Mittlerweile bin ich seit einem Monat hier in Indien und immer wieder werde ich auf unterschiedliche Art und Weise von der Herzlichkeit vieler Inder*innen beeindruckt. Zum einen werden wir, egal wo wir sind, überall sehr herzlich begrüßt und bekommen Essen und Trinken angeboten. Und wenn wir Besuch haben, laden sie uns meistens auch sofort zu ihrem zu Hause ein. Und zum anderen, kommen mehrmals wöchentlich Sponsoren mit Essen oder Klamotten für die Jungs vorbei. Denn viele der wohlhabenderen Inder*innen nehmen Feiertage oder ihren Geburtstag zum Anlass, etwas an Menschen zu spenden, denen es nicht so gut geht wie ihnen. Für das Don Bosco Care Home sind diese Spenden sehr wichtig, da es sich sonst nicht finanzieren könnte.

Heute möchte ich Euch von einem ganz besonderen Moment der Herzlichkeit erzählen:

Statt zur Gamestime geht es für uns heute zu einem Programm der Federal Bank. Mal wieder wissen Johanna und ich nicht genau was uns erwartet. Also steigen wir einfach mit einem der Fathers in unseren Minibus ein und los geht’s. Wir fahren nur bis an den Ortseingang, also nicht besonders weit. Dort treffen wir auf alle 11. und 12. Klässler, die gerade von der Schule kommen. Da bis zu Beginn des Programms noch Zeit ist, gehen wir alle zusammen in ein kleines Kaffee am Straßenrand. Schnell die Umfrage, wer Tee und wer Kaffee will, dann wird alles bestellt. Und kurze Zeit später sitzen wir auch schon alle da, trinken unsere Getränke und essen leckere, herzhafte „Kekse“ dazu. Soweit, so gut.

Neben uns sitzt ein Mann. Relativ alt, wahrscheinlich nicht ganz arm aber auf jeden Fall auch nicht reich. Plötzlich steht er auf, geht zum Kühlschrank und drückt Johanna, mir und ein paar der Jungs Limonadenflaschen in die Hand. Ich bin verwirrt. Wir haben doch nur Tee bestellt? Die Jungs scheinen sich aber alle sehr zu freuen. Beim Gehen schütteln wir alle dem Mann die Hand und  bedanken uns bei ihm.

Was ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste: Der Mann hat uns nicht nur die Limonaden geschenkt. Als der Father gerade bestellt hatte, ist er zu ihm an die Theke gegangen und hat die komplette Rechnung von Tee, Kaffee und Keksen übernommen. Einfach so. Ohne das er den Father kannte, ohne das er die Jungs kannte, ohne zu wissen, dass wir vom Don Bosco Care Home kommen. Und ohne dafür etwas im Gegenzug zu erwarten.  Natürlich ging es nicht um einen großen Betrag. Aber das war nicht wichtig. Wichtig war nur die Geste. Und diese Geste hat definitiv allen ein Lächeln auf die Lippen und ein Strahlen in die Augen gezaubert. Und vielleicht hat ihm dieses Strahlen sogar mehr zurückgegeben, als er uns gegeben hat.