Freude ist in jedem Haus, denn heute kommt der Nikolaus

Heute klingelt der Wecker schon um 0.00Uhr nachts. Warum? Wir wollen Nikolaus spielen. Gestern haben wir dafür extra unsere ganze freie Zeit damit verbracht, kleine Schachteln für die Fathers, Brothers, unsere Köchin und Krankenschwester zu basteln und drei größere Schachteln für die verschiedenen Altersgruppen der Jungs. Die Schachteln haben wir mit Gummibärchen gefüllt, die Johanna aus Deutschland mitgebracht hat. Die Fathers und Brothers haben zusätzlich auch noch ein bisschen deutsche Schokolade bekommen. Außerdem kam in jede Schachtel noch ein selbstgemalter Nikolaus, man soll ja schließlich erkennen, von wem das Geschenk eigentlich kommt.

Blöd ist nur, dass nachts beide Eingänge vom Hauptgebäude abgesperrt sind und wir deshalb nicht vor die Schlafsäle der Jungs, einem Brother und einem Father kommen. Außerdem fangen unsere zwei Hunde sofort an zu bellen, als sie uns sehen. Deshalb gehen wir schnell wieder zurück in unser Zimmer, wir wollen ja schließlich nicht, dass der Rektor noch wach wird und frühzeitig von unserer Überraschungsaktion erfährt.

5.15 Uhr – der Wecker klingelt erneut. Zweiter Versuch. Sobald wir aus der Tür kommen, rennen die zwei Hunde schon wieder auf uns zu und laufen um uns herum. Auch wenn sie diesmal nicht bellen, machen sie mir ehrlich gesagt ein bisschen Angst. Trotzdem laufen wir zuerst zum After Care Home der College Jungs und dann weiter zum Zimmer unserer Köchin und Krankenschwester. Wir hören wie hier schon jemand redet, sehen das Licht brennen und sogar die Tür ist schon offen. Trotzdem schaffen wir es unbemerkt die Schachteln abzustellen und verschwinden schnell wieder, bevor uns noch jemand sieht. Die Tür zum Hauptgebäude ist immer noch abgesperrt, aber lange kann es nicht mehr dauern, bevor der Brother kommt und aufschließt. Schließlich müssen die Köchinnen in die Küche und auch die älteren Jungs stehen bald auf. Wir bleiben in einiger Entfernung vom Haupteingang stehen und warten. Da hören wir es auch schon – ein leises knacken und die Tür ist offen. Wir lassen dem Brother noch kurz Zeit wieder in seinem Zimmer zu verschwinden, bevor wir uns (extra barfuß um so leise wie irgendwie möglich zu sein) auf den Weg machen, die Schachteln zu verteilen. Eine kleine Schachtel für den Brother, eine kleine Schachtel für den Father und zwei größere Schachteln für die Jungs stellen wir jeweils vor die Schlafzimmer. Um 5.37 Uhr haben wir alles verteilt und gehen schnell zurück in unser Zimmer, bevor in acht Minuten die 9. bis 12. Klässler vom Brother geweckt werden. Glücklich darüber, dass unser Timing diesmal wirklich perfekt war und wir alles verteilen konnten, ohne von jemandem gesehen zu werden, schlüpfen wir nochmal schnell in unsere Betten. Denn die 40 Minuten Schlaf bis wir wirklich aufstehen müssen, lassen wir uns nicht entgehen.

Der nächste Morgen

Nach der Messe dürfen wir erstmal erfahren, dass 5.30Uhr wohl doch noch nicht so unsere Zeit ist. Wir haben uns nämlich leider an der Tür vertan und ein Päckchen ist ausversehen vor dem Materialraum anstatt vor dem Schlafzimmer des Fathers gelandet. Ups – peinlich. Zum Glück konnte der Brother unseren Fehler beheben, bevor der Father aufgestanden ist und hat das Geschenk schnell umgestellt. Als wir dann unsere Runde gehen, um den Jungs einen guten Morgen zu wünschen, zeigen uns vor allem von den Kleinen gleich ganz viele stolz ihre Gummibärchen. „Sister, sister. You brought them? “– No, St. Nicolaus – „No, no it was you. Thank you, Thank you!” Ja selbst die Kleinsten wollten uns nicht glauben, dass der Nikolaus die Süßigkeiten gebracht hat. 😉 Aber man hat auf jeden Fall gemerkt, dass sie sich gefreut haben. Und gerade die Verwunderung, warum am Morgen plötzlich Gummibärchen vor der Tür stehen, fand ich super. So war es nochmal viel lustiger und schöner, ihnen dieses kleine deutsche Geschenk zu geben als tagsüber.

In der Englishclass haben wir unseren Schülern dann Bilder vom Nikolaus gezeigt und ihnen versucht die deutsche Tradition ein bisschen zu erklären. Die Jungs haben aber in jedem Nikolaus Bild ihren Christmas Tata (Weihnachtsmann) gesehen. Dass es da einen Unterschied gibt, konnten sie nicht so ganz begreifen. Als mich einer dann mit großen Augen gefragt hat „Christmas Tata coming to Germany? Christmas Tata not coming to India. Not to Tamil Nadu.“ tat es mir dann schon ein bisschen Leid, dass hier die Tradition vom Nikolaus, Weihnachtsmann und Christkind so wenig verbreitet ist. Aber trotzdem werden wir am 23. Dezember Weihnachten (vor)feiern, bevor die Ferien anfangen und die Jungs nach Hause fahren. Zwar wird sich wohl niemand als Christmas Tata verkleiden und statt einer ruhigen, besinnlichen Stimmung wird es ein Fest mit Tänzen, Theater und Feuerwerk geben, aber genau das wird sicher auch ein tolles Erlebnis, von dem ich euch dann hier erzählen werden.

Ein großes Danke!

Zum Thema Nikolaus möchte ich mich an dieser Stelle auch noch einmal ganz herzlich bei meiner Gemeinde St. Georg Maria-Hilf Konstanz bedanken, die bei ihrer Nikolausfeier auf Loretto Spenden für mein Projekt gesammelt hat! Ich bin wahnsinnig dankbar für diese große Unterstützung!

 

Und jetzt wünsche ich Euch allen eine schöne, gesegnete Adventszeit! Esst ein paar Plätzchen für mich mit, zum Plätzchen backen sind wir hier bis jetzt nämlich noch nicht gekommen. 🙂

 

Vorheriger Beitrag

Ein Besuch auf der Krankenstation

Nächster Beitrag

Merry Christmas

  1. Papa

    Nāṅkaḷ oru merri kiṟistumas vāḻttukiṟōm. Nāṅkaḷ uṉṉai iḻappōm!

Schreibe einen Kommentar

Ich stimme zu, dass meine Angaben aus dem Kommentarformular zur Beantwortung meiner Anfrage erhoben und verarbeitet werden. Hinweis: Sie können Ihre Einwilligung jederzeit für die Zukunft per E-Mail an info@donboscomission.de widerrufen. Detaillierte Informationen zum Umgang mit Nutzerdaten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Läuft mit WordPress & Theme erstellt von Anders Norén