Erlebnisse im Mano Amiga
Unmittelbar nach Ostern wurden die Geburtstage der letzten drei Monate bei einer großen Feier zelebriert. Es gab Torte für alle, einige Kinderspiele und externe Schüler sponserten dem Mano Amiga Piñatas. Die Geburtstagskinder bekamen natürlich auch noch Geschenke. In den letzten Wochen kamen auch oft „Visitas“ also Besucher aus Unis und Hochschulen, die den Kindern auf spielerische Weise z.B. Sachen über Gesundheit beibrachten. Nicht selten schlossen sie ihren Besuch mit einer Merienda ab, die üppiger war als das, was wir normalerweise bekommen. Bei einer Visita brachte jemand den Kindern (und uns Volontären) den Nationaltanz von Santa Cruz bei, welcher tatsächlich recht viel Spaß macht. Oft gingen wir in den letzten Wochen mit den Kindern in verschiedene Parks, da es meist zu kalt für das Schwimmbad war. Es ist sehr schön gelegentlich etwas Natur zu sehen, da es davon in Santa Cruz doch recht wenig gibt.
Neulich fand auch ein Fußballtournier zwischen den Hogaren statt. Dafür trainierten die Educadoras für zwei Wochen fast jeden Abend mit uns. Dieses Training zahlte sich aus, denn das erste Spiel gegen das Barrio Jovenil gewannen wir. Ich traf sogar beim Elfmeter das Tor, was mich aufgrund meines sportarmen Hintergrundes sehr stolz machte. Das zweite Tournier (das Finale) eine Woche später spielten wir gegen den Hogar Don Bosco. Dieses verloren wir zwar, endeten letztendlich aber auf dem zweiten Platz, was uns einige Belohnungen einbrachte.
An einem Samstag machten wir mit dem Mano Amiga einen Ausflug ins Kino, wo wir den Film Kung Fu Panda schauten. Ich genoss es sehr, dass wir mal einen Ausflug machten, denn dies ist nur selten möglich, da die Kinder den Großteil ihrer Freizeit für Hausaufgaben aufwenden müssen. Hausaufgaben dominieren leider auch meine allgemeine Arbeitszeit im Mano Amiga. Das finde ich recht schade, da ich eigentlich auch gerne Aktivitäten und Spiele mit den Kindern machen möchte.
Außerhalb der Arbeit…
In unserem Zusammenleben als Volontäre hat sich bei uns auch etwas verändert. Für einen Monat stieß Yannik zu uns, ein Student aus Deutschland, der durch Südamerika reist. Er kam an dem Abend an, an dem wir auch im Haus der Salesianer zum Abendessen eingeladen waren. Dort hatten wir gleich die Gelegenheit ihn besser kennenzulernen, während wir die kolumbianischen Empañadas, die uns serviert wurden, verschlangen.
In der Stadt habe ich in letzter Zeit viele hübsche neue Orte gefunden. Darunter einige Kunstgalerien und Museen, den Stadtpark ,, parque urbano“ und ein süßes Café in der Innenstadt, das Anna mir gezeigt hat. Solche Orte machen den Großstadtkoller wesentlich erträglicher und bringen mich dazu, meine Zeit glücklicher und auch produktiver zu verbringen. Ich finde es unfassbar schön, dass selbst diese Großstadt voll von Künstlern und regionaler Kunst ist.
Reise zum Titicacasee
Da wir ein Wochenende durcharbeiteten, konnten wir Volontäre zusammen für ein paar Tage zum Titicacasee fahren. Die Hinfahrt allein war schon eine kleine Odyssee, denn nach den 18 Stunden Busfahrt nach La Paz fuhren wir noch weitere drei Stunden mit einem Minibus zur Copacabana und von dort aus mit einer Fähre zur Sonneninsel. Letzteres fiel mir durch meine Seekrankheit zwar etwas schwer, aber die Aussicht vom Dach der Fähre auf den Titicacasee ließ mich diese Unannehmlichkeit vergessen. Wir beobachteten ein nahendes Unwetter, das uns zum Glück nicht erreichte. Um das Hotel zu erreichen stiegen wir eine sehr steile Inkatreppe hinauf, was mit Gepäck und der höhenbedingt dünnen Luft schwierig war. Das Ziel war den langen weg aber absolut wert, denn die Aussicht war fantastisch und unser Hotel sehr hübsch. Nachdem wir uns eingelebt hatten, gingen wir noch in ein Restaurant. Dort bekamen wir ein traditionelles, günstiges Menü, das frisch von einer Chulita zubereitet wurde.
Den zweiten Tag starteten wir mit dem ausgewogenen Hotelfrühstück, bei dem wir eine weitere deutsche Touristin namens Julia kennenlernten. Zusammen beschlossen wir, anstatt um die ganze Insel zu laufen wie ursprünglich geplant, die halbe Strecke mit der Fähre zurückzulegen. Am Vormittag machten Anna und ich einen kleinen Spaziergang und genossen dabei die fenomenale Aussicht. Es war beeindruckend, dass man immernoch den Etappenbau der Insel erkannte, den die Inka zum terraformen benutzten. Die anschließende Fährenfahrt bis zum Ausgangspunkt unserer Wanderung war zu meinem Glück sehr kurz. Beim Wandern passierten wir eine imposante Inkaruine und einige Berge und Täler. Ich genoss die Natur und die Umgebung, die ganz anders war als in Santa Cruz.
Tags darauf fuhren wir wieder zur Copacabana, wo zu unserer Überraschung eine recht große Feier stattfand. Nachdem wir ein Hotel gefunden hatten, begaben wir uns auf Nahrungssuche. Eine Parade voll von kostümierten, tanzenden Menschen kreuzte dabei unseren weg einige Male und wir schauten dem Treiben begeistert zu. Mir wurde von einer Bolivianerin erklärt, dass jeder Abschnitt der Parade eine ethnische Gruppe vertrat, was die verschiedenen Kostüme und Tänze erklärte. Leider war unser Hotel sehr hellhörig, weshalb wir bis tief in die Nacht die feiernden Menschenmassen hörten. Auch am nächsten Morgen war die Feier noch in vollem Gange.
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