İHola amigos!
Der Dezember war für die Kinder ein ganz besonderer Monat. Nicht nur weil Weihnachten war, auch weil im Moment Ferien sind und weil das ganze Projekt 2 Wochen in das kleine Dorf Postrervalle (etwas weiter nördlich von Santa Cruz) gefahren sind. Mit 45 Personen untergebracht in einer kleinen Schule, machte sich der Name Campamento alle Ehre.
Leider konnte ich erst verspätet zu den Campamentos anreisen. Bei mir hatte sich ein Parasit im Darm eingenistet, der regelmäßig für starke Bauchkrämpfe und Durchfall gesorgt hatte. Mit Medikamenten und der neuen Volontärin Ruth im Gepäck, ging es für uns daher erst am Freitag den 9. Dezember statt am 5. Dezember los.
Nach unserer Ankunft waren die Tage überwiegend geprägt von Regen. Und was für ein Regen!! Wenn die Wolken aufzogen war nichts mehr von den Bergen oder gar den umliegenden Häusern zu erkennen. Und wenn es dann noch krachte, war die draußen zum trocknen auf gehangene Wäsche binnen Sekunden wieder klatschnass.
Doch der Regen stellte bis auf die Wäsche weiter kein Problem dar. Dann wurde sich halt drinnen schön eingekuschelt und über dem Beamer ein Film angemacht oder halt mal ein Bingo-Vormittag gestaltet.
Das Essen
Die darauf folgenden Tage waren eher wechselhaft. Die Sonnenstunden, bei denen es in Postrervalle angenehme 27 Grad wird, nutzten wir, um bei einer Wanderung Feuerholz zu sammeln. Während Lenny, die Koordinatorin und Chefin meines Projektes, noch aus dem von unser Köchin Elisa vorbereiteten Teig kleine Kugeln und Empanadas formte, bereitete unser Padre und Direktor schon den Ofen vor. Am Abend konnten wir uns dann alle eifrig über das frische entweder mit Zucker bestrichene oder mit Käse berieselte Brot hermachen. Nach dem Brot schoben wir dann auch noch die von einigen Kindern und mir vorbereiteten Plätzchen in den Ofen. (Das musste natürlich in der Adventszeit sein!!)
Doch nicht nur das Brot war in den Tagen besonders lecker. Auch die anderen Mahlzeiten schmeckten besser als im Hogar in Santa Cruz. Zum Frühstück gab es entweder Milchreis oder Brot und dazu Kakao oder auch Tee. Doch das konnte das Mittagessen locker toppen. Was unsere Köchin in der improvisierten Küche für gut 45 Personen alles zauberte war unübertrefflich.
Bei den Lebensmitteln vertraute ich allein den Kochkünsten Elisas. Bei dem Trinkwasser im Dorf blieb ich allerdings skeptisch. Ganz konsequent ging ich jedes mal zur Quelle im Dorf um meine Flasche aufzufüllen, anstatt aus dem Wasserhahn zu trinken. Auch wenn die Legende von Postrervalle besagt, dass wer von der Quelle trinkt im Dorf heiraten und sein Leben lang bleiben wird.
Bergabenteuer
Oft genug hatte ich in dieser Woche Angst krank zu werden, denn viele Kinder waren alles andere als gesund. Immer wieder hatten Kinder mit Fieber zu kämpfen und es mussten Medikamente aus der Stadt nachgeliefert werden. Auch Nachts mussten sich Kinder übergeben, was in einem Matratzenlager von mind. 25 Mädchen in einem Raum nicht das Allerschönste war. Bei den fiebrigen Träumen und dem Gerede im Schlaf, war ich letztendlich froh meine Ohrstöpsel eingepackt zu haben. Zum Glück habe ich einen recht tiefen Schlaf, sodass mich der ein oder andere Kampf um meinen Schlafplatz oder meine Decke in der Nacht nicht ganz so sehr aus dem Schlaf gerissen haben.
Trotz der vielen Krankheitsfälle wurden weiter Ausflüge geplant. Bei unserer Wanderung um 5 Uhr Morgens ließen wir allerdings die Kleinen (6-10 Jahre) und die Erkrankten zurück. In Nebel und Kälte (ca. 15 Grad) und noch eingekuschelt in Pullis stapften wir los. Mit meinen Großen (11-13 Jahre) bestiegen wir kletternd und Trampelpfad suchend den einsam direkt hinter dem Dorf liegenden Berg. Oben angekommen wäre ich am liebsten auf der Bergspitze sitzen geblieben, wäre da nicht mein vor Hunger grummelnder Bauch gewesen.
Während uns beim Aufstieg nur ein einsamer Esel begegnet war, hörten wir beim Abstieg eine Frau uns zu schimpfen. Der Padre erklärte mir, ihr gehöre ein Hof am Fuße des Berges, weswegen sie den Berg als ihren eigenen ansehe. Kommt jemand ihrem Hof zu nahe stehe sie angeblich mit einem Gewehr bereit. Die Menschen im Dorf scheinen sich daraus allerdings nicht viel zu machen. Sie ist halt verrückt, sagen sie. Bei nun strahlendem Sonnenschein stiegen wir weiter herab. Um 9 Uhr und damit pünktlich zum Frühstück erreichten wir mit leuchtenden und sogleich erschöpften Gesichtern die Schule.
Der Abschied und die Rückfahrt
Trotz der gewöhnungsbedürftigen Schlaf- und Duschsituation (3 Toiletten, 1 Pissoir, 1 eiskalte Dusche) viel mir der Abschied vom Dorf alles andere als leicht. Ich kletterte am am 15. Dezember, unserem letzten Tag, noch einmal auf den neben der Schule liegenden Berg, um mich mit Blick übers Dorf noch einmal von Postrervalle verabschieden zu können.
Was soll ich sagen, ich hab mich in das Heimatdorf meiner Chefin Lenny verliebt. Die kleinen überschaubaren Häuserreihen umringt von Bergketten. Die Männer gekleidet in ihren cowboyähnlichen Hüten, Hemden und Hosen oder die in Röcken und in Tüchern gehüllten Frauen. Es war alles so anders als in der Großstadt Santa Cruz. Ich habe es genossen mich abends und morgens in Pulli und Jogginghose einkuscheln zu müssen und das Gefühl von kalten Füßen in der Nacht hatte ich schon beinahe vergessen. Wer weiß, vielleicht wird die Legende der Quelle ja doch war und ich werde eines Tages nach Postrervalle zurückkehren.
So oder so mussten wir am nächsten Morgen um 9 Uhr im Micro zurück nach Santa Cruz. Naja es gibt wohl Schöneres als mit 40 Kindern bei 35 Grad in einem Kleinbus für 8 Stunden übereinander gestapelt zu sein. Meinen Plan, einige Stunden schlafen zu können, konnte ich bereits nach den ersten Minuten in den Sand setzten.
Angekommen in Santa Cruz wollte ich nur noch in unser Haus und unter die Dusche. Als ich dann erfuhr, dass ich nach einer Woche durcharbeiten am nächsten Tag wieder im Mano Amiga auf der Matte stehen musste, konnte ich an nichts anderes mehr denken als Schlafen.
İHasta luego!
Sofia
Günter Rüffer
Hallo Sofia,
ist ja echt spannend, was du so erlebst. Die Legende von dem Brunnen glauben Uschi und ich nicht wirklich, schließlich möchten wir dich mal wiedersehen. Bleib gesund und munter und bis zum nächsten Eintrag.
Uschi, Günter und Chaplin
Sofia Tissen
Hallo Günter, Ursula und Chaplin,
Naja, ich glaube in das Dorf zieh ich dann wirklich nicht für immer, aber es hat mir sooo sehr gefallen, dass ich auf jeden Fall nochmal zurückkehren möchten, um noch einmal auf die Berge zu klettern 🙂
Liebe sonnige Grüße aus Santa Cruz
Günter Rüffer
Hallo Sofia,
ist ja recht abenteuerlich, was du so erlebst. Uschi und ich schauen (mehr oder weniger) regelmäßig nach, ob du wieder einen Eintrag verfasst hast. Wir wünschen dir weiterhin viel Spaß, na ja meistens jedenfalls, und bis zum nächsten Mal.
Günter, Uschi und Chaplin
Sofia Tissen
Hallo Lieber Günter,
vielen Dank!! Und wie schön, dass ihr so regelmäßig vorbeischaut!
Mir ist aufgefallen, dass ich jeden Kommentar einzeln freischalten muss, deswegen sind eure Kommentare immer verschwunden.
Ganz liebe Grüße
Günter Rüffer
Hi Sofia,
gut zu wissen, dass unsere Kommentare ankommen. Wir feiern jetzt mal ein bißchen Karneval.
In diesem Sinne
Helau und Alaaf aus Witterschlick