…soll uns in der Schule bald durch eine Box erreichen, in die Fragen zu einem, von uns bestimmten Thema, eingeworfen werden können. Durch die Anonymität dessen erhoffen wir uns offeneren Umgang mit Problemstellungen, die sonst nicht im alltäglichen Gespräch thematisiert werden und wenn doch nur mit wirklich guten Freunden. „The Box“ wird den Schülerinnen und Schülern dann jeden Tag auf dem Hof zur Verfügung stehen und geduldig auf deren Zettelchen warten.. Hannah und ich sind auf jeden Fall schon sehr gespannt, doch nun möchte ich nach dieser aktuellen Sache auch kurz auf die letzten drei Wochen zu sprechen kommen. Bevor wir zum Seminar gefahren sind, gab es nämlich noch einen ganz besonderen Höhepunkt.

Don Bosco Feast

Dieses erlebten wir zwar nur in der Schule und leider nicht im Oratorium, waren gedanklich aber während des Seminars ziemlich oft in Mansa und bei den Kindern. Der klare Höhepunkt der Feierlichkeiten in der Schule war die diesjährige Wahl zu „Mister -“ und „Miss Don Bosco“, ein Contest von dem ich irgendwie annahm, dass der Großteil der Schule jenen als eher lachhaft und Event für die jüngeren Schüler wahrnehmen würde, wobei ich mich allerdings mal gründlich getäuscht hatte! Zu allererst wurde uns lang und breit beim Abendbrot in der community erklärt, dass dies keine einfache Wahl sei, die in einer halben Stunde erledigt ist, wie wir uns das vorgestellt hatten, sondern uns ein Feuerwerk an Outfits und Themen erwarten würde. Das Programm erstreckte sich beinahe über fünf Stunden und wurde von allen äußerst ernst genommen. Drei Tage vorher fanden sogar Übungsstunden mit den Kandidaten in der Halle statt, wobei sich mehrere Lehrer ins Zeug legten und zur Demonstration ordentlich die Hüften schwangen. Am Tag selbst formierten sich für die 18 teilnehmenden Schülerinnen und Schüler aus den verschiedenen Klassen kreischende, groupieartige Fanclubs zur Unterstützung, wobei ich mich zugegebenermaßen mühelos einfügte und in der ersten Reihe sitzend ans Ende geschrien habe. Es war aber auch zu lustig! Vor allem beim letzten „Walk“, den die Teilnehmer in Pärchen zeigten, gab es kein Halten mehr, als auf der Bühne Wangenküsschen und Umarmungen ausgetauscht wurden und einer der Jungs seine Partnerin sogar spontan auf Händen von der Bühne trug!

Bester Mann.

Perfekte Posen im Publikum.

Obwohl in diesem Moment einfach nur unterhaltsam, ist es doch paradox, dass bei solch einer Veranstaltung zum Thema „Pärchen“ diese Vorführungen inszeniert werden, die Zurschaustellung von Zärtlichkeiten aller Art in der Öffentlichkeit aber verpönt und ein absolutes gesellschaftliches Tabu sind. Trotzdem umarmen sich die jungen Leute auf der Straße natürlich diskret oder gehen Hand in Hand, was aber auch schon das höchste der Gefühle darstellt und mit äußerster Vorsicht praktiziert wird. In der Schule wird das allerdings nicht geduldet, denn sieht ein Lehrer dergleichen wird rigoros bestraft und eine Beziehung der Schüler untereinander kann sogar einen Ausschluss von der Institution zur Folge haben. Sieht man hingegen zwei erwachsene Personen Hand in Hand umherschlendern, vor allem Männer, so ist das keinesfalls ein Ausdruck von Homosexualität, die in Sambia tabuisiert wird, sondern ist als Zeichen der Freundschaft zu werten.

Die Sieger, Platz 1-4 (v.l.n.r)

Nun aber zurück zum Fest, bei welchem dann natürlich unter großer Spannung letztendlich die beiden Titel verliehen wurden und wir für unseren Favoriten jubeln durften! Die Wahl des weiblichen Gegenstücks war ziemlich offensichtlich, trotzdem freuten wir uns riesig während der Bekanntgabe. Zwischen der Präsentation der Kandidaten gab es dann immer noch Showeinlagen von anderen Schülerinnen und Schülern, welche vorwiegend tanzten und sangen, um das Publikum zu unterhalten, während die Models sich umzogen.

Gruppenfoto.

Miss Don Bosco.

Und der dazugehörige Mister Don Bosco.

Übrigens habe ich in diesen fünf Stunden über 900 Fotos geschossen, nur um meiner Begeisterung noch einmal Ausdruck zu verleihen, falls das durch die vorangegangenen Schilderungen noch nicht ganz klar gewesen sein sollte… 😉

Auf nach Lusaka

Hieß es dann zwei Tage später, denn wir wurden von zwei unserer Koordinatoren aus Deutschland und den anderen sechs Volontären erwartet, die aus Ruanda, Uganda und der City of Hope direkt aus Lusaka den Weg zum Provincial House fanden. Wir verbrachten schöne sechs Seminartage, dachten viel an Mansa und freuten uns über Fotos, Geschichten und Erfahrungen aus anderen Projekten. Endlich sahen wir auch Father Chris wieder, welcher mittlerweile im Headquarters lebt und frisch vom Weltjugendtag in Panama zurück war, den wir und ich denke ich kann da auch für Hannah sprechen, sehr vermisst haben. Sein Lachen ist einfach einmalig, eine wunderbare Mischung aus Feuermelder und Erstickungstod und ich glaube ich darf das äußern, da mir erst neulich genau das Gleiche gesagt wurde… 😉

Beste Lollis aus Ruanda.

Nach dem Seminar machten wir uns dann auf nach Livingstone, ganz in den Süden Sambias und an die simbabwische Grenze, zu den berühmten Viktoriafällen. Wir verbrachten auch eine Nacht im Chobe Nationalpark in Botswana und unternahmen eine Safari, welche wirklich toll war. Es ist unglaublich einen Elefanten von so nah zu sehen und die schiere Größe dieses Tiers zu bewundern, während man kaum zu atmen wagt. Mit unserer Mädels-Reisegruppe hatten wir ziemlich viel Spaß und blickten am Ende auf bewegte zwei Wochen zurück, mit dem etwas eigenartigen Bewusstsein, dass unsere nächste Begegnung bereits wieder in Deutschland stattfinden wird.

Mädchenmeute.

Sonnig hier.

Donnernder Rauch.

Ziemlich nah.

Lauf!

Geregnet hat´s auch mal.

Sonnenaufgang im Chobe Nationalpark.

Endlich daheim!

Haben wir beinahe ausgerufen, als wir dann am Freitagnachmittag wieder in Mansa am Busplatz standen. Besonders der Montag in der Schule war einfach nur schön und ich musste mich wirklich zusammenreißen, um nicht ein paar Glückstränen auf dem Flur zu vergießen. Jetzt ist der Alltag wieder eingezogen und die vielen neuen Spiele und Energizer, welche wir vom Seminar mitgebracht haben, sind teilweise bereits ausprobiert.

Athletics

Hier haben die Schachmeister keine Lust sich an den Vorbereitungen für das Sportfest zu beteiligen.

Das verstehe ich natürlich, trotzdem sind wir nach langer Diskussion doch noch eine Runde gerannt. Ich sogar im absolut unsportlich, unpraktischen langen Rock. Zu mehr konnte ich sie allerdings nicht überreden..

An dieser Stelle noch ein paar bildliche Eindrücke von den Athletics, welche letzte Woche Freitag stattfanden. Das stellte auf Grund des durchgehenden Regens am Morgen eine ziemlich matschige Angelegenheit dar, was Mister Mulenga aber nicht davon abhielt vor der gesamten Schülerschaft einen derzeit angesagten Popsong mit Mikrofon und passenden Tanzeinlagen auf dem Rasen zu performen. Das ganze wurde dann noch von einem zweiten Lehrer aus dem Kollegium, der auf der Tribüne saß, kommentiert und die morgendliche Unterhaltung war perfekt.

Morgens mal nicht in Uniform, sondern in Trainingsanzügen.

Die Linien wurden extra mit Mehl gezogen.

Dazu kann ich nur sagen: „Oh wie schön ist Mansa!“

Schließen möchte ich diesen Artikel mit einer Whatsapp Nachricht von Charles, die mich am 13. Februar um 20:20 Uhr in Livingstone im Hostel erreicht und den Tränen ziemlich nahe gebracht hat, da er folgendes schrieb:                                            When are you coming back home?

Und was soll ich sagen, es ist gut wieder daheim zu sein!