emma in ruanda

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KIRCHE!

Hallo und herzlich Willkommen bei Emmas Blog. Heute ist unser Star-Gast Père Gaspard, der Direktor und Ökonom unserer Einrichtung und einer der Menschen, die ich hier super gerne mag. Er ist über sechzig Jahre alt und einfach cool. Er ist meistens echt entspannt – also abgesehen davon, wenn ich hinterm Steuer im Auto sitze.

Mit diesem netten Herrn wollten wir schon letzten Sonntag in eine andere Kirche fahren, um uns den Gottesdienst anzuschauen.
Vielleicht muss ich ein bisschen weiter ausholen, um jeden abzuholen.

Also in unserer Kommunität wohnen längerfristig vier Pères, ein Bruder, zwei Aspiranten, Rike und ich. Dazu kommen Gäste, die bis zu sechs Wochen mit uns zusammen wohnen. Die Gäste, die bisher länger hier gewohnt haben, waren auch Pères und haben schon früher einmal in dieser Kommunität gewohnt. Die Pères dürfen Gottesdienste zelebrieren und das tun sie auch ziemlich oft. Jede Woche gibt es einen Pater, der täglich woanders die Morgenmesse zelebriert. Einer feiert die Messen in der Paroisse (ich weiß leider nicht genau, wie man es schreibt, aber ich glaube so), die jeden Morgen um viertel nach sechs stattfindet. Die Paroisse ist sozusagen die Pfarrkirche, zu der drei Filialkirchen gehören. Um es mal ganz einfach zu sagen, die Paroisse ist der Mittelpunkt, die Hauptkirche und es gibt noch drei Kirchen, die dazu gehören. Okay, soweit so gut. Die Paroisse wird von den Salesianern geleitet, das heißt auch die Filialkirchen. Ach und nicht zu vergessen, wenn noch jemand über ist, zelebriert derjenige in unserer Kapelle.

Nun habe ich ja schon ein Mal in einem früheren Beitrag erwähnt, dass die Menschen hier sehr gläubig sind. Das heißt, am Sonntag geht hier fast jeder zur Kirche und unter der Woche auch einige Menschen. Dazu kommt, dass es hier in Rango und im Nachbardorf Tumba einige Ordensgemeinschaften gibt. Die wollen auch gerne einen Gottesdienst in der Woche in ihren Kapellen feiern. Das heißt, der Pendler fährt zu den drei Filialkirchen und zu zwei Orden – jeden Morgen ist ein anderes Haus dran. Und weil Rike und ich noch nichts von der Umgebung gesehen haben, haben wir diese Woche Père Gaspard, den Pendler der Woche an drei Tagen begleitet. Das waren viele Eindrücke. Von denen möchte ich euch jetzt berichten.

Montag – Soeurs franciscaines

Am Montag sind wir mit unserem Direktor nach Tumba zu den Schwestern gefahren. Auf dem Weg dahin sind wir an einigen Häusern vorbei gekommen – NEIN echt?! Ihr seid an Häusern vorbeigekommen?! Wer hätte das gedacht?!
Okay, auf jeden Fall ist es hier üblich, Mauern und Zäune um das Grundstück zu ziehen, wenn es irgendwie geht. Meistens sind die Mauern einfach relativ hoch. Wer es sich leisten kann, setzt noch irgendwas auf die Mauer, das Einbrecher abhält, häufig etwas Stacheliges. Auf dem Weg zu den Schwestern haben wir aber eine neue Methode zu sehen bekommen. Da haben Menschen auf die Mauer Scherben geklebt. Ja, bunte Scherben mit Spitzen. Es sah ein bisschen aus, als hätte jemand Langeweile gehabt, hunderte Flaschen zerschmissen und sich dann gedacht: „Hmm, was mache ich denn jetzt mit dem ganzen Müll, den meine Wut fabriziert hat? Ich hab’s! Ich klebe die Scherben einzeln auf die Mauer! Dann wehren sie Einbrecher ab!“ Auf die Idee würde ich ja nie kommen. Ich will auch gar nicht wissen, wie lange das gedauert hat.

So, nun waren wir bei den Schwestern angekommen. Es hieß, es gebe nur eine kleine Kapelle. Die „kleine Kapelle“ entpuppte sich als ein Raum im Gebäude, der mit allem ausgestattet war, was eine Kapelle so braucht, also zum Beispiel Altar, Tabernakel und ca 16 kleinen Hockern. Wir setzten uns in den Raum, natürlich wurden wir erst einmal ausgiebig bewundert, aber das dauert zum Glück nicht so lange, weil ja nicht allzu viele Menschen in diesem Raum saßen. Dann fand der Gottesdienst statt. Sieben Schwestern, zwei Volontäre, ein Mann und sechs weitere Frauen, eine mit Kind feierten die Eucharistie. Es war total schön, weil es so klein und gemütlich war. Sehr angenehme Stimmung.
Die Lesung wird meistens vom Ambo aus gehalten. Der Raum, in dem wir feierten, war aber so klein, dass es keinen Platz mehr dafür gab, folglich wurde einfach neben dem Altar stehend mit Buch in der Hand gelesen. Sehr süß.
Während der Feier fiel Rike und mir irgendwann auf, dass wir die einzigen mit Schuhen waren. Das war dann leider nicht mehr zu ändern, aber als dann die Kommunion ausgeteilt wurde und wir nach vorne gingen, hörte man es leider sehr deutlich. Tja, war dann halt so.
Als die Feier zu Ende war, redeten wir noch kurz mit den Schwestern, die uns am liebsten gleich einkleiden wollten, doch wir lehnten dankend ab ; ) Haben die Damen zum Glück verstanden und und uns lachend verabschiedet.

Dienstag – Kapelle

Der Dienstag war nicht allzu spannend. Messe in der Kapelle, denn Gaspard ist zu den Petit Soeurs gefahren, drei Schwestern deren Kapelle wirklich nur für drei Menschen und Pfarrer geeignet ist. : ) Aber mit Vorwarnung bauen sie um, sodass auch sechs Leute reinpassen.
Da wir nicht vorgewarnt hatten, nahmen wir an der französischen Messe auf unserem Combount teil.

Mittwoch – Paroîse

Rike und ich dachten, am Mittwoch wäre wieder Messe bei uns in der Kapelle. Tja, war aber nicht. Weil Gaspard aber schon weg war, gingen wir in die Paroisse. Dort kennen uns alle, wir kennen einige vom Sehen. Das war schon ein Gegensatz zu den Messen, an denen wir Montag und Dienstag teilgenommen haben. Die beiden Gottesdienste waren mit wenigen Menschen in kleinen Räumen doch sehr gemütlich. Die Pfarrkirche ist viel größer und es sind auch mehr Menschen schon um 6.15 Uhr da, um die Morgenmesse zu feiern.

Eine Blume, weil Du schon die Hälfte geschafft hast!

Donnerstag – Sahera

Nach Sahera sollte es um drei Minuten vor sechs losgehen. Wad eine Zeit : )
Na ja, der Weg war weiter als alle, die wir bisher gefahren waren, also mal abgesehen von der Strecke Kigali – Butare. Anfangs war die Straße noch betoniert. Und dann ging es durch die ärmeren Viertel und die Straßen wurden schlechter. Freunde, ich sag euch, dass waren Schlaglöcher, unebene Straßen, schräg, mal eng mal breit. An manchen Stellen hätten keine zwei Autos nebeneinander gepasst, an anderen könnten drei Fahrzeuge nebeneinander stehen. Es fuhr aber kein anderes Auto außer unserem. Also konnten wir locker flockig auch mal auf der falschen Seite fahren, wenn die Schlaglöcher zu tief oder die Straße zu abschüssig wurde. Ich hab überhaupt keine Ahnung, wie weit wir gefahren sind, aber Gaspard ist überwiegend im zweiten Gang gefahren und nach 15 Minuten kamen wir endlich an.
Rike hat das Gebäude ganz treffend beschrieben: „Eine Scheune mitten zwischen Bananenfeldern“ mit einer Lampe über dem Altar, der Rest wurde von der Sonne beleuchtet. Unser Direktor hatte uns schon vorher mitgeteilt, dass es in ein ärmeres Viertel gehen würde. Die Straßen und Häuser waren wohl ein Bild dafür.

Sehr süß fand ich, nach dem Gottesdienst ermahnte Gaspard die Kinder, die im Gottesdienst saßen, in die Schule zu gehen. Er sagte ihnen, sie sollten gehen und dann fragte er sie nochmal, wo sie jetzt hingehen würden. Drei der Frauen aus der Kirche setzten sich auf die Ladefläche des Autos und fuhren mit uns zurück nach Huye.
Ich muss sagen, für mich war es nicht unbedingt super schön, mit dem Auto durch das Viertel zu fahren. Also erst mal fällt das Auto sowieso auf und alle schauen hin. Dann sitzen auch noch zwei weiße Mädchen dort drinnen. Die ziehen noch mehr die Blicke auf sich. Als ich dann den starrenden Menschen zu gewunken und gelächelt habe, winkten die Menschen auch lächelnd zurück und freuten sich. Aber ich hab mich nicht wohl gefühlt. Ein bisschen wie eine Königin, die ich überhaupt nicht sein wollte. Unfreiwillig gekrönt. Das beschreibt es vielleicht im Ansatz. Es ist kein Problem für mich, wenn die Leute schauen, das bin ich mittlerweile gewöhnt. Aber dass ich in einem Auto saß und die meisten Menschen, an denen wir vorbei gefahren sind nur sehr, sehr wenig Geld haben, war einfach insgesamt nicht schön. Ich hatte das Gefühl, das Bild des reichen Weißen zu vertiefen, obwohl wir ja versuchen wollen, zu zeigen, dass wir genauso Menschen sind. Na ja, es kann halt nicht immer alles wunderschön sein.

Freitag – Cyarwa

Am Freitag waren wir in der Kirche in Cyarwa. Das ist ein anderer Nachbarort von Rango. Wie auch schon auf dem Weg nach Sahera war die Straße erst richtig gut. Also total super, quasi ne neue deutsche ; )
Und dann ging es durch einen hölzernen Torbogen und auf eine unbefestigte rote Straße, genau wie einen Tag zuvor. Vor dem Torbogen gab es tolle Häuser mit Mauern, hinter dem Torbogen waren es kleine Hütten aus Lehm und Backsteinen. Durch dieses Viertel ging es dann ein ganzes Stück, ehe wir um eine Ecke durch ein Tor aus Metall fuhren und mitten auf einem Schulhof standen. Ja, ihr habt richtig gelesen – ein Schulhof. Also kein deutscher Schulhof mit Klettergerüst, Tischtennisplatte und Bäumen. Es ist einfach ein großer Platz mit rotem sanidigen Untergrund. Rings herum sind die Schulgebäude der École maternelle (Grundschule) und der École secondaire (Weiterführende Schule) und die Kirche des Dorfes. Hier geht man übrigens jeweils sechs Jahre zur den Schulen. Also zumindest offiziell.

Und dann gingen wir in die Kirche und zu unserer Überraschung hat sich kaum jemand umgedreht! Alle haben einfach weiter gebetet. Allerdings hat sich auch keins der Kinder, die später noch in den Gottesdienst kamen, getraut neben uns zu sitzen. Das war eine völlig neue Erfahrung. Aber unser kleines Büchlein, in dem die wichtigen Sätze für Gottesdienst auf Kinyarwanda stehen, hat sie dann doch interessiert. Am Ende der Messe sollten wir uns ganz kurz vorstellen. Wir sind mittlerweile Profis darin, die drei Sätze unserer Vorstellung, also Emma / Rike, 18, aus Deutschland aufzusagen. Und die Leute haben sich so gefreut! Sie haben nach jedem Satz geklatscht und gelacht. Das war echt schön und süß : ) Als wir vorne standen, damit uns auch auf jeden Fall alle sehen können, fiel uns auf, dass die Kirche im Laufe der letzten dreiviertel Stunde immer voller wurde. Es waren super viele Schüler in Schuluniformen da, die sich jetzt freuten, dass sie den beiden deutschen Mädchen bei der Vorstellung zuhören konnten. Auf dem Weg nach draußen schüttelten wir einige Hände. Und dann kamen wir raus…

Auf einmal waren wir umringt von kleinen und größeren Kindern, die uns anschauten. Nur anschauen – nicht anfassen, nicht ansprechen und bitte auch nicht zu nah kommen! Und das Auto hinter uns wurde besiedelt, die Ladefläche voller Kinder. Um uns herum alles voller kleiner Menschen. Wir gingen ein Stück an die Seite, damit wir den kletternden Kindern nicht im Weg waren und das Pulk um uns herum bewegte sich mit uns. Dann wagte Rike den Selbstversuch. Sie bahnte sich einen Weg durch die Menge, ein paar Kinder liefen ihr hinterher, der Rest blieb bei mir stehen. Und unter dem Gelächter der Kirchenbesucher, die sich das Spektakel natürlich nicht entgehen lassen wollten, der Lehrer, die schon da waren und der anderen Kinder, die bei mir standen, lief Rike über den Schulhof, schlug Haken und schaute was passierte. Ihr könnt es euch bestimmt denken oder? Es erinnerte ein bisschen an einen Magneten. Alles lief hinter ihr her. Ein Schauspiel ; )

Als dann Gaspard aus der Kirche kam und wir losfahren konnten, wurden die Kinder vom Aufseher weggeschickt. Sie bildeten einen großen Halbkreis, wir drehten und fuhren vom Schulgelände runter. Einige der Kinder waren vor gelaufen und bildeten einen Spalier für uns. Einfach genial.
Auf dem Rückweg fiel mir noch einmal auf, dass die Leute nicht nur schauen, sie unterbrechen sogar ihre Arbeiten, ihre Gespräche, um uns zuzuschauen. So spannend sind wir ; )

Sonntag

Am Sonntag halten die Pères hier sechs Messen – drei in Rango, zwei in Cyarwa und eine in Sahera. Wenn alle da sind, ist das nicht so ein großes Problem – wenn alle da sind. Das ist leider fast nie der Fall, was heißt, dass hier manchmal zwei Männer fünf Messen feiern und eine von einem älteren Herrn übernommen wird. Bedenkt dabei, dass die Gottesdienste mal gepflegt über zwei Stunden dauern und auch die Kirchen nicht nebeneinander liegen. Das bedeutet, man fährt schon mal so 15 bis 20 Minuten von einer Kirche zur anderen. Und die beiden Brüder, die eigentlich immer hier sind, sind jetzt auch keine 20 mehr. Also wird dann an einem geschickten Plan gepfeilt, weil der älteste Bruder definitiv keine drei Messen an einem Tag schafft. Und so holt man(n) sich dann eben einen Pater aus einer anderen Kirche, der dann zwei Messen übernimmt, somit dafür sorgt, dass alle nur zwei Gottesdienste feiern müssen. Praktisch, wenn man Freunde und Connections hat : )

Heute waren wir wieder in Rango zur Sonntagsmesse. Das war ein Spektakel. Die Kinder haben sich heute wohl abgesprochen. Immer schrie eins der jüngsten Kirchenbesucher. Sobald es beruhigt wurde, fing ein anderes Kind an. Dann wurde einem Kind offensichtlich sehr schlecht, weil es aber die Predigt nicht stören wollte, sagte es nichts. Keine gute Idee. Mehr sag ich dazu nicht. Am Anfang der Messe regnete es wie aus Eimern. Das in Kombi mit einem Wellblechdach – man versteht nischte. Also nicht so, dass ich sonst irgendwas verstehen würde, aber so konnte man nichts hören ; ) Und dann hatte der Chor irgendwann so seine Probleme… Es wurde reichlich schief. Wie sagte der eine Novize: „Es war unterhaltsam.“ Das trifft es wohl ganz gut. Im Allgemeinen war es reichlich unruhig, alle liefen ständig umher. Unser Direktor hat ganz unbeirrt seinen Gottesdienst gefeiert. Sehr bewundernswert. Sogar als das Kind sich übergeben hat, hat er nur kurz aufgeschaut, ob sich jemand kümmert und dann weiter gepredigt ; )

Nächste Woche wollen Rike und ich am Dienstag mit zu den Petit Soeurs, Mittwoch mit nach Tumba und am Montag Abend zu den Apax. Das ist ein Orden, der letzte Woche vom Papst anerkannt wurde, sodass sie jetzt auch in andere Länder ziehen dürfen. Sie haben sich sehr gefreut, als es ihnen mitgeteilt wurde. Verständlich aber auch süs : )

So, dass soll es heute von mir gewesen sein. Ich weiß nicht, ob ich meine Quote mit jeden Sonntag einen Beitrag auf Dauer halten kann. Vielleicht kommt mal einen Sonntag nichts, aber die Beiträge lade ich, wenn es irgendwie geht, sonntags hoch. Das passt mir am besten und dann könnt ihr euch darauf einstellen.
Leider habe ich zu diesem Beitrag kein passendes Foto, darum bekommst du noch Folgendes:

In diesem Sinne, einen schönen und gesegneten Sonntag (das konnte ich mir einfach nicht verkneifen, es passt einfach zu diesem Beitrag) und einen guten Start in die neue Woche. Und denkt immer dran Buhoro, Buhoro (für die, die nichts damit anzufangen wissen, lest einfach den Beitrag nochmal, den ich verlinkt habe. Da könnt ihr lesen, was es mit diesen Worten auf sich hat : ) )

Liebe Grüße und bis bald
Emma

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