My Daily Life

Vor ca. eineinhalb Monaten sind Johanna und ich hier im Projekt angekommen. Am Anfang war alles neu, aufregend und jeden Tag ist etwas anderes passiert. Doch auch wenn es immer noch viele kleine Überraschungen gibt, sind wir mittlerweile ganz gut im Alltag angekommen. Falls ihr euch also fragt, was ich hier eigentlich jeden Tag so treibe: Der folgende Beitrag verrät mehr 🙂 .

6.20: Der Wecker klingelt und wir müssen raus aus den Federn. Schnell Zähne putzen, umziehen, einen „Inderpunkt“ auf die Stirn kleben und dann flechte ich meistens zuerst mir und dann Johanna noch schnell einen Zopf.

6.50: Die Morgenmesse beginnt. Unter der Woche besuchen diese nur die Fathers, Brothers und wir Freiwilligen und sie wird auf Englisch gehalten. Mittlerweile können wir sogar schon viele Lieder auswendig, und die Messe ist für uns immer ein ganz schöner Start in den Tag. Sontags gibt es dann einen großen Gottesdienst auf Tamil, an dem auch alle Jungs und ein paar Mitarbeiter teilnehmen.

7.15: Die Jungs müssen ihre Morning Jobs machen und zum Beispiel den Boden fegen, die Klassenzimmer aufräumen, Müll aufsammeln oder Unkraut zupfen. Wir laufen dabei immer unsere Runde, wünschen allen einen guten Morgen und schauen, ob auch jeder seine Aufgaben macht. Wenn sich die Jungs anschließend waschen, gehen wir in die Küche, decken den Tisch und helfen ein bisschen beim Kochen.

Morningjob: Aus Palmenblättern werden neue Besen hergestellt

8.00: Frühstück. Dieses ist immer herzhaft und neben verschiedenen indischen Reisbroten oder Reisfladen und Soßen dürfen auch Eier, heiße Milch und kleine Bananen nicht fehlen.

8.30: Für die älteren Jungs geht es jetzt mit dem Schulbus zur Schule. Da dieser aber relativ klein ist und in einen 10er Bus zwar 20 Menschen passen, jedoch wirklich keine 30, werden immer zuerst die 9. und 10. Klässler gefahren. Währenddessen laufen und die 11. und 12. Klässler schon einmal los. Wenn die Jungs der 9. und 10. Klasse dann vor ihrer Schule abgesetzt worden sind, fährt der Fahrer zurück und sammelt die Jungs der 11. und 12. Klasse auf dem Weg ein. Je nach Lust und Laune fahren Johanna und ich mit beiden Gruppen zur Schule oder laufen das erste Stück.

9.00: Zurück im Projekt geht es auch für uns in die Schule. Für die Grundschüler beginnt jeder Tag mit einem Morgengebet. Danach wird die Anwesenheit überprüft und jeder geht in sein Klassenzimmer.

9.15: Wenn alle einen Bleistift gefunden haben und im Klassenzimmer angekommen sind, beginnt der Unterricht. Hier unterrichten wir jeden Tag  eineinhalb Stunden lang die jüngsten acht Schüler der 3. bis 5. Klasse. Da die Schüler alle auf einem sehr unterschiedlichen Lernstand sind, und die Konzentration nach ca. einer Stunde merklich ablässt, kann eine Stunde auch mal etwas chaotisch und anstrengend werden. Dafür ist es aber umso schöner, wenn man dann die ersten kleinen Fortschritte sieht.

Unsere English Class

10.45: Nach dem Unterricht machen wir erstmal eine kleine Pause und bereiten dann die Stunde für den nächsten Tag vor. Dafür malen wir den Jungs täglich Arbeitsblätter in ihre Hefte. Diese haben sie von uns bekommen und wir sammeln sie am Ende jeder Stunde wieder ein.

13.00: Mittagessen. Hier gibt es jeden Tag Reis mit einer der vielen Currysoßen. Dazu gibt es meistens Gemüse und frisches Obst wie Bananen, Papaya, Granatäpfel oder Orangen.

14.00: Zeit für die English Games Class. Jetzt haben wir nochmal 45 Minuten Unterricht mit unseren acht Schülern. Diesmal aber nicht im Klassenzimmer, sondern auf dem Sportplatz. Mit Memory, Actionsongs, verschiedenen Staffelläufen und anderen kleinen Spielen vertiefen wir die Vokabeln vom Vormittag.

14.45: Wenn wir nicht noch die Englischstunde für den nächsten Tag vorbereiten müssen, ist jetzt Zeit für eine Pause.

Ca. 16.15: Teatime. Immer wieder lernen wir neue süße und salzige bzw. scharfe Snacks kennen. Dazu gibt es heiße Milch, Kaffee oder Tee.

16.30: Die folgenden ein bis eineinhalb Stunden verbringen wir bei der Gamestime auf dem Sportplatz. Hier versuchen wir bestmöglich mit den doch sehr sportlichen Jungs im Basketball, Volleyball oder Fußball mitzuhalten oder spielen mit den kleineren Jungs ein paar Hüpf- oder Werfspiele am Rand.

Gamestime

18.00: Zeit für eine (kalte) Dusche. (Tipp: Mit einem Wasserkocher lässt sich diese auch ganz leicht in eine warme Dusche verwandeln 😉 )

18.30: Auf geht’s zur Studytime. Alle Jungs sind in den drei Klassenzimmern versammelt und müssen eineinhalb Stunden lernen und vor allem leise sein. Wir holen uns dann immer einen Grundschüler raus auf den Gang und üben lesen. Mit den Schülern unserer Klasse können wir außerdem neue Vokabeln im Einzelunterricht wiederholen, was sich als sehr hilfreich herausgestellt hat. Nach ca. 20 Minuten ist dann der nächste Schüler an der Reihe. Was mich immer noch sehr überrascht und freut ist die große Motivation der Jungs. Alle wollen zu uns  raus und viele bedanken sich nach dem Lesen. (Vielleicht liegt es aber auch nur an der zu großen Langeweile im Klassenzimmer.)

20.10: Wir treffen uns mit der ganzen Community (also allen Fathers und Brothers) zum Essen. Das Abendessen ist die einzige Mahlzeit, bei der wir alle zusammen am Tisch sitzen. Denn tagsüber haben wir alle verschiedene Aufgaben, bei denen wir zu unterschiedlichen Zeiten gut eine Pause einlegen können.

Ca. 20.40: Wenn wir mit dem Essen fertig sind gehen wir zu den Jungs und schauen mit ihnen noch ein bisschen fern.

21.00: Recreation. Jetzt ist noch einmal eine viertel Stunde Zeit, um draußen mit den älteren Jungs zu reden oder mit den Kleinen Klatschspiele zu spielen.

21.15: Night Prayer mit anschließender Good Night. Bei der Good Night wird den Jungs (wie auch in allen anderen Einrichtungen von Don Bosco) noch eine kleine Geschichte erzählt, damit sie mit einem schönen Gedanken ins Bett gehen können. Samstags dürfen Johanna und ich immer das Good Night erzählen, was dann vom Brother auf Tamil übersetzt wird.

21.30: Der Tag geht zu Ende, wir gehen in unser Zimmer, haben nochmal ein bisschen Zeit für uns und gehen dann schlafen.

 

Unter der Woche laufen alle Tage (außer natürlich die nicht gerade seltenen Feiertage) in etwa so ab. Am Wochenende haben die Jungs dann zwar auch ihre Studytime, es bleibt aber trotzdem mehr Zeit, um zu spielen oder mal einen Film anzusehen. Samstags fahren wir außerdem mit den Jungs mit ins Krankenhaus. Da jeder einmal im Monat einen Termin hat, begleiten wir jeden Samstag eine Gruppe von ca. 20 Jungs.

 

Aber wo genau arbeite ich eigentlich? Wie viele Jungs leben hier und was gibt es für Mitarbeiter? Falls ihr euch nicht nur für meinen Alltag, sondern auch näher für mein Projekt interessiert, findet ihr hier einen aktualisierten Beitrag.

 

Vielen Dank fürs Lesen von diesem doch sehr langen Beitrag und bis bald 🙂

Sara

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  1. RUTH PETER

    Das ist ein langer Tag, der von dir beschrieben wird. Einen festen Rhythmus zu haben macht es für alle wahrscheinlich leichter in einer großen Gemeinschaft klar zu kommen, gerade auch weil es nicht nur Zeiten für Arbeit und Schule, sondern auch für Spiel und Freizeit gibt.
    Liebe Grüße Mama

  2. Hallo Sara,
    die Beschreibung deines Alltags hört sich nicht wie Erholungsurlaub an. Respekt, dass du dich so engagierst. Ich werde deinen Blog natürlich weiterverfolgen. Denk bitte daran, dass du nach deiner Rückkehr alle Möglichkeiten hast, vor der Gemeinde über dein Jahr in Indien zu berichten. Also, viele Fotos machen. Einen ersten Bericht von dir habe ich schon in den Weihnachtspfarrbrief aufgenommen.
    Alles Liebe, Henning

    PS: Den Link zu deinem Blog werden wir gleich auf unsere Homepage stellen.

    • Sara Peter

      Vielen Dank!
      Ich bin bereits fleißig am Fotos machen, und freue mich der Gemeinde nach meiner Rückkehr von meinem Jahr zu erzählen.
      Liebe Grüße Sara

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