Als wir am Samstag Nachmittag hier ankamen, zeigten uns die Mädls zusammen mit einer Schwester zunächst unser Zimmer, erklärten uns die wichtigsten Dinge, und ließen uns dann alleine. Die Reise hatte uns beide sehr müde gemacht, also sanken wir in unsere Betten und schliefen bis es Abendessen gab.

Die Mahlzeiten genießen wir zusammen mit den Schwestern. Wobei wir an einem extra Tisch sitzen. Das finde ich gar nicht so schlecht, weil Anita und ich uns so gut unterhalten können, ohne die Schwestern zu stören, aber trotzdem bei Unklarheiten die Schwestern gleich fragen können und leicht mit ihnen in Kontakt treten können.

Die Schwestern sind alle sehr nett, unterstützen uns und arbeiten und spielen zusammen mit den Kindern. Man merkt auf jeden Fall, dass der Gedanke Don Boscos, dass man miteinander lebt, sich auf eine Ebene mit den Kindern begibt und zusammen Spaß hat hier sehr wichtig genommen wird, was ich sehr schön finde.

Der Sonntag war dann unser erster ganzer Tag in unserem neuen Zuhause. Wir guckten uns auf dem Gelände um, gesellten uns zu den Mädchen und schlossen erste Bekanntschaften. Alle wollten neben uns sitzen, mit uns spielen, stellten Fragen über Deutschland oder wollten wissen, ob wir die ehemaligen Volontärinnen Miss Mirjam und Miss Lotte kennen würden. Die hatten wir natürlich schon an den Vorbereitungsseminaren in Benediktbeuern kennengelernt. Wir mussten feststellen, dass die meisten sehr gut Englisch sprechen und wir uns dadurch gut verständigen können, was es uns sehr viel leichter macht uns hier einzugewöhnen. Die Energie und Freude der Mädchen hat mir vor allem in den ersten Tagen sehr viel Kraft gegeben und erwärmt mir jedes Mal wieder das Herz.

Am Abend nahmen wir dann an unserer ersten Messe hier teil. Vor der Messe müssen alle Haare geflochten und Röcke oder Kleider angezogen werden, um dem Anlass gerecht zu werden. Vor dem Kirchenraum, die Messe wird hier im Gebäude gefeiert, werden die Schuhe ausgezogen und jeder hat seinen eigenen Platz. Die Messfeier wird begleitet von zahlreichen Liedern auf Khasi, die Sprache der Region, die die Mädchen voller Inbrunst singen.

Gesungen und getanzt wird hier insgesamt sehr viel. Die Schwestern und Mädels singen und pfeifen in den Gängen, während sie arbeiten, oder eben in der Messe – egal wo, auf jeden Fall immer richtig laut. Den Wecker in der früh könnten wir eigentlich auch weglassen, denn wir wachen sowieso von dem Gesang der Mädchen auf. 😀

Nun – das Wochenende war vorüber und wir konnten in unsere erste Arbeitswoche starten! Nachdem wir unseren Stundenplan von den Schwestern bekommen haben, stürzten wir uns in die ersten Klassen. Da stehen Handwriting-, Games- und Drawing- Stunden mit den Kleinen, sowie die Computerkurse mit den Älteren auf dem Programm.

Ziemlich schnell mussten wir feststellen, dass wir die Klassen gleich alleine unterrichten müssen, ohne vorher gesehen zu haben, wie der Unterricht hier normalerweise abläuft. Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass das am Anfang etwas chaotisch zuging. Doch mittlerweile gewöhnen wir uns daran und haben uns verschiedene Unterrichtsmethoden überlegt, damit die Kinder uns zukünftig auch als Respektspersonen betrachten.

Die Computerkurse haben wir zusammen mit dem Computerlehrer (zumindest meistens ;)). Das macht Spaß, weil wir da einfach mehr Erfahrung haben und gut helfen können. Letzte Woche haben wir dann nachmittags extra Stunden in Computer für die 10. Klasse gegeben, da sie darin einen Test schreiben müssen.

Insgesamt sind zur Zeit sehr viele Tests für die Schüler, da es hier Richtung Ende des Schuljahrs geht. Deswegen müssen sie sehr viel lernen und wir können ihnen vor allem in Mathe helfen. Das war am Anfang mit der Kommunikation etwas schwierig, aber nach ein paar Malen Erklären lernt man auch die englischen mathematischen Begriffe.

Abends nach dem Abendessen wird dann gespielt, wobei sich die Kinder riesig freuen, wenn wir uns zum Affen machen. 😀 Die Schwestern spielen oft mit und leiten Spiele an, das macht immer sehr viel Spaß und die Stimmung ist super. Danach gibt es dann die „Gute Nacht“, das heißt die Schwestern geben den Kindern gute Gedanken mit ins Bett und anschließend wird gebetet. Wir gehen dann meistens ziemlich schnell ins Bett, weil wir müde sind und am nächsten Tag wieder fit sein müssen.

An die indische Kommunikation müssen wir uns auch noch etwas gewöhnen! Die ist nämlich oftmals nicht wirklich vorhanden. Wir bekommen dann ganz zufällig mit, dass am nächsten Tag Feiertag ist und keine Schule, oder einmal kam ein Mädchen am Vormittag in unser Zimmer um uns zu sagen, dass wir gerade eigentlich unterrichten sollten. Solche Situationen kommen hin und wieder vor. Dadurch haben wir aber gelernt, dass wir immer nachfragen müssen, wenn wir etwas nicht verstehen oder etwas aufschnappen.

An dem Feiertag letzten Dienstag sind wir zum ersten Mal alleine mit der Rikscha nach Nongpoh gefahren. Zunächst wussten wir nicht genau, wie wir die Rikschas anhalten können, da kam uns auch schon ein Mann entgegen, der uns gefragt hat, wo wir herkommen und wo wir hinwollen. Als wir ihm dann gesagt haben, dass wir nach Nongpoh müssen und eine Rikscha brauchen hat er gleich eine angehalten. Insgesamt sind die Menschen hier sehr nett und offen. Als Weißer wird man schon angeguckt und einige wollten auch schon Bilder mit uns machen, aber niemand ist unfreundlich und man hat auch nicht das Gefühl, dass jemand etwas dagegen hat, dass wir hier sind.

Also fuhren wir mit zwei Jungs, die die Musik ganz laut gedreht hatten, nach Nongpoh. Auf dem Weg stieg noch ein älterer Herr und später eine ältere Frau ein, sodass es sehr schön eng wurde, aber daran gewöhnt man sich auch. Die Fahrt dauert 5-10 Minuten und kostet 10 Rupien, was umgerechnet ca. 15 Cent sind. Daran kann man schon sehen, dass hier alles sehr viel billiger ist. In Nongpoh erledigten wir dann unsere Besorgungen auf dem Markt und letztendlich fanden wir eine Schneiderin, bei der wir unsere ersten indischen Kleider machen lassen haben. Bei den ganzen verschiedenen Stoffen hatten wir unsere liebe Not uns zu entscheiden. Schließlich hatten wir uns jeweils zwei Stoffe ausgesucht und gestern haben wir die Kleider abgeholt. Sie sind wunderschön und geben uns das Gefühl noch etwas indischer zu sein. 😀

Zu guter Letzt das Essen. Reis – früh, mittags, abends, es gibt immer Reis. Mit verschiedenen Soßen, Fleisch, Kartoffeln, Ei, Kichererbsen, Kürbis, Pfannkuchen und alle Art von Gemüse. Es schmeckt sehr sehr gut und bis jetzt wird mir der Reis auch noch nicht zu viel. Ganz im Gegenteil, durch die verschiedenen Beilagen wirkt das Essen eigentlich ziemlich abwechslungsreich. Zur Nachspeise gibt es immer Früchte aus dem Dschungel. Egal ob Bananen, Ananas, eine Frucht, die ähnlich wie Pomelo schmeckt, Granatapfel oder Kokosnuss, wir sind sehr zufrieden mit dem Essen und freuen uns immer Neues zu probieren.

Ich bin sehr glücklich in diesem Projekt gelandet zu sein, es macht sehr viel Spaß mit den Mädchen zusammen zu leben und es geht uns sehr gut!

Schön, dass ihr auf meinem Blog vorbeigeschaut habt, alles Gute und bis bald!