Ihr Lieben,
seit 4 Wochen bin ich wieder zurück. Ich bin so dankbar für dieses Jahr. Es war unglaublich vielseitig: Ich habe Jugendliche in einem Ausbildungszentrum begleitet, habe bei der Betreuung in einer Vorschule geholfen, habe mich um die Babys minderjähriger Mütter gekümmert, bin in die Baracke für die Marktmädels gegangen und habe Aktivitäten mit den Mädchen aus dem Heim gemacht. Manchmal kommt mir das jetzt schon alles wie ein Traum vor, da dieses Jahr so komplett anders war. Es ist unglaublich,…
…wie unbeschwert und leicht dieses Jahr war…
- Immer wieder gab es Herausforderungen, aber richtige Probleme (Krankheiten, Stress mit meinen Vorgesetzten, Heimweh,…) traten während dem Jahr so gut wie nie auf. Der Trick dabei ist, sich selbst keinen Stress zu machen, sich genug Zeit zu lassen, optimistisch zu bleiben, sich auf die schönen Dinge zu konzentrieren, im Hier und Jetzt zu leben, die Zeit in vollen Zügen zu genießen und bei bestimmten Sachen eine gesunde Scheißegal-Einstellung zu haben. Man muss erst herausfinden, was seine Aufgabe als Volontär in den verschiedenen Projekten ist. Jeder Volo arbeitet ein bisschen anders, aber da es keine genauen Vorschriften gibt und alles sehr offen ist, kann sich jeder auch so einbringen, wie es für ihn am besten passt.
…was für mich ganz normal wurde…
- Ein Jahr bei 30°C unter Palmen zu leben
- wöchentlich meine Wäsche mit der Hand zu waschen
- auf dem Markt und beim Mototaxi fahren immer zu verhandeln
- der Dreck an den Händen, der nach der Arbeit beim Händewaschen immer deutlich sichtbar wurde
- das scharfe Essen, die Ananas, Kokosnüsse und Papayas, das Essen mit der Hand
- dass man nie alleine ist, dass so viel los ist auf den Straßen und dass es so viele Kinder und Babys gibt
- dass ich nie unauffällig durch die Stadt gehen konnte und mir immer von Kindern „Yovo, Yovo“ hinterhergerufen wurde
- dass ich mir meine ganzen Klamotten schneidern lassen habe, mit bunten Stoffen, die ich mir davor auf dem Markt gekauft habe
Grad so, dass alles in die Koffer gepasst hat!
- die Hühner und Ziegen auf den Straßen, das ständige Laufen durch den Sand,…
…wie komisch Zeit in diesem Jahr war…
- so viel ist in doch so kurzer Zeit passiert, dass ich nicht mehr weiß, ob mir mein Freiwilligendienst kurz oder lang vorkommt. Ein Jahr ist meiner Meinung nach die perfekte Länge, um zum einen gut anzukommen und zum anderen auch wieder gut davon loszukommen.
…wie sehr ich in diesem Jahr gelebt habe…
- Ich durfte ein unglaublich reiches Land kennenlernen. Ein Land des Friedens, in dem ich mich nie bedroht gefühlt habe und in dem ich immer herzlich und warm empfangen wurde. Ich habe interessante Menschen kennenlernen dürfen, junge Leute, die schon so viel erlebt haben und deshalb oft einen ganz anderen Blickwinkel auf das Leben haben, die mir in tiefgehenden Gesprächen ihre Ansichten und manchmal auch die Hintergründe dazu erzählt haben. Ich hatte Freunde, bei denen ich immer willkommen war, die mich aufgenommen haben wie in einer Familie, von denen ich viel gelernt habe, bei denen ich auch mal aus meinem Arbeitsumfeld rausgekommen bin und mit denen ich das Leben feiern konnte
…wie leicht mir der Abschied gefallen ist…
- Schon vier Monate vor Abflug habe ich mich immer wieder mit dem Thema „Abschied“ beschäftigt und auch viel mit meiner Mitvolontärin darüber geredet. So haben wir noch alles geschafft, was wir noch unternehmen und besorgen wollten und wurden auch nicht von unserem Abflug überrumpelt, wodurch das Gefühlschaos am Tag der Abreise relativ begrenzt war und das ganze fast ohne Tränen abgelaufen ist. Abschiedszeit ist nie schön, und besonders die letzte Woche konnten wir es kaum abwarten, in den Flieger nach Deutschland zu steigen (aber das war letzten Sommer genauso, man wollte einfach los nach Benin und die ganzen Verabschiedungen so schnell wie möglich hinter sich bringen). Natürlich habe ich mich auch auf viele Sachen hier in Deutschland gefreut, das hat mir den Abschied auch leichter gemacht. In München wurden wir von unseren Familien abgeholt, zuhause hatten meine Eltern eine kleine Wilkommensparty (mit Kaffe und Kuchen, was jetzt nicht besonders klingt, aber das hab ich selten bekommen in Benin) organisiert.
- Insgesamt war alles recht normal und bekannt, der erwartete Kulturschock blieb aus. Ganz vieles, was ich ein Jahr nicht gemacht habe (Auto fahren, Klavier spielen,…), lief nach kurzer Anlaufzeit erfreulicherweise genauso gut wie vorher. Ich genieße sehr bewusst den Luxus und das Essen hier, trotzdem schärfe ich mein Essen oft ordentlich mit Chili nach. Und an manche Sachen muss ich mich erst wieder gewöhnen, so etwas wie Mülltrennung, Anschnallen, die leeren Straßen in meinem Dorf oder die „Kälte“ (ich war die ersten Tage zuhause draußen nur mit Daunenjacke unterwegs).
Bald werde ich Schwabbruck wieder verlassen. Ich werde nach Würzburg ziehen, um dort Sonderpädagogik auf Grundschullehramt zu studieren. Ich freue mich sehr auf diese Zeit!
Ich lade euch herzlich ein, am Samstag, den 10.11.2018 um 20 Uhr nach Schwabbruck ins Pfarrheim (Dorfstraße 1) zu kommen. Dort werde ich von meinem Jahr berichten. Ich freue mich auf euch!
Ich möchte meinen Blog abschließen, indem ich euch von ganzem Herzen DANKE sage, ganz besonders richte ich mich an…
- Meine Eltern, für die das Ganze ja auch nicht immer leicht gewesen ist und die mich trotzdem total unterstützt haben
- Meine zwei Mitvolontärinnen Gina und Marie-Luise, mit denen ich eine unvergessliche Zeit hatte
- Meine Organisation Don Bosco Volunteers. Danke an Francesco, Niklas und die ehemaligen Freiwilligen für die super Vorbereitung und dass ihr immer erreichbar wart!
- Alle, die immer wieder an mich gedacht haben, die sich nach mir erkundigt haben oder mich immer wieder kontaktiert haben
- An die Spender, die mich und die Projekte finanziell unterstützt haben
- An euch, liebe Blogleser! Vielen Dank für euer großes Interesse! Über 2500 Besucher waren auf meinem Blog, gemeinsam habt ihr es auf über 5000 Seitenaufrufe geschafft. Ihr seid der Wahnsinn!
Wir sehen uns, liebe Grüße derweil 🙂
Tata Barbara
Claudia
Wie wunderschön.