Der letzte Monat in Indien ist nun angebrochen und da ich mich in Kerala so wohl gefühlt habe, habe ich mich am 24.07 nochmal nach Palakkad aufgemacht. Die Zugfahrt mit schmackhaften 17 Stunden ging dann zum Glück auch schneller vorbei als gedacht und dann wurde ich am 25.07 schon von dem Father Administrator am Bahnhof empfangen. Von den Schülern wusste niemand über meine Rückkehr, deswegen konnte man die Überraschung definitiv an ihren geschockten Gesichten ablesen.
Weil die Fathers und Schwestern hier richtige Herzensmenschen sind, haben sie lieberweise für mich eine Art Travelplan vorbereitet. Da ich alleine nicht so viel reisen durfte, hatte ich noch 2 Wochen Urlaub übrig und habe die nun für meine Reise nach Palakkad eingelöst. Vor allem aber bin ich für die AbschlussGala des Köln Batches gekommen, der nun seinen Duetschkurs abschließt. Durch den Travelplan konnte ich jetzt auch noch ganz viele weitere Orte in Kerala besuchen und das alles nicht alleine, sondern in Begleitung von Fathers und Schwestern…so war zumindest der Plan, aber dazu komme ich später noch.
Los ging es also am 26.07 mit dem Tagestrip nach Nenmara. Dort ging es einen Berg hoch und viele Affen und kleine Wasserfälle auf dem Weg zusehen. Alle die mich kennen, wissen dass man mich mit Städten eher weniger beeindrucken kann und mein Highlight bei jedem Trip die Natur ist…gut dass es in Kerala so viel davon gibt. Der Staat ist nämlich im Allgemeinen sehr grün und ist bestückt mit einigen Berglandschaften. Da man das aber sehen muss, um die Schönheit so wirklich verstehen zu könnnen, kommen jetzt ein paar Fotobeweise.
Aufgrund der Monsunzeit regnet es momentan aber recht viel und der Himmel ist meistens grau. Wer die Nachrichten ein wenig verfolgt, weiß auch, dass sich genau aufgrund dieses Monsunregens die Lage in Kerala sehr angespannt hat, bevor ich aber dazu komme, möchte ich aber noch von zwei weiteren Trips berichten.
Am nächsten Tag ging es dann nach Athirappally zu dem größten Wasserfall Keralas und dieses Mal wurden wir nicht wegen des Regens nass, sondern weil wir dachten dass es eine gute Idee ist, sich unter einen Wasserfall zu stellen. Man munkelt, dass wir nach etlichen Stunden immernoch nicht trocken waren. Um so nass zu werden, mussten wir auch erstmal viel zu viele Bergstufen hinunter klettern, aber ich mein die Fotos wurden ganz witzig, also hat es sich ja gelohnt.
Am nächsten Tag haben wir uns zu einem etwas längerem Trip aufgemacht. Es ging für zwei Tage in die Stadt Kochi. In Kochi angekommen haben wir direkt Lulu besucht ( ein indischer Supermarkt bei dessen Namen ich immer an Lulu machen denken muss…wir das jetzt nicht kennt, hat definitiv was in seiner Kindheit verpasst), waren in der Innenstadt, am Hafen, bei dem Kochi Fort, haben in einem Restaurant am Wasser Seafood gegessen und Alt Kochi, plus die Straße der Juden, angeschaut. Am Abend haben wir dann die Familie unseres Administrators besucht, anschließend noch die Familie des Bruders des Directors und haben dann bei der Familie der Schwester des Directors geschlafen. Alles so liebe und herzliche Menschen. Bei einem Spaziergang am Hafen haben wir auch noch eine schöne Dusche kassiert, aber dieses Mal tatsächlich vom Regen und nicht von einem Wasserfall. Am nächsten Morgen haben wir uns noch die Seestraßen und einen großen See angeschaut und uns dann auf unseren etwas längeren Heimweg gemacht. Zuhause angekommen, hieß es dann erstmal ausruhen. Für mich bedeutet das mit den Schülern quatschen, lesen oder Musik hören. So richtig nichts machen, zählt nämlich nicht so wirklich zu meinen Stärken.
Am nächsten Tag kamen dann die Horror News. In dem District Wayanad gab es am Morgen aufgrund des Starkregens Erdrutschen und Überschwemmungen. Das Haus der einen Ordensschwester ist volkommen zerstört und von Erde begraben. Viele andere Menschen haben auch ihr Haus verloren, manche sogar ihr Leben. Diese Nachricht ist nun schon einige Tage her und ehrlich gesagt, ist die Situation vor Ort nur noch schlimmer geworden. Am selben Tag noch wurden alle Bildungseinrichtugen geschlossen und auch unsere Schüler nach Hause geschickt. Ich wollte eigentlich am nächsten Tag nach Wayanad reisen, das fiel dann selbstverständlich aus. Mittlerweile sind über 250 Menschen gestorben, ganz viele haben ihre Häuser verloren und fast 300 werden vermisst. Drei Dörfer sind komplett vom Erdboden verschluckt worden, viele weitere Orte sind von der Außenwelt abgeschnitten, weil Brücken eingestürzt und Straßen unbefahrbar sind. Somit hoffen sie auf Besserung, bangen aber auch gleichzeitig um ihr Leben. Wayanad liegt in den Bergen und ist eine Region, die sehr anfällig für Überschwemmungen und Erdrutschen ist. So schlimm wie gerade, war es aber seit 2018 nicht mehr.
Ein paar Lehrerinnen, Lehrer, Fathers, Sisters und ich sind im Hostel zurückgeblieben und warten auf Besserung… wann das sein wird, weiß niemand. Meine Zeit in Kerala neigt sich nun langsam dem Ende zu und am 04.08 geht es auch schon wieder nach Karnataka, um dort die letzten zwei Wochen zu verbrigen. Die AbschlussGala ist nun auf weiteres verschoben und von den Schülern konnte ich mich leider nicht verabschieden, weil sie diesen Ort so plötzlich verlassen mussten. Natürlich habe ich mich trotzdem sehr gefreut sie zu sehen und während so viele Menschen sterben, fühlt es sich auch nicht richtig an, über so etwas, wie ein fehlender Abschied, traurig zu sein. Palakkad, der Ort an dem ich mich momentan befinde, ist zwar auch als Bereich der Warnstufe rot bekannt gegeben worden, aber außer Starkregen und leichten Überschwemmungen sind wir hier unebschadet davon gekommen.
Wie es sich jetzt entwickeln wird ist absolut unklar, aber bis dahin beschäftige ich mich mit Blog schreiben und helfe den Lehrerinnen und Schwestern dabei ihr Deutsch zu verbessern, weil wir leiden nichts tun können außer tatenlos abzuwarten.
Bitte betet für die Menschen vor Ort!
Mein Freiwilligendienst finanziert sich hauptsächlich aus Spenden, weshalb ich auf Hilfe angewiesen bin. Ich freue mich sehr über jede kleinste Spende. Vielen Dank !
https://www.donboscomission.de/volontariat/2023/spenden/viktoriainindien
Bis dann und Tschüssi
Eure VIki
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