1. Ist es wirklich so dreckig, wie man sich das vorstellt?

Also ich bin ehrlich, ich hatte jetzt nicht so arge Vorstellungen über die Sauberkeit, aber natürlich hört man eher das Indien verdreckt super verdreckt sein soll. Wie bei allen Antworten auch, beruht diese natürlich auf persöhnliche Erfahrungen, aber hier in Devadurga liegt schon sehr viel Müll auf den Straßen herum. Die Kultur ist wie folgt, hole ich etwas aus der Verpackung heraus, wird die Verpackung dann einfach auf den Boden geschmissen. Zerreisen meine Slippers, dann lasse ich sie einfach am Straßenrand liegen. In den Haushalten ( bei uns im Hostel auch ) wird der Müll in einem Betonbottich verbrannt. Alle Lebensmittelreste schmeißen wir für Hunde, Kühe oder Büffel an die Seite, damit sie es leichter erreichen können. Letztere essen aber sowieso alles, ob das nun Essen oder Plastik ist, ist den Büffeln hier relativ egal. Damit ihr euch das besser vorstellen könnt, ist es einfacher Fotos zu zeigen, also hier ein paar Beispiele.

Auf den Fotos erkennt man sowohl Straßen, Straßenränder, als auch freie Flächen, die bewusst als Müllheide verwendet werden. Oft ist es tatsächlich so, dass an freien Orten einfach der ganze Müll abgelassen wird. Man könnte den ja zumindest verbrennen, aber darum scherrt sich hier irgendwie leider niemand. Aber ganz wichtig ist auch zu sagen, dass es nicht überall so ausschaut. Vor allem modernere Städte sind oft weniger verschmutzt und Orte wie Schulen, Kirchen, Polizeibehörde, etc. werden oft sehr sauber gehalten. Auch ein paar Orte bei uns in dem kleinen Kaff Devadurga sind ganz schön und sauber, aber an jedem Straßenrand findest du trotzdem zu 100 Prozent Verpackungsmüll. Dazu kommt noch das nicht nur Menschen und Fahrzeuge auf den indischen Straßen unterwegs sind, sondern Büffel und Kühe eben auch und leider machen die ihr Geschäft nicht am Rand, sondern mitten auf der Straße, wenn ihnen danach ist. Also schmückt die Straßen nicht nur der Müll der Menschen, sondern auch die Kacke der Tiere. Wundervoll. Aber ein Vorteil von Büffeln ist definitiv, dass sie alles essen. Essensreste, Packe, Papier und auch mal Plastik, wenn es nichts besseres gibt. Bedeutet demetsprechend statt Müllabfuhr gibts Tiermünder, die den Müll aufsammeln. Ziemlich praktisch ehrlich gesagt. Neben den großen Tieren findet man auch Hunde, Katzen und Wildschweine ihm Müllhaufen, was die so aus dem ganzen Haufen mitnehmen, weiß ich jetzt aber auch nicht so genau.

2. Was denken Menschen in Indien über Deutsche?

Natürlich kann ich nur ungefähr vermuten, was die Menschen denen ich bisher begegnet bin so über uns Deutsche denken, aber ich glaube, dass viele sich durch die Bekannschaft mit mir erst eine Meinung über Deutsche gebildet haben. Ob das gut oder schlecht ist, weiß ich jetzt auch nicht so genau, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass manche denken, dass mein Verhalten das Verhalten vieler oder sogar alller Deutsche wiederspiegelt. Viele denken, dass alle Deutschen so sensibel sind wie ich und dann muss ich immer erklären, dass ich einfach voll die Heulsuse bin und die Allgemeinheit nicht so ist. Eine Sache, die viele indische Menschen über Deutsche denken, die jetzt wahrscheinlich auch eher weniger überraschend kommt, ist das wir reich sind. Wenn wir jetzt vergleichen und die Häuser reicher Inder und das einer Familie mittleren Einkommens in Deutschland anschauen, kann ich diesen Ansatz auf jeden Fall verstehen. Sowohl das Gehalt als auch der Lebensstandard sind einfach deutlich höher in Deutschland, als es hier vor Ort ist. Aber natürlich sind die Lebeserhaltungskosten in Deutschland auch viel höher als in Indien und selbst verständlich sind wir nicht alle reich und die Mehrheit sogar ( offensichtlich) nicht. Aber auch Menschen mit niedrigen Einkommen haben in Deutschland oft bessere Lebensstandards als indische Menschen mit mittlerem oder hohem Einkommen. Als ich nämlich gefragt wurde wie viele Räume unser Haus hat, sind den Mädchen und den Lehrerinnen fast die Augen ausgefallen. Ärmere Menschen bis Menschen mittleres Standes haben oft ein bis drei Räume und Menschen mit hohem Einkommen vier oder fünf. Die Kinder teilen sich meist trotzdem ein Zimmer und einen Garten gibt es nicht. Ganz anders als bei uns, wo es in den meisten Familien normal ist, dass jedes Kind ein eigenes Zimmer hat.

Das zweite Vorurteil, das mir begegnet ist, dass gedacht wird, dass wir keine körperliche Arbeit leisten können. Am Anfang wurde es mir sogar verboten, aber weil ich nicht einfach daneben sitzen kann, habe ich angefangen mich gegen das Verbot zu wehren und irgendwie waren die Kids schon sehr geschockt, als ich sie gemerkt haben, dass Gott mir tatsächlich Hände gegeben hat, die funktionieren. Ähnlich ist das mit dem auf dem Boden sitzen und liegen. Mir wurde immer gesagt, dass ich nicht auf dem Boden sitzen kann, meine Beine weh tun werden und es meinem Körper schadet, weil er nicht dafür gemacht ist. Ich weiß nicht, ob sie vielleicht denken, dass ich noch nie im Schneidersitz auf dem Boden saß, aber irgendwie geben sie dann auch manchmal mit mir an und sagen, dass ich das hier gelernt hab und mich voll dran gewöhnt habe…wie cool ich denn eigentlich bin, dass ich das geschafft habe.

Ansonsten denken auch viele, dass ich von einer Party zur nächsten hüpfe und mein Körper nur gelegentich mit Kleidung bedeckt wird… das ist jetzt natürlich für jeden anders, deswegen lass ich das jetzt mal so stehen. Aber natürlich haben wir in Deutschland oft den Freiraum uns so auszuleben, wie es uns gefällt, auch wenn Parties jetzt für mich persönlich nicht so der Hit sind.

3. Wie gefährlich ist es dort?

Diese Frage kann man absolut nicht verallgemeinern und ist wirklich sehr Ort und situationsabhängig. So wirklich viel kann ich zu dieser Frage aber nicht sagen, weil ich nicht oft unterwegs bin. Generell hatte ich aber noch nie Angst, dass mir auf der offenen Straße etwas passieren könnte, ich war aber natürlich auch nur selten alleine unterwegs. Würde ich es empfehlen bei uns in Devadurga alleine nachts auf die Straße zu gehen? Wahrscheinlich nicht. Trotzdem habe ich noch nie irgendwelche gefährliche Situationen zu sehen bekommen. Außer Alkoholikern nachts auf den Straßen, ist es relativ ruhig. Das kann in großen Städten natürlich aber auch ganz anders sein. Wie es hier mit Drogen aussieht, weiß ich leider nicht so wirklich. Es gibt sie, sie sind im Umlauf, aber mehr weiß ich auch nicht.

Ich kann aber sagen, dass alle Menschen bisher immer sehr respektvoll waren. Dabei sit es auch egal, ob ich ein Mann oder eine Frau bin. Und die miesten Menschen verhalten sich zumindest auf den ersten Blick sehr verantwortungsbewusst und ich musste mir noch nie Sorgen um meine Sicherheit machen.

Das war jetzt der kürzeste und letzte Blogeintrag zu meiner Q and A Reihe. Der nächste wird dann über meine Zeit in Kerala.

Bis dann und Tschüssi

Eure Viki