Früh beginnt die Reise

5.30. Der Wecker. Er klingelt. Aufstehen. Jungs wecken. Duschen. Packen. Tschüss sagen. Los geht’s. So begann Philips und meine erste kleine Reise in Indien. Heute will ich euch einfach mal von einem erlebnisreichen Reisetag erzählen.

Zuerst einmal ging es auf schnellstem Weg von uns zum Bahnhof. Und das bedeutet, über die Bahngleise. Bis auf den Geruch der flüssigen menschlichen Ausscheidungen, die nun einmal auf die Bahng‌leise verteilt werden, ist diese Fortbewegung schnell und sehr zielgerichtet. Am Bahnhof haben wir dann den Childline – Angestellten (siehe auch CWC) getroffen, der unsere Tickets hatte. Kleiner Einschub:

Unser Angestellter ist jeden Tag von 5 – 8 Uhr morgens am Bahnhof und versucht gestrandete Kinder zu finden und sie zu überreden sich in Obhut zu begeben. Die fliegenden Verkäufer, bei denen wir leckere Samosas und andere Snacks am Morgen bekommen haben, kennen ihn alle. So sind sie seine Informanten und bilden ein großes Netzwerk. Findet ein Verkäufer ein gestrandetes Kind, ruft er unseren Angestellten. Ein System was ich sehr cool finde.

Indische Zugfahrt

Eingedeckt mit Snacks ging es dann im Regionalzug in 7 Stunden Richtung Madurai. Die Zugfahrt durch die grüne Landschaft mit Kokosnussplantagen, Reisfeldern und kleinen Wäldern war sehr schön. Da Fenster und Türen im Zug geöffnet sind spürt man immer den Fahrtwind im Gesicht.

Blick aus dem Zug

Blick aus dem Zug

Zum indischen Zug sei gesagt, dass er dieses mal angenehm leer war und wir keine Unannehmlichkeiten hatten ( bis auf die standardmäßig Verspätung). Ein eigener Blog zum indischen Personenverkehr kommt auch bald.

Madurai

In Madurai sind wir dann nach einem kurzen Restaurantbesuch (Restaurants werden hier Hotels genannt, was am Anfang etwas verwirrt) Richtung Minakshitempel gezogen. Wie erwartet hat sich sehr schnell ein Inder unserer angenommen und hat auf uns eingeschwatzt. Philip und ich waren vorsichtig, da wir oft genug gesagt bekommen haben, dass wir am Ende immer irgendwas kaufen sollen. Wir sagten ihm wir wollten erstmal Tee trinken. So wollten wir ihn los werden. Allerdings lies er nicht locker und meinte, er wüsste, wo wir Tee trinken könnten. So kamen wir dann an seinem Schneidergeschäft vorbei. Er meinte, aber nur, wir könnten ja mal bei ihm später reingucken.

Auf den Dächern Madurais

Er führte uns schließlich zu seinem Freund zwei Straßen weiter, der einen großen Antiquitätenshop betrieb. Auf dem Dach sollte es Tee geben. Etwas verunsichert bestiegen Philip und ich das Dach. 5 Stockwerke ging es hoch und oben mussten wir noch eine Absperrung überklettern. Ein Teeshop war dort oben nicht. Dafür aber eine wirklich tolle Sicht auf den Minakshitempel. Mit dem Shopbesitzer, einem Mann aus Kaschmir, haben wir uns dann noch nett unterhalten. Der Tee kam dann auch noch. Mit 14 Rupien war er sehr teuer, aber mit der Aussicht zusammen, dann doch das Geld wert. Im Laden haben wir uns dann noch höflich umgeguckt, sind dann aber ohne etwas zu kaufen und ohne das es uns übel genommen wurde, gegangen.

Gruppenbild

Das Gruppenbild durfte natürlich nicht fehlen

Ein zweiter Inder

Vor dem Minakshitempel kam dann der zweite Indier auf uns zu. Wir könnten die Schuhe und Rucksäcke nicht in den Tempel mit rein nehmen und könnten sie bei ihm im Laden verstauen, meinte er. Etwas verunsichert nahmen wir aber auch diese Einladung an. Im Nachhinein, weiß ich nicht, wieso wir einfach so einem wildfremden unser Gepäck anvertrauten. Aber er wirkt wirklich nett und meinte auch, dass wir Geld und Handy mitnehmen sollten in den Tempel.

Im Minakshitempel

Im Tempel dann konnten wir die mit bunten Statuen verzierten Türme bewundern und im Inneren dann auch das berühmte Wasserbecken bestaunen. Der Tempel ist echt sehr schön mit tollen Figuren und schönen Deckengemälden ausgestattet. Allerdings gehört es ganz natürlich auch dazu, dass im Tempel Snacks und Souvenirs verkauft werden.

Menakshitemepel

Die Gänge im Minakshitempel sind total schön

Menakshitempel

Das Becken im Minakshitempel

Als wir dann durch Zufall auf den Tempelelefanten stießen,konnte ich der Versuchung nicht widerstehen mich segnen zu lassen. Auch wenn ich weiß, dass die Tempelelefanten grausam behandelt werden.

Der Tempelelefant

Der Tempelelefant

Raus aus dem Tempel

Aus dem Tempel wieder raus bekamen wir auch ohne Probleme unser Gepäck ausgehändigt. Darüber waren wir sehr froh. Durch das abendliche Madurai haben wir uns dann zum Busbahnhof durchgeschlagen. Von dort aus sind wir dann in 2 Stunden Fahrt nach Keela Eral, wo wir Hendrik und Jakob in ihrem Projekt besucht haben und bis Freitag blieben. Diese erlebnisreichen Tage zu beschreiben, würde den Rahmen aber sprengen. Einen Bericht wird bestimmt später nochmal folgen.

Indische Hilfe

Gerade die zweifache Hilfsbereitschaft der Inder, von der wir profitiert haben, hat mich an diesem Tag beschäftigt. Ist es nicht schade, dass wir immer wenn Leute uns Hilfe anbieten oder einfach mit uns reden wollen, erstmal negativ und vorsichtig eingestellt sind. Für mich zeigten diese zwei Ereignisse, dass man zwar nicht alle Vorsicht vergessen sollte, aber auch offen sein sollte und sich auf die Menschen einlassen sollte. Viele wollen wirklich helfen und interessieren sich für Ausländer. Das dabei auch immer auf das eigene Geschäft aufmerksam gemacht wird, ist ganz normal und tut keinem weh.

Das war es soweit von mir.

Ich wünsche euch allen eine schöne baldige Adventszeit.

Viele Grüße aus Indien

Matteo