Theresa in Bolivien

¡Un año en Santa Cruz!

Weihnachtslotterie & neue Städte

Auch wenn schon alle Weihnachtsgerüche verflogen und die letzten Plätzchen verputzt sind, möchte ich in diesem Blog die Zeit ein wenig zurückschraube und genau dort beginnen. Schließlich war Weihnachten der Auftakt für meine Reise nach Buenos Aires! Weihnachtsgerüche müssen hier nicht verfliegen, sie waren niemals da. In der Adventszeit hat mir vieles gefehlt: Der Weihnachtsmarkt, das gemütliche Beisammensein vor allem mit der Familie,… bei 30 Grad und frischer Mango wollten die Weihnachtsgefühle nicht so richtig aufkommen. 

Für uns Volontäre war Heilig Abend ein ganz normaler Arbeitstag. Erst in der Christmette, die bei blinkenden Lichtern und zu schwachen Ventilatoren doch ziemlich anderes ist, habe ich realisiert, dass wir tatsächlich Weihnachten feiern. Nachdem die Messe gegen neun zu Ende war, gingen alle Projekte ins Hogar Don Bosco, um, wie jeden Sonntag, Pollo mit Reis zu verzehren. Voll waren die Tische nicht besetzt, schließlich feierten einige Kinder Weihnachten in ihrer Familie. Vielen anderen wurde von ihren Eltern versprochen, sie würden am 23. Dezember abgeholt. So saßen sie mit ihren gepackten Plastiktüten einen ganzen Tag am Zaun, doch es kam niemand. Ich durfte ihre Tüten nicht entleeren: „Vielleicht kommen sie ja morgen noch!“

Ein kleines Highlight für die Kinder war die Lotterie, die wir nach dem Abendessenmit ihnen spielten. Jeder durfte ein Los ziehen und hat eine Kleinigkeit gewonnen. Auch wenn es nur ein Spielauto war, ein Tennisball oder eine alte CD; sie gingen strahlend und ihr Geschenk wie eine Trophäe haltend zurück an ihren Platz.

Weihnachten im Hogar war eine besondere Erfahrung: Es war schön für die Kinder da sein zu können und andererseits traurig, weil wir es sein mussten. Ich habe an Heiligabend viel an unsere deutschen Traditionen und meine Familie gedacht. Eszerriss mir fast das Herz in die traurigen Augen von Juan oder Nansua zu schauen und mir vorzustellen, wie es wohl sein mag, wenn es keinen gibt, an den man denken kann. Keinen, dem man wichtig genug ist, dass er einen für die Feiertage abholt oder wenigstens eine Kleinigkeit vorbeibringt.

Nach einem langen und vielseitigen Tag ging es Am 25. Dezember dann endlich los: Ab nach Argentinien! Und warum genau Buenos Aires? 2015/16 lebte ich für ein Jahr mit Argentiniern zusammen. Zwar in Spanien, doch die Familie kommt ursprünglich aus Buenos Aires. Der Großteil von ihnen lebt heute noch dort, sodass meine Gastschwester Caro über Weihnachten zu Besuch kam. Und wie hätte ich es mir entgehen lassen können, wenn ich doch einmal so nah dran bin, Buenos Aires und Caros Familie kennenzulernen?!

Caro & Ich

Es war eine ganz besondere Reise: Caro kennt Buenos Aires sehr gut und erzählte mir an jeder Ecke eine kleine Geschichte (entweder ein politisches Ereignis oder Anekdoten aus ihrer Kindheit). So habe ich die Stadt aus ihren Augen zu entdecken gelernt: die alte Oper neben dem sowjetähnlichem Flachbau, den Friedhof von Eva, la Boca, die wunderschöne Gegend des Tigre und natürlich Palermo, wo sich Bars und Clubs tümmeln. Doch nicht nur die Stadt an sich habe ich sehr gut kennenlernen dürfen, sondern auch ihre Einwohner (wollen wir Caros Großfamilie mal verallgemeinern:))!

Ein Weihnachtsessen mit den Mugnolos (Seite der Mutter), Asados mit den Guiduccis (Unmengen an argentinischem Fleisch mit der Seite des Vaters) und Neujahrsessen mit beiden! Genauso wie damals in Spanien wurde ich auch hier mit offenen Armen empfangen und als Teil der Familie gezählt. Auch wenn es nicht meine Eigene ist, fühlte es sich ein bisschen danach an: Alle redeten lautstark durcheinander, es gab unbeschreiblich gutes Essen und bis in die Morgenstunden störten wir die Nachbarn mit unserem Gelächter.

Nach einer Silvesternacht auf den Dachterrassen von Buenos Aires ging es zurück nach Bolivien. Nicht aber direkt nach Santa Cruz; mit meiner Gastschwester Caro und ihrer Cousine Camila plante ich ziemlich spontan eine Reise durch Potosí und Sucre. Die langen Busfahrten wurden belohnt: In Potosí erwartete mich eine unglaublich spannende Mienentour, wir entdeckten an jeder Straßenecke eine alte Kirche und probierten auf den Märkten alles, was wir bekommen konnten.

Sucre gilt als die schönste Stadt Boliviens, vermutlich ist es wahr! Die weißgetünchten Häuserfassaden, welche von der Kolonialzeit erzählen und das angenehme Klima schaffen eine super entspannte Atmosphäre. Viel zu bald schon mussten wir sie verlassen, schließlich warteten ab dem 07. Januar die Jungs auf mich.

 

Es war wunderschön mal rauszukommen, Zeit mit geliebten Menschen zu verbringen und so vieles entdecken zu dürfen!Und trotzdem war ich nach 2 Wochen froh, die Jungs wieder in die Arme schließen zu können. Wie schön ist es, zurück zu kommen und zu wissen, dass man an genau dem richtigen Ort ist…

 

 

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  1. Anna

    Wow, wunderschöne und traurige Worte. Ich bin sicher, dass du die Kids mit deinem Lächeln und deiner guten Laune glücklich machen kannst!!
    Hab dich so lieb und bin sehr stolz auf dich!!!

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