Kurz bevor die Ferien bei uns angefangen haben, hatten unsere „Grundschüler“ die obligatorische Schulaufführung. Wie sich das für mich gehört, bin ich natürlich zur Aufführung gegangen. Ein bisschen etwas möchte ich euch davon erzählen.

Vorbereitungen

Dass  die Kinder für die Vorstellung fleißig am Proben sind, bekam ich wie meistens eher durch Zufall mit. Ein Junge wurde plötzlich nur noch takalli (tamil:Tomate) genannt. Als ich nachfragte, erzählten mir die anderen, dass takalli bei der kommenden Schulaufführung Katakalli (Tanz aus Südindien) tanzen wird. Die Kinder hatten sich also tatsächlich Gedanken bei diesem Spitznamen gemacht.

Einen Tag vor der Aufführung wurde ich als „Elternteil“ auch offiziell von den Lehrern eingeladen. Da ich schon etwas von der Hauptprobe mitbekommen hatte, ging ich also gespannt am nächsten Tag pünktlich wie auf der Einladung geschrieben auf 5 Uhr zur Aufführung.

Aufführungstag

Ich stimmt in diesem Fall aber nicht ganz. Für den Monat April hat uns Clement aus Frankreich als Freiwilliger im Projekt unterstützt. So gingen wir zu zweit pünktlich zur Schule. Natürlich erwartete ich nicht, dass die Aufführung auch nur annähernd pünktlich beginnen würde. Aber wir wollten gerne noch die Vorbereitungen mitbekommen. Auch wollte Clement die Aufführung mit seiner guten Kamera filmen. Wir fragten die Lehrerin , ob es okay ist, wenn wir durchgehend filmen mit Stativ. Aber Inder lieben es Bilder und Videos zu machen und so war die einzige Bedingung, dass wir ihr alle Aufnahmen kopieren und auch ja durchgehend filmen. Da wir den Schminkprozess vor der Aufführung auch noch mitbekommen konnten, hat sich unser „frühes“ Kommen doppelt gelohnt.

Junge in Katakalli Kostüm

Noch nicht ganz fertiges Katakalli-Outfit — Ja, das ist ein Junge

Aufführung

Mit nur 1h Verspätung konnte es dann los gehen. Die Kinder haben in kleinen Gruppen unterschiedliche Tänze und Theaterstücke präsentiert. Der Katakalli-Tanz war dabei mein persönlicher Höhepunkt. Aber auch die anderen typisch indischen Tänze haben mir sehr gefallen. Wie bei jeder Schulaufführung, gab es auch bei uns die Kinder, die aus dem Takt getanzt haben oder viel zu leise sprachen. Aber so etwas gehört ja auch dazu. Ansonsten waren die Beiträge echt sehenswert. Ich muss gestehen, dass ich auch etwas stolz auf meine Jungs war. Gerade bei Kostüm und Schminke wurde sich viel Mühe gegeben. Nach den schönen Kinderbeiträgen kam aber natürlich die typische Zeremonie, die bei keinem Fest fehlen darf.

Der VIP

Für Inder ist es ganz wichtig, dass bei einem wichtigen Event auch wichtige Leute eingeladen werden. Je bedeutender die Person, desto besser. So hatte die Schule den Gemeindepriester eingeladen. Nach den Darbietungen wurde also erstmal dem Priester ausschweifend für sein Erscheinen gedankt. Dann wurde dem Priester, wie bei jedem Fest, ein Tuch um die Schultern gelegt. Das ist finde ich sogar noch eine ganz nette Geste. Die meisten Inder machen das aber so lieblos und geben das Tuch danach sofort wieder zurück, sodass es nicht mehr schön ist. Danach muss natürlich noch die wichtige Persönlichkeit eine lange Rede halten. Und wenn man Pech hat, gibt es mehrer „VIPs“.

Das klingt jetzt sehr negativ dargestellt und wird dem ganzen vielleicht nicht gerecht. Ich habe jetzt aber schon viele Feste mitbekommen. Aus meiner Sicht wird durch diese Zeremonie der Fokus viel zu sehr auf den VIP gelegt. Das Programm und der Grund des Festes rücken dadurch oft sehr in den Hintergrund.

AfterShow

Als die Rede dann zu Ende war (ein paar Kinder waren bereits eingeschlafen), ging es zum Essen. Die Tradition nach einem Fest noch gemeinsam zu Essen finde ich sehr schön. Und indisches Essen ist einfach perfekt für große Mengen ausgelegt. Also haben sich die Kinder noch den Bauch voll geschlagen. Und da die Jungs ähnlichen Hunger haben wie ich, waren wir die letzten, die den Essenssaal verließen.

Erstmal Essen

Bis die Kinder sich dann umgezogen hatten, dauerte es noch etwas, sodass wir erst um 9 Uhr loslaufen konnten. Da alle müde waren, freuten wir uns sehr, dass uns ein befreundeter Autorikschafahrer kostenlos nach Hause fuhr.

Zuhause musste ich dann noch das Gröbste vom Gesicht der Kinder abschminken. Ich habe mich echt bemüht, aber ein paar Tage sind die Kinder noch mit dunklen Augen rumgelaufen.

Zum Schluss möchte ich noch sagen, dass ich mich selbst immer wieder bei solchen Events freuen kann, weil die Kinder total glücklich, dass jemand für sie vorbei kommt. Für sie ist es nicht selbstverständlich, dass sich jemand die Zeit für solche Events nimmt. Jeder, der bei einer Aufführung schon mal auf Eltern,Oma und Opa oder andere gewartet hat, kann glaube ich nachvollziehen, was ich meine.

Ansonsten

Die Ferien haben angefangen. Die meisten Kinder konnten wir zu Verwandten schicken oder Sponsoren nehmen sie für die 6 Wochen in ihrem Haushalt auf. Dadurch ist es im Projekt sehr ruhig geworden. Das haben wir uns auch alle verdient nach der anstrengenden Examensphase.

Da Clement, der französische Voluntär zum 30. April zurückgeflogen ist, haben wir noch 3 schöne Tage in den Bergen zusammen Urlaub gemacht, in Ooty.

Der nächste Blogeintrag kommt hoffentlich schon in der nächsten Woche.

Freut mich, dass ihr mein Leben hier in Indien immer noch so eifrig begleitet.

Bis dahin

Euer Matteo

 

Wie immer gibt es die Möglichkeit mein Projekt finanziell zu unterstützen, worauf wir auch angewiesen sind. Hier geht es beides mal zur Spendenseite.