Liebe Blogleser,

nun, etwas verspätet, sende ich euch den versprochenen Tagesbericht.

Am Dienstag, den 20. November, klingelte bereits um 4 Uhr mein Wecker. Da mich ein paar Kinder am Abend zuvor fragten, ob ich sie um 4 Uhr wecken könne, stand ich schon 15 Minuten früher auf als gewohnt. Für die Mädels mache ich das doch gerne. Und da ich ja eh bei ihnen im Zimmer schlafe, ist das für mich auch kein Problem, sie morgens zu wecken. Danach ging ich in unser Zimmer (Laura und ich haben noch ein eigenes Zimmer), ging duschen und legte mich noch einmal 10 Minuten hin.

Um 5 Uhr weckten wir dann alle Mädels mit der großen Glocke. Dann haben 43 Mädels eine halbe Stunde Zeit um aufzustehen, zu duschen und sich anzuziehen, da bereits um 5:30 Uhr einer von uns beiden zum „Oficio“ läutet. „Oficio“ bedeutet so etwas wie Aufgabe oder Arbeit. Jedes Mädchen hat seine eigene Aufgabe, z.B.: Schlafsaal putzen, Essenraum wischen, Basketballfeld fegen, Hausaufgabenraum säubern, Tiere füttern, Eingangsbereich fegen usw. Es ist für alle genug Arbeit da 😉

Anschließend wurde dann um 6 Uhr wieder die Glocke geläutet, damit alle Kinder zum Frühstück kamen. Wir halfen den Kindern beim Tisch decken, beteten gemeinsam mit ihnen und danach frühstückten sie. Nach dem Frühstück wurde dann abgeräumt, abgewaschen und gemeinsam ein Dankeslied gesungen. Danach hatten sie noch kurz Zeit um ihre Sachen für die Schule zu holen, da wir uns mit den Mädels, die in Monte Salvado (Erklärung unten) zur Schule gehen, um 6:30 Uhr trafen, damit wir sie verabschieden konnten. Die „Montekinder“ (so werden hier die Mädels genannt, die in Monte Salvado zur Schule gehen) wurden um 6:40 Uhr von dem „Bus“ – in Deutschland würde man Transporter sagen 😉 – abgeholt.

Um 7 Uhr läutete ich dann die Glocke für die „Quebradakinder“, das sind die Mädels, die hier im Dorf zur Schule gehen. Daraufhin fanden sich die Mädels nach und nach alle im Eingangsbereich ein und um 7:15 Uhr verabschiedeten wir uns auch von ihnen.  Bis zum Mittag war dann also kein Kind mehr im Haus.

Laura und ich legten uns dann noch eine halbe Stunde hin und aßen um 8 Uhr mit der Schwester. Um 9 Uhr begannen wir dann mit unserer Arbeit hier im Haus. Heute standen die Abrechnungen für das Jahr 2012 an. Das war ganz schön viel Arbeit und wir sind heute auch nicht fertig geworden. Kurz vor dem Mittagessen fanden Laura und ich dann noch ein bisschen Zeit, um ins Internetcafé zu gehen, denn hier im Haus besteht leider nicht die Möglichkeit zu surfen. Wieder zurückgekehrt deckten wir für die Schwestern, die Zahnärzte, die zurzeit auch hier leben und im Haus eine kleine Praxis für die Bewohner hier in Quebrada Honda haben, und für uns. Um halb 2 gab es dann für uns Essen und dann ab 14 Uhr kamen nach und nach die ganzen Mädels aus der Schule wieder. Sie liefen alle an unserem Essensraum vorbei und von jedem Mädchen wurde ich ganz lieb mit „¡Buenas dias, senorita Anna!“ oder „¡Buenas dias, senorita Anita!“ (so ist die Verniedlichung von Anna und so werde ich auch genannt) und die anderen dementsprechend mit ihren Namen begrüßt. Um 14:40 Uhr waren dann alle aus der Schule zurück und es gab für die Mädels Mittagessen. So wie auch beim Frühstück beteten wir gemeinsam mit ihnen. Nach dem Mittagessen war dann bis 16 Uhr Spielzeit. Da die Sonne so fest schien und es so warm war, fiel dir Gartenarbeit heute aus. 🙂 Sehr zur Freude der Kinder. Wir spielten mit den Mädels „Yajes“, ein typisch peruanischen Spiel (Bild). Bei diesem Spiel gibt es einen Flummi und sechs kleine „Yajes“, die ein bisschen so aussehen wie kleine Sterne und sind aus Plastik. Man muss den Flummi hochwerfen und in der Zeit, in der dieser in der Luft ist, verschiedene Yajes aufheben. Es gibt dann verschiedene Levels mit unterschiedlichen Aufgaben. Das hört sich leicht an, ist es aber überhaupt nicht. 😛 Die Mädels spielen das jeden Tag und Laura und ich versuchen es auch immer wieder, aber bis wir so gut sind wie die Mädels, wird es wohl noch einige Zeit brauchen 😉

die Mädels am Yajes spielen

die Mädels am Yajes spielen

mein erstes Yajesspiel ;)

mein erstes Yajesspiel 😉

Zurück zum Ablauf: Nachdem bis 16 Uhr gespielt wurde, mussten alle Mädels duschen. Das ist für alle Pflicht, da sie das nach der Schule auch sehr nötig haben. 😉 Um 16:30 Uhr läutete ich dann wieder die Glocke. Nun hieß es: „Estudio“. „Estudio“ bedeutet so etwas wie Hausaufgaben machen und Lernen. Alle Mädels mussten dann in den Hausaufgabenraum kommen und ihre Hausaufgaben erledigen oder lernen. Damit auch alle kommen, lief ich durch alle Schlafsäle um die Mädels zu holen, denn einige sind während der Hausaufgabenzeit gerne mal auf ihrem Zimmer, um sich vor den Hausaufgaben zu drücken. Laura und ich saßen mit im Hausaufgabenraum und sorgten für Ruhe und nutzten gleichzeitig die Zeit um Tagebuch zu schreiben.  Bis um 18 Uhr machten (fast) alle Kinder fleißig ihre Hausaufgaben. Nachdem wie üblich gemeinsam gebetet wurde, aßen die Kinder zu Abend. Währenddessen bereiteten auch Laura und ich unser Abendbrot vor. Eigentlich essen wir immer erst um 20 Uhr nach dem Gottesdienst, aber da dann wieder eine Stunde Hausaufgabenzeit ist und wir dann gerne bei den Kinder sein wollen, um ihnen zu helfen, essen Laura und ich immer parallel zu den Kindern.

Um 18:40 Uhr gingen dann die jüngsten Mädels mit der Schwester in den Gottesdienst. Die älteren Mädels beteten mit uns den Rosenkranz, da die andere Schwester zurzeit nicht da ist. Dazu zündeten wir ein paar Kerzen an und setzten uns zusammen in einen Kreis, um es uns ein bisschen gemütlicher zu machen. Dann haben wir gemeinsam gesungen und den Rosenkranz gebetet.

Als dann die Mädels um 20 Uhr aus der Kirche zurückkamen, läutete dann noch einmal die Glocke und die Mädels haben eine Stunde Zeit, die Hausaufgaben zu Ende zu bringen und den Rest der Zeit zu lernen. Ich half einem Mädchen bei ihren Matheaufgaben und einem anderen bei Englisch. Das sind die beiden Fächer, in denen Laura und ich am meisten helfen können. 🙂

Um 21 Uhr läutete dann Laura zum letzten Mal für diesen Tag die Glocke. Jetzt sollte jedes Kind seinen Platz aufräumen, den Stuhl hochstellen und warten, bis alle Kinder fertig sind. Danach wurde der Tag gemeinsam beendet. Das sieht hier immer so aus, dass noch einmal drei Ave Marias gebetet werden. Danach war ich sehr glücklich mich endlich „bettfertig“ zu machen, um dann auch zu den Mädels ins Zimmer zu gehen und um dann dort bei ihnen zu schlafen. Ich rief noch einmal durchs Zimmer „¡Buenas noches, chicas!“ und ich bekam ganz viele „¡Buenas noches, senorita Anna!“  zurück und dann machte ich das Licht aus.

So, verlief also ein ganz normaler Tag hier im Casa 😉

Ich hoffe, dies hat euch einen kleinen Einblick in meinen Alltag hier in Quebrada Honda ermöglichen können.

Liebe Grüße aus den Anden,

eure Anna

P.S.: zur Erklärung: „Monte Salvado“ ist eine Schule und ein Internat für Jungen. Es liegt mit dem Auto ungefähr 15 Minuten von unserem Haus entfernt. Das Internat und auch die Schule werden von 3 salesianischen Patres geleitet. Wir arbeiten eng mit ihnen zusammen und fast täglich haben wir Kontakt zu ihnen. Die Schwestern arbeiten auch als Lehrerinnen vor Ort und unterrichten einmal in der Woche Religion.