Nun ist es schon mehr als eine Woche her, dass wir in Indien angekommen sind und trotzdem erleben wir jeden Tag Neues, Aufregendes. Langsam versuchen wir uns in den Timetable der Jungs einzugliedern und so oft wie möglich mit ihnen Zeit zu verbringen (was gar nicht so einfach ist, da sie ziemlich oft Studytime haben und wir dabei eine den Jungs willkommene, den Lehrern aber nicht immer ganz rechte Ablenkung darstellen). Aber jeden Tag um 4 p.m. geht’s zur Gamestime auf den Sportplatz und wir spielen mit den Jungs Basketball, Volleyball, Fußball und Völkerball. Ob wir ‚Sportskanonen‘ unserem Team dabei wirklich eine große Hilfe sind ist die andere Frage. Zumindest freuen sich alle wenn wir kommen und vor Allem die kleinen Jungs rufen schon von weitem “sister, sister come to my team!!”

 

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Viel weiter als “Sister, sister come to my team” und einigen Standardsätzen reicht das Englisch der meisten Jungs jedoch nicht. Um diese Sprachbarriere zu überwinden haben es sich meine Mitvoluntärin Marie und ich es uns zur Aufgabe gemacht Tamil (im Bundesland Tamil Nadu gesprochene Sprache; Indien hat sehr viele Sprachen und noch viel mehr Dialekte) zu lernen. Oder wie der Inder sagen würde ‚Damiill‘. Spätestens in der ersten Unterrichtsstunde (bei unserer Tamillehrerin die kaum Englisch spricht!) erkennen wir den Berg Arbeit der vor uns liegt. Eine Sprache die ihre eigene Schrift mit 247 Buchstaben und Wörtern wie malai, was je nachdem wie es ausgesprochen wird morgen, Berg oder Regen heißen kann, lernt man eben doch nicht einfach mal so. Aber wir geben unser Bestes, auch wenn es immer wieder für Belustigung bei unserer Lehrerin und den Jungs (mit denen wir fleißig üben) sorgt.

 

Außerdem haben wir es bereits nach einer Woche in die Lokalnachrichten geschafft und werden wohl berühmt. Gestern war als spezielles Abendprogramm eine Trommel- und Singgruppe in unserem Projekt, die sich mit traditionellen indischen Liedern, Rhythmen und einer kleinen Show für Kinderrechte einsetzt. Obwohl wir natürlich kein einziges Wort verstanden haben, da alles auf ‚Damiill‘ war, hatten wir einen guten Abend und sowohl die Kinder, als auch unsere Tamillehrerin (bei so einem Abendprogramm kann der Unterricht schon mal ausfallen) haben sich köstlich amüsiert. Da das ganze von einem lokalen Nachrichtensender gefilmt wurde, wurden wir nach der Vorstellung um ein Statement zu der Show gebeten. Ohne große Vorbereitung und ohne den Inhalt der Show überhaupt verstanden zu haben, wurden wir vor die Kamera geschoben und stammelten mehr oder weniger zusammenhängende Sätze auf Englisch – in der Hoffnung dass die Inder unseren europäischen Akzent eh nicht so gut verstehen… Leider hat uns niemand die Sendezeit verraten sonst hätte ich unseren glorreichen Auftritt natürlich aufgenommen und hochgeladen..

Nun werden wir auf der Straße und von Leuten die unser Projekt besuchen immer angesprochen “one photo please!” und wir finden uns in einem Blitzlichtgewitter wieder – ganz bestimmt weil alle unser ‚tolles‘ Interview gesehen haben und nicht nur weil wir hier die einzigen hellhäutigen Europäer inmitten von dunkelhäutigen Indern sind!

 

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Vielen Dank fürs Lesen, bis zum nächsten Mal!