Alles hat ein Ende..

Und ein ganz besonderes ist das Ende der Schulzeit, welches für die beiden zwölften Klassen langsam aber sicher bevorsteht…Vor knapp zwei Wochen hatten diese ihre Abschlussfeier, die sogenannte „Graduation“, die offizielle Zeremonie, um die Schüler aus 12 Jahren Bildung zu entlassen. Sonderbarerweise findet diese Veranstaltung auf Anweisung der Regierung neuerdings vor dem Ablegen der Abschlussprüfungen statt. So, wenn ihr jetzt auch gerade stutzig werdet, keine Sorge, das ging uns genauso…Der Hauptgedanke hinter dieser Vorgehensweise kommt zwar erstmal eher ungewöhnlich daher, ist aber scheinbar vor allem an staatlichen Schulen ein echtes Problem, da nach geschriebenen Prüfungen angeblich das Pflichtbewusstsein in jeglicher Art und Weise von den Schülern abfällt. Dann werden Klassenräume zerstört, Bücher verbrannt und sich an Lehrer in eher unangebrachter Form adressiert…das hörten wir zumindest als Erklärung auf unser Nachfragen, da wir anfangs nicht verstehen konnten, wieso gefeiert wird, wenn der Hauptteil, nämlich die Examen noch gar nicht bewältigt sind und erfahrungsgemäß auch nicht alle Schüler die Prüfungen bestehen werden. So wird  mit den vorgezogenen Feierlichkeiten an die Vernunft und vor allem an das Verhalten der Absolventen appelliert, die nicht einfach ohne Konsequenzen tun und lassen können, was sie wollen, da die Schule als letztes Mittel immer noch einen Ausschluss von den Examen verhängen kann.

Blick auf die Bühne.

Move it!

Nun aber zurück zur Graduation, welche mit der gesamten Schule, allen Lehrern und den Familien und Freunden der Absolventen gefeiert wurde. Der Tag verhieß ein Programm, das vor allem aus Reden von Lehrern und dem School Manager, der Verleihung von „Testimonies“, einigen einstudierten Tänzen der Zwölfer und gewissen Unterhaltungspunkten bestand. Einer sei hier kurz genauer ausgeführt, da Hannah und ich extra eine Performance für diesen besonderen Tag einstudiert hatten, wobei wir zusammen, sie mit dem Saxophon und ich stimmlich per Mikrophon, bestmöglich einen Song von Shakira aufgeführt haben, da wir gern etwas für die Graduation, der bereits lieb gewonnen Zwölfer beitragen wollten. Insgesamt war die Veranstaltung sehr gelungen, das Wetter war perfekt, um die Zeremonie auf dem Schulhof abzuhalten und die Gäste alle guter Stimmung. Für uns war es vor allem interessant, die schönen Kleider und Anzüge der Zwölftklässler zu bewundern, die wir bisher ja nur in Schuluniform kannten und mit und von allen viele, viele Fotos zu machen. 🙂 Da die richtigen Zeugnisse noch nicht ausgehändigt werden konnten, weil die Prüfungen ja erst noch geschrieben werden müssen, wurden dies durch verschiedene andere Ehrungen ersetzt. So wurden zum Beispiel Titel wie „fleißigster“, „sauberster“ oder „pünktlichster“ Schüler vergeben und mit Preisen ausgezeichnet. Außerdem wurden alle Schüler entsprechend ihrer zukünftigen Berufswünsche in Gruppen eingeteilt und dann nach vorn gerufen. Zu all diesen Ehrungen lief natürlich laute Musik, zu welcher dann die Eltern ihre Kinder tanzend und meist auch mit Tränen der Rührung in den Augen, voller Stolz in die Arme schließen konnten. Im Moment befinden sich die Schüler in der abschließenden Lernphase, da schon nächste Woche die Prüfungen beginnen sollen.

Hier saßen einige Lehrer und Ehrengäste zum Programm.

Die restliche Schülerschaft saß gespannt im Schatten.

Tanzende Absolventen und ihre Familien.

Showtime! Unser großer Auftritt vor allen Gästen und natürlich den Schülern ist gekommen!

Youth Camp – pray with Mary

Letzte Woche haben wir im Jugendzentrum ein Camp mit 40 Teilnehmern durchgeführt, das unter dem Motto „pray with Mary“ stand und ganz der Mutter Gottes gewidmet war. Dieses Wochenende wurde von uns geplant und durchgeführt, wobei unser Programm für die drei Tage viele Spiele und Energizer sowie thematische Einheiten, Theater- und Tanzvorführungen, Fußball, Workshops als Kreativarbeit, den Rosenkranz und ein Taizégebet enthielt. Für die Gebete hatten wir extra eine „Prayer-Zone“ eingerichtet, die zum Gedanken sammeln und sich besinnen einlud, was mit den Kindern und Jugendlichen erstaunlich gut funktioniert hat, da man zu solchen Veranstaltungen ja eigentlich immer besonders viel Energie hat und gern auch albern ist. (Da werden auch bei mir viele schöne Erinnerungen wach.. 😉 ) Das Wochenende war eine äußerst schöne Erfahrung, obwohl wohl unser ganzes Team, bestehend aus uns Volontären und den Youth Leadern, die uns tatkräftig unterstützt haben, wohl am Sonntagnachmittag unter akutem Schlafmangel litt, da wir selbst die Nächte abwechselnd in der Halle vom Youth Center verbrachten, um durchgehend für die Kinder und Jugendlichen erreichbar zu sein. Selbst der Umstand, dass wir bis in die erste Nacht  hinein keinen Strom zur Verfügung hatten, da die Energiezufuhr für ganz Mansa für ca. 20h komplett still stand, trübte unseren Eifer und den unserer Teilnehmer nicht. So hatten wir zwar immer viele Kerzen anzuzünden und Taschenlampen zu schwingen, haben aber dafür eine extrem lustige, wenn auch eher schlecht ausgeleuchtete „Tigerhunt“ durchgeführt.

Erstmal Frühstück.

Wir spielen Reise nach Jerusalem.

Vorbereitung für´s Hände verknoten.

Unsere Prayer-Zone während des Rosenkranzgebets.

Teachers´ Day

In letzter Zeit konnten wir außerdem besonderen Veranstaltungen, wie dem Teachers´Day, dem internationalen Feiertag für alle Lehrkräfte am 05. Oktober beiwohnen, der allerdings in unseren Breiten wenig Beachtung zu finden scheint, ich zumindest war vorher noch nie auf dieses Datum aufmerksam geworden… Der Tag war ganz den Lehrern gewidmet und die Schüler hatten keinen Unterricht. Stattdessen wurde in der Halle des Youth Center eine große Feier mit Musik und Preisverleihungen an besonders herausragende Lehrer abgehalten, wobei die Gewinne aus allen verschiedenen Dingen, wie Matratzen, Sets aus Kochtöpfen oder Kleidung bestanden, aber auch Geldbeträge ausgesetzt wurden, als Anreiz für das nächste Jahr sozusagen..

Die geschmückte Halle des Youth Center mit allen Lehrern.

Independence Day

Letzte Woche zelebrierten wir einen anderen „public holiday“ zu welchem ebenfalls schulfrei war, den 54. Independence Day. Denn am 24. Oktober 1964 hat die ehemals britische Kolonie (damals Nordrhodesien) nach langem Freiheitskampf als Republik Sambia die Unabhängigkeit errungen. Zu diesem Anlass wird jedes Jahr von Mansa City ins nahe gelegene Stadion marschiert, wobei sich verschiedene Clubs, Schulen und Vereinigungen präsentieren. So zum Beispiel auch der Don Bosco Karate Club, bei welchem wir uns repräsentativ für den Marsch einreihen durften, obwohl wir kaum dazu taugen das Dojo zu unterstützen…

Der Don Bosco Karate Club.

Einzug der Kapelle.

Zuschauer auf der Tribüne. Die schattigen Plätze waren natürlich heiß begehrt.

Ewelina, ich, Lucia und Hannah im Stadion.

Block Sunday

Diese kurze Erwähnung sei Father Antonio gewidmet, welcher mehrmals und nachdrücklich kundgegeben hat, dass besagter „Block Sunday“ doch bitte dringlich im Blog erwähnt werden solle..Wieso auch immer, da es bereits Kritik für diese Idee  aus der Gemeinde hagelt und ich dafür leider auch nicht allzu rosige Worte für die Beschreibung dieser Sache wählen kann. Bei dieser ominös anmutenden Erfindung seinerseits handelt es sich um jeden ersten Sonntag im Monat, an welchem alle Messen Eintritt kosten, nämlich K5 (5 Kwacha, wobei zurzeit 12 Kwacha einem US-Dollar entsprechen). Damit soll zum Bau der Kirche beigetragen werden, da ein „Block“ also ein Stein, um die Arbeiten voranzutreiben K5 kostet und somit jeder Kirchenbesucher für einen Stein aufkommt. Von Father Antonio wohl als liebevoller Wink mit dem Zaunpfahl für die Schäfchen seiner Gemeinde gedacht, hielten wir die sehr an Ablasshandel erinnernde Vorgehensweise erst für einen Scherz, aber auch wir mussten letztendlich eine Karte kaufen. Das gilt übrigens für wirklich alle Kirchenbesucher, selbst den Kindern und Messdienern wird der Eintritt ohne Ticket nicht gewährt. Über die Richtigkeit dieser seit neuestem bestehenden Praktik lässt sich sicherlich äußerst kontrovers diskutieren, da viele wirklich mittellose Leute, die jeden Tag die Messe besuchen, an diesem Sonntag nicht in die Kirche kommen, da sie den, zumindest für unsere Verhältnisse geringen Betrag, schlicht und ergreifend nicht aufbringen können. Natürlich hat das Argument, nur ein Tag im Monat sei betroffen und die Leute würden für so viel andere Dinge viel mehr Geld ausgeben wohl seine Berechtigung, aber dass dann alle, die nicht (gezwungenermaßen) zum Kirchenbau beitragen wollen oder können fernbleiben sollen, erscheint uns irgendwie der falsche Weg zu sein. Denn für mich steht fest, dass ein Gotteshaus jedem offen stehen sollte, unabhängig von der finanziellen Lage der Person und die Vermarktung einer Eucharistiefeier als Dienstleistung erscheint mir ebenfalls sehr fremd.. Aber vielleicht ist Gott dann diesen ersten Sonntag im Monat gerade bei denen, die daheim oder auf der Straße an ihn denken, das macht zumindest die Einführung des „Block Sunday“ für mich erträglicher…vielleicht sollte ich anfangen einen Sonntagmorgen alle vier Wochen aus Protest im Bett zu verbringen. Damit würde ich mit meiner Leidenschaft für langes Schlafen sogar zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen… 😉

Auf jeden Fall habe ich hiermit dem Wunsch entsprochen und die „Ermutigung“ zum Spenden für den Kirchbau thematisiert, obwohl sich unserer Meinung nach Martin Luther (zu Recht) im Grab umdrehen würde…

Übrigens geht es für uns jahreszeitentechnisch straff auf die Regenzeit zu, die Anfang November starten wird. Es standen schon die ersten wirklich köstlichen Mangos auf dem Tisch, die während dieser Zeit reifen und wir haben zum ersten Wolkenbruch ausgelassen im kühlen Nass getanzt, skeptisch vom Rest unserer Kommunität beäugt, die unsere kleine Showeinlage aber netterweise unkommentiert gelassen haben.. Regen macht eben überall auf der Welt glücklich, mich zumindest!!! Damit ein herzliches bis bald aus Mansa!

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So better don´t touch this…

  1. Martin Kurtze

    Hey Rosa!

    Ich lese ja sehr gerne den Blog meiner Schwester, und da komme ich natürlich nicht drum herum, auch mal bei dir vorbei zu schauen!

    Diese Idee mit dem „Block-Sunday“ finde ich mal so gar nicht in Ordnung! Ich habe mit Kirche zwar nicht mehr all zu viel am Hut (ich hoffe nur meine Oma ließt diesen Kommentar nicht…), aber für einen Gottesdienst einen festen Geldbetrag zu verlangen, sollte wirklich nicht sein. Vor allem nicht, wenn die Familien schon jeden Cent (oder auch Kwacha) umdrehen müssen, um neben der Grundversorgung auch noch für Uniformen und Schulmaterial aufkommen zu müssen. Ich finde es aber super, dass eure Bolgbeiträge nicht deckungsgleich sind, damit man auf jeder Seite etwas anderes aus Alltag und Leben entdecken kann:)

    Ich wünsche dir weiterhin viel Spaß,

    Martin

    • Rosa Patzina

      Hey Martin, super, dass du auch mal hier vorbeischaust! Ja, ich kann mich mit dieser Sache auch nicht identifizieren, wurde aber wie schon gesagt mehrfach gebeten eine Erwähnung selbiger in meinen Blog einzubauen und da wollte ich nicht kleinlich sein..;)
      Für die Oma drücke ich übrigens die Daumen, viele Grüße!

  2. Ilona

    Hey Rosa
    Ich, Ilona aus dem Vogtland lese sehr interessiert Deine spannenden Berichte aus Mansa. 👍👍👍ganz toll was Ihr erlebt , mit organisiert und mit gestaltet. Deine Garderobe ganz toll, der lange Rock 👍Wir wünschen Dir bzw Euch noch eine wunderschöne Zeit, bis bald mal wieder 🙋

    • Rosa Patzina

      Hallo Ilona! Schön von dir zu hören! Ja, wir erleben wirklich viel und vor allem viele tolle Momente! In die Kleidung und Stoffe hier habe ich mich schon haltlos verliebt! 😉
      Vielen Dank für die lieben Wünsche und viele Grüße!

  3. Päßler Regine

    Hallo, Rosa, als deine ehemalige Geografielehrerin verfolge ich mit großem Interesse deinen blog. Ich freue mich immer über neue Beiträge und bin fasziniert, wie du alles meisterst. Ihr habt ja tolle Erlebnisse und bringt euch auch selbst mit ein. Hut ab! Ich wünsche dir noch eine schöne Zeit, viele unvergessliche Erlebnisse. Bis zum Wiedersehen in Oberwiesenthal Deine Regine Päßler

    • Rosa Patzina

      Hallo! Was für eine schöne Überraschung!! 🙂
      Vielen Dank für den Zuspruch und die netten Wünsche! Hier ist wirklich immer etwas los und ich freue mich auf alles Weitere, das folgen wird!
      Liebe Grüße in die Heimat und bis bald!

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