Liebe Blogleser,
am Montagmorgen begann um vier Uhr meine Reise nach Anchihuay. Das ist ein kleines Dörfchen mit ca. 30 Familien, welches fünf Stunden von Quebrada Honda entfernt ist. Mit P. Yul, Hna. Paula, Hna. Lucrecia, einem Freund von P. Yul und den vier Mädchen machten wir uns in der Dunkelheit auf die Reise. Da nur für fünf Leute im Auto Platz ist, saß ich mit drei Mädels hinten auf der Ladefläche. Obwohl es sehr kalt war und wir noch sehr müde waren, hatten wir einen Haufen Spaß und haben uns Geschichten erzählt 🙂 Um kurz nach 9 kamen wir dann endlich in Anchihuay an und wurden direkt ganz herzlich von Lenas Mama (Namen geändert) begrüßt. Lenas Zuhause ist mitten im Dorf und sie haben einen kleinen Laden, welches gleichzeitig ihr Esszimmer ist. Das ist hier ganz normal 😉 Nach einem leckeren Tee und Brötchen besuchten wir dann auch noch kurz die Grundschule. Mit allen Schülern und Lehrern sangen wir gemeinsam ein paar Lieder und beteten gemeinsam. Die Kinder waren alle total aufgeregt. Dass sie mal ein Pater oder Schwestern besuchen, ist eine absolute Seltenheit und Besuch aus einem anderen Land gab es noch nie 😉
Um 11 Uhr liefen wir dann zu Annika (Name geändert). Nach zwei Stunden quer durch den Wald kamen wir an einem Haus an. Es ging hoch und runter, über Brücken und durch Felder und wir passierten kein einziges Haus. Der Weg war echt spannend und P. Yul und ich hatten große Freude daran, Blumen zu fotografieren. Auch Hna. Lucrecia hat den Weg mit ihren 83 Jahren richtig gut gemeistert und hatte sich ihre Pause am Haus redlich verdient! Annikas Papa begrüßte uns herzlich und auch Annikas Bruder war Zuhause. Ihre Mama ist leider vor drei Jahren ausgezogen und mit ihrem anderen Bruder nach Lima gezogen. Seitdem hat sie sie nicht mehr gesehen. Der Papa ist aber sehr stark und ein herzensguter Mensch und meistert die Arbeit mit seinem Sohn sehr gut. Sie bauen Kaffee an und ernten Nüsse, die sie verkaufen. Zudem haben sie verschiedene Bäume und Pflanzen, von denen sie sich selber ernähren. Ebenfalls laufen im Hof Hühner, Enten und Truthähne herum, die sie zur Selbstverpflegung züchten. Da es in dem Haus keinen Strom gibt, wird mit Holz gekocht und für die Abendbeleuchtung reicht dann eine Taschenlampe. Zum Mittag hat der Papa für uns dann eine leckere Kartoffel (Huncucha)gekocht und Annika hat einen leckeren Dip dazu gemacht. Nebenbei haben wir dann Nüsse geknackt und sie geröstet und dazu gegessen.
Um 15 Uhr liefen wir dann wieder zurück ins Dorf und nach einer leckeren Suppe bei Lena fuhren wir dann um 18 Uhr zu Claudia (Namen geändert). Es war schon dunkel und wir fuhren wieder raus aus dem Dorf. Nach 45 Minuten konnten wir dann nicht mehr weiterfahren, da die Straße zusammengebrochen war. Am Vortag konnten dort noch Autos durchfahren und nun nur noch gerade eine Person. Da Hna. Lucrecia sehr erschöpft war, blieb sie mit dem Freund von P. Yul am Auto und schlief im Auto. Ich lief dann mit P. Yul, Hna. Paula und den Kindern zu dem Haus von Claudia. Der Weg war echt krass. Es ging nur bergauf, es war rutschig, eng und man konnte kaum was sehen. Claudia konnte es kaum abwarten und war sehr flott unterwegs. Nach einer guten Stunde waren wir dann endlich oben angekommen. Was für ein Erlebnis, ich hätte nie gedacht, dass man so weit weg wohnen kann. Es gab auf dem Weg einfach nichts. Aber mir wurde dann erklärt, dass sie direkt an ihrem Feld wohnen und sich so den täglichen Weg zu Arbeit ersparen. Dafür müssen sie halt weit laufen, wenn sie einkaufen wollen. Claudias Bruder muss jeden Tag drei Stunden zur Schule laufen, was für sie ganz normal ist. Claudias Eltern sind aber sehr gut organisiert. Sie haben mehr als 20 Meerschweinchen, ganz viele Truthähne und Hühner. Zudem bauen sie Coca, Kaffee, Ananas, Bananen, Mais und Papaya an. Die werden verkauft oder zum eigenen Verzehr verwendet. In ihrem Haus haben sie Strom und sogar einen Fernseher, den mir Claudia sofort ganz stolz gezeigt hat. Wir gingen dann nach einem Tee schlafen. Uns war kalt und wir waren sehr erschöpft und da es eh schon dunkel war, beschlossen wir uns am nächsten Tag alles genauer anzuschauen.
Ich schlief mit P.Yul und Hna. Paula in einem Zimmer, direkt neben 15 Meerschweinchen. Wir schliefen trotzdem sehr schnell ein. Am nächsten Morgen wurde ich dann von Claudia geweckt. Sie saß bei mir am Bett und meinte, dass es Zeit wäre, dass wir mal aufstehen 😀 Sie war schon seit 4 Uhr auf den Beinen, um ihrer Mama zu helfen. Sie war sofort in ihrem Element und war einfach nur richtig glücklich, mal wieder bei ihrer Mama zu sein. Nach dem Frühstück tauchte auf einmal Hna. Lucrecia mit dem Freund von P.Yul auf. Da ist die Schwester tatsächlich diesen Weg gelaufen. Das war echt der Hammer. Sie war total fertig und musste sich erst einmal ausruhen. Da es dann auch noch anfing zu regnen und es einfach nicht wieder aufhören wollte, beschlossen wir gegen Mittag zurückzulaufen, immerhin mussten wir Lena und Annika noch aus dem Dorf abholen und dann wieder komplett zurückfahren.
Wir bekamen dann von Claudias Mama zwei Truthähne und vier Meerschweinchen geschenkt. 🙂 Im Regen liefen wir dann also den ganzen Weg wieder herunter und kamen dann irgendwann kletschnass am Auto an. Wir fuhren zurück ins Dorf und holten die zwei Mädels ab und dann ging es um 15 Uhr zurück nach Quebrada Honda. Zwischendurch wurden wir dann noch von der Polizei kontrolliert, da dort auch großer Terrorismus herrscht und viel Drogenhandel betrieben wird. Bei uns haben sie natürlich nichts festgestellt und wir konnten schnell weiterfahren. Um 20 Uhr kamen wir dann endlich in Quebrada Honda an. Die Tage sind hier zurzeit einfach extrem kurz und man will so wenig wie möglich im Dunkeln fahren, da es sehr gefährlich ist! Um 6 Uhr ist es erst hell und um 18 Uhr ist es schon dunkel und man kann die Sterne am Himmel sehen.
Leider haben wir das Haus von einem Mädchen nicht besuchen können, da die Mama nicht anzutreffen und auch per Handy nicht zu erreichen war, da es auf dem Feld, auf dem sie arbeitet keinen Empfang gib. Das war sehr schade und das Mädchen war auch sehr traurig. Schade.
Aber insgesamt war die Reise mit den Kindern zu ihren Häusern super spannend und interessant! 🙂 Eine tolle Erfahrung.
Sonnige Grüße aus den Anden,
eure Anna
P.S.: Die Blumen auf der Startseite sind alles Blumen, die wir auf dem Weg gefunden haben 🙂
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Liebe Blogleser, am Montagmorgen begann um vier Uhr meine Reise nach Anchihuay. Das ist ein kleines Dörfchen mit ca. 30 Familien, welches fünf Stunden von Quebrada Honda entfernt ist. Mit P. Yul, Hna. Paula, Hna. Lucrecia, einem Freund von P. Yul und den vier Mädchen machten wir uns in der Dunkelheit auf die Reise. Da […]
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