Liebe Leser,

gluecklicherweise habe ich euch im letzten Artikel das Versprechen gegeben, mich  vor unserer Abreise nach Buenos Aires noch einmal zu melden. Anders koennte ich mich jetzt wahrscheinlich nicht dazu motivieren, diesen Artikel zu schreiben. Die Schule ist wieder losgegangen und diese Woche mit wenig Schlaf, viel Arbeit und Hitze, hat ganz schoen an meinen Kraeften gezehrt.

Aber von vorne: Ab siebten Januar trudelten die Kinder so langsam wieder im Hogar ein. Es war spannend zu sehen, wie sich einige veraendert hatten. Wie schnell diese Kinder wachsen!! Manche sind uns gleich in die Arme gefallen, andere waren nach den 2 Monaten, in denen wir uns nicht gesehen hatten, wieder etwas schuechterner. Das legte sich aber ziemlich schnell! Fast alle freuten sich sogar sehr, wieder im Hogar zu sein, ihre Gruppe und Freunde und ja, sogar uns, die Voluntaerinnen, die so schlimme Dinge, wie sich zu Duschen oder sich beim Essen nicht zu pruegeln, von ihnen verlangen, zu sehen. Natuerlich gab es auch einige traurige Gesichter. Viele wollten nicht von ihrer Familie weg und so mancher kam traurig von den Ferien zurueck, wollte auf die Frage hin, wie es denn lief, aber nicht mehr als „Schlecht“ sagen.

Nachdem wir lange an 4,5 Tischen im grossen Comedor gegessen haben, fuellte sich dieser dann auch und auch der kleine Essensraum fuellte sich nach und nach. Schritt fuer Schritt sollte dann auch das Prinzip „Alltag“ wieder eingefuehrt werden. Die Zeit im „Sala“, also im Grupperaum, sollte wieder verstaerkt stattfinden, nachdem wir in den Ferien viel „Recreo“, also Pause zur freien Verfuegung, Sport oder gemeinsame Spiele draussen hatten. In dieser Zeit waren wir nicht in unseren Gruppe aus dem Vorjahr. Es waren immer zwei Gruppen zusammengelegt und ich war z.B. mit der 1. & 2. Klasse. Das war teilweise eine ganz schoene Herausforderung. Die Erstklaessler kamen frisch aus dem nebenan gelgenen Heim „Fatima“ und waren/sind einfach UNGLAUBLICH frech und anstrengend! Ich habe die Haelfte der Zeit damit verbracht, ueber das Gelaende zu laufen und diese Zwerge zu suchen, ihnen zu erklaeren, dass sie in ihren  Sala muessen und dort die jeweilige Actividad, wie das Alphabet lernen, Malen, Basteln, etc. zu machen. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund dachten sie, wenn sie einfach „Nein“ sagen, wuerde ich mich damit abfinden und ohne sie in den Sala zurueckkehren. Ausserdem waren sie irgendwie alle der Ansicht, sie seien staerker als ich. Ich habe ihnen oft versucht zu erklaeren, dass es keinen Sinn macht wegzurennen, sich irgendwo festzuhalten oder aber mich mit ihren kleinen, dicken Faeusten zu boxen. Sie haben es nicht kapiert. Naja, diese zwei Wochen hatten dann auch irgendwann vorbei und ich habe zu schaetzen gelernt, was meine Kleinen doch schon so koennen 😉 Denn sonst muss ich beim Austausch der Actividades manchmal feststellen, dass ich manche Dinge nicht mit ihnen machen kann, weil sie einfach noch zu unselbststaendig und ungeduldig sind. Die Kinder unserer Gruppen waren in dieser  Zeit teilweise etwas verstimmt und haben uns an den Kopf geworfen, wir wuerden sie im Stich lassen und wir sollten doch in der Gruppe bleiben, in der wir jetzt waeren und so weiter. Wir haben diese Eifersuechteleien einfach ignoriert, denn wir wissen ja: Sie waren aus Liebe! 😉

Als dann wirklich alle Kinder  wieder da waren und die Gruppeneinteilung wieder normal wurde und Salas und Dormitorios eingeteilt wurden, hatten wir vier das Glueck, dass wir, obwohl eine Voluntaerin fuer die erste Klasse gebraucht wurde, in unseren Gruppen bleiben durften. Auch, wenn es niht mehr die identischen Gruppen sind. Es gab einige Erzieherwechsel und ein paar Kinder sind auch nicht wiedergekehrt, oder aber sitzen geblieben und neue Kinder gibt es natuerlich auch. Im Gegensatz zu den anderen, deren Gruppenzahl teiweile gravierend angestiegen ist, habe ich statt 12, nur noch 11 Kinder in meiner Gruppe. Die kleinste Gruppe im ganzen Hogar. Ich schaetze mich sehr gluecklich damit!
Einer ist leider sitzen geblieben, aber wenigstens sehe ich ihn beim Essen und den Pausen und dem Alltagsleben ja noch…Einer hat in den Ferien das Heim gewechselt, in ein anderes Departamento und einer ist bei seiner Familie geblieben. Einer aus Meikes Gruppe ist jetzt bei mir und einen Neuen habe ich noch. So, klingt vielleicht alles ein bisschen verwirrend, tut mir leid.

Zusammenfassend: 11 Kinder, alle recht suess, alle recht aufgedreht, alle viel Unsinn im Kopf, einer verpeilter als der andere und mittendrin ich, die sie den Tag ueber begleitet. Meine Vormittagserzieherin ist nach ihrer Babypause wieder da, was ich super finde, weil sie einerseits ziemlich lustig und nett ist und ausserdem eine recht strikte Hand ueber den Jungs walten laesst, was sie wirklich noetig haben! Da sie jedoch das Baby zu Hause hat und noch ein Kleinkind, dessen kinderbetreuung erst ab 8.00 Uhr anfaengt, kommt sie jeden Morgen etwas spaeter. Ich fange nun schon um 6.30 Uhr zu arbeiten an, statt um 7.00 Uhr und bin dann bis zum Fruehstueck mit den Jungs alleine. Ich finde es schoen, dass mir das zugetraut wird. Andererseits kostet diese Zeit am Morgen auch einige Nerven. Aber ich lerne dazu und mittlerweile lasse ich mich von Liegenbleibern oder Verweigerern nicht mehr so auf die Palme bringen. Ich erklaere ihnen ruhig die Konsequenzen und ziehe dann mit dem Rest das Geplante durch. Ansonsten bleiben die Arbeitszeiten gleich, wie im letzten Schuljahr. Ich komme von um 12 bis um 14.00 wieder und dann kehre ich wieder, wenn die Jungs von der Schule kommen, so um 17.30, hole sie dort ab und bleibe bis sie schlafen. Diese Arbeitszeiten sind ganz schoen anstrengend, wie ich diese Woche wieder bemerkt habe. Durch das staendige Hin und Her zwischen Haus und Hogar, faellt es schwer zwischen den Arbeitsschichten abzuschalten. Aber ich denke, wenn ich wieder richtig in dem Rhythmus drin bin, wird auch das wieder besser.

Dienstag ist es dann endlich so weit: Wir fliegen nach Buenos Aires. Ich bin schon sehr gespannt auf den Austausch mit den anderen Voluntaeren, was diese so erlebt haben und welche Tips sie einem so geben koennen! Die neun Tage, die wir dann unterwegs sind kommen  den Kleinen, die immer in Sonntagen rechnen, bestimmt ewig vor, aber ich habe den Plan, ihnen Montagabend allen einen kleinen Leuchtstern an ihr Bett zu machen, damit sie wissen, dass ich immer an sie denke.

Und das tue ich auch stets.

Liebe Gruesse!

Lisa