiben 😉
Max