Seit Dezember unterrichten Felix und ich in einer nahegelegenen Grundschule. Die Grundschule befindet sich in Bommaya Puram. Das Dorf zählt noch zur erweiterten Pfarrgemeinde der Salesianer aus Keela Eral. In fünf weiteren Dörfern im näheren Umkreis haben die Salesianer eine Kirche gebaut und kommen zweimal pro Woche in die sogenannten „Substations“, um einen Gottesdienst zu feiern. Verantwortlich für diese „Substations“ ist der Gemeindepfarrer Father George. Das bedeutet aber nicht, dass er alle Messen hält. Hierbei bekommt er natürlich Unterstützung von den sechs anderen Fathers.

Die Grundschule in Bommaya Puram

In Bommaya Puram befindet sich die von den Salesianern erbaute Kirche mit der örtlichen Grundschule auf einem umzäunten Gelände. Das alte Schulgebäude ist bereits siebzig Jahre alt und stark einsturzgefährdet. In Indien gibt es sowohl private als auch staatliche Grundschulen. Die einen sind kostenlos, bei den anderen fällt eine Gebühr an. Bei der Grundschule in Bommaya Puram handelt es sich um eine Mischform. So unterstützen die Salesianer die örtliche Grundschule finanziell und organisatorisch. Zwei Lehrkräfte werden vom Staat bezahlt. Da man aber zu zweit nicht die Bedürfnisse aller 60 Schulkinder decken kann, finanzieren die Salesianer zwei weitere Lehrkräfte. Das Schulgebäude jedoch stammt noch aus der Zeit vor den Salesianern in Keela Eral. Trotz der großen Hilfe der Salesianer wird aber keine Gebühr für den Schulunterricht fällig. Im Grunde lässt sich sagen, dass die Salesianer die Sachen finanzieren, die der Staat nicht bezahlen will bzw. bezahlen kann. Dazu können beispielsweise auch Unterrichtsmaterialien wie Hefte und Stifte zählen. Trotzdem fehlt es noch an vielerlei Dingen. Stühle und Tische? Fehlanzeige. Unterrichtet und gelernt wird auf dem Boden!

Anders als in Deutschland reicht die Grundschule hier von der Vorschulklasse („Zero-Standard“) bis zur fünften Klasse („5th-Standard“). Die Kinder sind also zwischen 5 und 12 Jahre alt. Neben der hohen Einsturzgefahr des maroden Schulgebäudes stellt auch die geringe Größe der Schule ein Problem da. So werden die 5 – 7jährigen in der Kirche unterrichtet. Die dritte, vierte und fünfte Klasse werden in dem aus einem Raum bestehenden Schulgebäude unterrichtet. Eine untragbare Situation in meinen Augen! Richtig problematisch wird es dann, wenn es regnet. Dann müssen nämlich alle Schüler aus dem Schulgebäude heraus, da erhöhte Einsturzgefahr besteht. In der ohnehin schon kleinen Kirche ist das Unterrichten von 6o Kindern unvorstellbar.

Der Neubau des Grundschulgebäudes ist notwendig!

Auch deswegen haben sich die Salesianer dazu entschieden, einen Neubau der Grundschule in Angriff zu nehmen. Eine dringend notwendige Maßnahme! Die Finanzierung stellt jedoch ein Problem da. Zwar bekommt die „Don Bosco Mission Keela Eral“ verhältnismäßig große finanzielle Unterstüztung (vor allem aus Deutschland), jedoch soll diese in den Ausbau des „Don Bosco College of Arts and Science“ investiert werden. Da bleibt nicht mehr viel Geld für die kleinen „Substations“ übrig. Die Kosten für den Neubau der Grundschule belaufen sich aber auf ca. 30 000 €. Father Amaladoss, der Rektor unseres Projektes, hat aber anscheinend ein gutes Händchen bei der Sponsorensuche. So erklärten sich spanische Sponsoren bereit, ein Drittel der Kosten zu decken. Sie besuchten im Januar die Grundschule, um sich ein Bild von der gegenwärtigen Lage dort zu machen.

Auch die Dorfbewohner beteiligen sich mit den ihnen zustehenden Mitteln. Immerhin wurde fast jeder Dorfbewohner – mag er noch so alt sein – in dieser Grundschule unterrichtet. Genauso haben alle vier Lehrkräfte bereits auf ein Monatsgehalt verzichtet. Trotzdem steht ein noch beträchtlicher Betrag aus, der bisher noch nicht finanziert ist. Gemeinsam mit Father Amaladoss haben Felix und ich uns dazu entschieden, den Großteil unserer gesammelten Spenden in den Neubau des Grundschulgebäudes zu investieren. Trotz einem doch beachtlichen Geldbetrag, den wir bereits gesammelt haben, wird das Geld nicht reichen. Wer den Neubau der Grundschule unterstützen und den Kindern in Bommaya Puram etwas Gutes tun möchte, der kann gerne einen beliebigen Geldbetrag auf mein Spendenkonto überweisen. (Weitere Informationen zum Spendenvorgang findet man hier.) Felix und ich wollen mit einem größtmöglichen Betrag bei der Finanzierung helfen. Nicht nur weil uns die Kinder so sehr ans Herz gewachsen sind, sondern auch weil es sich hierbei um eine langfristige und direkte Investition handelt. Dies ist unser Anspruch bei der Verwendung der Spendengelder, den wir auch unseren Unterstützern schuldig sind. So werden nicht nur die jetzigen Schüler vom neuen Schulgebäude profitieren, sondern auch die nachfolgenden Generationen. Auch wenn der Neubau – trotz der Ungewissheit über die Finanzierung – bereits beschlossene Sache ist, könnten wir bei einem weiteren Spendenzuwachs auch in eine bessere Ausstattung der Schule investieren, die zum jetzigen Zeitpunkt – wie oben bereits erwähnt –  doch sehr bescheiden ist.

Am 31. Januar, dem Todestag Don Boscos, wurde der Neubau offiziell begonnen. Bei einer feierlichen Zeremonie wurde ein kleines Loch in das alte Gebäude gegraben und die Werkzeuge der Handwerker symbolisch geweiht. Der Abriss des alten Gebäudes und der Baustart der neuen Grundschule wird dann Ende Februar richtig starten.

Unterrichten …

Wie bereits erwähnt gehen Felix und ich seit Ende Dezember jede Woche einige Male in die Grundschule, um dort Englisch zu unterrichten. Man unterscheidet hier in Indien zwischen „English Medium“ und „Tamil Medium“-Schulen. Während in den einen hauptsächlich auf Englisch unterrichtet wird, ist in den „Tamil Medium“ – Schulen die tamilische Sprache vorherrschend. Die Kinder sprechen dann meist kaum bis wenig Englisch. Dabei ist die englische Sprache im weiteren Berufsleben von großer Bedeutung – sei es im College oder bei der Jobsuche. Bei der Grundschule in Bommaya Puram handelt es sich um eine „Tamil Medium“ Grundschule. Doch aufgrund des Einflusses der Salesianer wird hier mehr Wert auf das Fach Englisch gelegt als bei anderen Grundschulen dieser Art. Felix und ich singen mit den Kindern viele Actionsongs oder versuchen ihnen grundlegende Sachen wie Smalltalk auf Englisch (How are you? Where are you from? Usw.) und ein gewisses Grundvokabular beizubringen. Im Verlaufe der kommenden Monate wird noch ein Blogpost über das Unterrichten in der Grundschule erscheinen.

Was geschieht mit den restlichen Spendengeldern?

Wie bereits in einem vorigen Blogeintrag im Dezember erwähnt, gab es bereits eine erste Investition von Spendengeldern. Allerdings haben Felix und ich uns dazu entschieden, das gesponserte Essen für die 250 „Evening-Study“-Kinder selbst zu finanzieren. Zudem haben wir allen 80 Hosteljungs ein von Felix und Father Charles designtes Tshirt zu Weihnachten geschenkt. Das ist Felix und mein ganz persönlicher Beitrag an das Projekt neben unserer täglichen Tätigkeit. Somit ist das Spendenkonto noch unbelastet und es bleibt mehr Geld für den Neubau der Grundschule in Bommaya Puram übrig. Trotzdem soll noch ein gewisser Geldbetrag direkt bei uns in der „Don Bosco Mission“ bleiben, den wir dann in das Hostel investieren werden. Wir freuen uns über jede noch so kleine Spende, da wir selbst mit geringen Geldbeträgen einiges bewirken können! An dieser Stelle nochmal vielen Dank an alle Menschen, die bereits Geld auf das Spendenkonto überwiesen haben!