Zwei Wochen hatte ich, um meinen Schwestern und meiner Mutter meine neue Welt zu zeigen. Zwei Wochen Zeit und so viel Glück! Wir besuchten erst mein Projekt und machten dann eine wunderschöne Tour durch Bolivien: Sucre, Potosí, Salar de Uyuni, La Paz und Titicacasee.

Für mich war es die bis jetzt längste Tour durch Bolivien. Zeit genug, um sich in dieses vielfältige Land nochmal ganz anders zu verlieben. 

Unsere Reise begann in meinem Zuhause: Santa Cruz. Nachdem wir alles Gepäck zu Hause abgeladen und ausgiebig gefrühstückt hatten, machten wir uns auf den Abastro. Der Markt, auf dem ich jede Woche einkaufe. Egal, ob man Pflanzen, CDs, Hühner oder Kartoffeln sucht, hier findet man alles! Wir kämpften uns durch die Menschenmassen: Vorbei an kleinen Kindern, die mit Hunden spielten und Frauen, die schreiend ihre Wahre zu verkaufen versuchten.

10 Minuten im Micro und wir befanden uns in einer Mall, wie ich sie selbst aus Europa nicht kenne. Im Eingang nippten gestylte Damen an ihrem Café, riesige Einkaufstüten baumelten von ihrem Stuhl. Es roch nach Parfüm und Reichtum.

Nach einem ruhigen Wochenende in Samaipata, verbrachten wir jeweils einen Tag in Sucre und Potosí. Vorbei an Kolonialprachten und durch Mienen.

Auf der Uyuni-Tour blieb uns regelmäßig der Atem weg. Und das nicht nur wegen der Höhe! 3 Tage lang in der Natur, weit weg von jeglichem Lärm. Wie nichtig alle Probleme im Anblick dieser Schönheit erscheinen: Unendliche Weiten, Berge & Vulkane, Seen in allen Farben. 

Schließlich ging es weiter nach La Paz. Und obwohl ich die Stadt schon kannte durfte ich dieses Mal ganz viel neues entdecken.

Der Präsident Evo Morales ließ ab 2014 ein Seilbahnnetz errichten, welches das arme und reiche La Paz miteinander verbinden soll. Natürlich mussten wir davon Gebrauch machen: Gemütlich setzten wir uns in die Morado und schwebten über die Stadt zum El Alto. Hier erwartete uns der Sonntagsmarkt, der Größte Südamerikas. 

Wenn wir dachten auf dem Abastro alles finden zu können, hatten wir uns geirrt. Hier wurden zu allem noch Autoteile verkauft, Smoothiemaker, Fernseher, die Zusammenfassung des Kreuzzuges Jesu und eben alles, was das Herz begehrt. Wir konnten uns kaum sattsehen, fühlten uns aber gleichzeitig unwohl. Wir waren die einzigen Europäer weit und breit, einige Blicke erklärten uns, wir seien unerwünscht. 

Eine halbe Stunde sattsehen musste genügen. Wir stiegen in die Verde und ließen uns in den Süden der Stadt baumeln, ins Reichenviertel von La Paz. Als wir ausstiegen, befanden wir uns in einer anderen Welt. Der Verkehr schien geordnet, große Autokonzerne priesen ihre neuesten Vierräder an, die Frauen trugen Goldschmuck und Blaser. Vielleicht hatte ich einen kleinen Kulturschock. Schmerzlich wurde mir bewusst, wie die Heimkehr in knappen vier Monaten aussehen würde. Von der Hochebe ins Tal, von arm zu reich, vom Hogar Don Bosco nach Fulda.

Die letzten Tage der Reise verbrachten wir am Titicacasee. Genossen den herrlichen Ausblick vom Balkon, liefen über die Isla del Sol und ließen uns Trucha, den unschlagbaren Grillfisch schmecken.

Als wir schließlich wieder in Santa Cruz waren und sie am Folgetag schon abreisen sollten, wurde ich wehmütig. Der Urlaub hatte doch gerade erst begonnen!? 

Denn die Auszeit tat unglaublich gut: Zeit zum Reflektieren und Erzählen, Zeit sich im Arm zu halten und einfach füreinander da zu sein. Zeit in Familie.