Anfang Juni kam meine Mutter zu mir nach Bolivien, um mit mir zusammen dieses wundervolle Land zu bereisen und kennenzulernen. Denn obwohl ich hier schon einige Monate lebe, habe ich bis zu diesem Urlaub noch nicht viel von Bolivien gesehen.
Santa Cruz
Am ersten Tag zeigte ich ihr meine Lieblingsorte in Santa Cruz. So begannen wir den Tag in meinem Lieblingscafé in der Innenstadt mit einem ausgedehnten Brunch, spazierten anschließend zur Plaza und besuchten dort in der Nähe zwei Kunstgalerien. Das große Vorkommen von Kunst in dieser Stadt ist wirklich beeindruckend. Zu einem der nähergelegenen Parks- dem Mangopark- gingen wir auch noch, bevor wir letzte Reisevorbereitungen trafen und uns zum Busterminal begaben. Von dort aus sollte es für uns nach Sucre gehen.
Sucre
Als wir uns in Sucre ein wenig eingelebt haben, begannen wir die Stadt ein wenig zu erkunden. Sucre könnte, so wie es ist, auch eine Stadt in Spanien sein. All die weiß verputzten Häuser in der Innenstadt in Kombination mit den zahlreichen kolonialen Kirchenbauten erinnerten mich sehr an die Stadt Conil in Andalusien. Es war sehr hübsch anzusehen, vor allem die Plaza, die durch die majestätische Kathedrale brillierte. Von dort aus gingen wir zu einem recht hochgelegenen Aussichtspunkt namens Ricoleta, von der aus man fast die ganze Stadt sehen konnte. Dort in der Nähe fanden wir auch ein Museum für indigene Kunst, in welchem wir recht viel über die Andenvölker lernten, deren Kultur weit länger zurückreicht und wesentlich komplexer ist, als man vielleicht denken mag. Über den Mercado Principal gingen wir noch in den Parque Bolivar und den angrenzenden Dinopark, bevor wir den Tag mit einem guten Abendessen ausklingen ließen.
Tags darauf besuchten wir ein koloniales Schloss, welches ein wenig außerhalb der Stadt lag. Trotz der Tatsache, dass die Zeit sich in den Gemäuern gut bemerkbar machte, war es zusammen mit dem riesigen Schlosspark sehr hübsch anzusehen. Später besuchten wir noch das Kathedralenmuseum, in welchem sich uns viele prunkvolle Kunstgegenstände offenbarten. Gegen Abend entschlossen wir uns spontan dazu, uns in einen Gottesdienst zu setzen. Witzigerweise stellte sich heraus, dass es ein Don Bosco Gottesdienst war. Später begaben wir uns dann zum Terminal und setzten dort unsere Reise nach Uyuni fort.
Uyuni
Dort kamen wir leider viel zu früh an, doch das hinderte uns nicht daran direkt an diesem Tag die Salartour zu beginnen. Während wir auf den Beginn der Tour warteten, machten wir Bekanntschaft mit einer Gruppe netter Equadorianer. Diese trafen wir später während der Tour noch einige Male wieder. Der erste Halt war der Bahnfriedhof, wo man auf Bahnwracks herumklettern konnte. Danach fuhren wir weiter zum Salar. Bis zum Horizont konnte man die scheinbar endlosen Salzflächen sehen, die nur gelegentlich von Bergen unterbrochen wurden. Mitten im Salar nahmen wir auch unser Mittagessen zu uns, bevor wir zu einem Ort voller Salzskulpturen weiterfuhren. Zuletzt fuhren wir zu den Espejos, einem Teil des Salars, der noch mit Wasser bedeckt war. Zum Sonnenuntergang fühlte man sich wirklich so, als würde man schweben, da man den Himmel gleichzeitig über und unter sich sehen konnte.
Am nächsten Tag wurden wir nach dem Frühstück abgeholt und fuhren dann mit einer neuen Reisegruppe in Richtung Anden. Tragischerweise überfuhr unser Fahrer auf dem Weg zu unserem ersten Ziel ein Alpaka, diesen Vorfall versuchten wir schnellstmöglichzu vergessen. Das besagte erste Ziel war eine kleine Lagune, in der sich ein einsamer Flamingo befand. Später sahen wir noch zwei weitere, etwas flamingoreichere Lagunen. Wir hielten auch an sehr ungewöhnlichen Felsformationen, welche mit etwas Fantasie an Bäume errinnerten. Die letzte Station unserer heutigen Reise war die Laguna Colorada, welche uns vor allem während des Sonnenuntergangs ein gewaltiges Farbspiel bot. Dort heuerte mich unser Fahrer als Übersetzer für den nicht spanischsprachigen Teil unserer Reisegruppe an. Der Tag endete mit einer sehr langen aber letztendlich erfolgreichen Hotelsuche.
Am letzten Morgen in Uyuni fuhren wir schon 4:30 Uhr los, da unser Tagesplan sehr eng gestrickt war. Zuerst hielten wir bei Geysiren, welche leider aufgrund der Dunkelheit nicht allzu gut zu erkennen waren. Danach machten wir uns auf zu den Aguas Calientes, wo wir den Sonnenaufgang beim Baden in den Thermalquellen genießen konnten. Auf dem weiteren Weg trafen wir auf einige Alpakas, bevor wir bei marsähnlichen Felsformationen nahmens „Italia perdona“ ankamen, auf denen ich etwas herumkletterte. Die letzte „Natursehenswürdigkeit“ der Tour war die Laguna Negra. Von den steilen Felsen aus konnte man das tiefblaue, fast schwarze Wasser beobachten, wie es im Sonnenlicht schimmerte. Bevor wir am Abend weiter nach La Paz reisten, ließen wir den Tag noch in einem Café im Terminal ausklingen. Auch einen Powernap auf der Terminalbank genehmigte ich mir noch.
La Paz
In den ersten Stunden in La Paz war ich durch eine Lebensmittelvergiftung ein wenig außer Gefecht gesetzt. Da es noch sehr früh war, sah ich auf dem Weg zur Apotheke, wie die Stadt langsam erwachte und die Chulitas ihre Stände öffneten. Als ich mich gegen Nachmittag wieder wie ein Mensch fühlte, gingen wir zum Mercado de las Brujas. An den Ständen wurden neben Souvenirs und Kräutern auch Alpakaföten verkauft, was ein sehr einprägsamer Anblick war. Wir gingen eine reichlich mit Souvenirständen geschmückten Straße entlang zu einer recht imposanten Kirche. Von dort aus besuchten wir noch die Plaza Murillo, bevor wir wieder ins Hotel gingen.
Für den zweiten Tag in La Paz stand für uns die Valle de las Animas auf dem Plan. Dort hatte man einen fenomenalen Ausblick auf säulenähnliche Felsen, die früher durch schmelzendes Gletschereis geformt wurden. Der Tourguide erzählte uns viel über heilende Pflanzen, die in den Bergen wuchsen und auch über den Glauben der Andenvölker. Manche glauben zum Beispiel daran, dass die Seele nach dem Tod den Titicacasee überqueren muss, um in ein besseres Leben zu kommen. Wenn das vorherige Leben sündhaft war, geht die Seele unter. Auf den Bergen sammelten wir auch Quarze und tranken zusammen Cocatee, was einem eine sehr gute Linderung gegen die Höhenkrankheit verschaffte. Ich unterhielt mich noch sehr lange mit dem Tourguide, während wir die überwältigende Aussicht genossen.
Tags darauf spazierte ich ein wenig im Alleingang durch die Stadt, da meine geschätzte Reisepartnerin nun vor ähnlichen Problemen stand wie ich am Ankunftstag in La Paz. Trotzdem entschlossen wir uns gegen Nachmittag per Indrive zur Valle de la Luna zu fahren. Die Umgebung dort erinnerte tatsächlich an eine außerirdische Landschaft und sah ein wenig aus wie eine kleinere Version der Valle de las animas. Im Anschluss fuhren wir noch zu einem Aussichtspunkt, von dem aus man über die ganze Stadt blicken konnte. Auf dem Weg unterhielt ich mich mit unserem Fahrer über Gott und die Welt. Am Abend ging ich mir alleine noch etwas zu essen holen und entdeckte dabei eine Kunstgalerie, in der Lifekonzerte gehalten wurden. Diesen wohnte ich noch eine Weile bei, bevor ich mir einen Burger genehmigte.
Den letzten Tag in La Paz fuhren wir mit den Seilbahnen zu El Alto und striffen dort über einen sehr großen Markt. Es gab verschiedendste Marktstände so weit das Auge reichte. Später beobachteten wir belustigt auf der Plaza Murillo die Touristen, die von Tauben attackiert wurden, da sie sich dort unüberlegt Vogelfutter gekauft haben. Nach dem Mittagessen besuchten wir noch ein Kunstmuseum. Dort machten die Künstler u.A. auf die Missstände der indigenen Bevölkerung und der Migranten aufmerksam. Gegen Nachmittag machten wir uns dann auf zum Terminal, um die lange Reise zurück nach Santa Cruz anzutreten.
Ich hoffe euch haben die neuen Eindrücke von Bolivien, die ich hier mit euch geteilt habe, ein wenig gefallen. Ich versuche wieder etwas regelmäßiger zu schreiben. ¡Hasta pronto!
Barbara
Hallo,
ich glaube nicht, dass es eine Lebensmittelvergiftung war.
In La Paz hatte ich die gleichen Probleme und es war eindeutig die Höhe. 😉
LG
Luise Schill
Ich bin mir ziemlich sicher, dass. Brechdurchfall mit Fieber direkt nach einem Milchshake für eine Lebensmittelvergiftung spricht, zumal das nicht mein erster Besuch in La Paz war.😅