Hola amigos,

kaum bin ich hier und der erste Monat ist einfach schon vorbei. Also wenn es in der Geschwindigkeit weiter geht, bin ich quasi übermorgen wieder daheim – sooo schnell geht’s zum Glück ja dann doch wieder nicht. Nach einer relativ langen Eingewöhnungsphase, bei der wir in das Projekt schnuppern durften und auch eine Führung durch das „Techo Pinardi“ (die erste Anlaufstelle der für die Jungs aus der Straße) und das „Barrio Juvenil“ (hier gibt es für die älteren Jungs die Möglichkeit, einen Beruf wie z.B. Schreiner, Bäcker oder Mechatroniker zu erlernen), durften wir uns entscheiden, wo wir gerne arbeiten würden. Ich arbeite jetzt immer von 14 bis 21 Uhr im „Hogar Don Bosco„, bei den älteren Jungs (Carlo Acutis – so heißt die Gruppe). Neben Hausaufgabenbetreuung (Tareas) und dem Fußballspiel müssen die Jungs immer nach der Merienda (Snack) ihre Oficios (aufräumen und putzen) machen. Je nachdem, wie viel es an Hausaufgaben und zu lernen gibt, geht’s nach dem Abendessen nochmal ans Lernen. Die Jungs müssen ziemlich viel abschreiben und auch ihre Hefteinträge schön gestalten – so sind die Überschriften zum Beispiel immer mit einer besonderen Schriftart geschrieben und das Heft durch Zeichnungen verschönert. Am Samstag geht es für die Jungs immer in den Pool darauf freuen sich immer alle (gibt ja auch fast nichts besseres als sich bei 37 Grad abzukühlen).


Was wir auch innerhalb der ersten 90 Tage erledigen müssen, ist die Beantragung des Visums. Dank guter Connections geht das hier auch gar nicht sooo schwierig. Aber mal ganz von vorne. Nachdem wir zusammen mit einer Frau und einem Mann (kann mich an die Namen nicht erinnern – ja Namen sind nicht meine Stärke) zu einem Tropenarzt gegangen sind, wurde uns dort erstmal Blut abgenommen. Es waren auf jeden Fall andere Hygienestandards, als wir es in Deutschland gewöhnt sind. Dann ging es weiter zum Notar, weil wir, wie ich es verstanden habe, für dieses Jahr einen bolivianischen Ausweis bekommen. Auch hier ist mir wieder aufgefallen, wie christlich (katholisch) das Land geprägt ist, selbst beim Notar, im Taxi oder in Apotheken hängen Jesus Bilder.
Um überhaupt einen Ausweis zu beantragen, mussten wir dann noch bei Interpool ein Führungszeugnis beantragen. Ich habe glaub seit dem Kindergarten nicht mehr so viele Fingerabdrücke gemacht wie dort. – war echt lustig, weil ich glaube sehr verwirrt war, dass immer noch ein Finger kam, den ich auf das Stempelkissen drücken musste. Oder besser gesagt meine Finger wurden darauf gedrückt 😉
Fluch und Segen zugleich sind die stark klimatisierten Räume. Von 37 Grad und völlig verschwitzt in einen Raum mit 16 Grad zu kommen tut irgendwie gut, aber hat auch ein großes Krankheitspotenzial. Und da hat es mich dann halt auch mal erwischt. Und nicht nur die Außentemperatur war schonmal bei 39 Grad, sondern ich auch – habe mich quasi der Temperatur angepasst :D. Aber schön war das nicht, wie man sich vorstellen kann. Da man hier ziemlich schnell zum Arzt gehen sollte, wenn man Fieber hat, um Tropenkrankheiten auszuschließen, ist dann Sophie mit mir in das nächste Privatkrankenhaus gefahren. Hier waren alle echt sehr nett und im Gegensatz zu Deutschland mussten wir wirklich keine 5 Minuten warten. Nachdem dann nach 6 Stunden mein Fieber endlich runter ging, durften wir auch wieder nach Hause.  Dank der echt coolen Möglichkeiten, von A nach B zu kommen, ging das auch echt schnell und unkompliziert. Besonders praktisch finde ich die Micros, das sind so kleine Busse in die man von gefühlt überall einsteigen kann, 2 Bolivianos zahlt (umgerechnet 26 Cent – ultra billig) und dann aussteigen kann, wann man möchte. Und das, wann man möchte, kann wirklich überall sein, also auch mitten im Kreisverkehr. Als zweite Möglichkeit gibt es noch inDrive, das sind Taxis, die man über eine App anfragen kann, indem man Geld bietet. Gerade abends oder nachts ist das sicherer und auch bequemer und man kommt damit auch aus der Stadt raus.

Auf unserer zweiten Fahrt „ins Grüne“ ja wir hatten bissle das Verlangen nach grünen Wiesen bzw. vor allem eigentlich ich – bleibe halt einfach ein Landei 😀 haben wir uns auch über inDrive ein Taxi bestellt. Und wie man schon früh lernt, man steigt bei fremden Menschen nicht ins Auto (fremd ist in dem Fall, wer nicht das Nummernschild hat wie in der App angegeben). So sind wir dann auf einem etwas verlassenen Sandweg gestanden und mussten dem Taxifahrer erklären, dass wir zwar ein Taxi bestellt haben, wir aber definitiv nicht einsteigen werden, da es das falsche Nummernschild war. Nachdem er uns dann in der App bewiesen hat, dass er es wirklich ist und er auch unsere Anfrage hatte, sind wir mit einem etwas mulmigen Gefühl doch eingestiegen – und haben die Fahrt dann natürlich auf Google Maps verfolgt und waren froh als wir uns wieder ausgekannt haben.

Vergangenen Sonntag wurde das Heim „Mano Amiga“ 30 Jahre alt. Dazu wurden alle anderen Heime Don Boscos in Santa Cruz eingeladen. Neben der ein oder anderen Rede wurde natürlich getanzt und die Kinder wurden mit Spiderman, Luftballontieren, Kinderschminken und kleinen Spielen unterhalten. Außerdem gabs viel Kuchen, Empanadas und Cuñapes. Zudem gab es von den einzelnen Heimen eine kleine Aufführung. Wir als Volos haben auch eine Tanzeinlage eingeübt. Jedes Land als Ecuador, Italien, Polen, Spanien und Deutschland von denen wir Volos kommen haben ein dazu typischen Tanz getanzt. Natürlich mussten wir Deutschen das Fliegerlied bringen 😀



Da es hier schon einiges gibt, an das man sich gewöhnen muss beginne ich mal hier mit einer Sache. Hier und generell in Südamerika kommt benutztes Klopapier nicht die Toilette, sondern in den Mülleimer. Wie oft ich in den ersten Tagen ein schlechtes Gewissen hatte, dass ich für eine grundlegende Verstopfung der Abwasserkanäle verantwortlich werden würde. Mittlerweile hab mich aber daran gewöhnt.

Sodale, Hasta luego, bis zum nächsten Mal und habe die Ähre
Anni