Die Zeit um und an Ostern forderte von uns Volontären ihren Tribut, war allerdings zur gleichen Zeit auch wunderschön. Eingeleitet wurde die „Semana Sancta“ am Montag, an dem wir im Haus der Salesianer mit den Mano Amiga Kindern Lieder sangen, das Abendmahl mit frisch gebackenem Brot feierten und ein Video schauten, das die christliche Ostergeschichte sehr kinderfreundlich erklärte. Später teilte einer der Hermanos uns Volontären mit, welche Aufgaben wir über die heilige Woche verteilt erfüllen sollten und welche Festivitäten und Gottesdienste anstanden.
Neben dem gewöhnlichen Arbeitsalltag, der uns auch während der Osterzeit nicht verließ, wurden Lorena und ich dazu beauftragt, Engelsflügel für die Kinder zu basteln. Diese sollten sie bei einer der Messen tragen. Wie mittlerweile fast jeden Tag, seitdem der Drucker kaputtgegangen ist, zeichnete ich auch Dienstag und Mittwoch Ausmalbilder für die Kinder, die mit ihren Hausaufgaben fertig waren. Eine Alltagsänderung, die mir sehr gefiel, war, dass wir den Rosario am Dienstag unter freiem Himmel beteten und danach eine Ostergeschichte anhörten. Zwei der Kinder im Mano Amiga vertrauten mir diese Woche auch gravierende Teile ihrer Lebensgeschichte an, was mich einerseits sehr berührte und andererseits auch massiv überforderte.
Auch gab es auch noch letzte Formalitäten für das Visum, die zu klären waren. Deshalb gingen Anna, Elias und ich in der vergangenen Woche dreimal zu einem Büro, wo wir unseren Carnet beantragten. Dies ist mehr oder weniger ein bolivianischer Personalausweis, der zum Visum dazugehört.
Am Gründonnerstag ging ich früh morgens mit Anna und Maria zuerst ins Mano Amiga und dann zum Hogar Don Bosco um Kostüme für den Via Cruzis- den Leidensweg Christi- abzuholen. Bei diesem sollten wir als Statisten fungieren. Danach zogen wir uns um, da am Vormittag eine Messe stattfand, bei der Hermano Tin zum Salesianer ernannt wurde. Diese Messe wurde sehr feierlich begangen und war an und für sich sehr schön. Darauf folgte ein gemeinsames Mittagessen im Hogar. Anschließend gab es einen weiteren Gottesdienst anlässlich zum Gründonnerstag. Diese beinhaltete unter anderem, dass der als Jesus verkleidete Marco den als Jünger verkleideten Hogarjungs die Füße wusch. Dieser Brauch war mir neu, allerdings war ich vorher auch noch nie bei einer katholischen Gründonnerstagsmesse. Spät abends gingen wir Volontäre noch einmal in die Kirche, diesmal aber nicht für einen Gottesdienst. Stattdessen fand ein stilles Gebet statt, welches wir mit selbstgewählter Musik unterstützen durften.
Mein Karfreitag begann damit, dass ich zusammen mit Felix einen Apple Crumble für Marias Geburtstag buk. In der Zwischenzeit bereitete Anna das Geschenk für sie vor. Es war ein Notizbuch was wir mit Blumen dekorierten und in dem jeder Volo eine Seite gestalten sollte. Später ging ich zusammen mit Maria zu einer Bäckerei um dort mit ihr eine Geburtstagstorte zu bestellen. Anschließend zogen wir unsere Kostüme für den Via Cruzis an. Maria spielte natürlich Mutter Maria, ich Maria Magdalena und die männlichen Mitvolos brillierten in selbstgebastelten Soldatenrüstungen. In diesem Aufzug liefen wir, vor Hitze sterbend, mit den Kindern durch die Straßen und stellten Szenen des Leidensweges Christi nach. Dies wurde mit einigen Wiederholungen des Vaterunser, sowie mit Gesang begleitet. Nach dem von mir gekochten Abendessen versuchten wir mit einem Film die Zeit bis Mitternacht zu überbrücken. 00:00 Uhr überraschten wir Maria mit einer Konfettikanone und dem Geschenk und aßen schließlich gemeinsam den Apple Crumble.
Am Samstagmorgen half ich Maria dabei, die Merienda für die Hogarjungs vorzubereiten. Danach stellte ich aus unerklärlicher Motivation selbst Erdnussbutter her und machte im Anschluss einen Workout. Auf der Arbeit bastelte ich mit Lorena weiter an den Engelsflügeln. Nach dem Abendessen verteilte ich an die Kinder T-Shirts und Kerzen für die Messe. Diese begann mit Gebeten und Gesang an einem kleinen Osterfeuer, an dem wir unsere Kerzen anzündeten und das Feuer symbolisch an die anderen weitergaben. In der Kapelle hörten wir uns viele Lesungen aus der Bibel an. Während der Messe rannte ich kurzzeitig mit einer der Educadoras zum Mano Amiga um die Flügel und Roben für die Kinder zu holen. Dann lag es an mir die Kinder aus der Kapelle zu lotsen und ihnen die Kostüme anzuziehen. Mir war es sehr peinlich, den Gottesdienst damit zu stören. Nach der Messe fuhren wir zum Haus der Hogarköchin, wo Marias Geburtstagsfeier stattfinden sollte. Die Feier war sehr heiter, wenn auch etwas chaotisch und sorgte dafür, dass wir erst 4:00 Uhr morgens wieder zuhause waren.
Etwas übermüdet ging ich morgens mit den anderen zur Ostermesse, welche sogar noch gesangsreicher war als die vorherigen Gottesdienste. Im Anschluss gingen alle zum Hogar Don Bosco, wo wir Volontäre mit den Kindern verschiedene Aktivitäten machten. Ich spielte mit den Kindern- hauptsächlich mit den Jungs aus dem Techo- Basketball. Dabei bekam ich das Kompliment, dass ich fast so gut spiele wie ein Mann… Als wir den Platz räumen mussten, tanzten wir mit einigen der Kinder Zumba, was tatsächlich Spaß machte. Nach dem Mittagessen knüpften wir noch Armbänder und danach beaufsichtigte ich die Mädchen im Schwimmbad. Als unsere Arbeit getan war, putzten wir Volos noch zusammen das Haus und bestellten danach Pizza, um uns nach diesem Tag etwas zu belohnen. Meine Familie fehlte mir dieses Ostern zugegebenermaßen sehr, da ich noch nie ein Osterfest ohne sie verbracht habe.
Wie ihr seht war meine Osterzeit ein wenig chaotisch, aber voll von Erlebnissen. Hoffentlich gefällt euch dieser Bericht ein wenig. 🙂
Ulla Fricke
Liebe Luise, das hört sich nach richtig viel Action an und ich weiß, dass die Feiertage für euch Volunteers immer extra Schicht bedeutet. Danke dafür!
Liebe Grüße Ulla