Hallo liebe Blogleser und Blogleserinnen,

mittlerweile bin ich schon über zwei Monate in Uganda und fange gerade an zu bereuen, dass ich nicht regelmäßiger über einzelne Ereignisse gebloggt habe, denn jetzt kommt so viel auf ein Mal. Ich musste mir grade nochmal meinen letzten Blogeintrag durchlesen um alles zeitlich einsortieren zu können. Also, das letzte Mal als ich geschrieben habe, waren hier noch Ferien, gefühlt ist das für mich aber schon ziemlich lange her, denn es hat sich Einiges geändert. Mir gehts generell ziemlich gut, fühle mich sehr wohl hier und ein Jahr lang nur Sommer zu haben ist super!

Unsere Schule in Bombo

Die Schule hat wieder angefangen und die Schüler, die im Internat leben sind zurückgekehrt. Deswegen hat sich mein Tagesablauf natürlich auch geändert. Der Morgen verläuft wie gehabt, d. h. meistens um 6:30 Uhr aufstehen und in die Messe gehen oder ich beschließe liegen zu bleiben, danach gibt’s Frühstück.

Das mit der wenigen Arbeit hat sich leider noch nicht geändert, denn als ich die Schulstunden besucht habe, um mir das Ganze mal anzusehen, habe ich relativ schnell realisiert, dass es genug Lehrer gibt und wenn ich eine Klasse übernehmen würde, hätte ein Lehrer seinen Job verloren. Also: Idee verwerfen und etwas Neues suchen. Das hat sich allerdings als gar nicht so leicht herausgestellt, weil dem Direktor unsere Ideen nicht gut gepasst haben. Deshalb besuchen wir im Moment immer die Schüler in ihren Pausen von 10:30-11:00 und von 12:50-13:50 Uhr. Das macht sehr viel Spaß und wir haben so schon viele Freunde gefunden. Außerdem habe ich noch angefangen, Französisch zu lernen, da die jungen Brothers das lernen müssen und da setze ich mich einfach immer dazu.

Ansonsten ist meine offizielle Aufgabe aber leider nur, das Volleyball Team eine Stunde am Tag zu trainieren, was an und für sich Spaß macht, aber das mit dem Team hat bisher nicht so gut geklappt, denn vollständig anwesend war es nur ein mal. Also spielen wir einfach Volleyball. Danach helfe ich noch beim Abendessen der Schüler mit oder skate auf dem Basketballplatz.

Der Tagesablauf der Schüler hier ist wirklich unglaublich, ich hätte das niemals gekonnt: offiziell werden die Schüler um 4:00 Uhr morgens geweckt, manche die Examen haben, stehen aber schon um 3:00 Uhr auf um sich vorzubereiten. Dann gibt es erstmal ein kurzes Morgengebet, einen Tee, eine Stunde um selbstständig zu lernen, die Messe um 6:45 Uhr und dann schließlich das Frühstück. Die erste Stunde beginnt dann um 8:00 Uhr und die letzte Stunde endet um 16:30 Uhr, mit den bereits genannten Pausen dazwischen. Nun kommt das schon erwähnte Volleyballtraining das bis 17:45 Uhr geht und um 18:00 Uhr gibt es dann Abendessen. Nach dem Abendessen gibt es ab 18:45 nochmal Vorbereitungsstunden bis 21:00 Uhr, dann das Good Night und dann geht es endlich ins Bett. Ich habe noch nicht ganz durchblickt warum die Schüler so viel lernen müssen, vielleicht liegt es daran, dass grade Examensphase ist.

schuluniform

Hier ist das mit dem Anfang eines Schuljahres nämlich genau andersrum als bei uns, es beginnt im Februar und endet im Januar. Die Aufteilung der Schuljahre zwischen Grund- und weiterführender Schule ist auch anders. In der Grundschule verbringt man hier sieben Jahre und in der weiterführenden Schule nur sechs Jahre. Im vierten und im sechsten Jahr schreibt man so etwas wie eine Abschlussprüfung, denn im vierten Jahr wechseln sehr viele Schüler die Schule, je nach dem wie gut sie abschneiden.

Skaten am Wochenende

Kids am üben

Am Wochenende habe ich zum Glück jede Menge zu tun. Vormittags, meistens so ab acht gehe ich auf den Basketballplatz und trainiere mit den Schülern und den Kindern Skateboard fahren. Die Schüler und die Kinder haben immer total viel Spaß und freuen sich immer drauf. Schade ist nur, dass es unter der Woche dafür keinen guten Platz gibt, da der Basketballplatz belegt ist. Mittlerweile habe ich auch zwei Skateboards, da mir eine Freundin aus meiner ehemaligen Stufe, die auch einen Freiwilligendienst in Uganda macht, netter Weise ein Paar Achsen und Kugellager von meinen Eltern aus Mainz mitgebracht hat. So können wir jetzt doppelt so effektiv trainieren und die Lage ist dadurch viel besser, denn meistens sind so um die 15 bis 30 Kinder und Jugendliche da, die fahren wollen und mit nur einem Skateboard war das natürlich nicht so einfach…

skaterboy

Unter der Woche skaten wir auch manchmal auf einem kleinen Stückchen Asphalt, da der Basketballplatz meistens komplett belegt ist. Ich regle das immer so, dass das Skateboard mit dem neuen Deck für die Kinder ist, die schon gut fahren können und Tricks üben wollen und das alte benutzen die Anfänger, um erst mal richtig fahren zu lernen.

Kidsskaten2

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Oratorium

Kids

Am Wochenende machen Sven und ich auch immer nachmittags das Oratorium von zwei bis sechs Uhr, mit vielen Straßenkindern und vielen Schülern der Grundschule. Das Oratorium macht uns wirklich super viel Spaß. Entweder wir machen ein Spiel mit den Kindern, was manchmal schwierig ist, weil die ganz Kleinen die Regeln nicht verstehen und deswegen nicht mitspielen können oder wir toben einfach mit den Kindern rum, was mir am meisten Spaß macht. Letztes mal habe ich die ganze Zeit mit den Kleinen, so ca. 4 bis 8 Jahre alten Kindern, gespielt. Es ist ziemlich witzig mit ihnen: einfach nur jagen, erschrecken und durch die Luft schleudern, dann sind sie überglücklich. Das letzte Mal habe ich zum Beispiel den Kleinen gesagt, sie sollen eine Schülerin, die gerade bei uns vorbeischaute, fangen um sie zu opfern, natürlich nur so zum Spaß. Also haben die Kids sie gefangen, zu der Rasenstelle gezerrt wo wir immer spielen, dann haben wir ihre Hände und Füße mit streifen aus Palmenrinde gefesselt und schließlich haben wir mit einem sehr komischen Schrei, den ich mir ausgedacht habe, ich glaube es war so etwas wie „Hatuka-Taka“, im Kreis um unser Opfer herum getanzt. Die Kids hatten riesigen Spaß und wollten danach auch unbedingt alle geopfert werden. Ich habe ihnen erzählt, dass wir für die Woche genug Opfer gebracht hätten und dass wir nächstes Wochenende weiter machen könnten.

Kids2

Zwanzig…

Gut, soviel zu den Dingen die ich jede Woche mache, was ist noch so im letzten Monat passiert? Ah ja klar: mein Geburtstag! Das war ein sehr lustiger Donnerstag, obwohl ich nicht gerne 20 geworden bin. Morgens hat mich Sven erst mal aufgeweckt, mir ein Ständchen gesungen und mir ein Trikot von der Nationalmannschaft von Uganda geschenkt.

Verschlafener Lukas mit Trikot

Danach sind wir in die Messe gegangen, wo ich dann irgendwann von Father Gaudance nach vorne gerufen wurde und er und die anderen Fathers mir gratulierten. Daraufhin musste ich mich vor den Altar stellen und mir wurde ein weiteres Ständchen von den Schülern gesungen. Ansonsten verlief der Tag dann wie gewohnt, bis darauf, dass sich die Küche merklich mehr Mühe beim Kochen gegeben hatte.

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Abends gab es dann eine Geburtstagsparty mit Kuchen, Kerzen und allem drum und dran. Besonders cool war der Umstand, dass es Donnerstag war, denn da essen immer die jungen Brothers (Salesianer Anwärter) mit uns. Also haben wir das wirklich gute Essen genossen, jede Menge Bier getrunken und dann später noch angefangen auf Musik von hier zu tanzen. Das war wirklich das Beste am ganzen Abend, wir haben mindestens anderthalb Stunden mit den jungen Brothers getanzt und hin und wieder sind dann auch die anderen Fathers dazu gekommen was wirklich super lustig war. Unter anderem haben wir auch festgestellt, dass der eine junge Brother überhaupt keinen Alkohol verträgt, nach zwei Bier ziemlich voll war und am nächsten Morgen den Kater seines Lebens hatte. Irgendwann sind wir dann ziemlich Müde vom Tanzen und vom Bier in unser Bett gefallen.

Geburtstag2

Kurztrip nach Namugongo

Dann gab’s noch unseren Kurztrip mit Father Gaudance nach Namugongo, einer anderen Einrichtung der Salesianer. Wir sind mit dem Minibus über eine sehr schlechte Buschpiste Richtung Namugongo gebrettert und haben noch ein kurzen Abstecher zu einem vom Papst gesegneten Schrein gemacht. Das ist so etwas wie eine Gedenkstätte für die ersten Christen in Uganda. Und zwar war das irgendwie so, dass ein Vertrauter des Königs heimlich den christlichen Glauben angenommen und dann 21 Jungen missioniert hatte. Als der König das herausfand, gab er ihm die Wahl von seinem Glauben abzuschwören oder zu sterben. Er wählte den Tod und wurde mit den 21 Jungen verbrannt. Jedes Jahr gibt es dort ein riesiges Fest, zu dem alle Christen aus dem ganzen Land kommen. Ich glaube ungefähr so war die Geschichte, bin mir aber nicht so ganz sicher, da unser Besuch schon wieder so lange her ist.

Namugongo

Namugongo 2

Danach sind wir dann in die Community in Namugongo gefahren, wurden sehr freundlich auf deutsch begrüßt und erst mal auf ein Bier eingeladen, um 11 Uhr morgens. Der Leiter der Einrichtung hat nämlich mal etwas Deutschunterricht genommen und sich sehr gefreut jemanden zu treffen, bei dem er das ausprobieren konnte.

Wir haben dort schließlich Brother Van Tan aus Vietnam eingesammelt und sind nach Kampala gefahren, um den 94 jährigen Brother Robert im Krankenhaus zu besuchen, er ist der älteste der Provinz. Danach machten wir uns mit Brother Van Tan auf den Heimweg, der mitkam um etwas zu reparieren. Als wir in Kawuempe einem Vorort von Kampala ankamen, schlug Father Gaudance vor, kurz etwas trinken zu gehen, weil es schon halb zwei war und wir wegen der Verkehrsverhältnisse noch eine ganze Weile nach Hause brauchen würden. Also rechts abgebogen und in ein, für die Verhältnisse hier, sehr schickes Restaurant gegangen. Nach vier Runden Bier und einem leckeren Essen wollten Sven und ich dann die Rechnung zahlen, da uns Father Gaudance zuvor schon einmal eingeladen hatte. Da er das aber nicht akzeptieren wollte, haben wir einfach heimlich bezahlt. Er fand das erst mal überhaupt nicht lustig, da in seiner Kultur derjenige, der vorschlägt irgendwo Essen zu gehen, immer die Rechnung zahlen muss, wie wir nun erfuhren. Als wir ihm dann erzählten, dass es in unserer Kultur üblich ist, sich zu revanchieren wenn man eingeladen wurde, hat er uns verstanden, aber fand es immer noch nicht gut. Nebenbei: das Essen hatte 77.000 Schilling gekostet, was etwa 20 Euro entspricht. Danach bestand er darauf, noch eine Runde Bier zu spendieren, denn es konnte ja nicht sein, dass er überhaupt nichts bezahlte.

Die Trips mit Father Gaudance sind immer ziemlich witzig, letzten Mittwoch waren wir zum Beispiel mit ihm in Kampala, um unser Jahresvisum zu beantragen und anschließend noch im Supermarkt, wo Sven und ich uns Shampoo und noch ein paar andere Sachen gekauft haben. Er war ganz angetan von dem Shampoo und wollte das unbedingt auch mal probieren, da er sich bisher in seinem Leben immer nur mit Seife gewaschen hat. Nach unserem Einkauf saßen wir dann im Auto und mussten noch auf Tata Boy (den Fahrer) warten, der noch auf dem Markt ein paar Dinge einkaufen war. Auf einmal nimmt Father Gaudance einfach das Shampoo, macht sich ein bisschen was davon auf die Hand und schmiert es sich auf seine Glatze. Sven und ich konnten nicht mehr vor Lachen, die Situation war so lustig! 😀 Danach hat Father Gaudance uns noch zum Essen in ein ruandisches Restaurant eingeladen, was wirklich super lecker war und das Bier aus Ruanda war auch sehr gut, es sah irgendwie sehr deutsch aus…

Mützig

Das war’s für jetzt, glaube ich mal. In Zukunft werde ich versuchen, lieber mal öfters kleinere Blogeinträge zu schreiben, weil der hier jetzt echt ziemlich lang geworden ist.

Liebe Grüße

Lukas

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