Strand, Weltwunder und Mega-City – diese und noch viel mehr Dinge, durften meine Mitfreiwillige Johanna, ihre Schwester Theresa und ich während unserer zehntägigen Reise durch Indien erkunden. Von meinen Erlebnissen und Eindrücken möchte ich euch hier erzählen.

 

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Strandurlaub in Goa

Unser Taxi ruckelte im Schneckentempo über die vielen Steine, während unser Fahrer versuchte wenigstens den größten Schlaglöchern auszuweichen. Doch *hüpf* da war wohl doch noch eins. Langsam bahnten wir uns den Weg zwischen ein paar ausgetrockneten Büschen zu unserem Hotel in Goa. „Das ist ja wirklich abseits von jeglicher Zivilisation“, dachte ich mir, gerade bevor ein kleiner Parkplatz in Sicht kam. Von hier aus liefen wir den Rest. Ein kleiner Trampelpfad schlängelte sich die Steilküste herunter und eine steile Treppe führte schließlich zum Strand. Wow, hier war es wirklich wunderschön. Die Wellen rollten auf den fast menschenleeren Strand zu und die Bungalows waren von Palmen umgeben.  Ich freute mich jetzt schon, die nächsten fünf Tage mit Johanna und ihrer Schwester Theresa hier zu verbringen.

Als wir eincheckten wurde unser Glück sogar noch größer: Wir bekamen ein kostenloses Upgrade und hatten jetzt ein Bungalow mit Meerblick vom Bett aus. Ziemlich erschöpft aber glücklich lies ich mich ins Bett fallen und konnte es kaum glauben, wie unglaublich weich dieses Bett war. So ein weiches Bett hatte ich hier in Indien noch nie. Eigentlich wollte ich gar nicht mehr aufstehen, aber der Hunger war dann doch ein guter Grund,  mal bei unserem Strandrestaurant vorbeizuschauen.

Nach dem (übrigens sehr leckeren) Essen nahm ich mein Strandtuch und legte mich an den Strand. Von hier aus beobachtete ich die anderen Menschen. Außer uns lagen noch andere weiße Touristen am Strand. Woher sie wohl kommen und wie lange sie in Indien bleiben? Außerdem lief ein indisches Paar vorbei. Die Frau sogar in kurzer Hose, so etwas würde im Rest von Indien nie vorkommen.

Von hier aus schienen alle Probleme vergessen. Hunger und Armut, Bettler und Slums – das alles schien weit weg von diesem Platz im Paradies. Hier machen nur reiche Inder aus der Oberschicht Urlaub, oder eben wohlhabende westliche Touristen – so wie wir.

The Pink City Jaipur

Unsere Reise ging weiter nach Jaipur, bekannt auch als die „Pink City“. Jetzt saß ich ein einem Tuk Tuk, in dem wir uns durch die vollen Straßen von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit schlängelten. Als erstes sahen wir uns die Altstadt an, die ja anscheinend bekannt für ihre einheitlich pinke Farbe ist. Einheitlich ist die Farbe in diesem Teil der Stadt auch. Aber pink? Für mich ist das eher ein orange-braun.

Hier wollten wir uns den City Palast anschauen. Wie so oft waren die Preise für Ausländer aber viel höher als die für Inder. Also versuchten wir, ob wir nicht doch was raushandeln könnten. „Hello, we are Volunteers and we are working in India for one year. This is our Visa. We are no normal Tourists. Can we get the Indian price please?” Und tatsächlich, es hat funktioniert. Am Eingang wurden wir mit unserem „Inder Ticket“ zwar etwas schräg angeschaut, aber immerhin mussten wir nur 100 statt 500 Rupien (ca. 1,30 statt 6,40€) zahlen.

Weiter ging es zur Amber Fort, was eines der bekanntesten Forts im ganzen Bundesstaat ist. Wieder schafften wir es, den indischen Preis auszuhandeln.  Als wir uns dann gerade die Festung ansahen, zogen plötzlich dunkle Wolken auf, es fing an zu donnern und aus den ersten dicken Regentropfen wurde ein richtiger Platzregen. Dass es im Mai einen solchen Wetterumschwung gibt wunderte mich, ich dachte so etwas gibt es nur während dem Monsun, der aber erst nächsten Monat anfängt. So schnell der erste Regenschauer angefangen hat, so schnell war er aber auch wieder vorbei und wir liefen schnell zurück zu unserem Tuk Tuk, bevor der nächste Schauer anfing.

Den Rest vom Tag verbrachten wir noch am Water Palast, dem Hawa Mahal und in einem Fairtrade Laden für handbedruckte Stoffe, bevor wir gegen Abend wieder an unserem Hotel ankamen. Heute kam ich mir vor, wie ein richtig typischer Tourist, der einfach von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit fährt. Aber vielleicht gehört auch das zu so einem Urlaub einfach mal dazu.

 

die pinke (?) Altstadt

im City Palast

Das Taj Mahal in Agra

Ein Palast aus strahlend weißem Marmor, geschmückt mit imposanten Verzierungen in den verschiedensten Edelsteinen, gekrönt mit einer runden Kuppel und umgeben von weitläufigen Gärten – als ich vor dem Taj Mahal stand, wirkte es auf mich wie ein Märchenschloss. Die Auszeichnung zu einem der sieben modernen Weltwunder finde ich auf jeden Fall verdient.

Zusammen mit unserem Touristenführer Kaan, der uns ganz nach dem Motto „anything is better then nothing“ eine Führung zu einem unschlagbaren Preis angeboten hat, liefen wir durch den Palast. Interessiert hörten wir Kaan zu, während wir nicht schlecht über die ganzen detailgetreuen Verzierungen staunten.

Der Eintritt, der für Ausländer hier sage und schreibe 22mal so hoch ist wie für Inder (und bei dem auch wir keine Ermäßigung bekommen konnten), war zwar nicht ganz billig, aber er hat sich definitiv gelohnt.

vor dem Taj Mahal

Die Mega-City Delhi

Mit über 25 Millionen Einwohnern ist Delhi die drittgrößte Stadt der Welt. Und diese Stadt ist voll von Gegensätzen. Reichtum und Armut, moderne Hochhäuser und Slums, erfolgreiche Geschäftsmänner und Bettler. Hier gibt es alles. Und ganz im Gegenteil zu Goa wurden mir hier die Probleme in diesem Land auch wieder viel bewusster. Die Straßen durch die wir liefen, waren größtenteils ziemlich vermüllt. Am Straßenrand standen jede Menge renovierungsbedürftige Häuser. Und an nahezu jeder größeren Kreuzung, klopften Bettler an die Scheiben der Autos und hofften auf etwas Geld.

Mit seiner wahnsinnigen Größe fühlte ich mich von dieser Stadt etwas überfordert und wusste erstmal überhaupt nicht, was genau ich eigentlich alles sehen und machen wollte. Letztendlich sahen wir uns in den kommenden zwei Tagen neben ein paar Sehenswürdigkeiten unter anderem einen Markt in Old-Delhi und einen Markt ein Neu-Delhi an. Und stießen dabei neben dem Gegensatz Reichtum-Armut immer wieder auf einen weiteren (damit zusammenhängenden) Gegensatz: Traditionell vs. Modern.

In Old-Delhi gibt es viele kleine Gassen in denen unzählige Menschen und auch Kühe unbeirrt durcheinanderlaufen, und am Straßenrand werden Gewürze und Früchte, sowie ein paar selbstgemachte Snacks verkauft. In Neu-Delhi dagegen gibt es mehrspurige Schnellstraßen, für den Markt muss man Eintritt zahlen, wodurch er sehr viel leerer und ruhiger ist und es werden moderne Klamotten und Deko-Artikel verkauft. Auch in Sachen Essen sieht es hier anders aus, denn hier gibt es überwiegend etwas größere Restaurants und auch viele westliche Ketten wie Dominos oder Mc Donalds.

Den Unterschied traditionell – modern fiel mir aber nicht nur in den Stadtvierteln auf, sondern auch bei den Generationen. Immer wieder sah ich Familien, in denen die Mutter traditionell im Sari gekleidet war und ihre Töchter die modernsten Jeans und T-Shirts anhatten. Wenn ich diesen Unterschied sah, war ich mir sicher, dass sich Indien in den nächsten Jahren verändern wird. Fragt sich nur in welchem Rahmen…

die Straßen in Old-Delhi

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Die Reise war auf jeden Fall eine tolle Chance für mich, noch einmal mehr Seiten von diesem unfassbar vielfältigem Land Indien kennenzulernen. Und dafür bin ich unglaublich dankbar! Denn dieses Privileg so viel reisen und sehen zu können haben nicht viele.