Hola amigos
Dezember kann nur bedeuten, dass schon ein Viertel von meinem Freiwilligendienst vorbei ist – mir kommt es auf jeden Fall nicht so lange vor, aber gleichzeitig fühlt es sich nicht mehr nach einem kurzen Urlaub an, sondern vielmehr nach Daheim. Direkt neben unserem Voluntärshaus gibt es einen Markt, auf dem es wirklich alles gibt. Mittlerweile haben wir schon unsere Obst – und Gemüsefrauen, mit denen wir ein kleines Schwätzchen halten, wenn wir unsere tägliche Runde im mercado drehen. Da liegt es nichtfern, dass nach der Familie in Deutschland gefragt wird. Aber dass ich in Bolivien einer Marktfrau ein Familienfoto zeige, hätte ich echt nicht gedacht.
Letztens wurde zu mir auch gesagt, dass ich aussehe wie die Mennoniten hier in Bolivien. Das lag vielleicht auch daran, dass ich ein Kleid anhatte und wegen mal wieder viel zu fettigen Haaren meine Haare streng nach hinten gemacht hatte. Also wenn ich nicht als Mennonit bezeichnet werden möchte, bleiben Kleider und Röcke erstmal im Kleiderschrank. Mennoniten stellen in Bolivien die drittgrößte Volksgruppe dar, somit gehören sie fast schon zum alltäglichen Bild hier in Santa Cruz. Auffällig bleiben sie trotzdem. Mennoniten sind eine evangelische Freikirche, die sehr konservativ und weltabgewandt leben und in der Regel einen deutschen Hintergrund haben. Mittlerweile
gibt es aber auch angepasstere Gemeinden
Die Zeit mit den Jungs im Hogar verfliegt unglaublich schnell ich kann es wie gesagt kaum glauben, dass ich hier schon 3 Monate fast jeden Tag in das zwei Minuten entfernte Heim gehe und mit den Jungs Zeit verbringe. Und ich würde es sagen es sind die Kleinen Momente, die es so wertvoll und schön machen, sei es die Begrüßung bei den Kleinen Jungs am Wochenende mit „Anna tiene cartas“ – ja die Jungs könnten gefühlt immer UNO spielen oder auch die Späße, die ich mittlerweile auch verstehe und man so zusammen lacht. Wenn ich morgens mit den Kleinen Jungs eingeteilt bin, gehört das Aufwecken auch dazu. Ich muss sagen, dass ich, oft selbst noch ziemlich müde, die Jungs wecke, obwohl ich mich in diesem Moment am liebsten selbst in Bett liegen wollen würde. Aber durch Wachkitzeln und kleinen Spielchen sind die Jungs und ich richtig wach. Wenn die Jungs dann noch Glück haben, (nicht) müssen sie dann noch unter die Dusche. Meine Kleidung ist danach zwar fast gleich nass wie die Jungs aber das Shampoo muss eben auch richtig ausgewaschen werden. (Ich weiß nicht warum aber das Shampoo lässt sich echt nicht leicht auswaschen) Mit den Großen Jungs höre ich oft Musik, wenn sie nicht gerade lernen müssen. Aber mit Lernen ist jetzt vor Weihnachten und bis Ende Januar erstmal Schluss – hier sind ja quasi gerade Sommerferien. Über meinen Vorschlag, die letzten drei Dezemberwochen nur Weihnachtslieder zu hören, waren sie nicht wirklich begeistert. Weihnachtslieder sind anscheinend nicht männlich genug. Jetzt gerade vor Weihnachten machen wir mit den Jungs mittags immer ein besonderes Programm. Da werden dann Fußball, Volleyball und andere Spiele gespielt, wir gehen in den Pool oder basteln und malen mit den Kindern. Da das Projekt Don Bosco durch die politischen Krisen auch stark finanziell belastet wird und kurz davor steht, Heime schließen zu müssen, wurde vergangenen Sonntag eine Messe organisiert, auf der Selbstgemachtes von den Kindern oder Freiwilligen verkauft wurde. Sophie und ich haben an einem Tag auch als Ferienprojekt mit den kleinen Jungs und Mädels des Projekts Bredla bzw. Plätzchen gebacken. Wie das ablief, kann man sich sicher gut vorstellen. Durch die warmen Temperaturen wurde der Teig immer sehr schnell weich und kaum war er ausgerollt, waren mindestens zehn Kinderhände auf dem Teig. Also Teig kühlen, ausrollen, einmal alle Hände drauf und wieder kühlen. Irgendwann haben wir es dann aber geschafft, dass das Ganze geordneter ablief. Mit einem älteren Jungen bin ich dann mit den fertig ausgestochenen Plätzchen in die Küche von den Taeres gelaufen, um sie dort zu backen. (ca. 3 Minuten Fußweg). Zum Glück war dort dann auch die „Kochlehrerin“, die nicht nur einmal die Plätzchen vor dem Verbrennen retten sollte. 😊
Die anderen zwei Tage haben wir dann zusammen in unserer WG-Küche die restlichen Plätzchen gebacken, damit auch genug zum Verkauf da sind. 700 Plätzchen später hatten wir dann noch vielleicht 600 für den Verkauf (man muss ja auch probieren). Nach diesen drei Tagen waren wir definitiv in Weihnachtsstimmung, auch wenn diese sich mehr oder weniger künstlich anfühlte, denn Feliz Navidad und 30 Grad passen für mich nicht wirklich zusammen. Was ich noch vor dem Neuen Jahr lernen muss, ist Schach. Ich werde gefühlt jeden Tag von einem der großen Jungs gefragt, ob ich jetzt endlich geübt habe und wann ich bereit bin zu verlieren. Aber so langsam bleiben die Ausreden aus, weshalb ich immer noch nicht angefangen habe.
Danke schonmal über diesen Weg für die vielen Spenden die ich bereits erhalten habe. Diese machen diesen Freiwilligendienst erst möglich worüber ich sehr dankbar bin.
Sodale jetzt noch eine schöne Adventszeit und dann schöne und vielleicht ja auch weiße Weihnachten 😀
Schreibe einen Kommentar