Ja, was soll ich sagen, ich bin zurück in Deutschland. Schon diesen Satz zu schreiben, fühlt sich ein wenig eigenartig an. Am 11. August bin ich gut in München gelandet. Als das Flugzeug auf der Landebahn aufgesetzt hat, war ich einfach nur überwältigt. Bei der Landung habe ich final realisiert, dass mein Auslandsjahr in Indien jetzt wirklich vorbei ist. Es war einerseits schön, wieder auf Heimatboden zu sein und andererseits habe ich da auch direkt mein indisches Leben der letzten Monate vermisst. Meine Familie hat am Ausgang auf mich gewartet und als ich sie dann wiedergesehen habe, kamen mir vor Freude einfach nur die Tränen. Als ich dann später zuhause durch unsere Haustür gegangen bin, kam gleich wieder das Heimatgefühl in mir auf und der erste Schritt in mein Zimmer hat sich so wunderbar vertraut angefühlt.

In der vergangenen Wochen ist schon wieder so viel Schönes passiert, dass ich gar nicht so recht weiß, wo ich anfangen soll zu erzählen. Zu meinen Highlights gehören jedoch auf jeden Fall der Besuch bei meiner Oma an ihrem Geburtstag, einige Treffen mit alten Freunden, mein 20. Geburtstag und mein Besuch im Bayern 1 Radio Studio (hierzu mehr am Ende dieses Blog-Beitrags).

Mein Besuch bei meiner lieben Oma
Das erste Mal wieder Autofahren war sehr toll, auch wenn es ein bisschen komisch war wieder auf der anderen Straßenseite zu fahren

Was mir jedoch ist den letzten Tagen wirklich besonders aufgefallen ist, ist, dass mir die Monate in Indien so viele Erfahrungen geschenkt haben, die ich durch nichts austauschen möchte. Besonders drei Erfahrungen werden mir für immer in Erinnerung bleiben und mich sicherlich mein ganzes Leben lang begleiten.

Es war sehr prägend für mich, einen sehr persönlichen Eindruck völlig anderer Lebensverhältnisse zu bekommen und ein winzig kleiner Teil des Alltags von mir zuvor gänzlich unbekannten Menschen zu werden. Jetzt wo ich zurück bin, merke ich nochmals ganz besonders, dass das Leben vieler Menschen in und um Vijayawada nicht unterschiedlicher zu meinem Leben in Deutschland sein könnte. Und gerade deswegen finde ich finde es wirklich unglaublich beeindruckend, wie besonders die Kinder und ihre Familien uns Volontären trotz ihrer schweren Lebensumstände nie das Gefühl vermittelt haben, keine Freude an alltäglichen Dingen zu haben. Es war außerdem auch sehr berührend, die Einzelschicksale von Projektkindern zu erfahren, die von Drogen bis hin zu Vernachlässigung reichten. Und obwohl ich persönlich an ihrer Vergangenheit oder an ihren generellen Lebensumständen nicht viel ändern konnte, habe ich gemerkt, dass ich durch meine tägliche Anwesenheit und die Aufmerksamkeit, die ich ihnen geschenkt habe, ihre Lebensqualität wenigstens ein kleines bisschen verbessern konnte.

Ein zweiter wichtiger Punkt, den ich aus dem vergangenen Jahr mitnehme, ist, dass man Vorurteile, die man im Vorfeld durchaus auch mal hat, beiseitelegen und sich ein eigenes Bild der Dinge machen sollte. Vor meine Abreise nach Indien habe ich gemerkt, dass Viele entweder gar kein Bild von Indien haben oder mir in vielen Fällen Vorurteile gegenüber dem Land und seiner Gesellschaft entgegengebracht haben. Aus meinen Erfahrungen und Erlebnissen vor Ort, kann ich allerdings sagen, dass die Gesellschaft dort zwar sehr anders zu unserer funktioniert, die Inderinnen und Inder aber sehr viele positive Eigenschaften besitzen und zum Beispiel super hilfsbereit und herzlich sind. Egal, ob man ein kleineres oder größeres Problem hatte, es war immer jemand da, der einem eine helfende Hand gereicht hat. Dazu kommt noch die Gastfreundlichkeit, die Offenheit und vor allem die Vielfalt ihrer Kultur, die einfach nur einzigartig sind.

Ein dritter für mich sehr wichtiger Teil meines Auslandsjahres ist, dass ich in diesem Jahr so viele Erfahrungen gemacht, die dazu beigetragen haben, dass ich mich persönlich deutlich weiterentwickelt habe. Bei einigen Herausforderungen, vor denen ich gerade stehe (wie z.B, mein Studium in einer neuen Stadt anzugehen), merke ich, wie viel eigenständiger und selbstbewusster ich geworden bin. Ich nehme die Dinge jetzt viel öfters selbst in die Hand und habe gegenüber anderen Personen ein sichereres Auftreten. Es lohnt sich, den Mut aufzubringen, die eigene Komfortzone zu verlassen und eine Herausforderung anzunehmen. In dem Jahr waren auch einige nicht so leichte Momente dabei, sei es die menschlichen Schicksale zu verarbeiten oder auch das immer mal wieder aufkommende Heimweh auszuhalten. Alles in allem haben mich aber die Höhen und eben auch Tiefen der vergangenen Monate auf sehr vielen Ebenen gestärkt und werden mich für mein Leben lang beeinflussen.

Die Arbeit in Indien hat mich rückblickend auch in meiner Entscheidung bestärkt, dass ich ab Oktober ein Lehramtsstudium für Gymnasien in Leipzig beginnen werde. Somit startet ab Oktober wieder ein neuer Lebensabschnitt für mich und ich bin einfach nur gespannt, wie es wird und was ich für neue Erlebnisse und Erfahrungen machen werde.

Fest steht, dass meine Zeit in Indien immer einen besonderen Stellenwert für mich haben wird und die Zeit dort auch noch sehr lange einen besonderen Platz in meinem Herzen haben wird. Und natürlich haben da die indischen Kinder eine ganz wichtige Rolle, denn sie haben ganz besonders dafür gesorgt, dass mein Jahr wirklich unglaublich schön war.

Es fühlt sich sehr komisch an, das zu schreiben, aber das war nun mein letzter Blogeintrag und ich möchte mich sehr bei allen Leserinnen und Lesern bedanken. Ich hoffe sehr, ich konnte Euch mit meinen Einträgen einen kleinen Einblick in meine wunderschöne, spannende und ereignisreiche Zeit in Indien geben und vielleicht sogar jemanden ermutigen, auch diesen Schritt zu gehen.
Traut Euch, es lohnt sich😊.

Achja und wie ganz am Anfang angekündigt habe ich noch einen Nachbrenner: ich hatte die Gelegenheit, über mein Auslandsjahr in einem Radiointerview bei Bayern 1 zu sprechen. Hört unter diesem Link gerne mal rein: https://www.br.de/radio/live/bayern1/programm/2024-08-19/ (mein Beitrag ist im Mittagsprogramm vom 19. August um 12:40 Uhr zu hören)

Und eine letzte Bitte habe ich auch noch: wie in meinen vorherigen Beiträgen erwähnt, sind Einsätze wie meiner nur durch die staatliche Förderung und zusätzliche Spenden möglich. Ich habe selbst erfahren, wie wichtig die Projekte vor Ort sind und hoffe, dass weitere Volontär:innen die Arbeit im Ausland fortführen können. Wenn Ihr dies unterstützen wollt, dann könnt Ihr das in Form einer Spende tun. Hierzu die folgenden Daten:

Spenden über:

DON BOSCO MISSION
LIGA BANK MÜNCHEN
IBAN: DE66 7509 0300 0102 1418 76 BIC: GENODEF1M05 VERWENDUNGSZWECK:
Zora Binder, Spendencode S23VB002

Link zu meiner Spendenseite: 

https://www.gofundme.com/f/zora-goes-navajeevan?qid=6e4875c217748163e8c6ae26382a9a92