Weihnachten und ab ins neue Jahr

Nun habe ich schon länger keinen Blogeintrag mehr veröffentlicht und auch wenn es nun bereits etwas zurückliegt, möchte ich doch kurz über mein Weihnachten hier in Indien berichten. Natürlich hob es sich deutlich von dem sonst sehr traditionellen Weihnachten in Deutschland ab. Angefangen mit der Krippe, die in Indien doch sehr viel leuchtender gestaltet wird, dem Christbaum, für den in unserer Flat eine größere Topfpflanze herhalten musste, den Temperaturen, obwohl uns bei den teilweise 19°C sogar etwas kalt war und der Familie, mit der dieses Jahr nur über Video Call am Heilig Abend geratscht werden konnte. Und trotz dieser ganzen Unterschiede, war es ein sehr erfüllendes Weihnachten. Am 22. Dezember fand im Chiguru, einem der Projekte, Semi-Christmas statt. Dabei handelte es sich um ein vorgezogenes Weihnachtsfest mit allen Kindern aus den Projekten Navajeevans, den Kindern aus einigen der Communities in und um Vijayawada und den Staff Members. Für dieses Fest warfen wir Volos uns natürlich alle in Schale. Wir Mädels hatten zwei Wochenenden zuvor Sarees gekauft und die Jungs hatten sich von den College Boys zwei Lungis, das sind traditionell indische Röcke, die die Männer hier tragen, ausgeliehen. Den ganzen Tag über herrschte ausgelassene Stimmung, es wurden Reden gehalten und viele viele Tänze von den Kindern aufgeführt. Auch wir Volos hatten einen Tanz vorbereitet. Während allen Vorführungen wurde vor Begeisterung gejubelt und gekreischt, was bei über 200 Kindern doch ziemlich laut, aber wahnsinnig motivierend sein kann. Der Heilig Abend an sich kam dann unserem Weihnachten daheim doch recht nahe. Wir kochten uns in der Flat alle zusammen ein klassisches Abendessen, es gab Kartoffelknödel, Blaukraut und Gemüsesoße, sangen gemeinsam mit Gitarrenbegleitung die typischen Weihnachtslieder, aßen währenddessen die uns zugeschickten Lebkuchen und Weihnachtsplätzen und packten schließlich die Wichtelgeschenke aus.

Die Schneiderei in der wir die Blusen für unsere Sarree schneidern ließen.
Hier wurden die Tänze aufgeführt. Das Foto ist ist von der Mitte des Raumes aufgenommen worden, dahinter sitzen also nochmal so viele Kinder.
Auch das YB wurde weihnachtlich dekoriert.

Nach den Weihnachtsfeiertagen ging es dann sofort wieder mit der Arbeit in den Communities und Projekten weiter. In der Community Penamalurus fühle ich mich immer wohler und man merkt, dass es auch für die Leute dort von Mal zu Mal natürlicher wird, dass Zora und ich bei ihnen mit den Kindern spielen. Obwohl die Community von ihrer Größe her recht überschaubar ist und wir nun auch schon ein paar Monate dort arbeiten, kommen immer wieder neue Kinder dazu, die wir bisher noch nie zu Gesicht bekommen haben. Vor allem „ältere“ Jungs zwischen 8 und 15 Jahren schauen in letzter Zeit öfter vorbei und bringen viel Energie und frischen Wind beim UNO-Spielen und Tanzen rein. Wir versuchen zusätzlich zum Spielen derzeit ein bisschen grundlegendes English mit einfließen zu lassen, indem wir ABC-Puzzle, Klatschspiele mit Zählen auf Englisch und ganz klassisch „head, shoulders, knees and toes“ mit ihnen machen. Unser Ziel ist es, hier ein bisschen Richtung Bridge School, wie sie bereits in einigen anderen Communities existiert hinzuarbeiten, damit die Kinder und Jugendlichen, obwohl sie nicht in die Schule gehen doch etwas Bildung ermöglicht bekommen. Allgemein genieße ich die Zeit mit den Kindern so sehr und freue mich meist morgens schon auf die Arbeit. Leider geht es mir zurzeit mit dem Englischunterrichten in der High School nicht ganz so. Seit etwa eineinhalb Monaten läuft es dort nicht mehr rund, relativ häufig stehen in letzter Zeit Examen an, wodurch der Unterricht meist ein bis zwei Wochen nicht normal abgehalten werden kann. Da dann, wenn es eigentlich wieder regulär weitergehen sollte, die Schüler:innen nicht mehr daran denken, dass sie noch Spoken English am Nachmittag haben, saßen wir deshalb doch recht oft nur zu fünft im Klassenzimmer. Dies ist auf Dauer ein bisschen frustrierend und da es dann mit der Kommunikation etwas schwierig ist und wir meist über Besonderheiten nicht informiert werden, sank in den letzten Wochen sowohl meine, als auch Zoras Motivation immer weiter ab und so hoffen wir, dass sich in nächster Zeit daran etwas verändert. Schön wäre es, wenn wir zwar weiterhin in der Community arbeiten, aber statt Schule zusätzlich in einem anderen Projekt anfangen könnten. In der kommenden Woche wird sich zeigen, ob etwas in die Richtung möglich ist.

Unterricht mit nur wenig Schüler:innen
Im Projekt Chiguru

In unserer Flatkonstellation hat sich in den letzten Wochen ebenfalls einiges verändert. Am 30. Dezember kam Lice zu uns nach Vijiyawada. Es ist einfach total schön, sie hier zu haben und teils vergesse ich, dass sie nun erst einen Monat hier ist. Mit meinen Mitvolos ist es allgemein zurzeit sehr harmonisch. Wir merken immer mehr wie vertraut wir sind, dass man vor den Anderen einfach man selbst sein kann und wir gegenseitig füreinander da sind. Es ist wirklich wie eine Familie, mit der man gemeinsame Fahrradausflüge macht, ins Café oder Fußballspielen in den nahegelegenen Park geht, gemeinsam Abend isst und danach noch bei einer Tasse Tee zusammensitzt, Wizard spielt und bis in die Puppen über alles Mögliche redet. Leider hat Mia, auch eine meiner Mitvolos vor zwei Tagen den Rückflug nach Österreich angetreten. Als Flat-Mommy und somit Erfahrenste von uns, da sie schon im Februar 2023 hier in Vijayawada ihren Freiwilligendienst gestartet hat, war sie doch ein recht wichtiger Bestandteil unserer kleinen Gemeinschaft. Egal welche Fragen oder Zweifel man hatte, wenn es um verschiedene kulturelle Unterschiede, Termine oder allgemein Indien ging, bei Mia bekam man meist eine hilfreiche Antwort. Deshalb freuen wir uns alle umso mehr, dass wir uns wahrscheinlich schon im August wiedersehen werden.

Auf den Weg in den Park zum Fußballspielen
Letztes Abschiedsfoto mit Mia

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Wie die Zeit vergeht

  1. Hela moser

    Hallo Antonia, wir haben uns sehr über deinen neuen Eintrag im Blog gefreut . Opa und ich haben natürlich schon darauf gewartet, wieder von Dir zu hören. An Weihnachten haben wir die steigers natürlich vermisst, aber es ist gut zu hören, dass du auch fern der Heimat ein schönes Fest in eurer Gemeinschaft hattest. Sei ganz herzlich gegrüßt und gedrückt von Opa und Oma

  2. Veronika Klein-Fendt

    Liebe Antonia,
    es ist so schön und berührend Deine Beiträge zu lesen und die Fotos anzuschauen! Mit dem Sarree siehst Du richtig hübsch aus und mit den Kindern sehr glücklich.
    Ich freue mich mit Dir über diese besonderen Erfahrungen, die Du sammeln darfst und denke dabei so gern an mein Jahr vor langer langer Zeit zurück…. Vielen Dank, dass Du uns immer so an Deinen Erlebnissen teilhaben lässt.
    Liebe Umarmung von Vroni

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