So meine lieben Leser, hier bin ich wieder, zurück aus Ghana und glücklich ins neue Jahr gerutscht. Ich hoffe auch ihr habt schöne Feiertage verbracht und seid gut in 2013 gestartet. Wie ihr euch vermutlich schon denken könnt, gibt es einiges von meiner Reise zu erzählen und ich werde versuchen euch einen möglichst guten Einblick zu geben.

Ich beginne einmal mit den äußeren Umständen: los ging es am 26.12, nachdem wir ein schönes Weihnachten mit den Schwestern verbracht hatten. Wir, das heißt meine Mitvolontärinnen Valerie, Adeline und ich, haben uns pünklich um sechs Uhr morgens auf den Weg gemacht, alle drei mit unseren riesigen Rucksäcken auf dem Buckel und viel Vorfreude im Bauch. Unser Ziel war der Küstenort Cape Coast, wo wir uns mit meinem besten Freund Tonio und seinem kleinen Bruder Tilman treffen wollten, die unsere Reisegruppe vervollständigten. Geplant war eine Rundreise entlang der ghanaischen Küste und in den letzten Tagen noch weiter in den Norden. Aber wie ich inzwischen schon gelernt habe, läuft in Afrika nichts so, wie geplant…aber dazu später mehr.

Wie gesagt, los ging es um sechs Uhr morgens mit dem ersten Sammeltaxi bis zur togolesischen Grenze, das wir uns mit einer vierköpfigen Familie teilten, die auf dem Weg nach Abijan war, also einen noch weiteren Weg hatten als wir. An der Grenze wurde es dann interessant, denn wir verwöhnten EU-Bürger sind die ewigen Formalitäten einfach nicht gewöhnt. Bei der Reise durch Togo, die übrigens nur etwa eineinhalb Stunden dauerte, hatte ich den Eindruck, dass dieses Land sich nicht wirklich von Benin unterscheidet. Gleiche Sprache, gleiche Währung, gleiche Löcher in den Straßen etc. Allerdings war der Grenzbeamte sehr darum bemüht klarzustellen, dass Togo NICHT Benin ist. Zwei Formblätter ausfüllen, fünfzehn Euro für die Durchreise blechen und dann warten, bis der Polizist seine fünf (nein, ich untertreibe nicht) Stempel in meinen Pass gedrückt hatte. Nach diesem Theater begaben wir uns auf die Suche nach einem neuen Taxi, mit dem es dann bis zur ghanaischen Grenze weiterging. Auch dort gab es dann noch einige Formblätter auszufüllen und tausende Male den Pass vorzuzeigen. Der plötzliche Sprachwechsel von Französisch zu Englisch, machte das ganze auch nicht einfacher. Schließlich aber war es geschafft und wir mussten uns ein Trotro suchen. Ein Trotro ist die ghanaische Form öffentlicher Verkehrsmittel; ein Minibus, in den locker zwanzig Leute gestopft werden können. Mit einem solchen fuhren wir dann drei Stunden bis nach Accra, von wo aus es dann endlich nach Cape Coast weiterging. Dabei konnten wir schon einen ersten Eindruck von Ghana gewinnen und es ist wirklich…anders. Ich wusste zwar schon, dass Ghana das am weitesten entwickelte Land Westafrikas ist, aber nach fünf Monaten Benin, war ich doch tatsächlich beeindruckt. Die Straßen zum Beispiel. Es gibt dort tatsächlich ordentlich geteerte Straßen, mit einem Mittelstreifen und, man höre und staune, ohne Schlaglöcher! Außerdem werden von den Autofahrern rote Ampeln beachtet und allgemein ist der Verkehr sehr viel geregelter. Außerdem sieht man überall Stromleitungen und Fabriken und auch die Preise sind durchaus weiterentwickelt, wenn man das so ausdrücken möchte. Und Yovos gibt es ungefähr doppelt so viele, wie in Benin. Besonders beeindruckt hat mich aber Accra. Zwar haben wir davon nicht wirklich viel gesehen, aber das, was ich aus dem Fenster des Trotro mitbekommen habe, hat mehr etwas mit einer europäischen Großstadt, als mit Cotonou zu tun. Eine vierspurige Stadtautobahn, riesige Shoppingcenter am Straßenrand und auch ansonsten viel ungewohnter Luxus. Allerdings wird dadurch aber auch umso deutlicher, dass die Schere zwischen Arm und Reich in Ghana sehr viel größer ist, als in Benin. Und auf dem Markt in Accra, geht es dann doch sehr afrikansich zu.

Im Trotro

Aber Ghanas Hauptstadt war ja nicht unser Ziel, sondern weitere drei Stunden später kamen wir in Cape Coast an, einer sehr hübschen Küstenstadt. Dort trafen wir auch unsere Reisegenossen und die Komplikationen begannen. Geplant war nämlich, schon am nächsten Tag weiter nach Westen zu fahren, doch Tonios kleiner Bruder Tilli, bzw. sein Magen, machten uns einen Strich durch die Rechnung. Der Arme lang nämlich im Bett, weswegen wir unsere Abfahrt um einen Tag verschoben und am nächsten Tag Cape Coast besichtigten. Dort gibt es einen netten Strand, kleine Souvenirläden und Cape Coast Castle. Letzteres ist ein Sklavenfort, das von den Portugiesen im 16. Jahrhundert erbaut wurde. Also kein verlorener Tag.

Cape Coast Castle

Die Reisegruppe

Am Freitag ging es dann aber wirklich los, into the west. Etwa 12km von Cape Coast entfernt gibt es ein weiteres portogisisches Sklavenfort, namens Elmina, wo wir die erste katholische Kirche Ghanas besichtigt haben und die Fischer beim Netze einholen am Strand beobachtet haben. Abgeschlossen wurde der Tag noch ein paar Kilometer weiter am Strand, mit einer Wassermelone mit Namen Hugo und einem sehr schmackhaftem Abendessen. Leider begann schon an diesem Tag mein Bein Probleme zu machen. Warum? Dank meiner mangelnden Selbstbeherrschung im Schlaf; im Klartext hatte ich mir in einer Nacht einen Mückenstich am Bein aufgekratzt, der langsam aber sicher dabei war, sich zu entzünden. Deshalb wurde der folgende Tag für mich auch etwas beschwerlich. Wir hatten nämlich eine Tour zu einem Heiligtum im Dschungel geplant, wozu insgesamt allerdings ein Fußmarsch von 15km nötig war. Aber die Eindrücke waren dafür gigantisch. Aus dem Fernsehn kennt man ja Bilder vom Dschungel, aber in echt ist er ncoh sehr viel beeindruckender. Die Baumriesen sind wirklich riesig und wenn man in den wirklichen Wald eintaucht, dann sieht man vor lauter Vegetation den Himmel nicht mehr, Das eigentliche Heiligtum ist ein so genannter Shrine, also drei gigantische Felsbrocken, die eine Art Höhle bilden. Um den Weg zu finden, wurden wir von einem Führer aus dem nahe gelegenen Dorf begleitet und außerdem noch von einer Meute von etwa 10 Jungs, die unbedingt mit wollten. Der Shrine wurde, laut Führer, von den Göttern erbaut, weshalb der Regenwald in seiner Umgebung nicht abgeholzt werden darf. Da lob ich mir die Götter, denn das Geräusch der Motorsägen war leider allgegenwärtig.

Eigentlich war geplant die Nacht in dem Dorf zu verbringen, von dem wir aufgebrochen waren, doch mein Bein spielte anch der langen Wanderung eindeutig nicht mehr mit. Es war inzwischen deutlich angeschwollen und gerötet und ich hatte Fieber. Also noch am Abend im wackligen Trotro zurück nach Cape Coast und ins Krankenhaus. Zum Glück ging es mir nicht gut, denn ansonsten wäre ich vermutlich zeimlich schockiert gewesen. Ich ahbe ncoh nie in meinem Leben ein so schmutziges Krankenhaus gesehen! Aber wenigstens der Arzt war seriös und nach 2,5 Stunden Wartenzeit konnte ich mit einer Tüte voller Antibiotika wieder ins Hotel. Da ich aber auch am nächsten Morgen noch nicht wirklich laufen konnte, trennte sich unsere Reisegruppe. Valerie und Adeline fuhren, wie eigentlich vorgesehen, in den Nationalpark, während ich mit meinem Hinkefuß und den zwei Jungs die Silvesterstation schon vorzogen. Dabei handelte es sich um ein Dorf namens Busua, nocheinmal etwa drei Stunden westlich von Cape. Ein wunderhübsches Fischerdorf mit einem absolut traumhaften Strand. Außerdem hatten wir mit unserer Unterkunft großes Glück, denn unser Zimmer war groß, sauber, mit Blalkon zum Meer, nicht teuer und einem absolut genialen Frühstück gratis dazu! Die folgenden zwei Tage lagen wir also faul im Sand auch wenn meine nächtliche Kratzerei damit bestraft wurde, dass ich das wudnerschöne Meer nur aus der Ferne betrachten konnte und nicht baden durfte. Die Lektion war also gelernt…seitdem schlafe ich mit Socken über den Händen!

Hinkefuß

Busua

Süße Kinder gibts überall

Am letzten Tag des Jahres stießen dann auch die beiden Mädels wieder zu uns und wir konnten gemeinsam Silvester am Strand feiern. Mit Pancakes bei Daniel dem Pancakeman, den wir schon am ersten tag kennen gelernt hatten und einer Flasche ekelhaftem Sekt. Aber Hauptsache was zum anstoßen 🙂

Weil wir uns alle wirklich in Busua verliebt hatten, beschlossen wir dann spontan unserern Aufenthalt noch einen Tag zu verlängern. Allerdings war es in der darauffolgenden Nacht mein Freund Tonio, der krank wurde. Das hieß also am nächsten Tag war an Weiterreise nicht zu denken und ich habe das zweite ghanaische Krankenhaus gesehen. Und das war leider auch nicht besser, als das erste. Aber dank Medikamenten ging es Tonio bald wieder besser und wir setzten unsere Abreise für den Donnerstag fest, in Richtung Norden, um die größte Goldmine Westafrikas zu besichtigen. Donnerstagmorgen aber, die Rucksäcke waren schon gepackt und die Schokopfannkuchen verdrückt, ging es Adeline so schlecht, dass sie sich wieder ins Bett legen musste und wir also schlussendlich ganze fünf Tage im schönen Busua verbracht haben. Aber, abgesehen von den vielen Krankheiten, war es dort wunderschön und entspannt und die Leute aus dem Dorf kannten uns am Schluss schon alle mit Namen.

Da wir aber nun im Zuge unserer Reise, sehr weit nach Westen gefahren waren, beschlossen Valerie, Adeline und ich, uns schon am Freitag von unseren männlichen Reisegefährten zu trennen und uns, anstatt die Goldmine zu besichtigen, schon auf den Heimweg zu machen. Also nahmen wir am Freitag schweren Herzens Abschied und stiegen in ein, nebenbei furchtbar lahmes, Trotro nach Accra. Dort angekommen checkten wir im Hotel ein, wo wir nach einigem Verhandeln ein sehr günstiges Zimmer bekamen…das sich dann allerdings mehr als Loch denn als Zimmer herausstellte. Das Fenster des Badezimmers zum Beispiel, war auch gleichzeitig das Fenster zur Küche, sodass man sich während diverser Badezimmeraktivitäten bequem mit dem Koch unterhalten konnte. Aber es war ja nur für eine Nacht. Leider war es inzwischen schon fast dunkel, sodass eine größere Erkundungstour durch Accra flachfiel, denn diese Stadt läd nicht gerade zu nächtlichen Spaziergängen ein. Allerdings waren wir alle drei kurz vor dem Verhungern, sodass wir uns wohl oder übel auf die Suche nach etwas Essbarem begeben mussten. Da war auch schnell etwas gefunden, ein Pizzarestaurant an der Hauptstraße. Ich sage euch, ich habe mich auf der Beerdigung, die wir einmal in Zogbo besucht haben, weniger fehl am Platz gefühlt, als in diesem Lokal. Im Grunde war es, also ob uns jemand zurück nach Europa gebeamt hätte. Musik wie bei uns, Essen wie bei uns, Preise wie bei uns, Einrichtung wie bei uns, Kleidung wie bei uns. Aber ich war vermutlich nur deshalb so geschockt, weil wir es einfach nicht erwartet hatten. Ich möchte aber nicht wissen, wie es wird, wenn ich wieder nach Hause komme. Wenn mir schon das bisschen Europa-Feeling in Ghana zu viel wird.

Nun gut, nach der Pizza und einer mehr oder weniger bequemen Nacht, ging es dann am nächsten Morgen endgültig Richtung Heimat. Und ich habe mich wirklich gefreut! Als wir über die togolesich-beninische Grenze fuhren, und mir der beniner Grenzbeamte meinen Pass mit den Worten „Bienvenu à la maison“ ind die Hand drückte, war es wirklich in bisschen wie nach Hause kommen.